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Viele wollen gerne ein spezielles Kostüm machen, trauen sich aber nicht. Immer wieder hört man: „kein Talent, keine Werkstatt.“ Wie man auch ohne beides mit einfachen Mitteln etwas Passables zaubern kann, erfahrt ihr hier am Beispiel des Predators. MarCos Costumes stellt eines seiner Predator-Kostüme in diesem zweiteiligen Artikel vor.

Nachdem im ersten Teil die Grundlagen für das Predator-Kostüm besprochen wurden und die Maske und der Körper fertig sind, kommen wir zu Rüstung, Ausrüstung und Details. Auch die Hände und Füße fehlen noch.

Halsring

Der Halsring besteht aus mehreren übereinandergeklebten Fugenfüllprofilen. Bei der Auswahl des Durchmessers des Füllprofils gibt es keine Vorgabe. Nimmt man 10 mm, so benötigt man etwa acht Schläuche, bei 20 mm Durchmesser nur vier davon. Der Halsring sollte locker um den Hals liegen. Auf die Enden klebt man mit Kraftkleber Klettstreifen zum Öffnen und Schließen. Man kann auch die Enden etwas anschneiden, damit der Ring konisch fällt. Anschließend mit Plasti Dip grundieren und mit gefärbtem Latex die richtige Farbe geben. Es empfiehlt sich, den Ring mittels Isoflex zu versiegeln.

Hände und Füße

Damit die Sache Hand und Fuß bekommt, überstreicht man Hände und Füße mit zwei Schichten dünnem Latex in der gleichen Grundfarbe wie die Haut, es soll ja alles zusammenpassen. Am besten merkt man sich das Mischverhältnis der Farbe, um immer den gleichen Ton zu treffen, denn für Haut, Hände, Füße und Kopf benötigt man mehrere Sitzungen.

Als Grundlage für die Hände kann man Monsterhände, Vampirhände, Werwolfhände oder Ähnliches auf ebay oder bei verschiedenen Händlern von Kostümen und Horrorartikeln finden. Ebenso verhält es sich mit den Füßen. Hier passen Überzieher ganz gut. Die besten gibt es leider nicht mehr: das Lizenzprodukt Lizard Feet aus Amazing Spider-Man. Doch ähnliche Produkte sind erhältlich. Vorsicht vor den tatsächlichen Predator-Lizenzhänden. Diese gibt es von mehreren Firmen und auch in der Erwachsenen- und Kinder-Version. Diese schlecht zu nennen wäre noch geschönt. Man kann jedoch die Erwachsenen-Hände kaufen, zerschneiden und die Finger als Zehen auf ein Paar Schuhe mit Latex kleben. Es geht aber auch billiger und einfacher. Auf ebay findet man immer wieder unter dem Begriff „Monsterhände Blau“ oder auch „Grün“ für wenig Geld sehr gute Hände. Diese brauchen dann nur einen Latexanstrich in der passenden Grundfarbe und die weiteren Details des Farbschemas und man ist fertig. Airbrush ist am sinnvollsten, doch auch mit dem Pinsel und sehr viel Geduld lassen sich die Farbschemata mit zahlreichen Tupfen verwirklichen. Überzieher für Schuhe sind für Füße deshalb ganz gut, da man nur die Farbe ändern muss und alle möglichen Schuhe drunter tragen kann. Wer sich nicht traut einen Predator zu machen, weil ihm oder ihr die Größe fehlt, kann sich im Netz einfach Schuhe kaufen, die größer machen. Die Echsenfüße von Amazing Spider-Man 2 werden in diesem Kostüm kombiniert mit Schuhen von Mario Moronti, welche dem Träger acht Zentimeter mehr garantieren.

Zur Rüstungsherstellung allgemein

Das wirklich Schöne ist, dass man Pepakura-Dateien kostenlos im Netz dazu findet. Einfach mal nachPredator Armor pdo“ suchen und man wird fündig. Generell kann man sich sowohl auf Facebook als auch direkt im Forum des AvP Universe Germany an die deutschen Predator-Cosplayer wenden. Das ist die größte deutsche Gemeinschaft zum Thema Colonial Marines aus dem Aliens Film, Aliens selbst und Predator. Dort erhält man zu allem Hilfe und Tipps. Natürlich haben die Mitglieder auch diverse Vorlagen zur Hand.

