Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten

Erst vor kurzem stellten wir euch den ersten und den zweiten Teil von Jörg Bennes Trilogie Das Schicksal der Paladine vor (Das Schicksal der Paladine – Verschollen; Das Schicksal der Paladine – Gestrandet). Dieses Mal liegt unser Augenmerk auf dem dritten Band der Reihe. Für alle, die mehr wollen, haben wir auch eine Rezension zu Jörg Bennes Roman Legenden von Nuareth – Die Stunde der Helden im Repertoire.

Für diejenigen, die die vorherigen Rezension nicht gelesen haben, folgt hier eine kurze Wiederholung zur Beschreibung der Welt und der Existenz der Paladine:

Wie bereits erwähnt, spielt die Geschichte in Nuareth, genauer gesagt auf der Insel Nasgareth, einer Welt, die parallel zu der Unsrigen existiert. Durch ein so genanntes Portlet (ein Amulett) gelangten vor vielen Jahren einige Menschen per Zufall nach Nasgareth und, ganz anders als in ihrer Welt, besaßen sie auf einmal große Kräfte. Ihre Arme waren übersät von Symbolen, durch die sie mächtige Zauber wirken konnten. Doch wie so oft in der Geschichte waren sich die Ankömmlinge in Bezug auf ihre Kräfte uneins. Während die einen die neue Welt schützen und ihre Bewohner unterstützen wollten, wollten sich die anderen über sie als ihre Anführer erheben und die Welt dominieren. Es entbrannte ein Krieg zwischen ihnen, aus dem die schützenden Paladine als Sieger hervorgingen. Um solch eine Auseinandersetzung für immer zu verhindern, verhingen sie einen Zauber über das Portlet, durch den nur noch die Nachkommen der Paladine auf der Erde zwischen den Welten hin und her reisen sollten.

Story

Genauso wie Band zwei, schließt die Story des dritten Bands bündig an die vorherigen Bände an, so dass eine Zusammenfassung der Handlung ohne Spoiler der Bände eins und zwei nicht möglich ist.

Spoiler

Es ist vollbracht. Durch Tristans Opfer, das Amulett zu zerstören, konnten die vereinten Kräfte der Menschen und der verbleibenden Paladjur Mardra besiegen. Zumindest für den Moment. Die Überreste des toten Drachen Smurk benutzend, flüchtete Mardra nach Nuareth, um sich auf die Suche nach dem Amulett der Nekromanten zu machen und seine Stärke wiederzuerlangen. Doch auch Martin, Tristan, Katmar, Shurma, Tiana und Lissann sind nicht untätig und begeben sich auf die Reise übers Meer, um Mardra ein für alle mal zu stoppen.

Zur selben Zeit kehrt Darius mit Hilfe des Portlet der Nekromanten nach Nuareth zurück. Doch ist er nicht mehr derselbe. Anstelle seiner hellen Paladinmale zieren nun die schwarzen Male der Nekromanten seine Arme. Getrieben von dem Wunsch Tristan wiederzusehen, versucht er aus der Dunkelheit der alten Gnomschächte zu entkommen. Allerdings ist dies nicht alles was ihn treibt …

Bei der Überfahrt von Nasgareth zum Festland werden die Freunde von Magier-Piraten angegriffen, wobei Shurma und Tiana verschleppt werden. Mittels Lissanns besonderer Gabe schaffen es die anderen, sich zu befreien und das Schiff zurückzuerobern. Jedoch zu spät. Shurma und Tiana sind bereits längst in Helkar angekommen und sollen als Lustsklavinnen verkauft werden. Während Tristan und Lissann weiter zu ihrem eigentlichem Ziel reisen, um dem Amulett nachzujagen, brechen Martin und Katmar zur Rettung der Frauen auf.

