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Larp soll großartig sein und Spaß machen. Leider ist es aber immer wieder so, dass eine Veranstaltung dann doch eine schlechte Con war, sei es durch viele kleine Umstände oder einen richtigen Patzer. Wir stellen unterschiedliche Faktoren, die die Con vermiesen und Lösungsansätze vor. 

Manchmal kommt es doch anders als man denkt. Nach einer Larp-Veranstaltung hofft man, positiv gestimmt, geradezu beschwingt, nach Hause zu kommen. Oft ist dabei vom sogenannten Con-Blues die Rede, der einen noch einige Tage gefangen hält und dafür sorgt, dass man sich immer wieder freudig an die erlebte Zeit und die großartigen Erfahrungen zurückerinnert. Doch manchmal tritt eher das Gegenteil ein. Mäßig gelaunt, manchmal geradezu frustriert, schaut man auf die vergangenen Tage zurück und fragt sich, was falsch gelaufen ist und warum es eine schlechte Con war. In diesem Artikel soll es um den Umgang mit der Frustration, die sich aufgrund eines Geld- und Zeitverlusts eingestellt hat, gehen. Wir möchten dabei Lösungsansätze vorschlagen, um euer Erlebnis vor Ort noch zu retten. Vorweg sei gesagt, dass sich alle Vorschläge explizit auf nicht juristisch relevante Vorfälle beziehen. Bei allen Arten von Diebstählen, sexuellen Übergriffen und ähnlichen Vorfällen empfehlen wir dringend, auch vor Ort, Kontakt mit einer Polizeibehörde aufzunehmen.

Woran hat es gelegen? – Was macht ein Con-Erlebnis eigentlich schlecht?

Die Gründe, warum eine Veranstaltung den Spielenden keine Freude bereitet hat, können so unterschiedlich wie die Teilnehmer*innen selbst sein. Wichtig ist an erster Stelle, dass die eigene Unzufriedenheit in den allermeisten Fällen nicht monokausal sein wird. Wahrscheinlicher ist die Mischung von unterschiedlichsten Faktoren, die einem die eigentlich tolle Erfahrung verregnet hat. So banal diese Erkenntnis klingt, so wichtig ist es doch, sich dieses Umstandes im Klaren zu sein.  Nur so kann man dafür sorgen, dass sich dieses Ereignis für eine*n nicht wiederholt. Zu unterscheiden ist dabei darüber hinaus zwischen inneren und äußeren Faktoren und somit in einem gewissen Maß auch zwischen Umständen, die man beeinflussen kann und jenen, auf die man keinen Einfluss hat.

Grundsätzlich sollte man sich bei der gesamten Kritik vor Augen führen, wie menschliche Erinnerungen an vielen Stellen funktionieren. Man erinnert sich an grandiose Einzelmomente und furchtbare Ereignisse, alles dazwischen ist graue Masse. Wenn man sich also an den einen Typen auf dem Schlachtfeld erinnert, der einem gerade ins Gesicht geschlagen hat, an all die anderen Personen aber nicht, so ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass die anderen mindestens in Ordnung waren. Ein Umstand, den man in der akuten Post-Con Aufregungsphase gerne vergisst. Egal, wie neu man im Hobby ist, jede*r von uns geht mit einer gewissen Erwartungshaltung an jede Veranstaltung heran. Die Ziele können dabei völlig unterschiedlich sein. Sei es, dass man endlich wieder Freund*innen wiedertreffen möchte, sich auf die großartige Location freut, Larp-Kampf betreiben will oder vorhat, eine spannende Geschichte zu erleben. Und nur zu oft werden einige oder auch alle dieser Punkte nicht erfüllt. Wie man mit diesen Umständen umgeht, variiert deutlich. Während man vieles noch vor Ort klären kann, wird man andere Umstände eher erst im Nachhinein reflektieren können oder vielleicht sogar so hinnehmen müssen.

Sehen wir uns endlich wieder? – Freunde und Locations

So lange hat man die alten Bekannten nicht mehr gesehen und hofft auf schöne gemeinsame Spielmomente. Doch vor Ort kommt es manchmal anders als gedacht. Vielleicht haben die Freund*innen doch keine Zeit für die Veranstaltung oder sind so eingebunden auf derselbigen, dass sie keine Zeit für einen netten Plausch haben. Hier empfiehlt sich wahrscheinlich der ehrliche Austausch vor Ort, wenn man sich nicht eingebunden fühlt. Schließlich ist man eigentlich da, um gemeinsam eine nette Zeit zu verbringen und wenn jemand dabei auf der Strecke bleibt, ist das eins der Probleme, das man relativ schnell lösen kann.
Mit der Erwartungshaltung an die Location sieht es schon anders aus. Manchmal hat man sich hier von Bildern mehr versprochen oder weiß von früheren Veranstaltungen, dass Räumlichkeiten eigentlich anders oder mehr genutzt werden könnten. Hier wird die Auseinandersetzung schon deutlich schwieriger, lässt sich doch vor allem am erstgenannten Umstand selten etwas ändern. Da die Bilder in den allermeisten Fällen nicht von der Orga stammen, sondern vom Geländebetreiber, bleibt einem oft nichts anders übrig, als seine Lehren daraus zu ziehen und in der Zukunft das Gelände anders einzuschätzen.
Sind deutlich weniger Räume genutzt worden, als man erwartet hatte, ist es vielleicht eine gute Idee die Orga am Ende der Veranstaltung auf die Möglichkeiten hinzuweisen.

Der toll gedachte Spielansatz  kann auch für Andere sterbenslangweilig sein.
Der toll gedachte Spielansatz  kann auch für Andere sterbenslangweilig sein.

Mit dem Schwert in der Hand – Ärger im Kampf

Larp-Kämpfe sind ein ewiger Streitpunkt auf diversen Veranstaltungen. Meistens würde sich ein Teil der Spielenden viel mehr Kämpfe wünschen, gleichzeitig hat ein anderer Teil der Anwesenden keine Lust auf ein solches Spielangebot. Diese beide Gruppierungen unter einen Hut zu bekommen ist verständlicherweise nicht einfach. In gewisser Weise kann man von Spieler*innenseite die Situation aber steuern. Egal wie bedrohlich der Plot erscheint, wenn man selbst, wohlgemerkt nicht der Charakter, keine Lust auf Kämpfe hat, gibt es keinen Grund, an diesen teilzunehmen. Der Aufschrei unter jenen, die nach einer immerwährenden Immersion aller Teilnehmer*innen rufen, mag groß sein, doch damit werden wir uns in einem anderen Artikel auseinandersetzen. Wichtig ist bei einem solchen Verhalten, dass man nicht später künstlich in Kampfsituationen wieder einsteigt. Kaum etwas ist frustrierender als der Spielmoment, wenn eine sich heraushaltende Person plötzlich doch am Kampfgeschehen teilnimmt, obwohl sie zuvor offensichtlich ignoriert werden wollte.

Wenn man das Gefühl hat, zu wenig Kampfmöglichkeiten zu bekommen, ist die Situation schwieriger. Einfach Kampfsituationen zu provozieren oder Schlägereien anzufangen wird einem eher Unverständnis der anderen Mitspieler*innen einbringen als wirkliche Anerkennung. Sinnvoller kann es in solchen Momenten sein, die wenigen Kämpfe für einen selbst erinnerungswürdiger zu machen. Vielleicht kann man in den gegnerischen Reihen jemanden ausmachen, den man OT kennt und weiß, dass die Kämpfe hier besonders schön werden. Absehen sollte man jedoch von unnötigen Duellen zwischen den Schlachtreihen, die die komplette restliche Kampfhandlung lähmen und zum Erliegen bringen. Wer sich gezielt mit einer Einzelperson duellieren möchte, macht das bitte abseits des Kampfgeschehens und nicht in der Mitte, wo man nur andere Spieler*innen an ihrem Spaß hindert. Je größer das eigentliche Kampfgeschehen, desto mehr sollte man darauf achten, nicht andere durch das eigene, total wichtige Duell zu behindern.

Sind Einzelsituationen in Kämpfen für die Spielenden unangenehm, empfiehlt es sich, sich aus diesen herauszuziehen. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, das Gegenüber würde eine andere Larp-Kampf-Philosophie als man selbst vertreten, ist eine Auseinandersetzung auf dem Schlachtfeld keine gute Idee. Diese Problematik kann sowohl einzelne Spielende als auch ein ganzes Lager, mit dem konstant schlechte Erfahrungen gemacht hat, betreffen. Natürlich wäre es einfach, hier von Vorurteilen zu sprechen, doch es geht bei dem Herausziehen aus den Kämpfen nicht darum, den anderen zu verurteilen. Im Hintergrund steht stattdessen die Erkenntnis, dass die Larp-Kampfstile nicht kompatibel sind. Selbst Großveranstaltungen über einen längeren Zeitraum, wie beispielsweise Drachenfest oder Epic Empires, bieten nicht den zeitlichen Rahmen, um solche unterschiedlichen Ansichten sinnvoll aufzuarbeiten. Wenn überhaupt, kann eine solche Bearbeitung im Nachgang erfolgen. Bis dahin geht es meist beiden Seiten schlicht besser damit, wenn sie keine Kampfhandlungen zusammen simulieren.

Wichtig ist, auf unangenehm empfundene Situationen nicht mit mehr Energie im Kampf zu reagieren. Die klassische Idee des wer härter schlägt gewinnt gilt im Larp explizit nicht und löst nur eine wilde Kaskade aus Schaumstoffschlägen aus. Wer merkt, dass gerade das Adrenalin unangenehm hochkocht, ist am Rand des Schlachtfeldes am besten aufgehoben.

Spaß oder unangenehme Kampfsituation? Das kommt auf den Blickwinkel an.
Spaß oder unangenehme Kampfsituation? Das kommt auf den Blickwinkel an.

Tut mir leid, der Plot ist nichts für dich – Erwartungen an die Handlung

Plots als Handlungsrahmen einer Veranstaltung sind das A und O der meisten Cons. Selbst auf Veranstaltungen, die explizit keinen eigenen Plot anbieten, lebt das Spiel von den mitgebrachten Ideen der Spieler*innen. Geschmäcker sind verschieden, weswegen der Umstand, ob der Plot gefällt oder nicht, nicht zu hoch gehängt werden sollte. Wenn man in den aktuellen Plot nicht einsteigen kann, sollte man sich Zugangsmöglichkeiten überlegen, sonst wird es schnell langweilig werden. Vor allem im Vorfeld der Veranstaltung können solche Überlegungen helfen. Wer beispielsweise auf eine Veranstaltung mit einem großen Dungeon geht und diesen dann aus einem IT-Sicherheitsbedürfnis heraus nicht betritt, sollte sich danach nicht über zu wenig Plotlocations beklagen, schließlich hat man sich selbst wahrscheinlich von einem Großteil der Genannten ausgeschlossen.

Gleichzeitig gibt es aber Umstände, die einen wahrscheinlich zu Recht unzufrieden mit dem Plot zurücklassen.

Einerseits kann es passieren, dass Spieler*innen aktiv vom Plot ausgeschlossen werden. Hierbei geht es explizit nicht darum, dass man nicht zur rechten Zeit am rechten Ort war, sondern viel mehr um die Fälle, in der die Orga den Plot für ihre guten Freund*innen geschrieben hat und alle anderen nur schmückenden Beiwerke sind. Bei geschlossenen Settings kann es sein, dass von manchen Spieler*innen Hintergründe schneller erfasst werden können als von anderen. Hier geht es explizit um Fälle, in denen der Plot nur von bestimmten Spieler*innen gelöst werden kann, obwohl andere bespielte Charaktere die gleichen Voraussetzungen mitbringen, sie sind nur nicht OT mit der Orga befreundet. In solchen Fällen ist Frustration mehr als angebracht und das klärende Gespräch mag einem schwer fallen, hat man doch eine recht genaue Vorstellung, warum man gerade keinen Spaß hat. Unterschieden werden sollte, ob es einzelne übermotivierte SLs sind, die diesen Umstand verschulden oder aber es sich um ein einseitig geschriebenes Konzept handelt. Bei Letzterem bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als seine Lehren daraus zu ziehen und die Veranstaltung der entsprechenden Orga nicht mehr zu besuchen. Zum Glück sind solche Vorkommnisse eher selten.

Darüber hinaus kann es äußerst ärgerlich sein, wenn die Orga in ihren Plot triggernde Ereignisse einbaut, vor denen sie zuvor nicht gewarnt hat. Natürlich liegt die Grenze des Unangenehmen bei jedem anders. Trotzdem gibt es immer wieder Themen, die gesellschaftlich mindestens kritisch sind und zumindest eine Erwähnung im Vorfeld verdienen, um sich möglicherweise gezielt davon fernzuhalten oder die Veranstaltung gar nicht erst zu besuchen. Jegliche Form von sexueller Gewalt gehört zu dieser Thematik. Genauso kann der dargestellte Tod von Ungeborenen oder Kindern für viele belastend sein. Wenn man ohne Vorwarnung mit solchen Themen konfrontiert wird, ist das Problem leider schon da. Orgas, die glauben, damit besonders intensive Spielszenen erzeugen zu wollen, reißen stattdessen ihre Spieler*innen direkt ins ungewollte und höchst unangenehme OT. Hier kann höchstens das Gespräch danach helfen, um eine Wiederholung in der Zukunft zu verhindern. Ob man aber danach noch Lust hat, eine solche Veranstaltung zu besuchen, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.

Die Partizipation der Spielenden an spannenden Szenen ist wichtig für das schöne Spielerlebnis aller.
Die Partizipation der Spielenden an spannenden Szenen ist wichtig für das schöne Spielerlebnis aller.

Die Waschmaschine läuft – Eine Reflexion danach

Hat man es nach Hause geschafft und der Frust sitzt immer noch tief, sucht man sich für diesen schnell ein Ventil. Hier dürfte das gewünschte Ergebnis deutlich den sinnvollen Weg bestimmen, mit der „schlechten Con“ umzugehen. Möchte man nur seiner eigenen Frustration Luft machen, ist ein Gespräch im Freundeskreis über das Erlebte wahrscheinlich der richtige Zugang. Schließlich geht es nicht um Verbesserungen irgendeines Umstandes, sondern nur die Reduktion der eigenen Frustration.

Will man eine wirkliche Veränderung, muss man mit der Orga Kontakt aufnehmen, sei es über Forenbeiträge oder Nachrichten über ein anderes Medium. Auch hier gilt es, das richtige Maß einzuhalten und selbst zu reflektieren, bevor man seine Gedanken in den Äther schickt. Geht es um ein Problem, das man eigentlich selbst hatte oder doch etwas, was die Orga ändern sollte? Schließlich kommuniziert man mit Personen, die meist eine Unmenge Arbeit in ihre Veranstaltung gesteckt haben. Das ist kein Grund, Kritik zurückzuhalten, aber die Frage, ob die Kritik bei der Orga oder bei der eigenen Erwartungshaltung besser aufgehoben ist, sollte vorher gestellt werden.

Nach der Con ist immer vor der Con, auch wenn die Zeit mal nicht so gut war.
Nach der Con ist immer vor der Con, auch wenn die Zeit mal nicht so gut war.

Auf zum nächsten Mal? – Ein Fazit

Zugegeben: Vor allem, wenn man eine ganze Reihe eher als mäßig empfundener Veranstaltungen am Stück hatte, kann das gefühlt Larp schnell vermiesen. Schnell hat man das Gefühl, dass eine schlechte Con kein Einzelerlebnis mehr ist, sondern systematisch vorkommt. Doch es ist ratsam, sich von solchen Umständen nicht abschrecken lassen. Wenn man sich über die eigene Erwartungshaltung klarer wird und genauer selektiert, wessen Veranstaltungen man eigentlich besuchen möchte, ist und bleibt Larp ein fantastisches Hobby, das viel Freude bereitet. Aus fast jeder unangenehmen Larp-Erfahrung kann man einen Nutzen ziehen und der kann auch darin bestehen, dass man danach weiß, wessen Veranstaltung man nicht mehr besuchen will.

Artikelbilder: © Nabil Hanano / Drachenfest UG&Co KG
Titelbild: depositphotos | © roger-scardigno

Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Jessica Albert
Fotografien: Nabil Hanano / Drachenfest UG&Co KG

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