Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Secret Empire war möglicherweise das beste Marvel-Crossover-Event der letzten Jahre. Aus Captain America wurde ein Hydra-Agent und er errichtete einen totalitären Staat unter seiner Führung. Damit Fans noch mehr Geschichten in dieser Welt erleben können, gibt es drei Sonderbände. Wir haben uns die Comics angeschaut.

Red Skull hatte eigentlich anderes im Sinn, als er Steve Rogers umformte. Doch Captain America wurde nicht zu seinem treuen Diener, sondern trickste ihn aus und wurde letztendlich zu Hydra Supreme. Er schaffte es, innerhalb kürzester Zeit die USA unter seiner Führung zu einem Hydra-Staat zu formen. Er änderte Lerninhalte sowie die Geschichtsschreibung und fing an, Inhumans als Sündenböcke zu missbrauchen und in Lager zu stecken.

Die Mutanten bekamen mit New Tian einen eigenen Staat, der große Teile des ehemaligen Kaliforniens umfasste und mit Wakanda und Atlantis baute Steve Rogers diplomatische Beziehungen auf – immer mit dem Plan, alle Fragmente des kosmischen Würfels zu vereinen, um eine Welt nach seinen Vorstellungen zu schaffen. Dies ist das Setting, in dem die hier vorgestellten Sonderbände spielen. Der Fokus wird auf jeweils andere Charaktere gelegt, damit die Welt mehr Substanz gewinnt. Schaffen die Bände einen Mehrwert und sind sie eine Bereicherung für die Geschichte oder sind sie überflüssiges Beiwerk?

Secret Empire Sonderband #1 – Im Schatten von Hydra

Der erste Sonderband ist eine Sammlung mehrerer Kurzgeschichten. Die erste Geschichte handelt davon, dass Black Widow versucht, ein paar Nachwuchshelden wie Nadia Pym und Amadeus Cho in eine Jugendorganisation von Hydra einzuschmuggeln. Dies kann nur über einen Gesangswettbewerb gelingen und erinnert stark an die Champions-Reihe. Die zweite Geschichte handelt von einer Untergrundtruppe aus Ant-Man, Quicksilver, Hercules, Mockingbird, Iron Man (A.I.) und Sam Wilson, die in das wilde Land vordringen, in dem sie eines der Fragmente des kosmischen Würfels vermuten. Die dritte Geschichte zeigt, was momentan in New Tian vorgeht, das von Xorn regiert wird. Hier gibt es einen Vorfall an der Grenze, der zu diplomatischen Spannungen führt. Eine Einsatztruppe um Magik, Boom-Boom, Strong Guy und Marrow versucht, ins Feindesland vorzudringen und die Angelegenheit wieder in Ordnung zu bringen. In der letzten Geschichte kommen die erste Human Torch und sein Sidekick Toro nach Atlantis und geraten dort in eine Auseinandersetzung zwischen Namor und Namora.

Da dort auch Bucky vermutet wird, treffen hier nun die ersten Helden aus Marvel’s Comicgeschichte aufeinander, die als Invaders Weggefährten von Steve Rogers waren. Von all diesen Geschichten ist die letzte diejenige mit der meisten Substanz, aber auch die seriöseste. Hier geht es wirklich um Entscheidungen und man fiebert ein wenig mit. Bei dem Hydra-Gesangswettbewerb mag man dann und wann ein wenig schmunzeln, aber ernst nehmen kann man das Szenario nicht. Die Reise ins wilde Land ist ein actionreiches Abenteuer mit einem erfrischend stumpfen Hercules, welches aber nur Dinosaurierfans begeistern wird. Die Mutanten-Geschichte finde ich deshalb interessant, weil ich mehr über den Mutantenstaat erfahren will und sie halbwegs spannend erzählt ist. Letztendlich ist sie aber auch nur ganz solide Unterhaltung, so wie alles in diesem Band.

Alle Erzählungen sind sehr unterschiedlich und sprechen vermutlich auch jeweils andere Leser an, so dass mir die Zielgruppe dieses Paperbacks nicht ganz klar ist. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Derek Landy, Jim Zub, Jeremy Whitley, Paul Allor
  • Zeichner: Brian Level, Eric Koda
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon; Panini-Comics

 

Secret Empire Sonderband #2 – Inhumans gegen Hydra

In diesem Band formt sich eine neue Truppe Inhumans, die zusammen versuchen, gegen das Regime vorzugehen: die Secret Warriors. Deren Anführerin ist die aus Agents of S.H.I.E.L.D. bekannte Daisy „Quake“ Johnson. Dazu kommen die jungen Mädels Ms. Marvel und Moon Girl, der attraktive Inferno und der royale Krieger Karnak, der hier vollkommen zum Comic Relief degradiert wird. Im Gegensatz zu den anderen beiden Sonderbänden wird eine einzige zusammenhängende Handlung erzählt.

Hier finde ich die Truppe aber sehr seltsam zusammengestellt. Die S.H.I.E.L.D.-Agentin Quake würde am liebsten eine professionelle Einsatztruppe führen, während Lunella als klügstes Mädchen der Welt dennoch immer noch ein Mädchen ist und Karnak wirkt, als ob er direkt aus Dragonball stammen würde.

Das sorgt für einige Reiberein und viele ironische Kommentare, wirkt aber nicht wirklich ausgegoren. Mir persönlich war der Comic zu albern und dem Thema um die Verfolgung von Minderheiten in einem totalitären System nicht angemessen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Matthew Rosenberg
  • Zeichner: Javier Garron
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 13,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon; Panini-Comics

 

Secret Empire Sonderband #3 – Schild der Hoffnung

Die Hauptgeschichte des Bandes dreht sich um Sam Wilson und seine Zweifel, ob er noch einmal den Anzug von Captain America anziehen soll, um sich gegen seinen ehemaligen Freund Steve Rogers zu erheben. Es sind Ausschnitte, die parallel zum eigentlichen Event spielen und ohne die Lektüre der dazugehörigen sechs Hefte nur schwer zu verstehen sind. Man erfährt mehr über Wilsons Beweggründe, auch wenn mir das Ganze ein wenig zu flach erscheint. Die anderen Geschichten sind kurze Episoden aus dem Leben einiger Nebenfiguren. Shaun Lucas ist seit den Ereignissen um Rick Jones beim Widerstand und wäre gerne ein Superheld, wie so viele andere hier. Dank Tony Stark ist es ihm vergönnt, zum ersten Mal zu Patriot zu werden.

Seltsam hieran ist, dass Patriot schon in der Hauptgeschichte auftaucht. Hier hätte Panini die Reihenfolge verändern sollen. Manhattan ist während des Secret Empire Events unter einer riesigen schwarzen Kuppel verborgen. In diesem Umfeld sieht man die Welt aus der Sicht der Nachrichtenredaktion des Daily Bugle. Gleichzeitig versucht sich Blade als Aushilfslehrer an einer Schule, an der er überall Vampire vermutet.

Misty Knight hat derweil eine Autopanne im amerikanischen Hinterland und trifft auf eine Endzeit-Kommune, die ein wenig an Mad Max erinnert. Die kleinen Geschichten sind alle ganz nett, ohne viel Substanz zu haben. Sie behandeln aber zumindest Figuren, die sonst nur selten im Mittelpunkt stehen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Nick Spencer, Simon Spurrier
  • Zeichner: Joe Bennett, Wilfredo Torres
  • Erscheinungsjahr: 2018
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 108
  • Preis: 13,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon; Panini-Comics

 

Fazit

Die Sonderbände zum Crossover-Event sind nicht nötig, um die Hauptgeschichte zu verstehen. Jede Geschichte bietet unterschiedliche Blickwinkel auf die schöne neue Welt. Doch im Gegensatz zum aktuellen Steve Rogers-Run hat keine davon etwas Neues zum Leben in einem totalitären Staat oder zu moralischen Entscheidungen zu sagen. Die meisten Storys plätschern vor sich hin. Einige sind eher ernst, andere dagegen sehr albern. Wirklich glaubwürdig ist dabei aber keine. Das macht aber auch nichts, wenn man sich einfach gut unterhalten will. Denn als reine Unterhaltungswerke funktionieren die Bände. Dabei sind alle drei Bücher voneinander unabhängig und stehen für sich selbst.

Wenn der eigene Humor getroffen wird oder man sich vorstellen möchte, wie die eigene Lieblingsfigur mit der neuen Weltordnung umgeht, haben die Comics durchaus ihre Daseinsberechtigung. Da Marvel am Ende von Secret Empire die Welt ohnehin wieder zurück dreht, wird aber auch keine hier erzählte Geschichte lange im Gedächtnis bleiben. Ich empfehle die Hauptreihe zu lesen, die momentan in 6 dünnen Heften verfügbar ist. Wenn man dann nicht genug von diesem Was-Wäre-Wenn-Szenario bekommen kann und man zufällig ein Fan der Hauptcharaktere eines Bandes ist, kann man sich diesen anzuschauen. Andernfalls sollte man die Finger davon zu lassen.

Artikelbilder: Panini Comics, Bearbeitet von Roger Lewin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein