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Zum nunmehr zehnten Mal fand die DoKomi statt. Was 2009 in einer Schule begann, füllt inzwischen mehrere Messehallen und ist Deutschlands größtes Event im Bereich japanischer Populärkultur und Cosplay. Wir waren wieder vor Ort und haben uns das bunte Treiben in den Hallen, Programm, Wettbewerbe und mehr angesehen.

Ein Blick in Halle 15, in der hauptsächlich kommerzielle Aussteller zu finden waren.
Ein Blick in Halle 15, in der hauptsächlich kommerzielle Aussteller zu finden waren.

Wie bereits im letzten Jahr fand die DoKomi nahezu ausschließlich in mehreren Hallen der Messe Düsseldorf statt. Lediglich ein kleiner Teil befand sich im zugehörigen Kongresscenter Ost. Im Vergleich zum letzten Jahr wurde die Aufteilung dabei etwas verändert, zudem fand in diesem Jahr erstmals das „Gaming-Festival“ statt, welches im Vorfeld prominent hervorgehoben wurde und erweiterte Öffnungszeiten hatte.

Während die Con einschließlich Gaming-Festivals von 10 bis 20 Uhr (Samstag) beziehungsweise 18 Uhr (Sonntag) mit normalem Con-Ticket besucht werden konnte, war für die zusätzlichen Zeiten des Gaming Festivals (Samstag 20:30 bis 24:00 Uhr, Freitag 16:00 bis 23:00 Uhr) ein separates Ticket erforderlich, welches mit 17 EUR zu Buche schlug – im Vergleich zur Hauptveranstaltung (ab 35 EUR für beide Tage) relativ teuer, andererseits aber auch im bezahlbaren Rahmen. Für den beliebten, schnell ausverkauften Cosplayball sowie den J-Rave am Samstagabend waren ebenfalls gesonderte Tickets nötig. In diesem Artikel beziehen wir uns jedoch, wie in den Vorjahren, rein auf die eigentliche Messe, die dieses Jahr mit über 45.000 Besuchern erneut einen Rekord vermelden konnte.

Allgemeines Angebot

Die gute Nachricht zuerst: Der reguläre Einlass soll dieses Jahr deutlich besser funktioniert haben, sodass es wohl für die meisten Besucher im Gegensatz zum Vorjahr keine längeren Wartezeiten gab und das Ziel, auch zur Stoßzeit nicht mehr als 30 bis 60 Minuten in einer Schlange warten zu müssen, erfüllt wurde. Wie im letzten Jahr fand sich man dann zunächst in Halle 15 wieder, wo neben dem Einlass auch Garderobe, Waffencheck und vor allem kommerzielle Aussteller waren – rund 130 Stück. Entsprechend gab es mehr als genug Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, auch wenn es einiges gefühlt an jedem dritten Stand gab.

Creamy’s Castle, ein an eine bekannte Fernsehshow angelehnter Parcours.
Creamy’s Castle, ein an eine bekannte Fernsehshow angelehnter Parcours.

In der benachbarten Halle 14 fand sich das Gaming Festival – aber nicht nur. Auch Creamy’s Castle, ein Parcours im Stil Takeshi’s Castle, befand sich dort, ebenso Lasertag und der Bring & Buy. Videospiele selbst füllten hinsichtlich der großzügigen freien Fläche nur ungefähr die halbe Halle – darunter Nintendo, Händler, Retro-Konsolen zum Spielen und eine Bühne, wo man beispielsweise anderen beim Spielen zusehen konnte. Zudem gab es auch Wettbewerbe zu einigen Spielen und einen Cosplay-Wettbewerb zu League of Legends – der sich jedoch nach Programmplan zumindest zum Teil mit dem Vorentscheid der Deutschen Cosplaymeisterschaft überschnitten hätte, weswegen ich meine Prioritäten lieber woanders hinlegte. Insgesamt fand ich das Angebot des Festivals eher mager.

Das Gegenteil hierzu waren die Fanstände in Halle 14. Hunderte Stände und Projekte präsentierten sich – insbesondere Zeichner. Über 500 Zeichner, darunter auch einige aus Japan und mehreren weiteren Ländern rund um die Welt, fanden sich ein. Zusätzlich zu anderen Fanständen gab es in dieser Halle auch eine Itasha-Ausstellung (Autos mit Manga-/Anime-Motiven), den Signierbereich, das ungebrochen beliebte Bällebad, die Standpräsenzen der Cosplay-Ehrengäste und zwei Fotolocations (Teestube und Klassenzimmer). Eine tolle Erlebnis-Halle!

Der zuvor dort befindliche Trading-Card-Bereich wanderte hierfür zusammen mit den Workshop-Räumen in die neue Leichtbauhalle 18. Die Geräuschdämmung war in den messetypischen Raum-Aufbauten nicht sonderlich toll, was jedoch vor allem ein Problem des ersten von fünf (!) Räumen gewesen sein dürfte, der sich direkt neben den Trading Cards befand. Ein weiterer Raum befand sich zudem im CCD Süd, sodass sich insgesamt über 40 Workshops im Programm befanden.

Auf dem großen Innenhof gab es zudem jede Menge Platz, um sich auszubreiten. In den Hallen gab es ebenfalls immer einige freie Flächen und Sitzgelegenheiten – prima! Das Angebot des überwiegend draußen befindlichen „J-Food-Festivals“ war jedoch nicht sonderlich überzeugend – ein paar Buden mit happigen Messepreisen. Gleich, ob es sich um Pommes und Burger handelte oder japanische Spezialitäten, von denen es zumindest einige gab.

Nicht zuletzt gab es im CCD Ost einen Speed-Dating-Bereich und die „White Stage“, eine kleinere Bühne, sowie in der Halle 12 die „Black Stage“, in der sich auch nichts anderes befand, um ausreichend Platz zu bieten für das dortige Programm.

Programm

Wie etabliert gab es eine breite Mischung aus Wettbewerben, deutschen Showacts, japanischen Musikern und weiteren internationalen Gästen. Definitiv mehr, als man im Rahmen des Artikels  aufzählen könnte.

Generell gab es ziemlich viel Gesang – darunter Sailor Moon German mit einem Best-Of-Konzert, Sayuri, Desi, die 9-köpfige japanische Tanz- und Sanges-Gruppe MeseMoa. und zwei japanische Solo-Sängerinnen (Megumi Nakajima und Eri Sasaki). Klassische deutsche Showacts, die vor allem ein Programm aufführen, waren mit K!seki und ImpAct dagegen äußerst gering vertreten  – schade. Im weitesten Sinne könnte man  noch den Komiker Shinji Schneider hierzu zählen, der am Samstagabend auftrat und wieder einmal ein ziemliches Highlight war.

Hinzu kamen insgesamt fünf Wettbewerbe (Zeichnen, Anime Music Videos, Karaoke etc.), eine Lolita-Modenshow, eine Charakterversteigerung für einen guten Zweck, eine K-Pop-Show und einiges mehr. Positiv zu erwähnen sind zudem die Eröffnungs- und Abschlussveranstaltungen, die beide wieder durchaus unterhaltsam waren. Neben Reden, beispielsweise vom Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf, gab es auch wieder einige kurze Auftritte. Besonders die Abschlussveranstaltung bot dabei mit drei Stücken der Taiko-Kids (eine Düsseldorfer Gruppe von japanischen Trommlern und weiteren Musikern) ein weiteres Highlight – wobei auch die weiteren Kurzauftritte und Gesangseinlagen zu unterhalten wussten.

Ebenso vielfältig waren die angebotenen Workshops. Insbesondere Cosplay-Themen waren wieder stark vertreten, stellten jedoch nicht einmal die Hälfte des Angebots dar. Und die verbleibende Menge bot ein umso vielfältigeres Spektrum: Magical Girls, Singen, Kochen, Tanzen, Zeichnen, Schreiben, Japanisch als Sprache und mehr – es dürfte schwergefallen sein, nichts zu finden, was einen anspricht. Als einziger Negativpunkt ließe sich anbringen, dass einige wenige Workshops nur auf Englisch stattfanden – die Menge an Personen, für die dies ein Ausschlusskriterium ist, dürfte jedoch sehr gering gewesen sein, zumal dies auch bei lediglich sechs Workshops der Fall war.

Das größte Problem mit dem Programm (welches überwiegend ziemlich pünktlich war und auf der Hauptbühne beispielsweise am Ende des letzten Punktes nur bei rund 30 Minuten Verspätung lag) war dagegen eher die Auswahl: Was will man sehen? Bei sechs Workshopräumen, zwei Bühnen, mehreren Wettbewerben und der immensen Menge an Ausstellern in den Hallen eine schwierige Frage, zumal man auf einer Con ja auch nicht nur Programm sehen möchte.

Cosplay

Dass es beinahe 20 Workshops zu Cosplay und verwandten Themen gab, erwähnten wir gerade schon. Aber nicht, dass es natürlich auch wieder Cosplay-Wettbewerbe gab, die seit jeher zu den Höhepunkten und beliebtesten Programmpunkten auf Conventions gehören.

Als einer der Höhepunkte am Samstag fungierte dabei ein Vorentscheid zur Deutschen Cosplaymeisterschaft (DCM), moderiert von der früheren Meisterin und derzeitigen Teilzeitheldin Kisa.

Eine umfangreichere Galerie mit Bildern aller Teilnehmer findet ihr bei Facebook, weswegen wir uns aufgrund des großen Teilnehmerfeldes (23) hier auf die siegreichen fünf beschränkt haben.

Als zweiten großen Cosplay-Wettbewerb gab es wieder den deutschen Vorentscheid zum EuroCosplay, welcher am Sonntag stattfand – auch wenn hier traurigerweise nur neunTeilnehmer starteten. Unverständlicherweise fand dieser im Gegensatz zum DCM-Vorentscheid nicht auf der großen Hauptbühne statt, sondern auf der wesentlich kleineren im Kongresscenter Ost, was zu Beginn zu einem großen Aufrücken führte, um keine Plätze frei zu lassen, was letztlich auch gelang. Unschön war dabei die Anweisung, von den Gängen wegzurücken, was für die äußeren Besucherblöcke hieß: weg von der Mitte und nach außen, mit entsprechend schlechterer Sicht – zugunsten jener, die erst später kamen. Nicht sehr befriedigend, und hätte man den Vorentscheid wie im Vorjahr auf der Hauptbühne veranstaltet, wäre dies auch nicht nötig gewesen.

Auch hier haben wir eine umfangreiche Galerie bei Facebook.

Ehrengast Phil Mizuno aus Kanada
Ehrengast Phil Mizuno aus Kanada

Nicht zuletzt gab es auch wieder internationale Cosplay-Ehrengäste – waren dies im letzten Jahr noch vier, gab es dieses Jahr derer drei: Phil Mizuno aus Kanada sowie Mon und Stay aus Taiwan. Neben einem gemeinsamen Panel, in dem die Besucher Fragen stellen konnten, gab es zudem die Möglichkeit für Fotos und Signierungen. Besonders hervorgetan hat sich dabei Phil, der sich besonders viel Zeit nahm und am Ende des Panels, als keine Fragen mehr aufkamen, selbst Fragen an die anderen beiden stellte.

Die Ehrengäste Stay (links) und Mon aus Taiwan
Die Ehrengäste Stay (links) und Mon aus Taiwan

Nicht zuletzt muss man an dieser Stelle auch die Besucher erwähnen, von denen wieder sehr viele im Cosplay vor Ort waren. Das Besucherfeld war bunt, kreativ und reichte von einfachen Kauf-Kostümen bis hin zu aufwendigen Selbstbauten – man könnte wohl die ganze Messe damit verbringen, die herausragenden Kostüme zu bewundern. Dank des quasi gegenüber gelegenen Nordparks inklusive japanischen Gartens gab es auch schönes Gelände mit guten Foto-Locations. Aufgrund des guten Wetters war dort auch viel los, und nicht wenige verbrachten den Großteil ihrer Zeit dort.

Fazit

Irgendwie habe ich Zeit verloren. Meine innere Uhr sagt mir etwas ganz anderes als die Uhren der realen Welt – die DoKomi muss also etwas mehr als richtig gemacht haben. Und ja, es war unterhaltsam. Egal ob Leute treffen, Bühnenprogramm, Workshops oder einkaufen – die Zeit verging wie im Flug. Trotz einiger kleinerer Mängel lief das meiste durchaus gut, und es wurde für alle dort relevanten Interessen wie Manga, Anime, Japan, Cosplay, Musik, Videospiele etwas geboten. Das Jubiläum hat mit einer erneuten Besucher-Steigerung gezeigt, dass es immer noch bergauf geht, und die Reaktionen von Besuchern on- und offline sind bislang wesentlich seltener negativ als im Vorjahr, was unsere Einschätzung bestätigt. Kritikpunkte wurden angefasst und verbessert, einzelne neue kleine Probleme geschaffen (was bei der Größenordnung nicht verwundert) und am Ende wurde die Zeit etwas überzogen mit einem hervorragenden Closing, mitsamt ergriffen weinendem Hauptorga – alles Gute zum Jubiläum, DoKomi, mal sehen in welche Größenordnung die Reise noch führt!

Artikelbilder: Michael Fuchs, Bearbeitet von Verena Bach

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