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Black Adam ist bekannt als der mächtige Antiheld in den DC Comics, der sein eigenes Land regiert. Doch wie wurde er zum Herrscher? Diese Geschichte erzählt Black Adam – Finstere Herrschaft von Panini Comics, gerade rechtzeitig, um auf den Black Adam-Kinofilm vorzubereiten.

Als Vorbereitung auf den Black Adam-Kinofilm hat Panini die wichtigsten Geschichten zum Antihelden veröffentlicht. Es gab einen Überblick über Black Adams Comicauftritte durch die Jahrzehnte, die Herausforderungen, denen Black Adam sich als Herrscher des fiktiven Lands Kahndaq stellen musste, und die Nachwirkungen seiner Herrschaft. Was bis jetzt fehlte, war allerdings die Geschichte, wie Black Adam überhaupt die Herrschaft über Kahndaq ergriff. Diese Geschichte hat Paini im Comic Black Adam – Finstere Herrschaft nun endlich herausgebracht. Schauen wir, ob sich das Warten gelohnt hat.

Handlung

Black Adam – Finstere Herrschaft beginnt mit der Eroberung Kahndaqs durch Black Adam und seine Verbündeten. In der Antike hatte Black Adam in diesem Land auf der Sinai-Halbinsel gelebt, und als er in der Gegenwart wieder erwachte, erfuhr er, dass Kahndaq eine korrupte Dritte-Welt Militärdiktatur geworden war. Black Adam war zwar Mitglied des Superheldenteams Justice Society of America (JSA), aber schon länger unzufrieden mit ihren Methoden. Sie waren ihm zu weich, nicht bereit, Feinde zu töten und die Welt wirklich zum Besseren zu verändern – notfalls mit Zwang. Nachdem die JSA wieder einmal einen Feind am Leben gelassen hatte, wurde es Black Adam zu viel. Er sammelte fünf JSA-Mitglieder um sich, die seine Meinung teilten und zog los, um Kahndaq zu erobern, die Welt zu verbessern, und seine Verbündeten zu „wahren Helden“ nach seinen Vorstellungen zu machen. Den Diktator zu stürzen war für Black Adam und seine mit Superkräften ausgestatteten Verbündeten kein Problem. Die eigentliche Handlung beginnt mit den direkten Folgen von Black Adams Machtergreifung und der Reaktion der JSA, die ihre ehemaligen Mitglieder zur Rechenschaft ziehen will.

© Panini Comics

Black Adam – Finstere Herrschaft ist eine Arc aus der fortlaufenden JSA-Comicreihe. Wie für Team-Comics bis in die 2000er üblich besteht die JSA aus vielen Helden, die alle ihre eigenen Geschichten, Privatleben, und Verflechtungen untereinander haben. Die JSA ist darüber hinaus noch ein Mehr-Generationen-Team, aus alten Veteranen und der neuen Generation von Kindern und Nachfolger*innen. Alle Nuancen können Querleser*innen daher nicht erkennen. Wichtig ist aber, wie verständlich und unterhaltsam Black Adam – Finstere Herrschaft für sich alleine stehend ist. Hier schneidet der Band gut ab. Der Grundkonflikt der Story ist interessant und gut verständlich vorgestellt, die Rollen der Charaktere klar erkennbar. Ein der Geschichte vorangestelltes Register der Personen hilft dabei zusätzlich.

Die Übernahme von Kahndaq und Black Adams Rechtfertigung, dass die Welt von korrupten Regierungen missbraucht wird und Superheld*innen starke Herrscher*innen sein sollen, dient als Hintergrund für einen Wettstreit der Ideale. Die JSA, die klassische Superheldenwerte vertritt wie nicht zu töten und Gesetze zu achten, kommt hier an ihre Grenzen. Black Adam argumentiert, dass diese hehren Ideale in den reichen, sicheren USA schön sind, in korrupten, ausgebeuteten Diktaturen und Dritte-Welt-Ländern aber realitätsfern sind.

© Panini Comics

Damit erinnert Black Adam – Finstere Herrschaft an das einflussreiche Wildstorm-Comic The Authority, in dem eine Gruppe Superheld*innen sich zur globalen Autorität aufschwingt. In Black Adam – Finstere Herrschaft wird die Thematik weniger tief und komplex behandelt als in der Authority-Reihe, aber für eine unterhaltsame Geschichte reicht es. Das im Original 2004 erschienene Black Adam – Finstere Herrschaft ist sicherlich auch vom damaligen Irak-Krieg inspiriert. Abgesehen von der möglichen Notwendigkeit eines Eingreifens gegen Diktaturen scheint es aber wohl keinen direkten Bezug zu geben.

Als Nachteil muss genannt werden, dass vor allem gegen Ende der Geschichte immer mehr Vorwissen erforderlich wird. Es gibt einige überraschende Entwicklungen, die wie Deus-Ex-Machina-Momente aus dem Nichts kommen, wenn man sich mit dem damaligen Metaplot nicht auskennt.

Charaktere

Ein Teil des Registers der Superhelden. © Panini Comics

Black Adam – Finstere Herrschaft ist zwar eine actionlastige Geschichte, letztlich dreht sich aber alles um Charaktere. Bei der Menge, über achtzehn wichtige Figuren, kann natürlich nur auf die bedeutendsten eingegangen werden.

