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Der aus Japan stammende Trend, anstatt mit einer Facecam mittels eines Avatars im Anime-Stil Videos zu produzieren, ist mittlerweile auch bei uns angekommen. Wir blicken auf das Phänomen, erklären die Faszination an diesem Hobby und wie ihr es selbst schnell und kostenfrei ausprobieren könnt.

Definition und Erklärung

Der ursprüngliche Begriff „Vtuber“ steht als Abkürzung für „Virtual Youtuber“. Er wird allerdings inzwischen umfassender genutzt und bezeichnet praktisch alle, die mit einem virtuellen Avatar auftreten. Nicht nur auf Youtube, sondern auch auf anderen Plattformen wie Twitch.

Diese Avatare sind in den allermeisten Fällen im Anime-/Manga-Stil gehalten, wobei auch eine andere Optik möglich ist, und werden anstelle einer Facecam genutzt. Statt also die streamende Person im Video zu sehen, sieht man den Avatar.

Die Avatare des Autors dieses Beitrags.
Die Avatare des Autors dieses Beitrags.

Mittels Kamera-Tracking werden die Bewegungen der Streamer*in über eine Software auf den Avatar übertragen, so dass dieser sich ebenfalls bewegt. Üblicherweise wird vor allem der Kopf erfasst: Drehung, Neigung, Augen auf/zu, Pupillen, Mund. Aber auch die Oberkörperneigung wird gerne genutzt, während Handtracking erst noch anfängt, in die Breite zu gelangen.

Mit mehr Aufwand und technischen Möglichkeiten ist auch die Erfassung und Übertragung des ganzen Körpers möglich. Getreu dem Motto: Mehr und besser geht immer.

Entstehung und Entwicklung

Bereits in der ersten Hälfte der 2010er-Jahre fanden sich die ersten Ansätze – beispielsweise bei Ami Yamato, einer in England lebenden Japanerin, die 2011 erste Videos mit einem animierten Avatar hochlud, oder dem künstlichen Charakter Weatheroid Type A Airi, welcher seit 2014 in einer Fernsehshow per Motion Capture animiert wird.

Ab 2016

Kizuna AO in ihrem ältesten Youtube-Video.
Kizuna AO in ihrem ältesten Youtube-Video.

Gemeinhin als erste Vtuberin gilt jedoch Kizuna Ai, die 2016 debütierte und als Erste den Begriff „Virtual Youtuber“ benutzte. Innerhalb weniger Monaten gelang es der Figur, über 2 Millionen Abos auf Youtube zu sammeln. Insbesondere ihr Erfolg sorgte dafür, dass immer mehr auf das Thema aufmerksam wurden und mehr Vtuber*innen in Erscheinung traten – zunächst in Japan, danach auch international.

2018 gründeten sich in Japan die ersten beiden spezialisierten Management-Agenturen für Vtuber*innen: Hololive und Nijisanji. Letzterer wird zugeschrieben, animierte 2D-Modelle (statt der zuvor vorwiegend üblichen 3D-Modelle) sowie Livestreaming (statt dem Veröffentlichen editierter Videos) populär gemacht zu haben.

Ab 2020

Angetrieben durch den Erfolg und das wachsende internationale Interesse, expandierten beide Agenturen (unter anderen) international – mit Ablegern im asiatischen Raum sowie ab 2020 im englischsprachigen Markt. Im gleichen Jahr gründete sich mit VShojo auch eine amerikanische Agentur, im Herbst 2021 kündigte Sony Music Entertainment mit VERSEⁿ ebenfalls ein eigenes Vtubing-Projekt an und das Maskottchen von Crunchyroll debütierte als Vtuberin.

Die Vtuberinnen von VShojo gehören international zu den Bekanntesten.
Die Vtuberinnen von VShojo gehören international zu den Bekanntesten.
Gawr Gura in ihrem fast 5 Millionen Mal aufgerufenen Debüt-Video auf Youtube.
Gawr Gura in ihrem fast 5 Millionen Mal aufgerufenen Debüt-Video auf Youtube.

Heute ist Vtubing insbesondere in Japan eine große Nummer: Mit eigenem Fachmagazin, Auftritten auf Sammelkarten und in Videospielen oder natürlich auch als Werbeträger in Spots und Co. Doch auch international haben manche Vtuber*innen eine gewisse Bekanntschaft erlangen können. Man denke beispielsweise an die Vtuber*innen von HololiveEN, deren Youtube-Videos zwischen zehntausenden und mehreren hunderttausend Aufrufen haben. Mit rund 3,7 Millionen Abonnenten steht Gawr Gura dort an der Spitze.

Doch auch andere Vtuber*innen können Millionen oder zumindest hunderttausende Abonnenten vorweisen – die meisten der tausenden aktiven Vtuber*innen haben jedoch deutlich weniger. Es ist genauso wie beim „normalen“ Streamen: Die meisten kommen nicht ansatzweise in diese Bereiche.

Im deutschsprachigen Raum

Mit dem Boom im englischsprachigem Raum 2020 wurde Vtubing auch hierzulande bekannter, und insbesondere ab dem Herbst des Jahres debütierten immer mehr Vtuber*innen aus dem deutschsprachigem Raum. International am bekanntesten: Takanshi Kiara, die zum englischen Hololive gehört und knapp 1,3 Millionen Abonnenten auf Youtube hat.

Status quo

Nun, gut ein Jahr später, sind über 500 Personen aus dem deutschsprachigen Raum als Vtuber*innen aktiv – und mit jeder Woche werden es mehr, auch wenn einige bereits wieder aufgehört haben oder zur Facecam gewechselt sind. Es geht jedoch auch andersrum.

Eine der erfolgreichsten deutschen Vtuber*innen ist Selphy, die auch als Synchronsprecherin tätig ist – hier in einem ihrer Streams (twitch.tv/selphy).
Eine der erfolgreichsten deutschen Vtuber*innen ist Selphy, die auch als Synchronsprecherin tätig ist – hier in einem ihrer Streams (twitch.tv/selphy).

Zu den größten deutschen Vtuber*innen gehören auch solche, die schon bekannt waren, bevor sie mit Avataren auftraten, wie maudado oder GermanLetsPlay, der stolze 3,6 Millionen Abonnenten aufzuweisen hat. Generell haben – von solchen Ausnahmen abgesehen – die reichweitenstärksten Vtuber*innen im deutschsprachigen Raum „nur“ tausende, selten mehrere zehntausend Abonnent*innen/Follows (in Zuschauendenzahlen bei Twitch: mehrere hundert gleichzeitig).

Für die Mehrheit der deutschen Szene bleiben jedoch auch solche Zahlen Utopie. Auch jene, die von kommerziellen Agenturen gemanagt wurden, wie die Vtuberinnen der ersten deutschen, nach rund einem Jahr bereits wieder aufgelösten Agentur PITAPAT (vormals VRIDOL), erreichten keine höheren Zahlen. Generell lässt sich festhalten, dass die meisten Vtuber*innen hierzulande das Ganze als Hobby betreiben und maximal als Nebenverdienst nutzen können.

Wechselhaftigkeit

Zudem lässt sich bemerken, dass viel innerhalb der Community wechselhaft und wenig stabil ist: Nicht nur das frühe Ende von PITAPAT gehört hierzu. Von Fans und Vtuber*innen geleitete Agenturen, Gruppen und Community-Discord-Server kommen und gehen – teils stehen zwischen Gründung und Ende nicht einmal drei Monate. Selbst bei langlebigeren Projekten wie VTality, der noch immer aktiven ersten deutschen Gruppierung, gab es im Laufe der Zeit so manche Mitglieder-Fluktuation.

Die aktuelle Besetzung der Gruppe VTality gemäß ihres Twitter-Banners.
Die aktuelle Besetzung der Gruppe VTality gemäß ihres Twitter-Banners.

Bedenken sollte man jedoch, dass es sich um eine äußerst junge Szene handelt. Wer sich an den Boom der Anime-Szene hierzulande in den späten 90ern erinnert, weiß, dass damals diverse Projekte wie Fanzines, Fanclubs oder kleinere Events ebenfalls kommen und gingen. Man könnte auch sagen: ein ganz normaler Prozess.

Auch die meisten Aktiven der Szene sind eher jung: Nur wenige sind über 30 Jahre alt; die meisten sind in ihren 20ern, ähnlich viele sind Teenager. Zumindest, soweit dies bekannt ist, denn über viele Vtuber*innen weiß man keine Details wie deren Alter – oder nur jenes der virtuellen Figur.

Die Community

Generell lässt sich sagen, dass die deutsche Community neue Vtuber*innen und Interessierte herzlich und positiv aufnimmt. Über Twitter und Discord-Community-Server lassen sich relativ leicht Kontakte knüpfen, und auch bei Fragen zu Setups oder zum Erstellen des eigenen Avatars lassen sich erfahrene Personen finden, die etwas weiterhelfen können. Dabei gilt: Keine falsche Scheu, fragen kostet nichts! Auch bezüglich gemeinsamer Streams (aka Collabs) ist ein großer Teil der Community offen – Vtubing ist ein äußerst soziales und gemeinschaftliches Hobby.

Das Projekt Isshowni (twitter.com/isshowni) unterstützt die deutsche Szene mit Clip-Compilations auf Youtube.
Das Projekt Isshowni (twitter.com/isshowni) unterstützt die deutsche Szene mit Clip-Compilations auf Youtube.

Wie überall im Internet und den sozialen Medien sollte man jedoch dafür gewappnet sein, dass nicht alles immer harmonisch ist. Trolle und Hater gibt hier wie überall, und gerade auf Twitter kann zuweilen der Eindruck entstehen, ein großer Teil der Szene wäre toxisch und zerstritten. Dabei ist es jedoch so, dass Streit, gerade wenn er in die Öffentlichkeit gezerrt wird, besonders viel Aufmerksamkeit erhält und sich auch gerne weitere Personen einmischen. Der Großteil der Community ist diesbezüglich allerdings unauffällig, was dank der Algorithmen jedoch zuweilen anders erscheint.

Events

2021 gab es einige spannende Projekte wie zum Beispiel die Aktion vSmile, die als Charity-Projekt zugunsten der Opfer der Flutkatastrophe im Sommer von den deutschen Vtuberinnen AkoYagami, FrauMauzenberger, Kiyichu und Lia’del Yuli gegründet wurde. Unter Beteiligung von über 70 deutschen Vtuber*innen konnten so in zwei Streams zu je 12 Stunden über 10.000 EUR für den guten Zweck gesammelt werden. Das Projekt trat später zudem als Unterstützer anderer Vtubing-Charity-Streams auf.

Die Eröffnung des Charity-Stream-Projekts vSmile.
Die Eröffnung des Charity-Stream-Projekts vSmile.

Wenn es um die Unterstützung und Förderung der deutschen Szene geht, muss auch die DoKomi, Deutschlands größte Anime- und Cosplay-Messe, genannt werden. Nicht nur hat diese inzwischen ihre eigene Vtuberin, Tomoko-chan, die man als eine der Streamer*innen auf dem Twitch-Kanal der Messe finden kann, oder ein selbst vtubendes Orga-Mitglied, sondern auch eine eigene Vtubing-Con. Die digitale DigiKomi im Frühjahr stand mit deutschen wie auch internationalen Gästen ganz im Zeichen des Themas. Auch die im Herbst stattgefundene Ausgabe bot einige Panels mit Vtuber*innen. Und selbst die Präsenzmesse bot Vtubing-Inhalte. So präsentierten sich einige Vtuber*innen mit Fanständen, und das deutsche Hololive-Idol Takanashi Kiara sang unter anderem live vor Publikum. Auch wenn sie selbst nur auf der Leinwand zu sehen war, konnte sie wiederum das Publikum sehen und hören – ein Novum: das erste Live-Konzert eine*r Vtuber*in vor Präsenzpublikum.

Beim Live-Konzert von Takanashi Kiara auf der DoKomi 2021.
Beim Live-Konzert von Takanashi Kiara auf der DoKomi 2021.

Motivation und Vorteile

Allgemein

Streams, in denen man den*die Streamer*in sieht, gelten gemeinhin als attraktiver, insbesondere wenn es darum geht, eine Bindung zur Person herzustellen. Zugleich stellt es für viele eine Hürde dar, sich selbst im Internet zu zeigen. Hier bietet Vtubing eine gute Möglichkeit, dennoch ein Gesicht zu haben. Dies ist der offensichtliche Vorteil und durchaus auch für einige der Hauptgrund für die Nutzung eines virtuellen Avatars.

Wesentlich mehr Streamer*innen jedoch haben andere Gründe, sich als Vtuber*in zu zeigen. Zunächst einmal bietet es die Möglichkeit, sich digital in eine Anime- oder Cartoon-Figur zu verwandeln – und welcher Anime-Fan wollte noch nicht gerne seine eigene Figur sein? Auch für Künstler*innen ist es eine spannende Gelegenheit, den eigenen Original-Charakter quasi zum Leben zu erwecken und zu verkörpern.

Rollenspiel

Und hier kommt auch schon der nächste Punkt ins Spiel: Die Möglichkeit des Rollenspiels. Als Vtuber*in ist man nicht mehr Otto Normalverbraucher, sondern was man gerne darstellen will. Vom außerirdischen Besucher bis hin zum Pony ist alles möglich. Unabhängig von Alter, Geschlecht oder Aussehen – der Avatar ist davon unbenommen und stellt meine Figur dar. Und das Rollenspiel geht noch weiter: Mit der Hintergrundgeschichte des Charakters, dessen Kräften und anderen Besonderheiten. Ganz so, wie man es vom klassischen Phantastik-Rollenspiel kennt – bloß ohne Einschränkungen wie definierter Werte oder der Notwendigkeit einer Spielleitung.

Eisvogel FuyumiToba (twitch.tv/fuyumitoba) in ihrem Weihnachtsstream.
Eisvogel FuyumiToba (twitch.tv/fuyumitoba) in ihrem Weihnachtsstream.

Da meist auch reale Persönlichkeitsmerkmale einfließen, entstehen authentische Charaktere – zwischen idealisierten Anime-Versionen des*der Streamer*in bis hin zu außergewöhnlichen Kunstfiguren. Die man zudem weiterentwickeln kann: Neue Details zum Charakterhintergrund hinzuzufügen ist leicht, auch neue Outfits oder Änderungen am Avatar sind mit gewissem Aufwand möglich.

So verbindet Vtubing auf angenehme, neue Weise Kunst, Kreativität und Rollenspiel – für viele ein Traum und aufregender, als mit einer Facecam zu streamen. Und mitunter sogar persönlicher: Sei nicht, was andere sehen – sei, was immer du sein willst.

Technik und Ausprobieren

Von einzelnen Ausnahmen abgesehen, dominieren zwei Arten von Avataren: 3D- und 2D-Modelle. Obwohl beide auf den ersten Blick sehr ähnlich scheinen, sind sie doch sehr verschieden und haben ihre jeweils eigenen Vorteile. Zum Glück kann man beides kostenlos ausprobieren.

3D

Bei diesen Modellen, die üblicherweise mit VROID Studio gestaltet werden, handelt es sich – wenig überraschend – um dreidimensionale Figuren. Diese werden mit Frisuren, Kleidung, Texturen etc. versehen. Mithilfe von Online-Tutorials lassen sich die Grundlagen in wenigen Stunden erlernen, so dass auch dank vordefinierter Merkmale und Schiebereglern schnell erste Avatare geschaffen werden können. Zum Ausprobieren reicht es aber auch, einen der vorgefertigten Avatare zu exportieren.

Ein Blick in VROID Studio.
Ein Blick in VROID Studio.

Tracking und Übertragung der Kameraerfassung erfolgen über eine andere Software, welche den animierten Avatar per virtueller Kamera in die Streaming-/Videosoftware schickt. Das verbreitetste Programm hierzu ist VSeeFace. Beide Programme sind kostenfrei auf Englisch verfügbar.

Neben der Zugänglichkeit, welche auch Auftragsarbeiten entsprechend günstig möglich macht, haben 3D-Avatare weitere Vorteile: Kleidung kann schnell geändert/ersetzt werden, online finden sich viele nutzbare Elemente und die Bewegungsmöglichkeiten sind zuweilen umfassender. Auch eine Konvertierung für das beliebte VRChat ist mit etwas Aufwand möglich.

Auf Seiten wie booth.pm finden sich hunderte günstige oder gar kostenlose Outfits für VROID-Modelle.
Auf Seiten wie booth.pm finden sich hunderte günstige oder gar kostenlose Outfits für VROID-Modelle.

2D

Der Nachteil an 3D-Avataren ist, dass diese eben meist aussehen wie 3D-Figuren, ähnlich wie in Videospielen – und nicht wie gezeichnete 2D-Modelle, wie man sie aus Animes oder Artbooks kennt. Hier liegt der Vorteil von Avataren, die mittels Live2D animiert wurden – denn dabei handelt es ich um „echte“ Bilder, die nachträglich animiert wurden.

Dieses Model besteht in der PSD-Datei aus 63 Ebenen.
Dieses Model besteht in der PSD-Datei aus 63 Ebenen.

Tatsächlich wird hierfür zunächst der Charakter als PSD-/Photoshop-Datei benötigt – mit getrennten Ebenen für jedes Element, das sich bewegen soll. Hierfür sind natürlich die entsprechenden künstlerischen Fähigkeiten nötig, was diese Figuren im Durchschnitt teurer macht als 3D-Modelle. Auch das sogenannte „Riggen“ (Animieren der Figur) setzt spezielle Fertigkeiten voraus. Hierzu muss mit der Software Live2D Cubism gearbeitet werden, in der den diversen Elementen künstliche Bewegungseffekte verliehen werden, so dass sich die 2D-Figur am Ende ähnlich bewegen kann, als wäre sie dreidimensional.

Tracking und Übertragung finden auch bei 2D-Modellen in einer eigenen Software statt. Hierfür am beliebtesten ist derzeit Vtube Studio, allerdings sind auch Facerig oder PrprLive bei einigen in Nutzung. Dort finden sich vorgefertigte Beispiel-Avatare, mit denen sich das Tracken und Vtuben leicht ausprobieren lässt. Alle drei sind kostenfrei erhältlich, während Live2D Cubism lediglich eine Trial-Version anzubieten hat.

Tracking mit Vtube Studio. In den weiteren Einstellungen lässt sich viel Feintuning an Bewegungen vornehmen.
Tracking mit Vtube Studio. In den weiteren Einstellungen lässt sich viel Feintuning an Bewegungen vornehmen.

Dass das Modell auf einer „echten“ Illustration basiert, ist sowohl Vorteil als auch Nachteil: Änderungen oder gar andere Outfits sind aufwändiger umzusetzen. Generell ist nahezu alles aufwändiger und statischer. Dies wird für viele jedoch durch die Optik mehr als aufgewogen – eine Geschmackssache. Keine der beiden Formen ist „besser“ als die andere, und auch 3D-Modelle können mit mehr Aufwand ebenso „echt“ aussehen wie ihre 2D-Gegenstücke.

Technische Voraussetzungen

Grundsätzlich sind die Anforderungen nicht sonderlich hoch. Jeder Rechner, der Blockbuster-Spiele des Jahres 2019 ruckelfrei bewältigt, sollte auch für Vtubing ausreichen. Lediglich eine Webcam und die Trackingsoftware werden benötigt. Man sollte jedoch bedenken, dass das Übertragen und Animieren des Avatars ohne Zeitverzögerung durchaus etwas Rechenpower kostet. Gleiches gilt auch für Aufnahmesoftware, die während der Aufnahme durchgehend rendern und speichern/übertragen muss. Man sollte daher nicht erwarten, beim gleichzeitigen Vtuben aktuelle AAA-Titel in der gewohnten Grafikqualität spielen zu können, sofern man keinen teuren Gaming-PC sein Eigen nennt.

Auch sogenannte Expressions wie Gegenstände, spezielle Gesichtsausdrücke oder andere Elemente lassen sich einrichten und auf Knopfdruck aktivieren.
Auch sogenannte Expressions wie Gegenstände, spezielle Gesichtsausdrücke oder andere Elemente lassen sich einrichten und auf Knopfdruck aktivieren.

Daneben sind natürlich die üblichen Streaminggeräte nötig, etwa ein Mikrofon. Wie beim „gewöhnlichen“ Streaming gilt: Gute Ton-Qualität wertet die Videos extrem auf, und gute Webcams sowie gute Belichtung verbessern die Erfassung. Da man die entsprechenden Software-Optionen kostenfrei ausprobieren kann, ist es problemlos möglich, selbst zu testen, wie gut dies gelingt und wie viele Ressourcen es den eigenen PC kostet.

Schlussworte und Link-Tipps

Vtubing ist noch relativ neu, beinhaltet Elemente von diversen anderen Hobbys und vermengt diese zu etwas Neuem. Der Boom ist noch nicht am Ende, und gerade die junge deutsche Community wächst noch und befindet sich in einer zuweilen etwas chaotischen Anfangsphase. Eine spannende Zeit!

Der derzeit größte Zusammenschluss von Vtuber*innen im deutschen Raum ist mit fast 50 Mitgliedern VirtualLifeDE (virtuallife.tv).
Der derzeit größte Zusammenschluss von Vtuber*innen im deutschen Raum ist mit fast 50 Mitgliedern VirtualLifeDE (virtuallife.tv).

Dankenswerterweise kann man leicht selbst ausprobieren, wie es ist, seine Gesichtsbewegungen auf einen Avatar zu übertragen, und auch das „Erfinden“ einer Figur, mitsamt Hintergrund und Aussehen, sollte den meisten nicht schwerfallen. Aber auch das Zuschauen und Chatten im Stream kann gefallen. Statt „normaler“ Menschen sieht und agiert man mit Anime-Figuren – die antworten und reagieren: Eine neue, viel direktere und persönlichere Form des (Anime-)Konsums, als „nur“ fiktiven Figuren zuzusehen.

Weitere Links

  • Vtubie – englischsprachige Webseite über Vtuber*innen
  • Virtual YouTuber Wiki – englischsprachiges Wiki
  • VTality Discord – der größte deutsche, für alle Vtuber*innen, Fans und Interessierte offene Discord-Community-Server
  • BEAUTV – deutsche Webseite über deutsche Vtuber*innen, mit Linksammlung (vom Autor dieses Artikels betrieben)

Titelbild: Collage durch Michael Fuchs | Obere Reihe, von links nach rechts: Haru Chigainu, CatboyFisky, Nanako Nyaruse, Takichiplays, jayuhime, Mountain Dewott | Untere Reihe: Kaseri_KumaBerlin, Kani Ixgut, FrauMauzenberger, Azurias, Pasta
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Fotografien: Michael Fuchs
Screenshots: Michael Fuchs

2 Kommentare

  1. Dieser Artikel ist nicht neutral geschrieben.
    Denn der Autor, ist zwar durchaus selbst als Vtuber tätig, benutzt diesen Artikel aber genau deswegen als Eigenwerbung für sich selbst.
    Es ist nicht im neutralen Sinne verfasst, auf das Thema allgemein aufmerksam zu machen sondern dient lediglich den Leser auf ihn und seine Bekanntschaften/Freunde aus der Szene und größere Vutber aufmerksam zu machen.

    Dabei hat die deutsche Vtuber Szene grob über vierhundert einzelne Content Creator.
    Auch die weiterführenden Links sind im grunde Eigenwerbung, weil der Autor ein partnerprogramm mit dem Discord hat, den er verlinkte.
    Genau so wie natürlich seine eigene Webseite, bei denen er sich auch eher nicht neutral gegenüber allen Vtubern verhält sondern gezielt nur bestimmte herauspickt.

    Außerdem ist Rollenspiel kein ausdrücklicher Teil des Vtuber-seins.
    Es gibt genau so Vtuber die eben keinerlei Rollenspiel betreiben oder eine andere herangehensweise an dieses Hobby haben.

    Im Grunde fallen hier einfach viele weitere Vtuber einfach durch den Rost hindurch, die auch viel Zeit, Energie und Arbeit in ihre Streams stecken.
    Der Artikel und seine Bildverwendung sind daher nicht neutral in einem jounralistischen Sinne.

    Es gibt sehr viele deutsche Vtuber-Discords, denn die meisten haben in der Szene einen eigenen.
    Darum ist es natürlich eine Bevorteilung im Artikel ausdrücklich nur den einer Gruppe zu bewerben und aufzuzeigen.

    In einem Artikel sollte man den Maßstab haben, möglichst viele aufzuzeigen und nicht primär zur Bewerbung des Autors oder seiner Freunde zu dienen.
    Das gibt einem kein Gefühl das dieser Artikel auf journalistischen Maßstäben fußt oder darauf das der Autor den Wunsch hat einem Leser die Thematik zu vermitteln.

    Außerdem fehlt auch komplett die Tatsache, das man auch als PNG-Vtuber, ein Vtuber sein kann.
    Also eine Person die nur ein Bild hat und dieses im PNG-Format nutzt und dieses für das streamen nutzt.
    Dies ist ebenfalls eine weitere Möglichkeit und ist genau so legitim wie die 2D Live und 3D Avatare anderer.

    Insgesamt kein guter Artikel, der zwar ausführlich beschrieben ist aber einiges weglässt und als Werbung für ihn dient.

    Bei den anderen Teilzeithelden-Artikel empfand ich es als deutlich angenehmer und besser. Sie sind neutraler und fassen ein Thema von allen Seiten ins Auge und lassen nichts weg.
    Es steht bei den anderen Artikeln auch nicht die eigene Vorteilung im Vordergrund im Gegensatz zu hier.

  2. Hallo Eisengespenst,

    ich habe mich bei dem Artikel bemüht, möglichst neutral zu schreiben. Die Information, dass ich selbst Vtuber bin, gehört in den Artikel, um die Perspektive und meinen Hintergrund zum Thema aufzugreifen. Zur Bebilderung habe ich eingangs ein Bild meiner zwei bis dato veröffentlichten Avatare genutzt. Zudem habe ich teilweise im Bereich der Technik Screenshots verwendet, die Avatare von mir zeigen. Dabei ging es um Bebilderung zum Thema Software/Technik – in der jeweiligen Software kann ich aber natürlich nur Avatare nutzen, die ich auch dort zur Verfügung habe. Avatare anderer Vtuber*innen wäre dort entsprechend nicht möglich gewesen. Im Übrigen gibt es im Artikel keine Links auf mich als Vtuber, und auch mein Vtuber-Name wird nirgendwo erwähnt.

    Es stimmt, dass es über 400/500 aktive Vtuber*innen im deutschsprachigen Raum gibt. Das wird auch im Text erwähnt. Du kannst dir aber sicher vorstellen, dass es nicht möglich ist auch nur ansatzweise alle zu erwähnen und zu verlinken. Daher habe ich mich begrenzt auf die Größten und beispielweise auf die Verantwortlichen von vSmile, da ich dieses Projekt als eines der herausragenden genannt hatte. Eine Auflistung aller tollen Projekte und Aktionen ist aber ebenfalls aus Platzgründen nicht möglich und würde meiner Meinung nach für einen allgemeinen Übersichtsartikel auch zu sehr in die Tiefe gehen.

    Bei den weiterführenden Links habe ich bewusst eine Auswahl getroffen, die sich als Anlaufstellen zur Vertiefung eignen. Meine eigene Seite – was auch explizit so genannt wird, nicht aus Werbe- sondern aus Info-Gründen – ist dabei, eben weil es dort gesammelt Links zu über 400 deutschen Vtuber*innen sowie mehreren Community-Discords gibt. Eine vergleichbare Linksammlung für die deutschsprachige Szene wirst du nicht finden. Auch die Verlinkung des Vtality-Discords hat nichts damit zu tun, dass meine Webseite und sie sich gegenseitig als Partner ausweisen, sondern schlicht und einfach damit, dass eben dieser Discord-Server der größte Community-Server ist.

    Eine umfassende Verlinkung aller Vtuber*innen und aller Dicord-Server würde völlig über das Ziel hinausgehen. Stattdessen gar keine Links zu setzen nach dem Motto „wenn ich nicht alle verlinken kann, dann niemanden“ wäre zwar möglich, aber würde eben bedeuten, dass man nicht einfach ein paar Anlaufstellen zur Vertiefung direkt zur Hand hätte. Ich persönlich finde es so besser, wie es jetzt ist. Weitere Links finden sich ja dann auch zudem auf verlinkten Seiten.

    Natürlich ist auch nicht für alle Rollenspiel ein Grund zum vtuben – aber eben für viele. Dass zuvor eine andere Motivation genannt wurde, zeigt ja auch dass Rollenspiel nicht die einzige ist.

    Gerne hätte ich auch PNGtuber*innen, Commissions und andere Subthemen einfließen lassen. Allerdings ist dieser Artikel so schon einer der längeren, und zuweilen muss man überlegen, welche Aspekte in einen Artikel zur Geltung kommen und welche nicht. Und so sind beispielweise PNGtuber*innen durchaus Teil der Vtubing-Community, aber eben auch „nur“ eine Nische darin, die zudem teilweise abgegrenzt wird (Vtubing vs PNGtubing). PNGtubing ist daher aus Platzgründen nicht vorgekommen – damit für andere Themen wie Technik oder Community Raum ist.

    Der Maßstab eines solchen Artikels ist es übrigens nicht, „möglichst viele“ aufzuzeigen, sondern eher „möglichst umfassend“. Links zu Personen oder Gruppen stehen dabei nicht im Fokus, sondern der der Text-Inhalt. So wurde der Beitrag auch von mir verfasst: Zunächst als reiner Text, dem erst später an geeigneten Stellen Links und Bilder hinzugefügt wurden.

    Ich hoffe, ich konnte damit ein paar deiner Kritikpunkte relativieren bzw. für Verständnis sorgen, warum bestimmte Punkt so vorkommen wie sie eben vorkommen in diesem Beitrag.

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