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Schnee, der unter den Schuhen knirscht und in Nebelschwaden verborgene Wälder. Larpen im Winter hat seinen ganz eigenen Reiz und macht so manchen altbekannten Veranstaltungsort nochmal spannender. Wir nehmen euch mit in die Kälte und geben Tipps für das Larpen in der dunklen Jahreszeit.

Eigentlich ist LARP ein Hobby, das man bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit betreiben kann. Und trotzdem gibt es genug Larperinnen und Larper, die sich lieber auf die warmen Monate konzentrieren. Zu unangenehm scheint im Winter das Wetter, zu widrig die Umstände. In diesem Artikel möchten wir eine Lanze für LARPs in der kalten Jahreszeit brechen und euch Hinweise geben, wie man trotz der Witterung großen Spaß haben kann. Explizit soll es hierbei nicht um das Zelten bei Kälte gehen. Stattdessen werden im Nachfolgenden die Vorbereitungen einer solchen Veranstaltung, Tipps für die Zeit im Spiel und die Nachbereitung geben. Zu guter Letzt sollen noch einige Hinweise folgen, falls man vorhat, selbst eine Veranstaltung in dieser Jahreszeit durchzuführen.

Für alles bereit – Die Vorbereitung

Schnee verwandelt Wälder schnell in mystische Landschaften
Schnee verwandelt Wälder schnell in mystische Landschaften

Wie bei jeder LARP-Veranstaltung sind die Vorbereitungen im Vorfeld das A und O. Natürlich muss man sich nicht unbedingt auf eine Winterapokalypse einstellen und sollte zunächst einmal völlig unaufgeregt den Wetterbericht überprüfen. Man reist ja oft im schlimmsten Fall in irgendein Mittelgebirge und nicht nach Sibirien. Selbst in Dezember und Januar können einen durchaus Temperaturen über null Grad erwarten und eher Regen als Schneestürme. Ein Blick auf einen vernünftigen Wetterdienst ist dabei ein zentraler Punkt der Planung, und man sollte dabei so nah wie möglich am eigentlichen Veranstaltungsdatum sein. Diverse Wetterseiten bieten zwar inzwischen eine sieben- oder sogar sechzehntägige Prognose an, diese ist aber meist so ungenau, dass sich der Blick überhaupt nicht lohnt. Ein besonderes Augenmerk sollte man dabei nicht nur auf die eigentliche Temperatur, sondern auch auf die gefühlte Temperatur legen. Viele Seiten zeigen inzwischen beides an. Selbst wenn die Temperaturen noch knapp über dem Gefrierpunkt sind, können Niederschlag und Wind das Ganze durchaus unangenehmer gestalten. Auch so etwas ist kein Grund in Panik zu verfallen, man sollte nur dementsprechend planen, was man eigentlich mitnimmt. Und damit kommen wir zu Hinweisen für eure Packliste.

Ich packe meinen Koffer – Was eigentlich mitmuss

Schichten, Wolle und Felle - eine solide Grundlage
Schichten, Wolle und Felle – eine solide Grundlage

Im Gegensatz zu einer Sommerveranstaltung, bei der man sich oft noch schnell fehlende Ausrüstung von Mitspielerinnen und Mitspielern zusammenleihen kann, ist die Menge an verleihbarer Winterausrüstung meist deutlich überschaubarer.

Wichtig ist es daher, die Ausrüstungsplanung früher als die Wetterüberprüfung zu beginnen und dabei auch zu berücksichtigen, wie gut man Kälte verträgt.

So oder so sollte man sich aber Gedanken über Isolierung machen. Für Ober- und Unterkörper lohnt es sich meist, eine Schicht Skiunterwäsche mitzunehmen. Hierfür muss man auch nicht unendlich tief in die Tasche greifen, Tchibo und andere Anbieter haben immer wieder günstige Varianten im Angebot. Die Investition in Hochleistungsausrüstung für alpine Überquerungen und ähnliche Sperenzien ist meist nicht nötig. Beim Probetragen zu Hause sollte man auch einmal kurz überprüfen, ob die Skiunterwäsche am Halsansatz sichtbar ist und ob man das nicht vermeiden kann, beispielsweise durch eine zusätzliche IT-Kleidungsschicht an der entsprechenden Stelle. Wenn die Unterwäsche doch mal sichtbar ist, ist das natürlich kein Weltuntergang, aber man kann zumindest versuchen dies zu vermeiden.

Darüber hinaus sollte man sich Gedanken über die drei Problemzonen Füße, Hände, und Kopf machen. Handschuhe haben die meisten Charakterkonzepte sowieso schon, falls nicht kann man hier doch recht schnell Abhilfe schaffen. Eine Kopfbedeckung ist ebenfalls empfehlenswert, auch gerne ergänzt um etwas, das den Hals warmhält. Bei Schuhen und Stiefeln ist es meist etwas schwieriger. Als erstes empfiehlt es sich die Schuhe neu einzufetten, ruhig auch etwas ausgiebiger, als man dies vor Sommerveranstaltungen tun würde. Dazu kann im Inneren des Schuhs nachgeholfen werden, entweder mit isolierenden Einlagen, potenziell auch mit wasserdichten Socken. Diese trägt man einfach über den normalen Socken, und sie halten angenehm Feuchtigkeit und damit Kälte fern.

Neben den genannten OT-Kleidungsoptionen sollte man sich Gedanken darüber machen, wie die eigene IT-Kleidung für die Witterung tauglich gemacht werden kann.

Schneebedeckte Hänge künden von frostiger Kälte, bei Erkundungen des Geländes
Schneebedeckte Hänge künden von frostiger Kälte bei Erkundungen des Geländes

Neben einer isolierenden Außenschicht, am besten in Wolle oder Loden, sollte man auch lieber ein Untergewand mehr als eins weniger mitnehmen. Hintergrund ist hier weniger, dass die Nässe durchdringt, sondern man in den wechselnden Umgebungen zum Schwitzen neigen kann. Dies bemerkt man aber meist erst, wenn man die schützende Wärme schon längst wieder hinter sich gelassen hat und irgendeine Bestie hinaus in den Wald verfolgt.

Auch wenn die eigene Rolle keinen historischen Anspruch erfüllen soll oder muss, kann es durchaus hilfreich sein, sich in einschlägigen Publikationen Winterkleidung für eine entsprechende Epoche anzusehen. Diese ist eben meist funktional und erlaubt auch noch Handlungen abseits des Warmbleibens. Viele der winterlichen Schnitte sind dabei auch recht einfach nachzunähen, sind diese doch nicht besonders auf Figur geschnitten. IT-Ausrüstung ergänzt somit sinnvoll OT-Unterkleidung.

Zuletzt kann man natürlich, wenn man wirklich unangenehme Temperaturen unter minus zehn Grad erwartet oder aber sich selbst für kälteempfindlich hält, auf Optionen wie knickbare Taschenwärmer oder sogar beheizte Nierengurte zurückgreifen. In den meisten Fällen dürfte das aber nicht nötig sein.

Wenn man nun die Tasche gepackt hat, geht es los ins große Abenteuer. Und damit an den Umgang mit der Ausrüstung.

Auf ins Unbekannte – Die Con im Winter

Frost bedeckt die Wiesen
Frost ist nur eine Sache, mit der man sich auf Winter-Cons auseinandersetzen muss

Mit der genannten Ausrüstung und den guten Vorsätzen kann man sich dann endlich den Herausforderungen stellen, die warten können.

Meist wird man für die unterschiedlichen Aktivitäten irgendeine Art von Zwiebellook gewählt haben, damit man sich auf ändernde Witterungsverhältnisse einstellen kann. Wenn man absehen kann, dass man die nächsten Stunden oder den gesamten Abend wahrscheinlich eher im Warmen verbringen wird und höchstens einmal über den Burghof huschen muss, lohnt es sich durchaus, Kleidung wieder zu reduzieren. Potenziell sollte man sich sogar die fünf Minuten nehmen und wieder aus der Thermowäsche schlüpfen.

