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Die 2018er Role Play Convention (RPC) vermeldete Besucherrekord, und wir vermelden Artikelrekord: Mit satten 21 Einzelbeiträgen! Zeit, eine Zusammenfassung zu geben und das Event auch allgemein zu betrachten: Was hat sich allgemein getan gegenüber dem Vorjahr, was gab es im Programm und in den Bereichen Cosplay und LARP?

Bereits um 12:09 am Sonntag verkündete die Messe es via Facebook: „Das ist die erfolgreichste RPC ever — schon jetzt Besucherrekord ….“ Mit genauen Zahlen hielt man sich leider zurück. Aber auch unser Eindruck war, dass es durchaus gut besucht war. Dabei war die Verteilung der Besuchermengen in diesem Jahr wesentlich besser als in den Vorjahren – kurioserweise dank einer Baustelle.

An unserem Gemeinschaftsstand.
An unserem Gemeinschaftsstand.

Jene Baustelle sorgte nämlich dafür, dass ein Teil der üblichen Doppelhalle 10.1/10.2 der Kölnmesse nicht zur Verfügung stand – was den Platz insbesondere in der oberen Halle einschränkte. Zum Glück! Hierdurch wanderten viele Stände und ganze Bereiche wie Cosplay in die untere Halle, die in den letzten Jahren durch große leere Flächen und verhältnismäßig wenig Angebot enttäuschte und entsprechend schwach besucht war. In diesem Jahr war sie dagegen ähnlich umfassend bestückt wie ihr oberes Gegegnstück und zog entsprechend mehr Besucher. Sehr gut! Da wir selbst unseren allerersten Messestand (zusammen mit der DLRV e.V. und dem Mittelpunkt) dort hatten, kam uns das sehr zugute und hat uns viele interessante Bekanntschaften schließen und gute Gespräche führen lassen. An dieser Stelle ein großer Dank an unsere beiden Partner und unsere Besucher: Wir haben es sehr genossen mit euch, und es wird sicher nicht unser letztes Mal mit Standpräsenz auf einer Con gewesen sein!

Stars und allgemeines Angebot

Wie in den letzten Jahren üblich geworden, waren auch dieses Jahr einige Prominente zu Gast, die (gegen Gebühr) Autogramme schrieben und für Fotos bereitstanden. Darunter unter anderem drei Darsteller aus Game of Thrones sowie Sylvester McCoy, bekannt als Radagast (Der Hobbit) und siebter Doctor aus Doctor Who. Zudem gab es auch erneut diverse Aufbauten und Ausstellungsstücke, wie den Ecto-1 (Ghostbusters) oder K.I.T.T. (Knight Rider).

Eines der Exponate.
Eines der Exponate.

Natürlich fand auch wieder ein kleiner Mittelaltermarkt auf dem Außengelände der Halle statt, wo es neben handgefertigten Waren auch viel zu essen gab und eine eigene Bühne mit musikalischen Auftritten. Leider spielte das Wetter dieses Jahr nicht mit – während es Samstag in der Sonne sehr heiß war, vermieste der Regen am Sonntag vielen Besuchern die Lust, nach draußen zu gehen. Dass es keine überdachten Bierzeltgarnituren gab, war hier sicherlich ein Manko, dass hätte vermieden werden können.

Besser traf es da die Zeichner und Illustratoren, die weiterhin eine ganze Reihe in der oberen Halle bevölkerten und wieder sehr gut frequentiert wurden. Aufgeboten wurde dabei ein breites Spektrum, sodass es für Interessierte einiges zu sehen und natürlich zeichnen zu lassen gab.

Und natürlich gab es auch viele weitere Möglichkeiten, sein Geld auszugeben. Viele Händler aus diversen Bereichen boten ebenso wie die vielen Verlage Neuheiten und Sonderangebote feil – wie man es von einer Messe kennt und auch erwartet. Erstmals gab es dabei auch einen kleinen Bring & Buy, welcher jedoch im Verhältnis zur Menge der Besucher eher schmal ausfiel – da ist man von kleineren Events wie der Feencon schon mehr gewöhnt. Vielleicht hat sich das neue Angebot aber auch einfach noch nicht ausreichend rumgesprochen.

Was dieses Jahr jedoch spürbar schmaler ausfiel, war das Angebot an Workshops. Lediglich 14 fanden sich im entsprechenden Programmteil, darunter etwa Massen-Rollenspiel und eine Lesung – was bei genauerer Betrachtung jedoch gar nicht so dramatisch war. Denn stattdessen gab es die sogenannte Experience Area, die diese in gewisser Weise ersetzte.

Main Stage und Experience Area

Auf der Experience Stage.
Auf der Experience Stage.

