Geschätzte Lesezeit: 10 Minuten

Ein Kontinent im Umbruch: Dreißig Jahre nach dem Salzeisen-Krieg ist der Frieden wieder in Gefahr. Serenoa Wolffort muss sich durch Intrigen und Machenschaften manövrieren, um lebendig aus dem drohenden Krieg zu kommen. Kann uns Triangle Strategy begeistern, oder ist der Sprung im Dreieck vorprogrammiert?

Vor dreißig Jahren wütete ein Krieg auf dem Kontinent Norzelia. Die drei Reiche Glenbrook, Hyzante und Aesfrost stritten um die wertvollen Ressourcen Eisen und Salz. Doch mithilfe des Königs von Glenbrook konnte der Frieden wiederhergestellt werden. Seitdem wurden Handelsbeziehungen zwischen den Reichen aufgebaut, die von dem unabhängigen Norzelia-Konsortium verwaltet werden, um einen fairen Handel zu gewährleisten.

Doch der Friede bröckelt. Der Handel ist nicht so fair, wie die Parteien von vor dreißig Jahren es sich erhofft hatten, und Korruption ist allgegenwärtig. Hinter der Fassade freundschaftlicher Beziehungen sind Machenschaften und Intrigen bereits in Gang. Inmitten dieses Schlangennests findet sich unser Hauptcharakter wieder: Serenoa Wolffort, Sohn eines der hohen Häuser von Glenbrook. In seinen Schuhen ist es unsere Aufgabe, Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit unseren Überzeugungen sind, und so unser Haus durch die Gefahren von Politik und Krieg zu manövrieren.

Die drei Säulen des Spielerlebnisses

Das Gameplay von Triangle Strategy setzt sich in ungefähr gleichen Teilen aus den Elementen Story, Kampf und Erkundung zusammen. Besonders zu Beginn wird – nach dem ersten Kampf – der Story eine Menge Spielzeit gewidmet, das gleicht sich jedoch im Laufe des Spiels aus. Außerdem gibt es die Möglichkeit, Trainingskämpfe zu absolvieren – teilen wir uns diese gut ein, können wir vermeiden, dass sich zu viele langatmige Story-Sequenzen aneinanderreihen.

Eine Geschichte epischer Ausmaße

Die Story von Triangle Strategy wird anhand von Cutscenes erzählt. Dabei wird jedoch nicht einfach eine Szene nach der anderen angespielt, stattdessen werden die Szenen als Ereignisse auf der Weltkarte angezeigt. Zentrale Szenen sind dabei rot markiert – diese müssen wir uns anschauen, um weiterzukommen. Optionale Szenen sind grün markiert. Diese geben uns weitere Hintergründe und tiefere Einblicke in die Charaktere, sind aber nicht notwendig, um der Geschichte zu folgen.

Die rot markierten Ereignisse treiben die Geschichte voran.
Die rot markierten Ereignisse treiben die Geschichte voran.

Zusätzlich zu den Cutscenes gibt es zu Beginn jedes Kapitels eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Geschehnisse. Dies kann nützlich sein, wenn das Spiel mehrere Tage liegen geblieben ist – spielt man es jedoch größtenteils am Stück, wird es mitunter repetitiv.

Die Geschichte ist durchsetzt von wechselnden Allianzen, Intrigen und Verrat. Alle sind auf ihren eigenen Vorteil aus und versuchen, das meiste für sich herauszuschlagen. Die Story ist voller Elemente eines politischen Epos wie Game of Thrones, was sich auch in den Entscheidungen widerspiegelt. Immer wieder finden wir uns mit ausweglosen Situationen konfrontiert, die uns dazu zwingen, zwischen mehreren schlechten Optionen auszuwählen. Die Enden sind größtenteils bittersüß in unterschiedlichen Anteilen, was die Motivation erhöht, es nochmal zu spielen, um ein besseres Ende zu erhalten.