Black Adam wurde in der Antike als Champion der Götter auserwählt, erwachte aber erst in der Moderne wieder. Dadurch hat er einen strengen, aber archaischen Moralkodex. Einerseits verbietet er zum Beispiel seinem telepathischen Verbündeten Brainwave, die Gedanken von Leuten zu kontrollieren und zu beeinflussen. Andererseits hat er kein Problem damit, gewaltsam ein Land zu erobern und Verbrecher zu töten. Black Adam will seine harte Vision der Gerechtigkeit in der ganzen Welt verbreiten, ist aber wirklich der Meinung, damit der Menschheit zu helfen. So will er auch seine ehemaligen Verbündeten der JSA rekrutieren.

Von Black Adams Begleitern ist Al Rothstein aka Atom Smasher der wichtigste. Al ist der Sohn eines Superschurken, wurde aber vom JSA-Mitglied Atom aufgezogen. Al, der auf Riesengröße wachsen kann, ist dadurch aber mit Selbstzweifeln aufgewachsen und hatte das Gefühl, nicht richtig zu den strahlenden JSA-Held*innen zu passen. Black Adams Weg scheint ihm realistischer, könnte sich aber als extremer als erwartet erweisen.

Die JSA besteht wie gesagt aus zwei Generationen. Einmal die alte Garde: Green Lantern, Flash, Wildcat, Dr. Mid-Nite. Dr. Fate und Hawkman. Sowie die neue Generation: Mr. Terrific, Stargirl, Hawkgirl, Power Girl, Captain Marvel und Hourman. Green Lantern und Flash sind allerdings nicht die bekannten Versionen, sondern die Vorgänger gleichen Namens, die in den 40ern gegen Nazis kämpften.

Besonders interessant ist hier Hawkman. Carter Hall ist die Reinkarnation eines ägyptischen Prinzen, der in der Antike Black Adam kannte. Hawkman steht mit aller Macht für die Ideale der JSA ein und übernimmt die Leitung des Teams, um Black Adam zu konfrontieren. Im Konflikt wird er aber seinem Feind ähnlicher, als er sich eingestehen mag.

Zeichenstil

Die Kapitel der Geschichte sind abwechselnd von Don Kramer und Rags Morales illustriert. Beide liefern dabei grundsätzlich solide Arbeit ab, allerdings sieht man den Zeichnungen ihr Alter an. Um die 2000er waren diese Zeichenstile mit flächigen Gesichtern, starkem Schattenfall und viel Schraffur sehr typisch, heutzutage wirkt es etwas aus der Zeit gefallen. Rags Morales zeichnet neben mehr Schraffur auch teils sehr große Augen, die dem ansonsten realistischen Zeichenstil in manchen Panels einen seltsam cartoonhaften oder manga-artigen Einschlag verleihen. Damit erinnert er ein wenig an Werke von Spawn-Zeichner Todd McFarlane aus den 90ern.

Die Zeichnungen sind kompetent gemacht, daher ist dieser altmodische Eindruck kein Minus. Ins Auge fällt er aber doch.

Erscheinungsbild

Black Adam – Finstere Herrschaft ist in der typischen hohen Qualität der Panini-Softcover Bände verarbeitet. Das Titelbild zeigt Dwayne Johnson als Black Adam aus dem Kinofilm. Das ist passend, da Black Adam – Finstere Herrschaft eine der Hauptinspirationen für den Film ist. Insofern aber etwas irreführend, da das Comic nicht direkt mit dem Film verbunden ist wie etwa die gerade angekündigten Black Adam – Die Justice Society Akten.

Cover © Panini Comics

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in(nen): Geoff Johns
  • Zeichner*in(nen): Don Kramer, Rags Morales
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Bonus/Downloadcontent

Vor der Geschichte gibt es ein Register der Figuren, das die achtzehn Hauptfiguren der JSA und von Black Adams Gruppe kurz erklärt. Für das Grundverständnis der Geschichte und Figuren ist das wichtig und ausreichend, für viele Details und Referenzen reicht es aber nicht.

Fazit

Black Adam – Finstere Herrschaft ist eine solide gezeichnete, spannend erzählte Actiongeschichte, mit gerade genug tieferem politischem Hintergrund um zu unterhalten. Das Comic ist aber auch deutlich ein Produkt seiner Zeit. Der Zeichenstil ist sehr typisch für die frühen 2000er, und die Idee von Superhelden, die Regierungen stürzen ist sicherlich von den damaligen Authority-Comics beeinflusst. Soweit ist das alles aber kein Problem.

Anders ist es beim Metaplot. Black Adam – Finstere Herrschaft ist ein Ausschnitt aus einer laufenden Serie, mit komplexen und zahlreichen Charakteren. Ein wenig ist das wie bei Seifenopern. Man kann in Unter Uns Folge 3000 einschalten und Handlung und Charaktere sind klar genug, um alles zu verstehen und unterhalten zu werden. Viele Details und Anspielungen versteht man aber nicht. Bei diesem Comic wird das besonders zum Ende problematisch, wo für Neueinsteiger*innen viel unerklärt aus dem Nichts kommt.

Eine gute Geschichte für einen angemessenen Preis ist Black Adam – Finstere Herrschaft dennoch. Man sollte sich aber zweimal überlegen, wie sehr man damit klarkommt, in laufende Geschichten quer einzusteigen.

  • Interessanter Ansatz
  • Gute Action
 

  • Sehr in den Metaplot eingebunden
  • Komplexe Themen nur leicht gestreift

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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