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Am Spieltisch der Megakons ist eine neue Runde ausgegeben worden. Altbekannte Spieler*innen hüten eifersüchtig ihr Blatt und mustern misstrauisch die Neulinge. Wer sind die Neuen und was machen die alten Kons? Auch im neuen Quellenband Shadowrun: Konzerngewalten wird klar: Wissen ist Macht.

Willkommen zurück im JackPoint, Chummer! Seit dem letzten Buch über die Megakons sind fünf Jahre, in der Shadowrun-Welt zwischen Megakons 2078 und dem aktuellen Konzerngewalten nur drei Jahre vergangen. Im bunten Reigen der Megakons hat sich währenddessen einiges getan: Nachdem sich der Staub der letzten Ingame-Ereignisse gelegt hat, wurden die Karten im Spiel der Megakons neu gemischt. Doch genug der altbackenen Metaphern. Was steht im Buch?

Glossar

A bis AAA: Einstufung der Großkonzerne, AAA-Konzerne haben die größte Macht und meisten Privilegien.

Ares Macrotechnology (kurz: Ares): Einer der „Großen Zehn“ genannten Megakonzerne. Der Hauptsitz lag bis 2080 in Detroit.

Aztechnology (Aztec): Ein weiterer Megakonzern der „Großen Zehn“.

CAS: Steht für „Confederation of American States“, einer der neuen Staaten auf dem nordamerikanischen Kontinent.

Evo: Megakonzern der „Großen Zehn“ mit großer Akzeptanz Metamenschen und vernunftbegabten nicht-metamenschlichen Arten gegenüber.

Insektengeister (Bugs): Besondere Form von Geistern, die einen Wirtskörper besetzen und seit den Vorfällen in Chicago (Bug City) gehasst und gejagt werden.  

JackPoint: Matrixknoten, der dem freien Wissensaustausch von Shadowrunnern dient.

KFS-Krise (Kognitives Fragementierungssyndrom): Dissoziative Störung, die durch den KFS-Computervirus ausgelöst wird. Ursache ist die Übertragung von Fragmenten künstlicher Intelligenzen, umgangssprachlich Hirncrash.

Matrix: Weltweites Computernetzwerk, mit dem eigentlich alles verbunden ist – auch deine neue Outdoor-Jacke. Es gibt AR- und VR-Optionen.

Naga: Vernunftbegabte, paranormale Schlangenwesen, die Kreaturen aus der südostasiatischen Mythologie ähneln.

NeoNet: Ehemaliger Megakonzern der „Großen Zehn“, wurde von Spinrad Global zerschlagen.

Renraku Arkologie: Gigantischer autarker Gebäudekomplex in Seattle, der 2059 von der KI DEUS übernommen und abgeriegelt wurde.

Renraku: Weiterer Megakonzern der „Großen Zehn“.

Shiawase: Weiterer Megakonzern der „Großen Zehn“.

Spinrad Global: Neuzugang unter den „Großen Zehn“.

Shadowrunner (kurz: Runner): Namensgebende Auftragskriminelle.

Shadowtalk: Ingame-Kommentare von Personen in den JackPoint-Dateien.

UCAS: Steht für „United Canadian and American States“, einer der neuen Staaten auf dem nordamerikanischen Kontinent.

 

Inhalt

Das neue Buch über die Megakons kommt schlanker als sein Vorgänger daher, doch es ist mehr als nur ein Update über die aktuelle Konzernwelt. Es ist ein umfassender Überblick über die „Großen Zehn“. Das bedeutet, dass es zwar hilfreich ist, Megakons 2078 gelesen zu haben, aber nicht zwingend notwendig. Alle wichtigen Informationen sind im neuen Buch vorhanden.

Nicht überraschend hat sich in den drei Ingame-Jahren und den dazwischen liegenden Meta-Plots Blackout und Schlagschatten das Ranking der „Großen Zehn“ etwas verschoben. Die altbekannten großen Kons sind wie immer dabei, plus ein Neuzugang. Spinrad Global ist in den Kreis der „Großen Zehn“ aufgestiegen und hat dabei die Überreste von NeoNet hinter sich gelassen.

Willkommen, Omae!

Das Buch ist nach dem bekannten Shadowrun-Muster aufgebaut: Es beginnt mit einer Kurzgeschichte aus der Konzernwelt und leitet dann mit dem bekannten Format des JackPoint-Hosts inklusive Shadowtalk den eigentlichen Inhalt ein. Diese Ingame-Schreibweise macht eine der Stärken des Buches aus, denn somit sind die Informationen auch für Spielende nutzbar. Die Spielleitung kann die Informationen als wahr darstellen oder als Falschinformationen nutzen.

Ihr wollt es!

Das erste Kapitel befasst sich mit einer grundlegenden Erklärung über den Aufbau, die Funktion und die Macht der Megakons. Hier wird noch einmal ergänzend zum Grundregelbuch die Einteilung von A- bis AAA-Konzernen, und deren wichtigsten Privilegien, wie zum Beispiel Exterritorialität und SIN-Registrierung, erklärt. Weiter geht es mit der Zürich-Orbitalstation und deren Funktion.

Neu in Konzerngewalten ist, dass in diesem Kapitel einige Organisationen aufgeführt sind, die sich dem Kampf gegen die Konzernmacht verschrieben haben. Ironischerweise sind die UCAS nach den Geschehnissen in Blackout ebenfalls auf dieser Liste.

Der Hauptteil des Buches beschreibt die zehn großen Megakons mit AAA-Einstufung und bis auf eine Ausnahme sind das alles alte Bekannte. Jedes dieser Kapitel ist nach dem gleichen Schema gegliedert. Ein Kasten mit den Fakten und wichtigsten Tochterfirmen steht am Anfang. Weiter geht es mit der Geschichte, den Spezialgebieten des Kons und den aktuellen Führungskräften. Der vielleicht interessanteste Teil sind die aktuellen Pläne und Probleme jedes Kons, denen jeweils ein eigener Absatz gewidmet ist.

Johnny Spinrad wirkt wie der Tony Stark Shadowruns: Genie, Milliardär, Playboy, Philanthrop.

Da die Megakons immer auch in der Oberliga spielen, beziehen sich die Probleme des Kons auf den aktuellen Metaplot. Im Kapitel über Ares wird der Kampf gegen die Bugs und die Auseinandersetzung mit den UCAS thematisiert, die wiederum detailliert im Quellenbuch Blackout erklärt wird. Im Shiawase-Kapitel kommt ebenfalls die mögliche Verbindung Shiawase zu den Blackouts zur Sprache.

Welche Jobs die entsprechenden Kons vergeben und was dabei zu beachten ist, wird wiederum als Ingame-Text im nächsten Absatz erklärt. Es werden Aufhänger typischer Runs für den Konzern vorgeschlagen und Eigenarten der konzerneigenen Johnsons veranschaulicht. Jedes Konzernkapitel wird mit Spielinformationen abgeschlossen, die meist bestimmte Konzern-Connections und Vor- und Nachteile beinhalten. Auf einen ADL-Verweis, wie im vorangegangenen Megakon-Buch, wurde  leider verzichtet. Die letzten zwei Seiten sind noch einigen namhaften AA-Konzernen mit einer sehr kurzen Beschreibung gewidmet.

Pläne in Plänen

Exemplarisch soll das Kapitel über Aztechnology hervorgehoben werden, denn hier bekommt der Shadowtalk ein eigenes Momentum, beziehungsweise eine zusätzliche Handlungsebene. Der Runner und Autor der Aztec-Datei schreibt oder diktiert den Text, während er auf der Flucht vor einem Angriffteam eben jenes Konzerns ist. Im Laufe des Aztec-Kapitels steigt die Spannung dieser Nebenhandlung zu einem sehr unterhaltsamen Finale. Für die Lesenden werden damit auf ironische Art und Weise die blutigen Geheimnisse Aztecs an Licht gezerrt.

Wir machen Ihnen ein Angebot.

Das Kapitel über Ares sticht ebenfalls hervor, da es fast direkt an Blackout anknüpft. Nach den katastrophalen Ereignissen in Detroit, dem Kampf gegen die Insektengeister und dem Umzug des Hauptquartiers in die CAS, musste der Konzern viele Verluste verkraften. Er startet eine umfangreiche Konsolidierung, die hervorragende Möglichkeiten für Spielrunden bereithält.

Geschäftlich oder privat?

Ebenso ringt Evo mit den vergangenen Ereignissen. Die Nachwirkungen der KFS-Krise und der Verlust des letzten CEOs haben den Konzern schwer getroffen. Dennoch bleibt Evo seinem Motto „Evo ist Akzeptanz“ treu und macht das Beste aus diesen Entwicklungen. Nun hat der Konzern eine magisch begabte Naga zur CEO gewählt und ist damit der einzige Konzern mit einer nicht-metamenschlichen Person an der Konzernspitze. Des Weiteren wurde vielen KFS-Infizierten die Konzernbürgerschaft verliehen, um deren Fähigkeiten für den Konzern nutzbar zu machen. Wieder ist Evo hier ein Vorreiter, da KFS-Infizierten im Rest der Welt bestenfalls misstraut wird und sie schlimmstenfalls gejagt werden. Die neuen Konzernbürger*innen bringen das technische Know-how ihrer digitalen Intelligenzen mit und katapultieren die technologische Forschung des Konzerns nach vorn. Doch diese technischen Entwicklungen wecken natürlich den Neid der Konkurrenz, der wiederum in viele Jobangebote für Shadowrunner*innen mündet.

Der Quellenband ist vollfarbig und fügt sich in den bekannten Shadowrun-Stil der 6. Edition ein.

Bei Shiawase gibt es eine interessante Neuigkeit: Der Konzern hat die berühmt-berüchtigte Renraku Arkologie von der Stadt Seattle übernommen und mit großen Leuchtbuchstaben markiert. Die frisch umbenannte Shiawase Arkologie Seattle (SA:S) soll das neue Hauptquartier von Shiawase-Nordamerika werden. Umgangssprachlich wird allerdings der Spitzname „Shiaraku-Arkologie“ haften bleiben.

Zusammengefasst stellt das Buch einen reichhaltigen Fundus an Aufhängern für klassische Konzern-Runs vor. Für Freunde von alternativen Shadowrun-Kampagnen kann das Buch als Grundlage für eine Konzern-Kampagne genutzt werden, die sich um das Überleben in der nicht minder gefährlichen Konzernumgebung dreht.

Egal, ob die Spielrunde aus Runner*innen oder Konzerner*innen besteht, es gilt:

Wir wollen zukünftig noch ergebnisorientierter denken und die Performance steigern.

Willkommen im Team.

 

Erscheinungsbild

Mit 180 Seiten ist das Buch recht schmal, da es praktisch nur um die zehn Megakons geht. Der Quellenband ist vollfarbig und fügt sich in den bekannten Shadowrun-Stil der 6. Edition ein.

Das detaillierte Inhaltsverzeichnis findet sich, wie üblich, am Anfang des Buches.

Eine gesonderte Erwähnung gebührt dem Schreibstil des Buches, der hervorragend und so unterhaltsam geschrieben ist, dass an keiner Stelle Langeweile beim Lesen aufkommt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Pegasus Spiele
  • Autor*in(nen): Jason M. Hardy (Redaktion)
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 180
  • ISBN: 978-3-96928-025-6
  • Preis: 19,95 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, DriveThruRPG, Sphärenmeister

 

Fazit

Die Megakons sind allgegenwärtige Mächte in der sechsten Welt. Daher ist es nur recht, dass diesen gigantischen Organisationen ein eigenes Buch gewidmet ist. Sowohl Spielende als auch Spielleitungen bekommen ein unterhaltsames und informatives Buch rund um die Gegenspieler*innen der Runner*innen. Dabei ist das Buch ein reiner Hintergrundtext mit nur einer Handvoll Regelergänzungen, die mehr den Hintergrund der Spielercharaktere vertiefen, als spielrelevante Vorteile zu bieten. 

Hervorzuheben ist die hohe Qualität der Texte. An einigen Textstellen sind die Kapitalismuskritik und Ironie dahinter gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich. Für Shadowrun-Einsteigende wie Veteran*innen beinhaltet das Buch einen guten Überblick über die Welt der zehn großen Konzerne Stand 2081. Allerdings fehlt ein Überblick über den Konzernalltag, der in Megakons 2078 noch ein Extrakapitel hatte.

Lesenden ohne Kenntnis des Buches Blackout werden einige Zusammenhänge und Hinweise unverständlich bleiben, aber hier kann die interessierte Leserschaft eine Zusammenfassung lesen.

Wie so oft bei deutschen Shadowrun-Büchern ist das Preis-Leistungs-Verhältnis ungeschlagen auf dem Rollenspiel-Buchmarkt.

  • Bekannte Shadowrun-Ingame-Schreibweise
  • Unterhaltsamer Shadowtalk
  • Sehr guter Schreibstil
 

  • Kein ADL-Teil der Konzerne

 

Artikelbilder: © Pegasus Spiele
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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