[Einklappen]

Im Gegensatz zu Band eins und zwei, büßt Band drei einiges an Spannung ein. Die vorher vorherrschende Grundspannung ist nicht mehr vorhanden, was daran liegen kann, dass alle offenen Fragen beantwortet wurden. Der dritte Band stellt zwar neue Fragen, jedoch erst gegen Mitte des Romans. Was nicht bedeuten soll, dass es bis dahin keine Action gäbe. Der Autor versucht mit kleinen Scharmützeln und ständig neuem Bedrohungspotenzial Spannung zu erzeugen, was allerdings nicht immer gelingt. Es ist leider häufiger der Fall, dass Handlungsstränge viel zu vorhersehbar sind und dadurch einiges an Spannung, die sonst vorhanden wäre, verloren geht.

Ganz in guter alter Das Schicksal der Paladine-Tradition, beinhaltet natürlich auch der finale Band eine alles entscheidende Schlacht, die auf den letzten ca. 80 Seiten ausgetragen wird. Nur ein paar Seiten weiter endet die Geschichte endgültig. Persönlich hatte ich nach dem Lesen des letzten Satzes das Gefühl, aus einem Traum zu erwachen. Man ist zurück in der Realität und ist einerseits froh, andererseits jedoch auch wehmütig ob der verlassenen Welt. Diesen Effekt erzeugte, so meine Meinung, allerdings nicht Band drei, sondern die Geschichte an sich. Also die Tatsache, dass man alles als Begleiter eines Jungen aus unserer Welt verfolgt und erlebt. Laut dem Nachwort war dies auch genau der Effekt, den der Autor erzielen wollte. Er wollte dem Leser seine Welt näher bringen, indem er sie durch die Augen eines Jungen aus unserer Welt betrachtet.

Das größte Manko und den gravierendsten Unterschied zu den vorherigen Bänden stellt die Entwicklung der Charaktere dar. Während die Entwicklung von Darius komplett vorhersehbar ist, wirkt die von Martin anfangs gänzlich unglaubwürdig – vom willensstarken Krieger zum verunsicherten Jungen.  Alles in allem verlieren die Charaktere in ihren Handlungen und Gefühlen an Tiefe. Ihre persönlichen Ziele und Motivationen sind unklar, wobei besonders die „NSCs“ mit diesem Manko zu kämpfen haben.

Schreibstil

Im Großen und Ganzen fand keine Entwicklung des Schreibstils im Vergleich zu den vorherigen Teilen statt. Benne nutzt eine gesunde Mischung aus langen und kurzen Sätzen, die von ihrer Form her simpel gestrickt sind, was für ein einfaches und angenehmes Lesen sorgt. Erstaunlicherweise habe ich für diesen Band trotzdem doppelt so lang zum Lesen gebraucht, wie für Band eins, der sogar kürzer war. Dennoch zitiere ich auch hier meine Aussage zu den vorherigen Bänden: „[…] ich wage zu behaupten, dass selbst ein ungeübter Leser die 300 Seiten an einem Tag schaffen kann, wenn er denn möchte“.

Die Erzählsicht vollzieht in diesem Teil eine weitere Entwicklung, bei der man das Gefühl bekommen kann, Benne wolle dadurch die Leser darauf aufmerksam machen, in welchem Band sie sich gerade befinden. Band eins wurde von einem personalen Erzähler aus Tristans Sicht erzählt, Band zwei aus der von Tristan und Martin und Band drei wird aus der Sicht von Tristan, Martin und Darius erzählt. Generell laufen die Erzählungen parallel zueinander, sodass die Sichtweise innerhalb einer Seite durchaus wechseln kann, was jedoch immer durch einen Absatz kenntlich gemacht wird.

Der Autor

Jörg Benne ist 1975 in Bottrop geboren und wie die meisten Autoren ein Quereinsteiger. Mit seiner Roman-Trilogie Das Schicksal der Paladine, erschienen ab 2012 im Koios Verlag, führt der eigentliche Informatiker in die Welt von Nuareth ein und schmückt diese z. B. in seinem Roman Die Stunde der Helden weiter aus. Außerdem schreibt er Kurzgeschichten und Kinder- bzw. Jugendbücher. Auf seiner Autorenpage hält er seine Fans mit regelmäßigen Statusupdates auf dem Laufenden.

