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Jörg Benne und seine Welt Nuareth fanden schon einmal Erwähnung bei uns, nämlich in der Rezension zu Legenden von Nuareth – Die Stunde der Helden. Während es sich damals um eine abgeschlossene Geschichte handelte, entwirft Benne mit seinem Debüt-Roman Das Schicksal der Paladine – Verschollen den Auftakt zu einer Trilogie. Da der Roman 2012 veröffentlich wurde, sind Band zwei Das Schicksal der Paladine – Gejagt und Band drei Das Schicksal der Paladine – Gestrandet inzwischen ebenfalls erhältlich und werden von uns diesen Monat genauestens unter die Lupe genommen.

Story

Wie bereits erwähnt, spielt die Geschichte in Nuareth, genauer gesagt auf der Insel Nasgareth, einer Welt, die parallel zu der unsrigen existiert. Durch ein so genanntes Portlet gelangten vor vielen Jahren einige Menschen per Zufall nach Nasgareth und, ganz anders als in ihrer Welt, besaßen sie auf einmal große Kräfte. Ihre Arme waren übersät von Symbolen, durch die sie mächtige Zauber wirken konnten. Doch wie so oft in der Geschichte waren sich die Ankömmlinge in Bezug auf ihre Kräfte uneins. Während die einen die neue Welt schützen und ihre Bewohner unterstützen wollten, wollten sich die anderen über sie als ihre Anführer erheben und die Welt dominieren. Es entbrannte ein Krieg zwischen ihnen, aus dem die schützenden Paladine als Sieger hervorgingen. Um solch eine Auseinandersetzung für immer zu verhindern, verhingen sie einen Zauber über das Portlet, durch den nur noch die Nachkommen der Paladine auf der Erde zwischen den Welten hin und her reisen sollten.

Zu Beginn der Story befindet sich der Leser in einem Krankenhaus in Berlin. Der sechszehnjährige Tristan und seine ältere Schwester Svenja hatten einen Autounfall, durch den Svenja ins Koma gefallen ist, Tristan kam mit leichten Verletzungen davon. Aufgebracht darüber, dass sein Vater ihn und seine Schwester nicht besuchen kam, beschwert Tristan sich bei seiner Mutter. Doch statt Zustimmung sieht er nur Angst in ihren Augen. Als seine Mutter schließlich hört, wie die Ärzte untereinander bereden, man solle in einer Woche die Maschinen bei Svenja abstellen, nimmt die Handlung ihren Lauf. Tristan erfährt, dass sein Vater nicht, wie viele Jahre lang geglaubt, auf einer Bohrinsel arbeitet und deswegen so selten Zuhause ist. Vielmehr er ist ein Paladin in einer weit entfernten Welt und nur er kann Svenja noch retten. Denn die Paladine sind mächtige Zauberer, die die Fähigkeit besitzen, Menschen zu heilen.

Doch irgendetwas stimmt nicht in Nasgareth. Tristans Vater sowie alle anderen Paladine kehrten von einer Mission nicht zurück. Durch einen Brief der Scheinfirma Paladine Limited, für die Tristans Vater arbeitet, erfährt Tristan, wie er das Portlet benutzen und selbst nach Nasgareth reisen kann, um die Paladine zu suchen und so seine Schwester zu retten. Entscheidend ist dabei für ihn die Information, dass ein Tag auf der Erde einer Woche in Nuareth entspricht. Getrieben von dem Wunsch seine Schwester zu retten, begibt sich Tristan auf die Reise nach Nasgareth und auf die Suche nach den Paladinen. Doch dort weiß niemand, was den Paladinen zugestoßen ist und eine neue Gefahr steigt empor. Die sonst verfeindeten Oger und Wolfsmenschen rotten sich zusammen, um die Städte der Menschen und Vanamiri, der Vogelmenschen, anzugreifen. Mit Mühe und Not tragen die Menschen einen schwachen Sieg davon, doch die Angst ist groß. Wer ist der Kopf hinter diesem Bündnis und hängt vielleicht das Verschwinden der Paladine damit zusammen?

Nach anfänglichen Stolperern wird die Story zunehmend spannender, wenn auch an manchen Stellen etwas vorhersehbar, und auch an Action wird nicht gespart. An manchen Stellen fügt sich das Lösen mancher Probleme oder das Finden von Informationen etwas zu glatt aneinander, was der Handlung im Großen und Ganzen jedoch keinen Abbruch tut. Persönlich hatte ich keinerlei Probleme, der Geschichte zu folgen, was zum Teil auch an der Erfüllung gewisser Standardklischees in Fantasyromanen liegen kann. Man kann durchaus sagen, dass die Story im positivsten Sinne anspruchslos ist – gute Unterhaltung zum Entspannen und Runterkommen.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Darstellung Tristans. Er wird genau so beschrieben und handelt genau so, wie man es von einem sechszehnjährigen Jungen erwartet, der in eine mittelalterliche Welt voller Schlachten und Gefahren geworfen wird. Während seiner ersten Schlacht zum Beispiel wirft er sich nicht todesmutig in die erste Reihe, sondern hat tierische Angst und handelt aus reinem Überlebenswillen und genereller, eher mäßiger, Willensstärke. Auch die anderen Charaktere werden durchaus glaubhaft dargestellt und verfolgen nachvollziehbare Motive, obwohl manch ein Sinneswandel vielleicht etwas abrupt und vorhersehbar vonstattengeht.

Was mich ein bisschen gestört hat, ist die Art und Weise, wie die Paladine zaubern. Durch das Berühren ihrer Male in einer bestimmten Reihenfolge, wirken sie zum Beispiel Heilzauber, aber auch Kampfzauber. Ich stelle es mir etwas kompliziert vor, wenn ein Paladin in einer Kampfsituation erst ein Mal am linken Ellenbogen, dann eins am rechten Oberarm und noch eins am linken Unterarm berühren muss, um sich vor einer anstürmenden Horde Oger zu schützen.

Schreibstil

Jörg Benne nutzt eine recht simple Sprache, die hier und da durch einzelne hochgestochene Begriffe unnötig gestört wird. Anfangs hatte ich das Gefühl, sein Schreibstil besäße einfach keine Finessen, aber spätestens nach Seite 50 hatte mich die Story so in ihrem Bann, dass der einfache Stil sogar förderlich war. Durch Bennes Art des Schreibens ist der Roman super-flüssig lesbar und ich wage zu behaupten, dass selbst ein ungeübter Leser die 300 Seiten an einem Tag schaffen kann, wenn er denn möchte.

Die Geschichte wird von einem personalen Erzähler aus der Sicht von Tristan erzählt, was hin und wieder Einblicke in seine Gedankenwelt ermöglicht. Von den anderen Charakteren erfährt man nur das, was Tristan über sie in Erfahrung bringt.

Der Autor

Jörg Benne ist 1975 in Bottrop geboren und wie die meisten Autoren ein Quereinsteiger. Mit seiner Roman-Trilogie Das Schicksal der Paladine, erschienen ab 2012 im Koios Verlag, führt der eigentliche Informatiker in die Welt von Nuareth ein und schmückt diese z. B. in seinem Roman Die Stunde der Helden weiter aus. Außerdem schreibt er Kurzgeschichten und Kinder- bzw. Jugendbücher. Auf seiner Autorenpage hält er seine Fans mit regelmäßigen Statusupdates auf dem Laufenden.

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Roman befindet sich mit 14,50 EUR im gehobenen Preissegment. Für sein Geld erhält man in diesem Fall 300 Seiten Story, viel Action, Spannung und Geheimnisse. Also rundum gute Unterhaltung, die das Geld allemal wert ist.

Erscheinungsbild

Das Schicksal der Paladine Jörg Benne Cover RezensionPersönlich fand ich das Cover des Romans eher nichtssagend und unansprechend. Abgebildet ist die verpixelte Darstellung eines Torbogens mit einem leuchtenden Stein in der Mitte, bei dem es sich vermutlich um das Portlet handelt. Darunter steht in unsauberer Schrift, die an die Anfänge der Fantasy-PC-Games erinnert, der Titel des Buchs. Und auch der Klappentext lässt sehr zu wünschen übrig, ruft er doch eher Langeweile anstatt Lust auf den Roman hervor.

Die Innengestaltung des Buchs hingegen ist wesentlich ansprechender. Ich kann nicht genau bestimmen, um welchen Schrifttyp es sich handelt, er vermittelt jedoch durch seine Serifen und seinen eher lockeren Typus das richtige Gefühl für einen Fantasyroman. Die Schrift hat eine angenehme Größe, die zusammen mit der Nutzung von Absätzen und dem Einrücken des Textes für ein angenehmes Leseklima sorgt.

Das Papier ist leider sehr holzhaltig und beginnt bei dem mir vorliegendem Exemplar bereits zu gilben. Davon abgesehen ist der Roman in seinem A5-Taschenbuchformat nichts Besonderes und wiegt mit seinen 300 Seiten ähnlich viel wie vergleichbare Exemplare.

Ein Index ist nicht vorhanden, wird allerdings auch nicht benötigt. Dafür befindet sich im vorderen Teil des Buchs eine Karte von Nasgareth, auf der man die zentralen Handlungsorte finden kann, auch wenn ein paar mehr Bezeichnungen wünschenswert wären.

Zum Zeitpunkt dieser Rezension wechselt der Autor mit seinen Romanen zum Prometheus Games-Verlag. Gleichzeitig erhält der Roman ein neues Cover. Eine Veröffentlichung geschieht in Kürze. Der Link weiter unten verweist auf die vorherigen Versionen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Koios Verlag
  • Autor: Jörg Benne
  • Erscheinungsjahr: 2012
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch DIN A5
  • Seitenanzahl: 319
  • ISBN: 978-3-902837-01-1
  • Preis: 14,50 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Jörg Benne hat eigens für die Welt von Nuareth eine eigene Website angelegt, auf der, neben einem Browsergame, auch zwei Karten der Welt zu finden sind, eine von Nuareth und eine von Nasgareth. Die Karten sind generell eher grob umrissen, doch für einen Überblick reichen sie allemal. Außerdem kann man sich auf Amazon das neuste Abenteuer Heldentaten der Helden aus Die Stunde der Helden fast kostenlos herunterladen.

Fazit

Das Schicksal der Paladine – Verschollen ist ein Buch zum Entspannen. Die Story hat ihre Stärken und Schwächen, so sind zum Beispiel ein paar Handlungsstränge oder Geheimnisse für den erfahrenen Fantasyleser vorhersehbar und wirken etwas klischeehaft, aber dennoch weist der Roman dauerhaft eine Grundspannung auf, die den Leser antreibt mit der Geschichte fortzufahren.

Die Charakterkonzepte sind durchweg glaubhaft und insbesondere die Person des Protagonisten Tristan wird authentisch dargestellt. Die Einfachheit im Schreibstil von Jörg Benne sorgt dafür, dass der Roman flüssig an einem Stück gelesen werden kann, auch wenn das Lesevergnügen gelegentlich durch unnötig hochgestochene Begriffe gestört wird. Alles in allem ist der Roman gute Unterhaltung zum Abschalten und ich bin seit langem endlich mal wieder begierig darauf zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.

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Artikelbild:Koios Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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