Eine Nachtwache im Winter kann ganz schön anstrengend sein
Eine Nachtwache im Winter kann ganz schön anstrengend sein

So albern es auch klingt, sollte man vor allem bei den eigenen Zimmern darauf achten möglichst nicht zu viel Schnee mit hereinzuschleppen. Man kennt das ja eigentlich von zu Hause, wundert sich aber dann doch darüber, wenn so mancher Jugendherbergsgang auf Con doch zur Bobbahn wird.

Plant man plotgebunden einen längeren Aufenthalt draußen, sollte man sich überlegen, ob man sich viel bewegen wird und die Bestie im Wald sucht oder doch die nächsten vier Stunden das Tor bewacht. Vor allem bei Wachaufgaben sollte man neben den genannten Punkten im besten Fall auch auf warme Flüssigkeiten setzen, egal ob Tee, Kakao oder einfache Suppen.

Bei allen Kältesorgen muss man hier jedoch auch eine Lanze dafür brechen, sich selbst etwas zuzutrauen. Wenn Orgas anbieten, das Winterszenario zu erleben, sei es mit einem längeren Plot im nahen Waldgebiet oder der Möglichkeit, eine extra lange IT-Anreise anzutreten, sollte man sich doch überlegen, ob man sich diese nicht zutrauen möchte. Der Winter kann so schnell mehr als reines Szenario sein, die Spielstimmung einfangen und eben auch unterstützen.

Es geschah aus dem Nichts – Der Kampf auf Winter-LARPs

Zu vielen LARP-Veranstaltungen gehören Kämpfe, und Cons im Winter sind dabei keine Ausnahme. Hierbei gibt es einige Besonderheiten, die man beachten sollte.

Zunächst einmal kann die Witterung eigentlich vernünftige Kampfumgebungen in unangenehme Rutschpartien verwandeln. Offensichtliche Eisflächen sind dabei meist besser zu erkennende Gefahrenstellen, wieder angefrorener Schnee ist oft kritischer. So dies an irgendeiner Art von Engstelle auftritt oder man aus Erfahrungswerten mit der Location Kämpfe an dieser Stelle erwartet, kann man natürlich auch einfach mit der Orga Rücksprache halten, ob nicht Streugut an der Stelle möglich wäre.

Auch im Kampf gibt es einiges zu beachten
Auch im Kampf gibt es einiges zu beachten

In den Kampfsituationen muss man neben den veränderten Bodenverhältnissen beachten, welche Auswirkungen die Witterung auf die LARP-Waffen hat. Zumindest solche auf Schaumstoffbasis werden deutlich härter als bei wärmeren Witterungsverhältnissen. Auch Bolzen und Pfeile können so, wenn sie ausgekühlt sind, deutlich mehr Wucht entwickeln, als man erwartet, da die Schockpolster nicht so gut funktionieren.

Larp im Winter muss nicht auf Kämpfe verzichten
Larp im Winter muss nicht auf Kämpfe verzichten

Vor allem bei längeren Kampfhandlungen oder zu erwartenden Großgefechten empfiehlt es sich, vor dem eigentlichen Kampf die eigene Waffe etwas zu kneten. Dies verhindert die Problematik natürlich nicht vollends, kann sie aber wenigstens etwas verringern. Wichtiger als sonst noch sind dabei aber vorsichtige Kampfhandlungen, bei der man den Schlag lieber zu früh als zu spät abstoppt.

Unter allen Umständen sollte auch vermieden werden, Waffen bei niedrigen Temperaturen draußen zu vergessen. Der Autor möchte das als notorischer Langwaffenstehenlasser nochmal betonen.

Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch die unter metallenem Rüstzeug auskondensierende Feuchtigkeit. Die Kleidungsschicht darunter sollte daher die Feuchtigkeit mindestens gut abweisen, damit man sich nicht unterkühlt.

Im Winter kann und soll man genauso zu Boden gehen wie in allen anderen Situationen auch. Hierbei ist ebenfalls zu beachten, ob man sich gerade unterkühlen könnte, da man auf einer schlecht isolierten Stelle liegt. Trotz aller Liebe zum Detail sollte man die eigene Gesundheit dabei wie immer höher bewerten als das Ambiente.

Kämpfe im winterlichen Flair sind aber, trotz der zu beachtenden Punkte, ohne Probleme möglich und können ebenfalls ein ganz anderes Flair entwickeln als bei lockeren 25 Grad.

Zurück aus der Kälte – Nachbereitung

Fellmäntel können sehr warm halten - sind aber auch Pflegebedürftig
Fellmäntel können sehr warm halten – sind aber auch Pflegebedürftig

Ausrüstungspflege nach der Veranstaltung gehört zum LARP ebenso dazu wie alles davor, und grundsätzlich kann man hier die gleichen Routinen nutzen wie auch bei Veranstaltungen im Sommer.

Die größten Probleme sind im Winter Flugrost und Feuchtigkeit in Kleidungstücken.

Falls man Rüstzeug gesondert von der sonstigen Ausrüstung transportiert, kann es sich anbieten, dieses direkt vor Ort schon wieder einzuölen. So erspart man sich in den nächsten Wochen und Monaten ärgerliche Überraschungen, wenn die eigene Ausrüstung doch mehr gelitten hat, als man hoffte.

Vor allem Polsterzeug kann unangenehm Flüssigkeit aufsaugen. Hier ist gutes Auslüften und längeres Trocknen das Mittel der Wahl, will man Schimmel oder ähnliche Unannehmlichkeiten vermeiden.

Bei kleineren, unzugänglichen Stücken, wie beispielsweise fest unterfütterten Kettenkrägen, kann es sich anbieten, diese im Backofen bei 50 Grad und leicht geöffneter Tür zu trocknen. Danach muss das Leder aber wieder gefettet werden, sonst wird es schnell brüchig.

Eine spannende Geschichte erzählen – LARPs im Winter veranstalten

Eisige Höhlen versprechen furchtbare Überraschungen
Eisige Höhlen versprechen furchtbare Überraschungen

Neben dem Besuch einer Veranstaltung im Winter besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass man eine solche selbst anbieten möchte. Neben den normalen Umständen einer Con-Planung, die hier völlig den Rahmen sprengen würden, sollte man einige Einzelpunkte beachten.

So sehr man darauf hoffen kann, dass die Spielerinnen und Spieler Lust haben, sich der Witterung auszusetzen, sollte man zumindest einen Plan B haben, falls das Wetter einen kräftigen Strich durch die Rechnung macht. Bei knapp über 0 Grad und starkem Dauerregen werden sich auch die tatkräftigsten Abenteurerinnen und Abenteurer nicht in den Wald begeben. Zumindest eine starke Zeitbindung von Ereignissen sollte man, so möglich, vermeiden.

So mit Schneefall zu rechnen ist, sollte eine Absprache mit dem Geländebesitzer erfolgen, wo und vor allem auch was gestreut werden darf. Beachtet dabei auch die Vorgaben der jeweiligen Gemeinden, ob beispielsweise der Einsatz von Streusalz überhaupt gestattet ist.

Darüber hinaus solltet ihr immer einen Ort anbieten, an dem sich eure Teilnehmer wieder aufwärmen können, während sie weiterspielen. Ist dies nicht gegeben, werden viel mehr Teilnehmer sich im OT aufhalten, um dort wieder auf eine für sie angenehme Temperatur zu kommen.

Zu guter Letzt könntet ihr noch warme Getränke zum Selbstkostenpreis anbieten. Nicht nur der Gesundheit aller ist das zuträglich, sondern sicher auch der Stimmung. Und mit einem warmen Gefühl im Magen stellt man sich doch viel lieber der nächsten Gefahr.

LARP im Winter – Eine tolle Erfahrung?

Larpen im Winter kann im ersten Moment abschreckend wirken, macht man sich doch viele Sorgen um irgendwelche Umstände. Unser kleiner Überblick hat hoffentlich aufgezeigt, dass man keine Wunder vollbringen muss, um auf einer solchen Veranstaltung trotzdem Spaß zu haben, sei es als Veranstalter oder als Teilnehmer.

Man kann daher nur appellieren, sich ein Herz zu fassen, die LARP-Pause sein zu lassen und einfach jeden Monat, der einem passt, für dieses großartige Hobby zu nutzen.

Artikelbilder: Wintergrafie by Marco Winter | larporga.de, Kira Hagen | Twilight-Team, Bearbeitet von Verena Bach

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