Preis-/Leistungsverhältnis

Die Entwicklung des Preises spiegelt erstaunlicherweise die Qualität des Inhalts wider. Während Band eins mit 14,50 EUR das teuerste, aber auch das beste Buch war, ist Band drei mit 9 EUR das günstigste, aber auch das schlechteste der Reihe. Die Gründe dafür habe ich ja bereits angeführt. Dennoch ist der Preis gerade noch so angemessen, da dieser Band zwar schlechter als seine Vorgänger, aber trotzdem vom Prinzip her kein schlechtes Buch ist.

Erscheinungsbild

Paladine 3 Koios Jörg Benne CoverDas Cover des dritten Teils stellt insofern eine Verbesserung dar, als dass man dieses Mal wenigstens erkennen kann, was genau abgebildet ist. In diesem Fall ein Schiff, das mit einem Sturm auf See kämpft, auch wenn es leider nicht sehr ansprechend wirkt. Im unteren Teil steht in unsauberer Schrift, die an die Anfänge der Fantasy-PC-Games erinnert, der Titel des Buchs.

Die Innengestaltung des Buchs hingegen ist wesentlich ansprechender. Ich kann nicht genau bestimmen, um welchen Schrifttyp es sich handelt, er vermittelt jedoch durch seine Serifen und seinen eher lockeren Typus das richtige Gefühl für einen Fantasyroman. Die Schrift hat eine angenehme Größe, die zusammen mit der Nutzung von Absätzen und dem Einrücken des Textes für ein gutes Leseklima sorgt. Einzig die augenscheinlich willkürliche Großschreibung einzelner Wörter im ersten Satz eines neuen Kapitels sorgt für Stirnrunzeln. Vorteilhaft wäre es auch gewesen, wenn der Bundsteg (der Innensteg eines Buchs) etwas breiter gewesen wäre, da so die Wörter gegen Mitte des Romans dazu neigen, beim Knicken verschluckt zu werden.

Das Papier ist sehr holzhaltig, was ein schnelles Vergilben begünstigt. Davon abgesehen ist der Roman in seinem A5-Taschenbuchformat nichts Besonderes und wiegt mit seinen 360 Seiten ähnlich viel wie vergleichbare Exemplare.

Ein Index ist nicht vorhanden, wird allerdings auch nicht benötigt. Dafür befindet sich im vorderen Teil des Buchs eine Karte von Nuareth, auf der man die zentralen Handlungsorte finden kann.

Zum Zeitpunkt dieser Rezension wechselt der Autor mit seinen Romanen zum Prometheus Games-Verlag. Gleichzeitig erhält der Roman ein neues Cover. Eine Veröffentlichung geschieht in Kürze. Der Link weiter unten verweist auf die vorherigen Versionen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Koios Verlag
  • Autor: Jörg Benne
  • Erscheinungsjahr: 2014
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch DIN A5
  • Seitenanzahl: 330
  • ISBN: 978-3-902837-22-6
  • Preis: 9,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Jörg Benne hat eigens für die Welt von Nuareth eine eigene Website angelegt, auf der, neben einem Browsergame, auch zwei Karten der Welt zu finden sind, eine von Nuareth und eine von Nasgareth. Die Karten sind generell eher grob umrissen, doch für einen Überblick reichen sie allemal. Außerdem kann man sich auf Amazon das neuste Abenteuer Heldentaten der Helden aus Die Stunde der Helden kostengünstig herunterladen.

Fazit

Ebenso wie Band zwei, schließt die Handlung des dritten Teils bündig an die Geschichte an, so dass auch in diesem Teil ein unabhängiges Lesen nicht empfehlenswert ist. Alles in allem hat Band drei, im Vergleich zu seinen Vorgängern, jedoch an Qualität eingebüßt. Besonders die glaubhafte Darstellung der Motive der Charaktere lässt zu wünschen übrig und auch die Spannung hat Einbußen zu verzeichnen, da die Story an vielen Stellen vorhersehbar ist.

Dennoch ist es durchaus noch ein Buch, dass man lesen kann, wenn man abschalten und entspannen möchte. Zumal man als Leser ja erfahren will, wie das Abenteuer um Tristan und seine Freunde endet.

Daumen3weiblichNeu

Artikelbild: Koios Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein