Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Vom 21. bis 23. August findet die NiederrheinCon statt – und zwar nicht digital, sondern „in echt“. Wie das möglich ist und was wir auf der erst ein Jahr jungen Convention erwarten können, erzählt uns Hauptorga Markus Pomorin im Interview. Inklusive einer spannenden Ankündigung für die Zukunft!

Deutschland und die Welt schränken sich bedingt durch Covid-19 ein – auch die Conszene leidet darunter. Zwar finden viele Events digital statt, wodurch teils ganz andere Menschen erreicht werden und auch sonst weit entfernte Cons besucht werden können. Spielrunden über Discord und andere Tools sind dennoch etwas ganz anderes, als gemeinsam am Tisch zu sitzen, Stände zu besuchen und Turniere zu spielen.

Während nicht wenige bereits davon ausgingen, dass es dieses Jahr keine „realen“, keine „physischen“ Cons geben könnte, überraschte die NiederrheinCon (NRC) Anfang Juli mit der Ankündigung, tatsächlich vor Ort zu veranstalten. Auf über 2.000 m² Innenfläche plus großem Außenbereich soll es viel Platz und Angebot für Brettspiele, Rollenspiele, Tabletops, Workshops, Lesungen und mehr geben. Wir sprachen mit Markus Pomorin, dem Hauptverantwortlichen hinter der Con, die erst letztes Jahr ihr Debüt feierte.

Interview

Teilzeithelden: Hallo Markus! Stell dich doch bitte zunächst kurz vor.

Markus Pomorin

Markus: Über mich gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, ich bin 48 Jahre jung und spiele gerne. So wirklich festlegen würde ich mich auf keine Art, was Spiele und Systeme betrifft. Jedes Spiel ist im Grunde interessant und verdient Anerkennung und sollte gespielt werden.

Ich würde mich eher im Einsatz für die Szene des analogen Spiels sehen. Viele Verleger, Autoren, Aussteller etc. kenne ich schon sehr lange. Eine Antriebsfeder würde ich durchaus Freundschaft nennen, wir leben gerade jetzt in einer Zeit, wo Egoismus fehl am Platz ist.

Rückblick 2019

Teilzeithelden: Die von dir veranstaltete NiederrheinCon fand letztes Jahr erstmals statt – und war wohl erfolgreich, wenn sie auch dieses Jahr stattfindet?

Markus: Die NiederrheinCon 2019 ist mit knapp 700 gezählten Besuchern und zusätzlich knapp 150  bis 200 beteiligten Personen für die Durchführung erst einmal sehr erfolgreich gewesen, besonders, wenn man die Umstände zu letztem Jahr genau betrachtet. Die NRC wurde innerhalb von 2 Monaten komplett organisiert und beworben. Eigentlich scheint es wie ein Wunder, ist aber auf das großartige Team der NiederrheinCon zurückzuführen.

Durch den extrem reibungslosen Ablauf hatten alle mehr als genügend Zeit, sich selbst noch um ihr großes Hobby zu kümmern. Mit über 200 Spielrunden haben wir für uns dann auch die Bestätigung bekommen, dass sie erfolgreich war.

Teilzeithelden: Wie wurde die Con von den Gästen angenommen? 

Markus: Alle waren total begeistert, viele werden wir wiedersehen. Einige waren sehr traurig, da die NiederrheinCon letztes Jahr in den Sommerferien stattfand und sie diese nicht besuchen konnten. Dieses Jahr sind wird zwei Wochen später dran.

© NiederrheinCon
© NiederrheinCon

NRC 2020

Teilzeithelden: Viele werden die NRC noch nicht kennen. Mit welchen Conventions könnte man sie am ehesten vergleichen?

Markus: Mit keiner, wir steuern keine explizite Richtung an und werden in Zukunft weiterhin auf die Vielfalt im Bereich Spiele setzen. Da es eine Besucher-Convention und keine Messe ist, gibt es dort auch keine Vergleichsbasis.

© NiederrheinCon

Teilzeithelden: Abseits des Hygiene-/Schutzkonzepts, was wird dieses Jahr anders sein gegenüber dem Vorjahr?

Markus: Boah, ne ganze Menge. Die Con-Tüte wird riesig, die Tabletop-Area ist voll. Noch mehr Lesungen, Workshops und interessante Spiele – David Grasshoff kommt – und eine ganze Menge Events.

Teilzeithelden: Worauf freust du dich da am meisten?

Markus: Ich freue mich auf das neue Konzept und die Menschen, die dem vertrauen, auf viele Spielrunden und darauf, alle wiederzusehen.

© NiederrheinCon

Hygiene-/Schutzkonzept

Teilzeithelden: Kommen wir zum vielleicht spannendsten Thema – die NiederrheinCon darf trotz Covid-19 stattfinden. Wie ist das möglich?

Markus: Außergewöhnliche Zeiten wird man nur mit außergewöhnlichen Lösungen bezwingen, um daraus zu lernen und zu wachsen. Wie man sich vorstellen kann, ist sehr viel über die Konzeptionierung der NiederrheinCon 2020 gesprochen worden, eine Online-Convention stand dabei nie zur Debatte.

Spiele leben nur eine sehr kurze digitale Zeit, ohne spielerische Visualisierung (Grafik) würde es nicht den Kern und Sinn des Spielens im analogen Bereich treffen. Für einige wenige ist der digitale Weg eine adäquate Lösung, für diejenigen, die noch keine Berührungspunkte mit Spielen im analogen Bereich haben, ist es fast unmöglich, dort den Einstieg zu finden. So auch bezogen auf die Ressourcen im Internet, viele verfügen weder über einen Computer oder gar eine Internetverbindung. Diese wären davon vollkommen ausgeschlossen.

Die Stadt Wesel hat von uns ein Konzept erhalten, was sehr gut durchdacht und letzten Endes mit sehr viel Freifläche verbunden ist. Das Gelände ist sicher, und die Menschen werden geführt. Auf den Außenflächen stehen Zelte, die von Besuchern genutzt werden können, allein 2 Zeltaufbauten bieten 12 geöffnete Außenkabinen mit je 6 Sitzplätzen. Somit könnten 72 Spieler ihrem Hobby frönen – geschützt vor Wind und Wetter. Der Zeltplatz ist mit 4000 m² auch sehr groß, sodass es da keine Kreuzwege geben sollte. Zusätzlich haben wir in der Halle alle mit Abstand verteilt und auch Laufwege eingeführt. Desinfektion steht überall bereit und der Mundschutz ist selbsterklärend.

Eines ist sicher: Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Virus sowie die Coronaschutzverordnung uns noch sehr, sehr lange begleiten werden, daher fangen wir nun jetzt schon mit lebbaren Lösungen an.

© NiederrheinCon

Teilzeithelden: Bedeutet das Konzept, dass weniger Aussteller dabei sein werden?

Markus: Ganz im Gegenteil, wir sind im Innenbereich ausgebucht! Den Ausstellern wird auch die Möglichkeit geboten, sich bei schönem Wetter im Außenbereich zu präsentieren, ohne ihren Standplatz im Innenbereich zu verlieren. Da wir dieses Jahr die gesamten 8000 m² bis 10.000 m² der Niederrheinhalle nutzen, können wir 1.000 Besucher an einem Tag so verteilen, als wäre es mäßig besucht.

Teilzeithelden: Von wie vielen Ausstellern reden wir dabei, wenn ihr ausgebucht seid?

© NiederrheinCon

Markus: 45 Aussteller, aber nur der Innenbereich ist ausgebucht. Es werden im Außenbereich noch einige dazu kommen. Zudem werden auch freie Supporter von Verlagen erscheinen, das rundet das Bild natürlich nochmal ab und bringt vielen Besuchern mehr als ein Stand des Verlages.

Teilzeithelden: Wie ist das bisherige Feedback hinsichtlich der Entscheidung, die Con dieses Jahr zu veranstalten?

Markus: Überwältigend, die anfängliche Skepsis wich dem vernünftigen Plan der Durchführung. Wir haben mit viel Fleiß und Engagement die meisten überzeugen können, dass die NiederrheinCon 2020 unter diesen Bedingungen stattfinden kann. Einige wenige werden nicht kommen, das verstehen wir hinsichtlich der Situation natürlich. Demgegenüber gibt es aber auch viele Neuanmeldungen.

Um den Besuchern einen Vorgeschmack auf die Convention zu geben und vor der Convention zu zeigen, wie wir uns aufstellen, wird es bereits mit dem Aufbau einige Aufzeichnungen bis hin zur Liveübertragung der NiederrheinCon geben. Wir möchten den Besuchern ganz klar die Möglichkeit geben, sich im Vorfeld ein Bild zu machen, um dann auch eventuell noch dort zu entscheiden, ob man die Convention besucht oder nicht.

Teilzeithelden: Könnte euer Konzept auch als Muster für andere Cons dienen?

Markus: Das Konzept entsteht ja aus der Verordnung, ein Muster wird es so nicht geben. Alleine die Bewegung im Alltag zeigt uns auf, wie wir Dinge handhaben müssen. Es gibt mittlerweile gute Lösungen im Bereich des Handels, diese haben wir auch übernommen, um für Sicherheit zu sorgen.

© NiederrheinCon

Ausblick

Teilzeithelden: Zum Abschluss – was strebt ihr für die Zukunft an?

Markus: Spoiler: Wir planen den Umzug in die Messe Niederrhein im Jahr 2021 oder 2022. Das Hallengelände dort umfasst 70.000 m² mit Platz für 40.000 Besucher, mehr als 200 Aussteller und viele tolle Events.

Teilzeithelden: Das klingt sehr aufregend – wir sind schon gespannt! Vielen Dank für deine Zeit.

Die NiederrheinCon 2020 findet vom 21. August, 18 Uhr, bis zum 23. August, 18 Uhr durchgehend statt. Veranstaltungsort ist die Niederrheinhalle Wesel, die fußläufig zum Bahnhof Wesel liegt als auch mit hunderten Parkplätzen in der Nähe aufwarten kann. Tageskarten kosten regulär ab 7 EUR, Dauerkarten 18 EUR (ab Samstag 15 EUR). Die Karten können im Vorfeld online erworben werden, es wird aber auch eine Tageskasse geben. Weitergehende Details zum Hygiene-/Schutzkonzept finden sich auf der Webseite der Con.

 

Bilder: NiederrheinCon
Lektroat: Saskia Harendt

Layout und Satz: Verena Bach

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein