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Das Epic Empires ist seit Jahren eine feste Größe der deutschsprachigen Larplandschaft. Als schlachtenfixierte Con ab 18 galt jedoch der Plot als überschaubar. Mit einem neuen Plot-Team wollte die Orga nun auch Spielende abholen, die mehr über den Hintergrund erfahren wollen. Ob das gelungen ist, lest ihr in unserem Conbericht.

Seit 15 Jahren gibt es nun schon das Epic Empires, jedoch dank Corona nur in dreizehn Ausgaben. Seit jeher versucht sich das Epic Empires ein wenig von den anderen beiden Großcons abzuheben. Mehr Fokus auf Schlachten, Teilnahme ab 18 ohne Ausnahme, strikte Richtlinien für alle Lager und die Gewandung der Spielenden, mehr Verantwortung auf den einzelnen Teilnehmenden, etwas härtere Kämpfe und ein im Grunde überschaubarer Plot seitens der Orga. In diesem Jahr zog es wieder mehr als 1000 Spielende und, gefühlt, eine Menge Ersttäter*innen an.

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Wenig nebulös – Die Organisation

Die Orga ist erprobt und krisenfest, das zahlt sich aus. Auch wenn, wie fast alle Orgas, auch das Epic Empires hart um Nachwuchs kämpft, so läuft das meiste flüssig. Das liegt sicher auch daran, dass viele Projekte spieler*innengetragen sind und damit die Orga entlastet wird.

Wer zum ersten Mal das Epic Empires besucht, hat jedoch erst eine kleinere Hürde zu nehmen: Karten gibt es nämlich nicht einfach im Shop, sondern werden über die einzelnen Lager bezogen. Diese haben wiederum individuelle Anforderungen an Gewandung und Rollen der Interessierten. So sollte die Rolle thematisch ins Lager passen, die Gewandung einen gewissen, aber machbaren Standard erreichen und manchmal sind besondere Rollen, wie Klerus oder Zaubernde limitiert.

Hat man diese Hürde gemeistert, ist der Rest recht reibungslos. Eine gute und meist zeitnahe Kommunikation der Orga weist auf Besonderheiten hin, wie zum Beispiel, dass es dieses Jahr nur ein eingeschränktes Verpflegungsangebot gab oder die Änderung der AGB. Vor Ort gestaltete sich die Anreise recht zügig, mit nur kleinen Staus. Am Check-In erhielt man alle wichtigen Informationen zum Event und der Parkplatzsituation, sowie eine kleine Übersicht über zu erwartende Plots seitens der Orga. Grade Letzteres ist eine schöne Idee, damit man die Chance hat gezielt nach einem Plot zu suchen, an dem man Spaß hätte.

Die Verpflegungslage vor Ort wurde gut gelöst und die Taverne bot zu fairen Preisen kalte Brotspeisen, auch vegetarisch, an. Wem nach etwas Warmen war, der fand viele Spielangebote, die Verpflegung boten und einen locker durch die Con brachten. Persönliche Highlights waren die Spätzle der Gerüchteküche, die gegen gute Gerüchte eine Portion eben dieser spendierte und die Stadionwurst (!) der Imperialen beim Blutball.

Einziger Wermutstropfen war die sanitäre Lage. Zwar wurde diesmal Seife angekündigt, aber erst ab Mittwoch. Spontan, mal wieder, erklärten sich das Lager der Elben bereit Seife für den Frühanreisetag zu spenden. In den folgenden Tagen war die Seife, zumindest in der Stadt, und damit dem Hauptknotenpunkt, ständig leer. In Zeiten, wo Corona wieder zunimmt, nicht so schön. Auch die Leerung der Dixis in der Stadt hätte gerne öfter sein dürfen. Wenn in einzelnen Dixis schon die Türmchen den Sitzrand zu erreichen drohten, war das einfach zu wenig Leerung oder eben zu viel seitens der Teilnehmenden. Hier lässt sich aber schnell nachbessern.

Sehr nebulös – Der Plot

Ein übergreifender Plot der Orga war bisher nicht unbedingt das Alleinstellungsmerkmal des Epic Empires. Zudem waren einige der offiziellen Plots stark sexualisiert, was nicht alle Teilnehmenden ansprach und für regelmäßig Kritik sorgte. Im letzten Jahr gab es um einen Blutopfer-Plot mit einem Kind, das OT natürlich kein Kind war, noch einen kleineren Eklat, da dieses Spielelement auf geteiltes Echo gestoßen ist.

Mit dem kompletten Tausch des Plot-Teams sollte dies nun anders werden. Gleich zu Beginn fiel auf, dass größere, von der Orga geschriebene oder unterstützte Plots, kurz vor dem Event im Groben kommuniziert wurden. Somit hatte man einen kleinen Überblick, was einen erwarten könnte und wo man sich aktiv einbringen möchte. Grade für eine Con wie das Epic Empires eine sehr charmante Idee. Als Zweites fiel sofort auf, dass die NSC nicht nur deutlich angezogener wirkten, sondern ganz großartige neue Outfits mit liebevollen Details erhalten haben. Schon während des Eröffnungsrituals wurde der neue Hauptplot der Con sogleich aufgegriffen. Der Nebel, durch den die Anreise nach Aké (der Ort, an dem alles IT stattfindet) erfolgt, schien verändert zu sein und sich zu einer Gefahr für Land, Gäste und Einwohner*innen zu entwickeln. Mit den Nebelgeborenen erschien sodann auch eine neue Fraktion, die die Geschichte um den Nebel vorantreiben sollte. So wundert es kaum, dass dies für Plotspielende das beherrschende Thema war und auch viele der lagerinduzierten Plots den Nebel als Aufhänger hatten. So erstarkte nicht nur ein geheimnisvoller Kult durch die Beschwörung einer gruseligen Wesenheit, sondern auch die Wilde Jagd der Feen trieb erneut ihr Unwesen.

Zu dem großen Plot kamen noch die zahlreichen Geschichten, die die Lager selbst schrieben, sei es für sich oder um die Interaktion mit anderen Lagern und der Stadt zu fördern. Abgerundet wurde dies durch ein deutlich erweitertes Ressourcenspiel, bei dem nun Schürfrechte durch die Stadt vergeben wurden, um Ressourcen tatsächlich auszubuddeln und in bare Silbermünze in der Stadt zu tauschen. Das Angebot wurde auch rege angenommen und für manch ein Schürfrecht gar astronomische Summen bezahlt. Alles in allem gab es auch für Wenig- und Nicht-Kämpfende reichlich Angebot und wenn man wollte, war der Tag streng durchgetaktet.

Ein bisschen nebulös – Die Kämpfe

Schlachten sind aber der eigentliche Kern für viele Teilnehmende des Epic Empires. Wenig Gelegenheiten werden ausgelassen, um seinen Standpunkt mittel Schaumstoffwaffengewalt deutlich zu vermitteln. Zwar fühlen sich lichte und dunkle Lager auch auf dem Epic Empires durchaus verbunden, aber eine gewiefte Bündnispolitik wie auf dem DrachenFest sucht man vergeblich. Diplomatie passiert eher nebenbei und mit wem ich eben noch leidenschaftlich stritt, ziehe ich etwas später zusammen in die Schlacht. Das Schlachtgeschehen ist daher wesentlich dynamischer. Die Schlachten an sich sind in der Regel weniger verbissen, da es außer Spielspaß nichts zu gewinnen gibt. Ausgenommen ist hier die Endschlacht, bei der um den finale IT-Sieg gerungen wird. Aber auch hier zeigt sich, dass ein großer Teil der Lager kein ernstes Interesse an einem IT-Sieg verfolgt. Das entspannt die Endschlacht merklich und beinhaltet nur sehr wenig strategisches Rumstehen. Genaugenommen steht man nur rum, um sich für den nächsten Sturm zu sammeln, denn ein Respawn-System sorgt dafür, dass die Truppen der Lager mehrfach in das Gemetzel stürzen können.

Um Scharmützel, also kleinere Konflikte von lediglich ein paar Handvoll Kämpfenden, zu fördern, wurden auch Kämpfe in den Nebel-Plot eingespannt. Die Lesath, gottähnliche Herrscher Akés, ließen Schreine erscheinen, die sich auf ominöse Art und Weise mit Macht™ aufluden. Jedes Lager und die Stadt hatten eine Art Schlüssel, um diese Energie abzuzweigen und sich nutzbar zu machen. Dies war jedoch nur dann möglich, wenn die Schreine komplett aufgeladen waren und auch dann blieb nur wenig Zeit, diese Energie abzuzapfen. An den Schreinen duldeten die Lesath nur kleine Gesandtschaften, ein schöner Mechanismus, um kleinere Kämpfe zu forcieren.

Was vom Nebel blieb

Das Epic Empires 2023 kann als rundumgelungene Veranstaltung mit nur kleinen Nebeltrübungen beschrieben werden. Die einzelnen Lager sind aus Ambiente-Sicht schwer zu schlagen, selbst die beliebten Sahara-Zelte finden sich hier erst in der zweiten Reihe und manch ein Lager verzichtet gar ganz auf moderne Zeltvarianten. Dies erfordert aber auch eine hohe Bereitschaft von jedem Teilnehmenden, seinen Teil zum Ambiente beizutragen. Hilfreich ist dabei sicher die etwas liberalere Bauordnung als in anderen Ländern. So finden sich hier beeindruckende, zu erstürmende Palisaden. Auch der Gewandungsmindeststandard trägt seinen Teil zum Ambiente bei. Dass es eine etwas höhere Erwartungshaltung an Teilnehmende gibt, dessen sollte man sich also bewusst sein.

Die finale Schlacht hat das Lager der Antike gewonnen. Viel wichtiger ist jedoch die sogenannte B-Note. Hier vergeben die Lager an zwei Lager je einen Punkt, um das Spiel und Ambiente des Lagers aus OT-Sicht zu bewerten. Erneut, und das auch noch in ihrem 10. Jahr, haben die Horden des Chaos hochverdient gewonnen und die meisten Lager mit ihrem Spiel begeistert. Für das beliebteste Stadtviertel erhielt die Oberstadt das B-Nötchen.

Mit den neuen Mechanismen und dem frischen Wind aus dem neuen Plot-Team dürften die nächsten Jahre interessant werden und man darf gespannt sein, was da noch kommt.

Titelbild: © Epic Empires e.V., Aloha Airbrush
Fotografien: © Epic Empires e.V., Calle Plantiko, Aloha Airbrush, The Kelric View
Layout und Satz: Kai Frederic Engelmann
Lektorat: Sabrina Plote

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