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Ihr habt mitbekommen, dass Final Fantasy VII Rebirth das meisterwartete Spiel der Game Awards ist und wollt nun wissen, was es damit auf sich hat? Eigentlich kennt ihr euch im Final Fantasy-Franchise aber gar nicht aus? Dann liefert euch dieser Artikel eine erste Orientierung.

Neben großen Namen wie Baldurs Gate 3 und dem Indie-Hit Sea of Stars tauchte bei den Game Awards 2023 auch der Name Final Fantasy häufiger unter den nominierten, aber auch ausgezeichneten Titeln einer Kategorie auf. So erhielt Final Fantasy VII Rebirth die Auszeichnung als „Meisterwartetes Spiel“, während Final Fantasy VII: Ever Crisis den Titel des besten Mobile-Games verfehlte.

In all dem Trubel um das Franchise fragen sich vielleicht manche, wo man heutzutage am besten in diese Spieleserie einsteigt. Allein die Hauptserie zählt inzwischen 16 Teile, inklusive zweier MMO-RPGs (Final Fantasy XI und Final Fantasy XIV) und zu vielen Titeln der Hauptserie gibt es Ableger, die die erzählte Geschichte erweitern. Ganz zu schweigen von den vielen Franchises, die sich aus Final Fantasy abgespalten haben und inzwischen zum Teil zu eigenen Serien geworden sind, wie beispielsweise Final Fantasy Crystal Chronicles.

Mit Aussicht auf die bevorstehende Veröffentlichung von Final Fantasy VII Rebirth wagen wir einen Blick in die turbulente Geschichte der Spielserie und geben euch einige Erkenntnisse an die Hand, damit ihr wisst, was ihr braucht, um der Handlung des neuen Teils folgen zu können.

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Wird die Welt brennen und wir mit ihr? In Final Fantasy VII Rebirth finden wir es heraus!
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Die magische Zahl 7

Zunächst einmal gibt es gute Neuigkeiten für alle Neueinsteiger*innen: Es ist nicht nötig, alle 16 Teile der Hauptserie zu spielen, um Final Fantasy VII Rebirth zu verstehen. Jeder Teil der Reihe erzählt eine eigene, in sich geschlossene Geschichte, die von den anderen Teilen weitestgehend unabhängig ist.

Das bedeutet, um den siebten Teil der Hauptserie zu verstehen, müsst ihr „lediglich“ all die Ableger kennen, die die Nummer VII im Titel tragen. Doch die Compliation of Final Fantasy VII ist eine der umfangreichsten Ableger-Serien und umfasst neben – zum Teil nur in Japan veröffentlichten – Handyspielen auch Filme und Videospiele für unterschiedlichste Konsolen, in verschiedenen Genres und zu allem Überfluss auch noch Remake- und Remaster-Versionen älterer Spiele. Ganz so einfach macht Square Enix es uns also nicht. Welches Final Fantasy VII ist also unsere beste Wahl für den Einstieg?

Die Offensichtliche: Final Fantasy VII Remake

Rebirth ist der zweite von drei Teilen, in denen die Neuauflage des ursprünglich 1997 erschienen Klassikers veröffentlicht wird. Was damals aufgrund von Speicherlimitierungen noch drei separate Disks waren, sind heutzutage drei eigenständige Spielveröffentlichungen. Ob es sich dabei um eine marktwirktschaftliche Entscheidung, eine Risikoabwägung oder schlicht eine nostalgische Hommage an die „guten alten Zeiten“ handelt, darf sicherlich diskutiert werden. Fest steht jedoch: Mit über sieben Millionen verkauften Einheiten (Stand September 2023) – zum Vergleich: Final Fantasy XV hat sich seit seinem Release in 2016 zehn Millionen Mal (Stand Mai 2022) verkauft – ist das Remake-Projekt definitiv erfolgreich.

Damit dürfte es auch nicht weiter überraschen, dass die erste Empfehlung lautet, den vorangegangen Teil der Trilogie zu spielen. Zum einen wird die Story in Rebirth unmittelbar dort weitergeführt, wo wir in Remake aufgehört haben. Zum anderen führt der erste Teil in das Setting ein und stellt uns die Charaktere vor, aus denen wir im neuen Teil unsere Party zusammenstellen können. Mit einem überarbeiteten Kampfsystem, das sich seiner rundenbasierten Wurzeln noch bewusst ist, diese aber in ein action-basiertes System mit taktischem Zeitlupen-Modus überführt, kann es sowohl Fans der ersten Stunde als auch neue Spieler*innen überzeugen. Auch optisch hat sich viel getan, und das Spiel bietet eine opulente Grafik und wunderschöne Inszenierung, die dazu einladen, innezuhalten und einfach die Umgebung zu bewundern.

Nicht nur unser Hauptcharakter ist wunderhübsch.
Nicht nur unser Hauptcharakter ist wunderhübsch.

Doch es bräuchte keinen Artikel, wenn wir damit schon fertig wären. Die verschiedenen Teile der Compilation of Final Fantasy VII nehmen unterschiedlich starken Einfluss auf Rebirth und deshalb lohnt es sich, auch abseits der Neuauflage einen Blick auf andere Teile zu werfen.

Die Naheliegende: Crisis Core – Final Fantasy VII – Reunion

Crisis Core ist kein offizieller Teil des Remake-Projektes, Veröffentlichungszeitpunkt und der Titel „Reunion“ lassen jedoch eine Verbindung vermuten. Und tatsächlich enthüllte das Ende von Remake, dass der Hauptcharakter des ursprünglich 2007 im Rahmen der Compilation of Final Fantasy VII erschienenen Titels scheinbar eine größere Rolle in Rebirth spielen wird als gedacht.

Bei Crisis Core handelt es sich jedoch nicht um ein Remake, sondern ein Remaster, also lediglich eine aufgehübschte Version des ursprünglichen Spiels. Sein Alter merkt man dem Spiel durchaus an. Zwar wurden die Texturen an aktuelle Standards angepasst, und auch eine Vollvertonung hat das Remaster spendiert bekommen. Hackelige Animationen und ebenso angestaubtes Leveldesign können jedoch nicht verhehlen, dass es sich hierbei um ein 17 Jahre altes Spiel handelt. Für Neueinsteiger*innen lohnt sich ein zweiter Blick vielleicht dennoch: Crisis Core ist ein Prequel zu Final Fantasy VII und erzählt die Vorgeschichte zu dessen Geschehnissen. Wir erleben die Geschichte von Hauptfigur Zack Fair, dessen Traum es ist, ein Held zu werden, und erfahren außerdem mehr zum Hintergrund des Antagonisten Sephiroth. Und Zwischensequenzen, die bereits 2007 beeindruckend aussahen, enttäuschen auch in der Neuauflage nicht.

Wobei uns Zack in Rebirth wohl unter die Arme greifen wird?
Wobei uns Zack in Rebirth wohl unter die Arme greifen wird?

Wer also einige der neuen Figuren in Rebirth bereits vor Veröffentlichung näher kennenlernen möchte, ist gut beraten, sich Crisis Core einmal näher anzusehen. Denn auch wenn man dem Remaster das Alter des Originals durchaus anmerkt, erzählt es eine berührende Geschichte, die voll mit interessanten Charakteren ist und mit einem der bewegendsten und bestinszenierten Enden der Videospielgeschichte aufwartet. Ohne Zweifel werdet ihr euch am Ende fragen, welche Abenteuer Rebirth denn noch für Zack bereithalten mag.

Die Ungewöhnliche: Final Fantasy VII

Nun werden die Aufmerksamen sich aber vielleicht schon länger fragen: Wenn es sich um ein Remake handelt, wieso heißt dann der zweite Teil nicht einfach „Final Fantasy VII Remake II“, sondern Rebirth? Darüber wurde im Vorfeld des Spiels bereits viel diskutiert, doch erst das Ende von Remake sowie auch kürzliche Aussagen von Naoki Hamaguchi, dem Lead Director von Final Fantasy VII Rebirth, legen nahe, dass wir es eher mit einer Form von paralleler Zeitlinie oder alternativer Welt zu tun haben und keinem klassischen Remake. Einige Hauptfiguren scheinen jedoch Erinnerungen an die „alte Zeitlinie“ bewahrt zu haben, was auf einen Reboot vergleichbar mit der Kelvin-Timeline von Star Trek hindeuten könnte. Möglicherweise erwartet uns aber auch, ähnlich wie bei Fringe: Grenzfälle des FBI eine Erzählung von zwei Parallelwelten, die sich gegenseitig beeinflussen? Diese Frage wird wohl erst am 29. Februar beantwortet werden können, wenn der zweite Teil erscheint.

Allen, die sich nicht gedulden können, sei bis dahin das Original aus dem Jahr 1997 ans Herz gelegt. Diese Empfehlung mag in einem Artikel zum Remake desselben vielleicht verwundern, da wir es jedoch mit einer Parallelwelt zu tun haben, ist davon auszugehen, dass wir zumindest mit Rebirth einige deutliche Abweichungen von der ursprünglichen Erzählung erwarten dürfen. Doch auch bei einem Vergleich der Grafik des Originals mit der aktuellen mag diese Empfehlung verwundern.

Früher war nicht alles besser.
Früher war nicht alles besser.

Bis zum sechsten Teil der Spielserie war in Final Fantasy 2D-Pixelart verwendet worden, weshalb diese früheren Teile im Vergleich mit Final Fantasy VII aus heutiger Sicht zeitloser wirken mögen als dieser erste Versuch mit 3D-Modellen und vorgerenderten Hintergründen. Für die damalige Zeit jedoch bedeuteten die polygonlastigen Figuren und matschigen Bilder einen enormen technischen Fortschritt. Die Entwicklung, die das Spiel von damals im Remake durchläuft, lässt sich am besten beobachten, wenn man einen direkten Vergleich von Alt versus Neu ziehen kann. Und auch die Geschichte, deren neuen Verlauf wir zumindest aktuell maximal erahnen können, ist es mehr als wert, entdeckt zu werden. Ein Blick zurück lohnt sich also nicht nur aus videospiel-historischer Perspektive.

Was macht ein Final Fantasy aus?

Bei all den Informationen zum siebten Teil der Serie wollen wir noch einmal einen Blick darauf werfen, was diesen denn nun eigentlich mit anderen Ablegern der Hauptserie verbindet und welche Elemente ihr aus anderen Teilen wiederfinden könnt.

Ikonische Figuren

Das erste Final Fantasy erschien 1987 für das Nintendo Entertainment System (NES) (in Japan als Famicom vermarktet). Es legte den Grundstein für viele Elemente, die auch in späteren Teilen der Serie wiederaufgegriffen, neuerfunden und recycelt wurden.

So sieht die siebte Inkarnation des Cid aus.
So sieht die siebte Inkarnation des Cid aus.

Ikonische Charaktere, Antagonist*innen oder Monster sind solche Elemente, von denen sich auch viele in Final Fantasy VII Rebirth wiederfinden. So werden wir beispielsweise Cid begegnen, einer Figur, die seit dem ersten Teil der Serie in jedem Ableger der Hauptserie einen Auftritt hat. Bei den vielen Cids handelt es sich um meist männliche Personen, die einen der Wissenschaft und Forschung zugetanen Hintergrund haben und häufig auf irgendeine Art und Weise mit Luftschiffen in Verbindung stehen. Auch in Final Fantasy VII Rebirth ist es Cid Highwind, dem wir vermutlich die Möglichkeit, uns fliegend fortzubewegen, verdanken werden. So hielt es auch schon das Original.

Die beiden, vermutlich von zwei Star Wars-Piloten inspirierten, Charaktere Biggs und Wedge haben wir bereits in Final Fantasy VII Remake wiedergesehen. Sie kommen nicht so konsequent in den Spielen vor wie Cid und nehmen meist eher untergeordnete Rollen ein. Einer der Trailer zu Rebirth lässt jedoch offen, ob zumindest Biggs‘ Rolle dieses Mal größer ausfällt.

Auch unter den Gegner*innen und den diversen Lebewesen gibt es wiederkehrende Gesichter, die sich in verschiedenen Teilen der Serie wiederfinden. Die sogenannten Esper, mächtige Beschwörungen, die uns im Kampf zur Seite stehen können, finden sich unter dem ein oder anderen Namen in den meisten Teilen der Serie. In Remake haben wir schon Ifrit, Shiva und Bahamut erhalten können, in Rebirth werden sich nach aktuellen Ankündigungen wohl Phönix und Titan dazugesellen.

Der Chocobo ist ein gelb-gefiederter, straußenähnlicher Vogel, der in diversen Teilen der Serie als Reittier zum Einsatz kommt und diese Funktion auch in Final Fantasy VII Rebirth wieder aufnehmen wird. Das Volk der Mogry ist ebenfalls aus anderen Teilen bekannt, manchmal als Questgeber, aber auch Begleiter. Zusammen mit dem zuvor genannten Chocobo taucht Mogry als Esper in Rebirth auf.

Kampf- und Magie-System

Sie sind ein starkes Duo: Chocobo und Mog.
Sie sind ein starkes Duo: Chocobo und Mog.

Neben Figuren und Charakteren gibt es auch im Gameplay der Spiele Parallelen, denen die Serie treu bleibt. Das sogenannte Active Time Battle-System (ATB) existiert seit dem vierten Teil der Reihe und wurde bis zum neunten in jedem Teil der Hauptserie genutzt, so auch in Final Fantasy VII. Es handelt sich dabei um ein rundenbasiertes System, bei dem eine Leiste für jeden Charakter anzeigt, wann dieser an der Reihe ist, und eine Aktion verbraucht die ATB-Ladung. Remake und Rebirth nutzen eine neuinterpretierte Form dieses ATB-Systems, wobei die grundlegende Steuerung die eines Action-Kampfsystems ist und nur starke Fähigkeiten über eine sich langsam füllende Leiste gesteuert werden.

Auch die Magie, die in den Spielen zum Einsatz kommt, bedient sich eines klaren Grundsystems. Was 1997 noch Feuer1, Feuer2 und Feuer3 war, ist im Remake an den Serien-Standard angeglichen. Ein einfacher Feuer-Zauber heißt „Feuer“, wird seine Stufe erhöht, ersetzen wir das finale Suffix zunächst durch „-ra“ (Feura) und für die höchste Stufe schließlich hängen wir „-ga“ (Feuga) an. Auch Zaubern wie „Ultima“, „Gravitas“ oder „Meteor“ begegnen wir in vielen Teilen der Serie.

Wenn es lieber eine andere Zahl sein darf

Die Hintergründe und Verknüpfungen von Final Fantasy VII sind mit der Zeit gewachsen, komplexer geworden, und wechselnde Entwicklungsteams und Fokusse haben zu Inkonsistenzen und Abweichungen geführt, die auch für Fans zum Teil nur schwer nachzuvollziehen sind. Einige möchten daher vielleicht lieber mit einem weniger umfangreichen und leichter zu verdauenden Teil in die Serie einsteigen. Dank der Pixel-Remaster-Serie von Square Enix ist dies auch mit früheren Teilen der Serie möglich, von denen wir hier zwei in aller Kürze vorstellen möchten.

Mit den Pixel Remaster-Titeln werfen wir einen liebevollen Blick zurück.
Mit den Pixel Remaster-Titeln werfen wir einen liebevollen Blick zurück.

Final Fantasy V

Mit einer unbeschwerten Erzählweise und einer großartig flexiblen Umsetzung des Jobsystems, für das die Serie bekannt ist, gehört Final Fantasy V zu den besten Teilen der Serie. Was die Geschichte an Tiefe vermissen lässt, macht das Gameplay in seiner großen Variabilität wett. Ein heilender Weiß-Magier ist euch zu langweilig? Kombiniert dessen Klassenfähigkeit doch mit der Diebesklasse, um besser auszuweichen und auch noch ein wenig Schaden austeilen zu können, ohne jedoch eure Heilungsfähigkeit einzubüßen. Die Möglichkeiten dieses Systems auszuprobieren, macht nicht nur eine Menge Spaß, es gibt euch auch einen Überblick über ein klassisches Final Fantasy-Job- und das Active Time Battle-System, für das die Serie unter anderem bekannt geworden ist.

Final Fantasy VI

Wie auch sein Nachfolger legt Final Fantasy VI den Fokus auf seine Story. Es nutzt ebenfalls ein Jobsystem wie auch der Vorgänger, schränkt es jedoch wieder stärker ein, indem gewisse Fähigkeit nur für bestimmte Jobs verfügbar sind und Charaktere mit festgelegten Jobs starten. Dies mag wie ein Rückschritt klingen, doch die Geschichte besticht durch starke Charaktere und hervorragende Inszenierung, die in Kombination mit der wunderhübschen Pixel-Art auch heute noch erlebenswert ist. Mit dem ersten Auftritt der Esper begegnet ihr außerdem einem der inzwischen ikonisch gewordenen Teile der Serie, und viele Rätselpassagen werden euch auf Trab halten.

Fazit

Den einen, perfekten Einstiegspunkt in Final Fantasy gibt es nicht. Dafür ist zum einen das Franchise zu vielfältig und abwechslungsreich und zum anderen variiert die Qualität der einzelnen Titel in der Retrospektive stark. Was früher technisch hochinnovativ und beeindruckend erschien, entlockt selbst Fans der Reihe heute nur noch ein müdes Lächeln. Doch diese Vielfalt bedeutet nicht nur jede Menge Abwechslung, sondern auch, dass alle, die nach einem Einstieg suchen, diesen auch finden können. Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel das Handwerkszeug darlegen konnten, das ihr gebrauchen könnt, um kräftig am Mysterium um die Neuauflage von Final Fantasy VII mitzurätseln. Und für diejenigen, denen das ein bisschen zu viel des Guten ist, war vielleicht eine andere Empfehlung dabei. Lasst uns wissen, welches der Spiele euch am besten gefallen hat!

 

Artikelbilder: © Square Enix
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids

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