Jene Experience Area sollte sich vor allem an Einsteiger ins Hobby und Interessierte aus anderen phantastischen Hobbybereichen richten, bot aber auch darüber hinaus Interessantes. Neben Vorträgen fanden vor allem Podiumsdiskussionen statt – und neben jenen für die Zielgruppe, wie beispielsweise „Pen & Podcast Special: Roll for Initiative! Wie man ins Rollenspiel einsteigt“ (mit unserem Chefredakteur Roger), auch tiefergehende wie zu Verlagsplanungen, internationalem Cosplay oder „Vom Hobby zum Beruf“. Letzteres übrigens mit Gästen aus den Bereichen Spiele, Illustration und Cosplay – sehr schön!

Durch die erfahrenen und hochkarätigen Gäste war diese kleinere Bühne ein echtes Highlight – bitte im nächsten Jahr wieder! Da war es für die eigentliche Main Stage gar nicht einfach mitzuhalten. Neben Panels mit den Schauspielern und anderen Gästen gab es auch Trailer und Segmente zu den Videospielen, dieses Jahr als Hauptsponsoren auftraten sowie am Samstagabend die Verleihung der RPC Fantasy Awards, über die wir bereits berichteten. Zuvor gab es zudem einen „Cosplay-Workshop“, der jedoch ohne Beschreibung im Programmheft blieb und zudem gekürzt wurde, da es zuvor Verspätungen von rund 30 Minuten im Programm gab – während die folgende Verleihung der Awards jedoch nahezu pünktlich beginnen sollte.

Höhepunkte des Bühnenprogramms waren jedoch wieder die beiden Cosplay-Wettbewerbe – samstags allgemein, sonntags zu League of Legends (wie schon im Vorjahr).

Cosplay

Generell gab es wieder viele schöne Kostüme zu sehen, ob auf der Bühne, unter den Besuchern oder in der Cosplay-Area. Diese befand sich nun von einigen Ständen abgesehen in der unteren Halle, was im Vergleich zu letztem Jahr mehr Platz bot – praktisch. Trotz vieler Stände, an denen man bekannte Cosplayer treffen und auch diverse Rüstungsteile betrachten oder sogar beim Bau zusehen konnte, war dieser Hobby-Aspekt jedoch gefühlt etwas schwächer vertreten als im Vorjahr – ob dies an der hitzigen Diskussion und Kritik alteingesessener Besucher im letzten Jahr lag?

Wie auch immer, lohnend war es trotzdem. Insbesondere der weitaus geringere Anteil an Anime-/Manga-Cosplays als auf anderen Cosplay-Events darf durchaus positiv gesehen werden, bietet das Hobby doch viel mehr Bandbreite – hier wird es umso deutlicher. Und dank der tollen Vorträge und Podiumsdiskussionen gab es auch einiges an Programm-Angebot, auch wenn konkrete Einsteiger-Workshops wie im Vorjahr durchaus gefehlt haben. Hier darf man gespannt sein, wie es in den nächsten Jahren weitergeht und sich dieser Hobbyaspekt langfristig auf der RPC einpendelt.

LARP – Back for good

LARP schien in den letzten Jahren zusehends an Bedeutung auf der und für die RPC zu verlieren. Die Stände von Händlern, Orgas und Gruppen dünnten sich aus und Liverollenspieler kehrten der einst so beliebten Messe langsam den Rücken. 

2017 war der LARP-Bereich gar in eine Ecke der unteren Halle verbannt worden, die zu allem Überfluss generell sehr spärlich belegt worden war. Somit verirrten sich noch weniger Besucher an Stände, um sich für LARP begeistern zu lassen oder Händler zu besuchen, die nicht die Premiumplätze der oberen Halle finanzieren konnten oder wollten. 

Dementsprechend waren die Erwartungen an 2018 eher verhalten. Doch weit gefehlt, das phantastische Hobby erlebte eine kleine Renaissance auf der Role Play Convention, vielleicht noch von einstiger Pracht entfernt, aber nicht mehr auf einem absteigenden Ast. Dies war zwei Faktoren zu verdanken: Zum Einen hatte die Con-Orga sich wohl die Kritik des letzten Jahres zu Herzen genommen und die Hallenaufteilung überarbeitet. Die Halle 10.1 wirkte nicht mehr verwaist und lud mit einem großen Cosplay-Bereich sowie der beliebten Tischrollenspiel-Ecke und einer ordentlichen Bühne mit Programm zahlreiche Besucher zu sich. Zum Anderen konnte der Deutsche Live-Rollenspielverband wieder viele Orgas, Gruppen und Händler für eine LARP-Area gewinnen, darunter auch einige Szeneschwergewichte. Eine gelungene Mischung, garniert mit der Möglichkeit, sich gleich an Mini-LARPs zu versuchen oder an zahlreichen Workshops teilzunehmen. In Halle 10.1 fand man überdies weitere größere LARP-Händler aus dem In- und Ausland und auch der beliebte mittelalterlich inspirierte Fantasy-Markt auf dem Freigelände lockte mit dem ein oder anderen Stand für Larper. 

Sollte die Messe das diesjährige Hallenkonzept beibehalten und sich erneut eine so bunte LARP-Area bilden, sollte die RPC für Liverollenspieler wieder relevanter werden. Zumindest der DLRV plant schon jetzt, die LARP-Area im nächsten Jahr noch attraktiver zu gestalten. 

Tischrollenspiel

Vom Live- zum Tischrollenspiel, einem der Kernaspekte der Messe. Wie üblich gab es am Stand der GfR e.V. wieder viele Spielrunden – insgesamt rund 80 Stück. Dennoch blieben viele Plätze dort noch frei. Daneben gab es jedoch auch noch vereinzelte Runden bei einigen der Verlage. Diese waren generell wieder in voller Bandbreite vertreten, und so gab es eigentlich keinen deutschen Verlag, der nicht mit einem Stand vertreten war – und alle hatten Neuheiten dabei! Die RPC ist neben der SPIEL weiterhin das relevante Event für die Szene, und entsprechend haben wir auch mit nahezu allen Verlagen Interviews geführt:

Pegasus SpieleCthulhu: Interview mit Heiko Gill

Aborea: Interview mit Martin Henrichs

Redaktion Phantastik: Interview mit Sylvia Schlüter

Heinrich Tüffers Verlag: Interview mit Nikolas Tsamourtzis

Ulisses SpieleDSA: Interview mit Nikolai Hoch

Ulisses Spiele – Non-DSA: Interview mit Michael Mingers

Ulisses SpielePathfinder und Pathfinder Society: Interviews mit Michael Mingers und Harald Schlang

Pegasus Spiele7te See: Interview mit Melanie Helke

Pegasus SpieleShadowrun: Interview mit Tobias Hamelmann

System Matters: Interview mit Daniel Neugebauer und Stefan Droste

Uhrwerk Verlag: Interview mit Patric Götz

Mantikore Verlag: Interview mit Nicolai Bonczyk

Erdenstern: Interview mit Eva Maria Irek

Nackter Stahl: Interview mit Saskia Maucher

NoReturn: Interview mit Manni Altenschmidt

Truant Spiele: Interview mit Mario Truant

Flying Games: Interview mit Markus Still

Brett- und Miniaturenspiel

Der klassische Gesellschaftsspielbereich fällt dagegen eher ab – wobei es auch hier diverse Neuheiten gab und viele Produkte angeboten wurden. Von Kleinverlagen bis hin zu den Großen gab es einiges. Mit den drei Großen (Asmodee, Pegasus, Ulisses) haben wir dabei auch separate Interviews geführt beziehungsweise Einzelbeiträge veröffentlicht:

Asmodee

Pegasus Spiele

Ulisses Spiele: Interview mit Michael Mingers

Auch die Tabletop-Area fand wie in den Vorjahren wieder Platz auf der Messe und lockte mit vielen Spieltischen, die alleine durch ihre liebevolle Gestaltung direkt zum Losspielen einluden. Allerdings muss man leider feststellen, dass dieser Bereich auh alles andere als wächst, sondern leider nicht mehr an die frühere Größe heranreicht.

Fazit

Wie jedes Jahr hat sich ein Besuch auf der RPC gelohnt – gleich, ob das Herz für LARP, Cosplay, Tischrollenspiel, Zeichner oder Geldausgeben schlug. Es ist eine aufregende Messe, für die zwei Tage nicht ausreichen, um alles wirklich zu erleben, und die wie nichts sonst alle phantastischen Hobbys miteinander verbindet. Mit vielen bekannten Gesichtern, alten und neuen Freunden sowie einer Mischung aus Spaß, Aufregung und Stress (zumindest für unser Event-Team). Trotz diverser Veränderungen und Verbesserungsmöglichkeiten ist das Gesamtfazit gut: Der Einlass ist pünktlich und gut gesteuert, die Gänge breit genug, das Programm weitestgehend verzögerungsfrei, die Abwechslung und Vielfalt gegeben, die Atmosphäre angenehm und der Eintrittspreis für das Gebotene äußerst fair. Wir freuen uns auf nächstes Jahr – und davor freut sich das RPC-Team der Teilzeithelden, nun mit der Berichterstattung durch zu sein und etwas zur Ruhe zu kommen.

Titelbild: Karsten Zingsheim, Bearbeitet von Verena Bach
Artikelbilder: Karsten Zingsheim

1 Kommentar

  1. Schöner Bericht.
    Leider haben wir es anscheinend mit unserem Brettspiel und Tabletop Angebots auf dem Dartgewitter Stand in Halle 10.1. nicht geschaft aufzufallen.

    Mal schauen ob wir das nicht 2019 mal ändern können.
    Gruß
    Soldurii e.V. Neumünster

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