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Vom 21. bis 24. März 2019 öffneten die Messehallen Leipzig ihre Tore zur Leipziger Buchmesse. Unter den zehntausenden Besuchern waren auch dieses Jahr wieder zahlreiche Cosplayer sowie Manga- und Comicfans, die sich auf der „Tochterconvention“ der Messe, der Manga-Comic-Con, trafen. Auch wir waren mit dabei.

Besonders in der sogenannten „Glashalle“ des Leipziger Messegeländes sowie in Halle 1, welche die Manga-Comic-Con (MCC) beherbergt, waren über alle vier Messetage verteilt stets Cosplayer vertreten. Im Folgenden berichten wir darüber, was es für ebenjene alles zu erleben gab. Wer sich dafür interessiert, was im Bereich der phantastischen Romane auf der Messe so los war, für den hat sich unsere Redakteurin Marie Mönkemeyer auf die Reise begeben. Ihr Resümee zur Leipziger Buchmesse erscheint in Kürze.

Buntes Mitmach-Programm

Die MCC hatte ihren Besuchern dieses Jahr viel zu bieten. Zahlreiche Ehrengäste waren geladen, unter anderem Fairy Tail-Autor Hiro Mashima sowie DC Comics-Zeichner Dan Jurgens. Und mit Fantasy-Romanautor Christopher Paolini (Eragon) als dezidiertem Gast der MCC wurde sogar eine symbolische Brücke hin zum Kernthema der Leipziger Buchmesse geschlagen.

Am Samstag sowie Sonntag fanden als wiederkehrendes Highlight erneut die Cosplay-Wettbewerbe statt. Am Samstag konnten Kostüme jeglicher Art im Leipziger Cosplay Contest gegeneinander antreten. Prämiert wurden die jeweils besten Gruppen, Duos und Einzelkämpfer. Besonders verzauberte ein Auftritt zu dem Retro-Anime Heidi das Publikum. Am Sonntag wurde es dann etwas spezieller, und es wurden wieder die besten Superhelden- & Doctor Who-Cosplays gesucht. Zum Gruppenfoto nach dem Wettbewerb stand dann Der Doktor neben einem Baby-Groot im Blumentopf auf der Bühne – es gab also viel zu sehen.

Cosplayer zur Leipziger Buchmesse © Ulrich Koch
Cosplayer zur Leipziger Buchmesse © Ulrich Koch

Da die Cosplayer sich die begrenzte Anzahl an Workshops mit den anderen Sparten der Manga-Comic-Con teilen mussten, gab es für sie dieses Jahr nur am Sonntag etwas zu lernen. Die Youtube-Künstler theravensquad zeigten, wie man sogenannte CMVs, Cosplay-Musikvideos, plant und umsetzt. Dafür gab es aber für Japanbegeisterte umso mehr zu entdecken: Vom Origamifalten über K-Pop-Tanzen bis hin zu einer Vorführung mit japanischer Trommelmusik war alles dabei. Shopping-Möglichkeiten an den Merchandise-Ständen und in der beliebten Artist Alley rundeten das Erlebnis ab.

Quo vadis, deutsche Anime- & Manga-Conventionszene?

Am Freitagnachmittag waren die Organisatoren verschiedener deutscher sowie österreichischer Conventions von OtakuTV zum Gespräch auf dem „Schwarzen Sofa“ geladen. Mit von der Partie waren Michael Clemet (Anime Messe Berlin), Andreas Degen (Dokomi), Janine* (DeDeCo), Maria* (Hanami) und Michael* (AniNite). Es ging um den aktuellen Stand der (Anime-/Japan-) Conventionszene.

Quo Vadis-Skulptur anlässlich des Gastlandauftritts Tschechiens © Tom Schulze

Generell haben sich alle Teilnehmer positiv zum Verlauf der letzten Convention-Saison geäußert. Es gab ein allgemeines Besucherplus zu verzeichnen, und die Conventions konnten jeweils Neuerungen und Innovationen voranbringen. Zum Beispiel hat die Dokomi mit dem Gaming Festival einen „Riesenschritt nach vorne“ in die Richtung einer neuen Zielgruppe gewagt, und auch kleinere Conventions wie die DeDeCo konnten expandieren und eine größere Location anmieten.

Aber auch das aktuelle „Conventionsterben“ wurde zum Thema. Nachdem in den letzten Monaten der CosDay² eine Pause und die ChisaiiCon ihr Ende angekündigt haben, stellt sich natürlich die Frage, ob der Markt allmählich gesättigt ist. Maria und Andreas Degen waren sich einig, dass dies auch mit einer Knappheit an Helfern zusammenhängt – Anime- & Japanconventions stützen sich in Deutschland in den meisten Fällen auf ehrenamtliche Helfer sowie Organisatoren. Andreas Degen brachte zudem an mehreren Stellen den „Innovationsdruck“ zum Ausdruck, den er bei der Planung der Dokomi verspürt. Die Szene wachse und verändere sich rasant, und Conventions müssten sich den neuen Strukturen und Erwartungen anpassen, so Degen.

Das ganze Gespräch wird in Kürze auch auf dem Youtube-Channel von OtakuTV zu finden sein.

(* Anm. der Redaktion: die hier genannten Namen wurden von der Selbstvorstellung der Teilnehmer übernommen, weshalb teilweise Zunamen fehlen.)

Aufruf zu Respekt & Miteinander

Auf der Leipziger Buchmesse treffen Cosplayer seit jeher auf lesebegeisterte Besucher, die sich wiederum oftmals kaum mit dem Hobby Cosplay auskennen. Trotzdem findet man viele nichtkostümierte Besucher, die interessiert das bunte Treiben beobachten oder sogar einen Gang durch die MCC-Bereiche wagen. Da ist schnell mal eine Kamera gezückt und ein Foto gemacht. Das stößt manch einem Cosplayer sauer auf, schließlich möchte man gerne gefragt werden. Auch wenn selten böse Absicht von Seiten der „Zivilbevölkerung“ dahintersteckt, bauen sich Spannungen auf. Deshalb versucht die MCC seit jeher fleißig aufzuklären. In diesem Jahr sogar mit Poster-Aufstellern in der Glashalle, die alle Besucher zu gegenseitigem Respekt aufriefen und die Gepflogenheiten der Szene erklärten.

© Tom Schulze
© Tom Schulze

Laura „Kisa“ Birnbaum hat dieses Jahr zudem als Cosplay-Beauftragte der MCC den Versuch gestartet, Szene und Buchmesse weiter aneinander anzunähern. In der Vergangenheit fanden Beschwerden erst im Nachhinein ihren Weg zu den Veranstaltern. Deshalb wurde 2019 erstmals eine Notruf-Hotline für Cosplayer eingerichtet. Das ganze Messewochenende über war Laura unter einer Telefonnummer, die unter anderem auch im offiziellen Con-Heft abgedruckt war, erreichbar. Kostümierte Besucher konnten sie beispielsweise um Hilfe bzw. Schlichtung bitten, sollten sie sich vom Messepersonal wegen ihren Kostümen ungerecht behandelt fühlen. Laura stand als Vermittlerin im Kontakt mit den Organisatoren von MCC sowie der Leipziger Messe und konnte die Belange für eine schnelle Klärung weiterleiten.

Reaktionen auf Beschwerden: Das Verbot stationären Kameraequipments

Neben Cosplayern fehlen auch Cosplay-Fotografen auf keiner Convention. Im letzten Jahr wurden allerdings vermehrt Stimmen laut, die sich über das stationäre Equipment beschwert haben, das teilweise von den Fotografen in der Glashalle aufgestellt wurde. Die Manga-Comic-Con hat – über ihren Facebook-Kanal – schon im Vorfeld die Meinung ihrer Besucher eingeholt, was in diesem Jahr zu einem Verbot von sämtlichem stationären Fotoequipment in der Glashalle geführt hat. Der Veranstalter betont jedoch, dass dies nur eine vorübergehende Notlösung sei.

Vor allem der von vielen Seiten gemachte Vorschlag, Fotografen in Zukunft einen abgetrennten Bereich zur Verfügung zu stellen, sei wahrgenommen worden. So hieß es im offiziellen Statement der Manga-Comic-Con, in dem auch erklärt wurde, dass eine spontane Umsetzung dieser Lösung wegen Platzbegrenzung noch nicht möglich gewesen sei. Die Veranstalter zeigten sich damit jedoch offen gegenüber den Wünschen ihrer Besucher, und nun bleibt nur noch zu hoffen, dass sich mittelfristig eine für alle zufriedenstellende Lösung finden lässt.

Cosplayer willkommen

Dass die Leipziger Buchmesse keine „herkömmliche“ Convention ist und dieses Gefühl auch nach Errichtung der Manga-Comic-Con noch bleibt, ist klar. Umso mehr erfreut es dann, wenn man als kostümierter Besucher ebenso wertgeschätzt wird wie jeder andere Messegast. Und auch wenn man links und rechts von Bekannten hört, dass sie das ein oder andere ungünstige Zusammentreffen hatten, so bleiben diese dankenswerterweise doch Einzelfälle.

Im Convention-Talk am Freitag wurde reflektiert, dass „Nerdkultur“ immer mehr Akzeptanz findet. Diese Veränderung kommt nicht von irgendwoher – sondern eben auch vom unermüdlichen Einsatz all jener, die sich für ein gutes Zusammensein und gegenseitiges Verständnis einsetzen. Und das haben die Organisatoren der MCC in diesem Jahr gezeigt. Zyniker würden jetzt wohl behaupten, dass auch Cosplayer zahlende Besucher sind und das doch dann auch selbstverständlich sei. Man kann aber auch einfach mal „Danke!“ sagen.

Artikelbilder: wie angegeben, Leipziger Buchmesse, Bearbeiutet von Verena Bach
Die Eintrittskarte wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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