Nachdem die passenden Rüstteile gefunden wurden, müssen sie gedruckt und ausgeschnitten werden. Diese legt man nun auf die EVA-Matte. Optional befestigt man diese mit zwei Reißnadeln. Nachdem man mit dem Cutter alles ausgeschnitten hat, geht es weiter. Für dieses Kostüm wurden EVA-Matten von Domyos, bei Decathlon für 15 Euro erhältlich, verwendet.

Ein paar Worte zur richtigen Technik beim Ausschneiden: Eine Schneidematte für etwa 8 Euro sollte man haben; A3 ist sehr gut, A4 schon etwas beengend. Sobald beim Schneiden die Klinge nicht mehr butterweich durch das Material geht, ist die Klinge zu schärfen oder zu wechseln. Ja, man kann Teppichmesserklingen gut schärfen und so die Lebensdauer sehr verlängern. Mit einem Küchenschleifer geht das nicht, ein Stiftschleifstein oder ein normaler tun es jedoch. Die Klinge sollte beim Schneiden in einem möglichst flachen Winkel gehalten werden. Für Rundungen bieten sich Bastelskalpelle an, für große Strecken die breiten Cutter.

Jetzt kommt die Heißluftpistole zum Einsatz. Am leichtesten ist es, die Pistole mit der Düse nach oben hinzustellen und das Material mindestens 15 cm, höchstens 30 cm, darüber zu halten. Ist der Abstand zu groß, passiert nichts. Ist der Abstand zu gering, verbrennt das Material. Wenn es dann merklich weich geworden ist, lässt es sich in die gewünschte Form biegen. Man muss es dann für ungefähr zwei Minuten in der Endposition halten. Diese Prozedur kann beliebig wiederholt werden, bis die gewünschte Biegung erreicht wurde.

Sind alle Teile geformt und passen ineinander, werden sie mit Heißkleber verbunden. Die Erfahrung zeigt, dass der billige Heißkleber sich leider löst. Es sollte auf das Markenprodukt von namhaften Klebeherstellern zurückgegriffen werden.

Bein- und Schulterrüstung

Diese ist wie die Schulterrüstung auch anhand von Schablonen sehr leicht herzustellen. Man benötigt wieder die Heißluftpistole, den Schaumstoff, Plasti Dip oder Leim. In diesem Beispiel wurde mit Epoxidharz experimentiert: Lasst es!

Am besten schneidet man sich die Schienen in Vorder- und Rückseite aus. Diese hier entstanden ohne Vorlage. Mit Kraftkleber oder der Heißklebepistole bringt man die jeweiligen Verzierungen und Details an. Optional kann man das Ganze mit zwei bis drei Schichten Leim bestreichen. Danach mit schwarzem Plasti Dip grundieren und drüber Trockenbürsten. Auf diese Art lassen sich noch weitere Rüstungsteile fertigen, zum Beispiel eine Brustrüstung.

Das Rückenmodul

Dieses Accessoire ist optional. Man braucht es nicht zwingend, doch sieht es toll aus und kaschiert den Reißverschluss bzw. die Leiste darüber gut.

Die bewährte EVA-Matte kommt erneut zum Einsatz, kombiniert mit Heißkleber und Rohrisolierung aus dem Baumarkt. Da vom Marderschutz-Schlauch noch viel übrig ist, wird der einfach in der Mitte durchgeschnitten und an verschiedenen Stellen aufgeklebt. Die Form von allem ist völlig frei Hand wählbar. Natürlich kann man sich auch vom Rückenmodul Schablonen als Pepakura-Dateien aus dem Netz laden. Bemalt wird anschließend wie üblich mit Plasti Dip als Grundierung und Silber darüber mit der Trockenbürst-Technik.

Plasmawerfer

Eine der ikonischsten Waffen des Predators ist der Plasmawerfer, der mittels Tri-Laser sein Ziel nicht verfehlt. Diesen muss man nicht am Kostüm haben, doch spätestens seit Aliens vs. Predator: Requiem ist es absolut cool sogar zwei auf seinen Rückenmodulen anzubringen. In Predator 2 hat der Predator einen sehr flachen und kleinen Plasmawerfer. Die Form einiger Duschgel-Flaschen erinnert schon sehr daran. Also einfach eine passende Flasche kaufen, leer duschen und gut innen trocknen lassen. Fertig ist der Rohling nach Abziehen aller Etiketten. Diese Flaschen bestehen aus einem sehr flexiblen Kunststoff. Darum hält Farbe sehr schlecht.

Darum am besten auch hier wie üblich grundieren und anschließend trockenbürsten mit Silber oder Gold. Vorher kann man noch ein paar Moosgummi- oder EVA-Schaumstoff-Applikationen mit Kraftkleber aufkleben. Wer es klassischer möchte, nimmt als Rohling Rohisolierung aus dem Baumarkt und schneidet sich daraus etwas zurecht.

Armschienen mit Klingen

Als Basis dienen Waschmittelflaschen, die eine entsprechende Form haben. In Deutschland benutzt Coral diese Flaschen, in anderen Ländern variiert der Hersteller. Zunächst schneidet man, zum Beispiel mit einer Nagelschere, den Boden und die ganze Deckelpartie unter dem Flaschenhals aus. Damit man sich nicht beim Tragen in den Arm schneidet, sollte man die Wölbung am Rand völlig entfernen. Am Boden gibt es zwei Stellen, an denen es mit der Nagelschere besonders schwer ist, doch es geht.

Nun polstert man gegebenenfalls die Schiene innen aus. Jetzt klebt man nach Lust und Laune mit Kraftkleber Applikationen aus EVA oder Moosgummi auf. Klassisch hat ein Predator noch zwei geriffelte Schläuche an den Seiten beider Armschienen. Diese macht man aus dem Marderschutzschlauch und klebt sie mit Heißkleber fest.

Die linke Armschiene ist in der Regel die Bombe. Dort kann man sich auch eine Smartphone-Halterung befestigen, die Predator Clock-App runterladen und hat nicht nur sein Handy direkt am Kostüm und an der Person, sondern auch noch günstig Spezialeffekte eingebaut. Im Netz finden sich Schablonen, Referenzbilder und Pepakura-Dateien zu den einzelnen Armschienen-Designs.

Lendenschurz

Die Hüft- und Lendengegend sollte mit einfachen und effektiven Mitteln dem Kostüm angepasst werden. Der Original Predator hat eine Art Lendenschurz an mit einem Tiefschutz. Zwei Lederlappen, ein Ledergürtel und Kraftkleber reichen völlig aus, um ein sehr stimmiges und stammesmäßiges Kostümteil zu schaffen. Den Tiefschutz lassen wir weg. Das Ding wird immer nur im Weg sein und den Träger zwingen, breitbeinig zu laufen, was auch aussieht als wäre es etwas zu spät für den Toilettengang.

Also, einen Lappen schneidet man grob trapezförmig. Den anderen wie ein breites T. Dabei ist es am besten, wenn die Form in unregelmäßigen Wellen geschnitten wird. So wirkt es am organischsten. Wenn man einfach nur hier und da einschneidet, sieht es schnell aus, als trüge man ein Baströckchen…dann viel Freude mit dem indogenen Predator. Das Ganze klebt man nun auf einen Gürtel mit Kraftkleber. Bei diesem Kostüm ist nur die Hinterseite angeklebt, die Vorderseite wird zum Verstecken der Schnalle von vorne eingesteckt.

Details

Eine Knochenkette, wie sie der erste Predator im gleichnamigen Film trägt, sieht gut aus. Diese kaschiert auch das vielleicht noch erkennbare Logo des Mr. Incredible Kostüms. Plastikketten sehen immer billig aus und werten das Kostüm ab. Im Netz finden sich günstig Schädel und Knochen. Alternativ geht man einfach mit Freunden Chicken Wings oder Hähnchen essen und nimmt alles mit, was an Knochen übrig bleibt. Die Knochen kommen für 45 Minuten in kochendes Wasser und werden von den Resten befreit. Sollte das nicht beim ersten Mal gelingen, wiederholt man die Prozedur nochmal. Nach 90 Minuten ist garantiert alles ab. Die Knochen jetzt über Nacht trocknen lassen – Ungeduldige können sie auch föhnen. Mit einer Lederschnur oder einem Lederband reiht man die Knochen auf. Man kann sie einfach mit einem Akkuschrauber und egal welchem Bohrer (Stein, Holz, Metall) durchbohren.

Knochen durchziehen und fertig! Tipp: Wenn das Band nur gerade so durch den Knochen passt, bleiben die Knochen in der gewünschten Position und wackeln nicht herum.

