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Die Connichi ist eine große Anime- und Manga-Messe, die vom 7.-9. Oktober stattfand. An diesen drei Tagen kamen Cosplayer*innen, Manga-, Anime- und Japanfans zusammen und versammelten sich im und um das Kongress Palais in Kassel und wir waren mit am Start. Was es dort alles zu entdecken gab und wie das Programm aufgestellt war, das erfahrt ihr hier.

Nach ganzen zwei Jahren fanden sich nun wieder Cosplayer*innen, Anime-, Manga– und Comic-Fans, Japanbegeisterte und Interessierte vor den Toren des Kongress Palais in Kassel ein. Leider sorgte am Samstagmorgen eine Störung bei der Deutschen Bahn dafür, dass viele Besucher*innen nicht mit dem Fernverkehr anreisen konnten. Dennoch war bereits vor 10 Uhr eine lange Schlange zu sehen. Teilweise im Regen warteten die Besucher*innen darauf, endlich das Gebäude betreten zu können. Als es endlich so weit war, traten sie allmählich ein und wurden – auf eine etwas chaotische Art und Weise – in verschiedene Schlangen aufgeteilt für die Taschen- und Ticketkontrolle. Lange musste jedoch nicht gewartet werden und schon konnten die ersten Stände gesehen werden. Für die Innenräume gab es eine Pflicht zum Tragen einer FFP2- oder OP-Maske und im Außenbereich lediglich eine Empfehlung.

Die Stände

Von jährlichen Messebesucher*innen habe ich mir sagen lassen, dass die Anzahl der Stände sowohl im Innen- als auch im Außenbereich im Vergleich zum Jahr 2019 abgenommen hat. Es waren allerdings einige Manga-Verlage wie Carlsen, Hayabusa und Altraverse vertreten, bei denen viele Mangas erworben werden konnten.

Neben den gängigen Merch-Ständen, bei denen Anime- und Manga-Fanartikel gekauft werden konnten, hatten einige Stände auch Snacks, Getränke, Mal-und Bastelutensilien oder Haushalts- und Deko-Artikel im Angebot.

Auch für Spiele-Fans wurde einiges geboten. Bei Nintendo konnten große und kleine Kinder verschiedene Videospiele ausprobieren. Im Gamesroom Unplugged konnten diverse Brett-, Karten- und Rollenspiele gespielt werden. Dort konnten Spiele wie Shogi (japanisches Schach) oder Legends of the Five Rings gespielt werden. Zudem haben die dortigen Helfer Einführungen in verschiedene Brettspiele gegeben.

Im zweiten Stock befand sich der Kreativmarkt, bei dem Künstler*innen aus aller Welt ihre Arbeit vorstellen und verkaufen konnten. Schmuck, Fotobücher, Zeichnungen und Porträts konnten bestaunt werden. Der Markt war auf mehrere Räume aufgeteilt, was das Flanieren zwischen den Ständen etwas erschwerte.

Im Außenbereich – dem Innenhof – konnte bereits am Vormittag der Duft der vielen japanischen Leckereien wahrgenommen werden. Gerichte wie Ramen, Yakitori aber auch Spezialitäten wie Okonomiyaki (japanisches herzhaftes Pfannkuchengericht) und Takoyaki (japanische Oktopusbällchen) ließen das Herz höherschlagen. Zum Nachtisch standen japanische Crêpes, Bubble Tee oder auch diverse Süßigkeiten wie Mochi (japanischer Reiskuchen) zur Auswahl. Genügend Sitzplätze und verbessertes Wetter sorgten dafür, dass die Speisen gemütlich im Außenbereich verzehrt werden konnten.

Im Innenhof konnte wie auf einem Matsuri Spinnenwerfen gespielt werden.
Im Innenhof konnte wie auf einem Matsuri Spinnenwerfen gespielt werden.

Diverse Zelte haben japanische Spiele angeboten, die an Matsuri (japanisches Volksfest) erinnern. Durch Spinnenwerfen, Kendama und Fischen konnten Besucher*innen Chips sammeln und sie gegen nette Kleinigkeiten wie Sticker, Heftchen aber auch Nähmaschinen eintauschen.

Aufwendig dekorierte Fotoecken ermöglichten es Cosplayer*innen, aber auch allen anderen, Fotos unter einem Kirschblütenbaum, in einem Animal Crossing-Zelt oder Super Mario-Rohr zu machen oder – neu – in einer Alchemie- und Hexenbibliothek.

Das Programm

Besucher*innen konnten sich in idyllische Szenerien fotografieren lassen.
Besucher*innen konnten sich in idyllische Szenerien fotografieren lassen.

Trotz der langen Pause und einiger interner Krisen – wie es im Programmheft heißt – haben die gemeinnützige Organisation Animexx e.V. und ihre vielen Helfer*innen den Besucher*innen ein üppiges und vielfältiges Programm geboten.

Zahlreiche Showacts standen allein für den Samstag auf dem Programm. Darunter der Cosplay-Video-Wettbewerb, bei dem Cosplayer*innen ihr schauspielerisches Talent beim Dreh eines kleinen Live-Action-Movies zu ihrem Lieblingsanime/manga beweisen konnten. Den ersten Platz dieses Jahr machte Pasta_Cosplay mit einem Cosplay-Video zu Red Dead Redemption II. Der zweite Platz ging an ImoNeeCosplay mit einem Musik-Video zu Puella Magi Madoka.

Einen verdienten dritten Platz konnte Luka mit einem Cosplay von Peter Pan erreichen.

Zudem konnten sich die Fans an einem Live-Konzert von Kuribayashi Minami und der J-Pop Künstlerin ZAQ erfreuen. Kuribayashi Minami hat bereits zahlreiche Anime-Intros und Outros gesungen und auch in den Gruppen Wild 3nin Musume und Sound Horizon (Attack on Titan) mitgewirkt. Die Songs von ZAQ kennt man aus Animes wie Highschool DxD und Love Live!.

Für Poesie-Begeisterte fand am Samstag der Poetry Slam statt, bei dem Teilnehmende ihre Zuschauer*innen mit ihren Worten in den Bann zogen. Die Gewinner wurden am selben Abend erkoren.

Gewinner des Poetry Slam (von links nach rechts: Scarlet Prince, Katha, Dominik F.)
Gewinner des Poetry Slam (von links nach rechts: Scarlet Prince, Katha, Dominik F.) © Connichi

Des Weiteren gab es zahlreiche Ehrengäste. Beim Stand des Verlags Altraverse konnten zwei deutsche Mangaka angetroffen werden: Anne Luise P. – Autorin der erfolgreichen Boys Love Reihe „Bound“ von der bereits zwei Bände erschienen sind und Racami – Autorin der Serie „Zuckerwasser“, die im September erschien.

Das waren noch längst nicht die einzigen Autogramme, die gejagt werden konnten. Zahlreiche deutsche Synchronsprecher*innen aus verschiedenen Animes – unter anderem „Free!“, „Demon Slayer“, „JoJo’s Bizarre Adventure“, „One Piece“, „Your name“ – waren am Samstag in den Signierräumen anzutreffen.

Mit dem französischen Cosplayer Papa Cosplay hatten Besucher*innen die Gelegenheit in einem Workshop selbst Rüstungen aus Leder herzustellen. Seine Leidenschaft für Cosplay und insbesondere für das Lederhandwerk führten dazu, dass er einige internationale Wettbewerbe gewann – darunter den BlizzCon Costume Contest in Los Angeles und den Overwatch Cosplay Battle.

Im Bereich der Japanforschung wurden interessante Vorträge zu den verschiedensten Themen angeboten. Julia S. Zhu, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Modernes Japan an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig ist, hielt einen Vortrag über LGBT- und Genderdiversität in Manga, bei dem sie die Genres des Boys-Love und Girls-Love genauer betrachtet und in einen japanischen kunstgeschichtlichen Zusammenhang setzte.

Der Japanologe und Sportwissenschaftler Jörg Möller untersucht Dämonen und Yôkai – insbesondere die Herkunft des Kappa. Passend zu seinem Forschungsschwerpunkt der japanischen Kulturgeschichte verstand sich sein Vortrag als „Einführung in die Kappalogie“.

2023 – ein neuer Veranstaltungsort

Nach 18 Jahren im Kasseler Kongress Palais haben die Veranstalter nun angekündigt, dass die Messe nach Wiesbaden in das RheinMain CongressCenter umzieht. Als dies am letzten Messetag angekündigt wurde, haben viele Fans ihren Unmut zum Ausdruck gebracht. Für viele bedeutet der Umzug eine weitere Fahrt, die mit höheren Kosten verbunden ist. Ein weiterer Kritikpunkt ist die spontane Ankündigung, sodass ein gebührender Abschied vom Kongress Palais für viele ausblieb.

Wir sind bereits jetzt gespannt, was noch alles geplant wird, und merken uns schonmal das Datum 01.09.2023 bis 03.09.2023 vor. Tickets können bereits auf der Homepage der Veranstaltung gekauft werden.

Fazit

Da dies meine erste Connichi war, muss ich gestehen, dass ich etwas überwältigt von der Location war. Das Zurechtfinden bzw. Finden bestimmter Stände stellte sich anfangs als etwas schwierig heraus, was aber kein wirkliches Hindernis darstellte. Beim Schlendern sowohl im Innenbereich als auch im Außenbereich, überkamen mich leichte Japan-Vibes, was ich als ziemlich schön empfand. Das Essen – besonders das Okonimiyaki – war sehr lecker und die Matsuri-Spiele haben mir großen Spaß bereitet und ich durfte sogar einige Kleinigkeiten als Preise mit nach Hause nehmen.

Der Kreativmarkt hat mir besonders gut gefallen, da dort Arbeiten und vor allem auch Unikate von äußerst begabten Künstler*innen bestaunt und erworben werden konnten. Die Besucher*innen, Austeller*innen, Helfer*innen und Mitarbeiter*innen waren alle gut gelaunt und freundlich, was den Samstag der Connichi besonders ereignisreich für mich gestaltete. Gerne bin ich im kommenden Jahr in Wiesbaden wieder dabei.

Artikelbild: © Animexx e.V. – Connichi
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Giovanna Pirillo
Fotografien: Anahita Estiri

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