Leider sind die Charaktere zu zweidimensional, um sie ernst zu nehmen: In Norzelia wimmelt es vor Kinderbuch-Ganov*innen und größenwahnsinnigen Herrscher*innen. Zwar versucht Triangle Strategy, dem einen oder anderen Charakter mehr Tiefe zu geben, allerdings beschränkt sich das auf lose Informationen ohne weitere Bedeutung, die uns in Nebensätzen vermittelt werden.

Bei mehrmaligem Durchspielen können wir sehen, welche Pfade wir bereits gegangen sind.
Bei mehrmaligem Durchspielen können wir sehen, welche Pfade wir bereits gegangen sind.

Die Geschichte von Triangle Strategy ist nicht linear: an vielen Stellen im Spiel werden wir mit Entscheidungen konfrontiert. Zu Beginn haben wir die Auswahl zwischen zwei, später zwischen drei Möglichkeiten. Die Wahlmöglichkeiten sind den drei Überzeugungen von Triangle Strategy zugeordnet: Freiheit, Moral und Nutzen. Die meisten Entscheidungen sind nicht eindeutig richtig oder falsch und lassen sich jederzeit mit der kniffligen Situation rechtfertigen, in der sich unsere Charaktere befinden.

Allerdings entscheiden wir nicht im Alleingang: In Haus Wolffort wird über zentrale Entscheidungen abgestimmt – jeder unserer sieben Hauptcharaktere hat eine Stimme. Serenoa selbst hält sich aus der Abstimmung heraus, allerdings haben wir im Vorfeld die Möglichkeit, mit den Charakteren zu sprechen und sie von unserer Meinung zu überzeugen.

Abhängig von unseren Überzeugungen sind unsere Argumente mehr oder weniger wirksam.
Abhängig von unseren Überzeugungen sind unsere Argumente mehr oder weniger wirksam.

Wie gut unsere Argumente überzeugen, hängt einerseits davon ab, wie gut sie zu dem Charakter passen, mit dem wir sprechen, andererseits haben auch unsere früheren Entscheidungen und die daraus resultierenden Überzeugungen einen Einfluss. Da wir nur eine einfache Mehrheit benötigen, hat das bei uns stets geklappt, ist aber das eine oder andere Mal knapp geworden.

Manche Charaktere sind nicht leicht zu überzeugen.
Manche Charaktere sind nicht leicht zu überzeugen.

Unsere Entscheidungen beeinflussen viele Teile der Geschichte. Gleich zu Beginn wählen wir beispielsweise, ob wir nach Hyzante oder Aesfrost reisen wollen. Je nachdem, wie wir uns entscheiden, schließt sich ein anderer Charakter unserer Truppe an. Natürlich ändert sich auch die Story und damit, wer die Feinde sind, gegen die wir in den Kampf ziehen.

Taktischer Kampf

Der Kampf wird in Form eines taktischen Kampfsystems ausgetragen, bei dem wir unsere Charaktere über das Gelände bewegen und Aktionen mit ihnen ausführen. Dabei haben wir Zugriff auf jegliche Informationen: Reichweite, Stärken und Schwächen sowie Fähigkeiten der feindlichen Einheiten, die Initiative, die Trefferwahrscheinlichkeit und den potenziell angerichteten Schaden unserer Aktionen. Dieses Wissen können wir nutzen, um unsere Einheiten strategisch zu platzieren und mit ihnen zu agieren.

Im Kampf sehen wir auf einen Blick Reichweite, gefährdete Felder und die Initiative der Einheiten.
Im Kampf sehen wir auf einen Blick Reichweite, gefährdete Felder und die Initiative der Einheiten.