Wem noch nicht genug Action am Kostüm vorhanden ist, der kann sich noch drei rote LED, einen Kippschalter und eine Knopfzellen-Batteriehalterung in den Biohelm einbauen, falls dort kein solches Set schon verbaut ist. Damit kann man den Tri-Laser des Predators gut simulieren ohne Gefahr zu laufen, jemanden versehentlich mit Laserpointern zu treffen.

Wenn man das Kostüm einmal Probe getragen hat und mit Maske und Anzug zufrieden ist, sollten diese mit Isoflex versiegelt werden. Es gehen natürlich auch andere Präparate zur Versiegelung, wie sie in der Live-Rollenspiel-Szene bei Polsterwaffen und Rüstungsimitaten verwendet werden. Dadurch erhält die Haut einen Glanz, wie er auch bei Reptilien zu beobachten ist. Der Predator wirkt noch echter.

Was kostet eigentlich ein gekauftes Kostüm?

Ein völlig tragefertiges Predator-Kostüm vom Profi erhält man für bereits 1200 Euro. Für 1500 Euro hat man dann noch ein paar Extras drin und mehr Rüstung, Ausrüstung und Details. Es gibt aber auch Kostüme für 5000 Euro. Das liegt am Hersteller, der Art des Kostüms und welchen Predator man sucht. Weibliche Masken werden so gut wie gar nicht hergestellt und aktuell ist nur ein bekannter, aber berüchtigter Hersteller von solchen Masken zu finden.

Die Einzelteile sind gar nicht so teuer. So findet man auf ebay auch aus Europa einen Profi-Halsring um die 30 Euro oder ein Harzguss-Teil für 15 Euro, das man nur noch mit Heißkleber auf eine Armschiene kleben muss und man hat ein fertiges Kostümteil. Eine Predator-Basismaske liegt etwa bei 220 Euro. Es handelt sich dann um den Rohzustand mit Gussrändern und fehlenden Löchern. Dann fehlen noch die Zähne, die Haare, die Perlen in den Haaren, die Farbe. Airbrush kostet fast die Hälfte des gesamten Kostüms. Allein eine fertige Maske kann zwischen 650 und 800 Euro kosten. Biohelme bekommt man dafür schon um die 120 Euro. Also sollte man sich den Biohelm seiner Wahl zulegen und die Maske selbst bauen und das restliche Kostüm eben auch. Die meisten Kaufkostüme sind nicht sehr beweglich, was auch wieder für die Selbstbau-Variante spricht. Darum bauen viele Fans ihre Kostüme eben selbst.

Azuul auf der Lauer © AvP World Germany

Fazit

Mit einem Arbeitseinsatz von ungefähr 100 Stunden lässt sich hier ein solides Kostüm herstellen, für das man weder Vorkenntnisse noch viel Talent braucht. In einem Kostüm dieser Machart kann man rennen, posen, laufen, tauchen, kämpfen, LARPen und vieles mehr. Alles wurde vom Verfasser jahrelang getestet und das Kostüm hält immer noch. Machen ist wie wollen, nur krasser! Fangt einfach an. Hilfe bekommt ihr auf Facebook bei Deutschlands Predator-Kostümgruppe, dem AvP Universe Germany, oder direkt im Forum des Clans. Jeder kann das. Natürlich bietet diese Anleitung auch Inspiration für andere Kostüme. Den Körper kann man auch schwarz bemalen und als Schakal-Krieger oder Batman verwenden. In bräunlichen Tönen hat man eine tolle Uruk-Hai-Basis.

In diesem Sinne, viel Spaß beim Basteln. Verwirklicht eure Träume, denn von allein bauen sich die Kostüme nicht. Mehr auch auf meiner Seite MarCos Costumes.

Artikelbilder & Fotografien: Marc Baecker
Predator ist ein eingetragenes Markenzeichen von 20th Century Fox

 

3 Kommentare

  1. 2012 allso UR alt da kann man
    2018 schon mal aufwärmen
    genau wie vampeire das Tod ist
    oder den Mini Frost Zone Mist für 10 Euro

    Neuheiten gibt es wohl nicht

  2. Hallo, um auf den Kommentar ein zu gehen müsste ich ihn erstmal verstehen. Was genau meinst Du? Was hat denn “Larp ist Tod“ mit meinem Cosplay Artikel zu tun im übrigen? Und was ist an einer Kostümbauanleitung schlecht, zumal es zu einem solchen Kostüm bei TZH noch keine Anleitung vorher gab? Also was ist mit 2012?

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