Das Kampfsystem ähnelt dem von Genre-Geschwistern wie Final Fantasy: Tactics und Fire Emblem, bietet jedoch weitere Möglichkeiten, die das Kampfsystem interessanter machen. Dabei erreicht Triangle Strategy zwar nicht ganz die Tiefe eines Divinity: Original Sin, die Fähigkeiten der zahlreichen Charaktere sind jedoch abwechslungsreich und vielseitig einsetzbar. So gibt es Charaktere, die Fallen stellen können – diese können, gut platziert, dafür sorgen, dass gegnerische Einheiten mehrere Runden lang nicht zum Zug kommen. Andere Charaktere können mit ihrer Aktion befreundete Einheiten bewegen oder die Zugreihenfolge manipulieren. Das Resultat ist ein ausgeklügeltes und vielseitiges Kampfsystem, das herausfordernd, aber nicht frustrierend ist, und eine Menge Spaß macht.

Nach einem Kampf erhalten wir mehrere Arten von Belohnungen. Manche gegnerische Einheiten hinterlassen Kriegsbeute, die wir mit unseren Charakteren einsammeln können. Hierbei können wir Geld und Material erhalten, die wir dazu einsetzen können, unsere Charaktere zu verbessern. Es gibt jedoch auch Medaillons, die wir benötigen, um die Klassen unserer Charaktere auf die nächste Stufe zu bringen.

Auf einer höheren Klassenstufe erhalten Charaktere neue Fähigkeiten und Boni.
Auf einer höheren Klassenstufe erhalten Charaktere neue Fähigkeiten und Boni.

Neben dem Geld gibt es noch eine weitere Währung, die sogenannten Kudos. Diese können wir in einem bestimmten Shop ausgeben, um besondere Gegenstände zu erhalten. Kudos erhalten wir, wenn wir bestimmte Kampfmanöver durchführen, beispielsweise eine gegnerische Einheit von hinten angreifen, oder drei auf einmal treffen.

Erkundung

Zwischen den Cutscenes und Kämpfen kommt es des Öfteren dazu, dass wir uns in einem Gebiet umsehen dürfen. Oft haben wir diese Möglichkeit auch, wenn es zu einer Entscheidung kommt. Dabei können wir mit Leuten sprechen, herumliegende Gegenstände einsammeln und, falls ein Händler vor Ort ist, einkaufen.

Beim Erkunden sollten wir uns genau umsehen, falls es zu einem Kampf kommt.
Beim Erkunden sollten wir uns genau umsehen, falls es zu einem Kampf kommt.

Es lohnt sich, den Dialog mit Bewohner*innen zu suchen, da wir dadurch wertvolle Informationen erhalten können, die wir später als Argument für unsere Überzeugungsarbeit einsetzen können. Außerdem gibt es Personen, die mit einem grünen Symbol gekennzeichnet sind. Diese stellen uns Fragen, auf die wir mit mehreren Dialog-Optionen antworten können. Während diese Dialoge zwar keine Auswirkung auf die Story haben, steigern wir durch unsere Antworten die internen Werte unserer Überzeugungen und damit, wie gut unsere Argumente wirken und welche Charaktere wir freispielen.

Meist haben wir die Chance zur Erkundung eines Gebiets, bevor es zum Kampf kommt, daher ist es sinnvoll, die Ortschaften aus taktischer Perspektive zu begutachten. So können wir etwa besonders hohe Stellen ausfindig machen, die sich für Bogenschützen eignen, oder Engpässe, an denen sich Fallen gut machen.

Ein hübsches Gesamtpaket

Wie bereits Octopath Traveler, das erste Spiel mit der sogenannten HD-2D-Grafik, ist Triangle Strategy ein Augenschmaus, wenn man sich nicht an groben Pixeln stört. Kombiniert mit hochauflösenden Texturen und atmosphärischen Lichteffekten, ist die Pixelgrafik äußerst schön anzuschauen. Allerdings fehlt es den Animationen an vielen Stellen an Dynamik. Angriffsanimationen sowie Gehanimationen sind allesamt so statisch, dass sie lieblos zusammengeklebt wirken. Wir haben RPG Maker-Spiele gesehen, die besser animiert waren. Das tut dem Spielspaß zwar keinen Abbruch, macht jedoch für ein Spiel, das zu Release noch 59,99 Euro kostete, einen äußerst billigen Eindruck.

Lichteffekte und Unschärfefilter lassen praktisch jede Szene schön aussehen.
Lichteffekte und Unschärfefilter lassen praktisch jede Szene schön aussehen.

Der Soundtrack ist größtenteils angenehm anzuhören und untermalt die Stimmung meistens wirkungsvoll. Besonders die Kampfmusik ist schön umgesetzt, da sie sich der aktuellen Situation anpasst: Läuft der Kampf gut, nimmt die Musik eine triumphale Stimmung an, sieht die Lage hingegen kritisch aus, wird auch die Musik ernster. Allerdings wirken manche Stücke in bestimmten Cutscenes deplatziert, und einzelne Melodien sind auf Dauer eher nervig als stimmungsvoll. Dem großartigen Soundtrack des optischen Vorgängers Octopath Traveler kann der von Triangle Strategy leider nicht das Wasser reichen.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Artdink, Square Enix
  • Publisher: Nintendo
  • Plattform: Nintendo Switch
  • Sprache: Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch
  • Genre: Taktisches RPG
  • Releasedatum: 04.03.2022
  • Spielstunden: 50 Stunden mit Wiederspiel-Option
  • Spieler*innen-Anzahl: 1
  • Altersfreigabe: USK 12
  • Preis: 40,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Triangle Strategy ist ein taktisches Fantasy-RPG mit einem spannenden und vielseitigen Kampfsystem sowie einer mitreißenden Story. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen unsere Entscheidungen: Immer wieder werden wir mit schwierigen Situationen konfrontiert, die unser Haus bedrohen. Je nachdem wie wir uns entscheiden, entwickelt sich die Geschichte anders und resultiert schließlich in einem von vier Enden. Die Enden, die wir bisher erreicht haben, waren bittersüß und hinterließen uns nur halb zufrieden. Das steigert jedoch die Motivation, Triangle Strategy mehrmals durchzuspielen, in der Hoffnung, ein besseres Ende zu erreichen. Die Geschichte wird darüber hinaus im Laufe des Spiels zunehmend interessanter, da die Entscheidungen später im Spiel schwieriger werden und drastischere Konsequenzen haben.

Die größte Schwäche der Story sind die zweidimensionalen Charaktere: Während bei den Entscheidungen darauf geachtet wurde, möglichst viele graue Optionen anzubieten, sind die Nebencharaktere schwarzweiß geraten. Das ist schade, da ein großer Fokus auf der Geschichte liegt, die von tieferen Charakteren profitiert hätte.

Der Kampf wird in Form eines taktischen Kampfsystems ausgetragen, bei dem wir unsere Einheiten bewegen und agieren lassen. Es gibt eine Menge Charaktere mit eigenen Fähigkeiten, sodass wir unseren Spielstil durch die Auswahl und Ausgestaltung der Charaktere selbst wählen können. Der Fokus liegt dabei auf strategischen Entscheidungen, die es manchmal notwendig machen, nicht den Charakter zu nehmen, der den meisten Schaden anrichtet, sondern den zu wählen, der auf einem bestimmten Terrain von größerem Nutzen ist.

Triangle Strategy ist ein hübsches Gesamtpaket aus ansehnlicher Grafik, spannender Story und spaßigem Gameplay. Wer taktische Rollenspiele mit hoher Wiederspielbarkeit und Story-Fokus mag, wird mit Triangle Strategy viele Stunden lang eine gute Zeit haben.

  • Abwechslungsreiche Story
  • Hohe Wiederspielbarkeit
  • Spannendes Kampfsystem
 

  • Stellenweise repetitive Dialoge
  • Zweidimensionale Charaktere

 

Artikelbilder: © Artdink, © Square Enix
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein