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Mehr als zehn Jahre hat Final Fantasy XIV mittlerweile auf dem Buckel, und schaffte es dieses Jahr, World of Warcraft als beliebtestes MMO abzulösen. Anfang Dezember erschien die neueste große Erweiterung Endwalker, mit der die bisherige übergeordnete Geschichte zum Abschluss gebracht wird. Hier lest ihr spoilerfrei, wie sie sich spielt.

Die Geschichte von Final Fantasy XIV (kurz FF14 oder FFXIV) ist eine Geschichte voller Höhen und Tiefen. Die erste Version fiel bei Kritiker*innen und Publikum derart durch, dass die produzierende Firma Square Enix sie so nicht stehen lassen konnte. Final Fantasy war und ist eine der Hauptmarken der Japaner*innen, und so ein Flop hätte die Marke nachhaltig beschädigt. Die bisherigen Leiter des Projektes zogen sich zurück oder wurden des Amtes enthoben. Stattdessen erhielt Naoki Yoshida die Aufgabe, einen kompletten Relaunch auf die Beine zu stellen. So kam es, dass nach dem ursprünglichen Release 2010 im Jahre 2013 mit Final Fantasy XIV: A Realm Reborn die Version 2.0 erschien, die viele der Kritiken an der ersten Version ausbügelte.

Mit dieser neuen Version wurde auch die Geschichte weitergeschrieben und alles, was in Version 1.0 passiert war, gehörte nun zum Hintergrund der Welt. Spieler*innen schlüpften fortan in die Rolle von neuen Held*innen des Lichts und konnten so eine Story erleben, die mit den darauf folgenden Erweiterungen Heavensward (2015), Stormblood (2017) und Shadowbringers (2019) fortgeschrieben wurde. Dem zweijährigen Turnus folgend erschien vor Kurzem, wenn auch kurzfristig um ein paar Wochen verschoben, Endwalker und verspricht, die Geschichte zum Abschluss zu bringen. Das nicht erst, wie in den bisherigen Erweiterungen üblich, mit der Version X.3 (in diesem Falle also 6.3), sondern direkt mit 6.0.

Wie üblich wurde auch der Hintergrund des Titelbildschirms mit der neuen Erweiterung angepasst. © Square Enix
Für viele Spieler*innen war der Loginvorgang der größte Gegner in den ersten Wochen. © Square Enix

Der bisherige Andrang der Spieler*innen war so groß, dass am ersten Wochenende die Länge der Warteschlangen fünfstellige Werte erreichten. Dazu kamen noch Fehler, die während des Wartens auftreten und dieses jäh unterbrechen konnten. Mittlerweile hat sich die Lage etwas verbessert. Die Fehler wurden schnell untersucht und Lösungen implementiert, die diese Fehler weit seltener machen. Dennoch ist knapp drei Wochen nach Release zu den Hauptspielzeiten ein Einloggen nur mit mehrstündiger Wartezeit möglich. Um die Situation nicht noch weiter zu verschlimmern, hat Square Enix daher beschlossen, den Verkauf vorerst einzustellen. Wer nicht bereits einen aktiven Account hat, hat es aktuell schwer. Spieler*innen, die einen kostenlosen Account haben – mit diesem ist das Grundspiel und die erste Erweiterung Heavensward spielbar – werden automatisch ans Ende der Warteschlange gehängt, so dass sich diese aktuell im Grunde nur nachts einloggen können. Und durch den weltweiten Chipmangel können auch die schon länger geplanten und bestellten Server nicht zeitnah für Abhilfe sorgen.

Genaueres Setting/Geschichte

Da es sich um eine Erweiterung handelt, ist es schwierig, das Setting eigenständig zu beschreiben. Außerdem wollen wir Spoiler so gut wie möglich vermeiden. Daher entspricht die Beschreibung des Settings dem Grundzustand, wie er zu Beginn der Storyline von Final Fantasy XIV: A Realm Reborn ist. Alles, was danach und vor Endwalker passiert, wird nur vage angerissen, die Geschehnisse von Endwalker selbst werden dabei derart vage gehalten, dass sie nicht als Spoiler fungieren können.

Die Region Eorzea auf der Welt Hydaelyn ist unterteilt in verschiedene Landmassen. Sie umfasst den Kontinent Aldenard sowie die umliegenden Inseln. Die Region wird dominiert von den drei Städten Limsa Lominsa, Gridania und Ul’dah, die jeweils unterschiedliche Kulturen haben, aber in der jüngsten Vergangenheit bereits einmal zusammengearbeitet haben, um die Invasion durch die technologisch höher entwickelte Nation Garlemald abzuwehren. Das letzte Gefecht dieses Krieges fand auf der Ebene von Carteneau statt und endete, als der Mond Dalamud auf den Planeten stürzte und der Drache Bahamut erwachte und drohte, Tod und Verderben über Eorzea zu bringen. Nur durch den Einsatz und das Opfer des großen Helden Louisoix Leveilleur konnte das Schlimmste verhindert werden. Was genau passiert ist und wer die anderen großen Helden*innen waren, die ihm dabei halfen, daran erinnert sich sonderbarerweise niemand mehr.

Seitdem sind ein paar Jahre vergangen. Der Konflikt mit Garlemald wird nicht mehr in Schlachten ausgetragen und weite Teile der Region haben sich von den Katastrophen erholt. Jedoch gibt es auch große Mengen Flüchtende aus verwüsteten Regionen, und Leid und Elend sind unter diesen an der Tagesordnung. Dann sind da noch die Bestienstämme, die immer wieder versuchen, ihre fürchterlichen Gött*innen zu beschwören …

In dieser Region spielt ein Hauptteil der Geschichte – zumindest am Anfang von FF XIV. © Square Enix

Wie man leicht erkennen kann, ist die Welt, in die die Spieler*innen geworfen werden, an mehreren Fronten bedroht – kriegerisch, aber auch gesellschaftlich. So beginnt eine Reise, die von einfachen Aufgaben immer tiefer ins Geschehen dahinter eindringt. Die Primals, also die Gött*innen der Bestienstämme, sind zu bekämpfen, neue Vorstöße von Garlemald abzuwehren, neue Verbündete in angrenzenden und weiter entfernten Regionen zu finden. Und dabei immer mit von der Partie: die geheimnisvollen und scheinbar unsterblichen Ascians, die ihren finsteren Gott Zodiark beschwören wollen und der Göttin Hydaelyn die Schuld an allem geben. Was es mit diesen auf sich hat, war bereits in Shadowbringers ein großer und wichtiger Storyaspekt, und auch Endwalker schreibt hier die Geschichte auf eine interessante Art weiter. Die zum Ende von Shadowbringers gezeigten Gegner, die sich dort verbündet hatten, um das Ende der Welt einzuleiten, müssen aufgehalten werden.

So ist die Ausgangslage zu Beginn von Endwalker. Die Reise führt dabei zuerst zu einem bereits im Vorhinein oftmals genannten Ort, um zu versuchen, dort Unterstützung für die kommenden Aufgaben zu gewinnen. Wie üblich folgen dem noch fünf weitere Regionen mit zwei großen Städten. Einige dieser Orte konnten bereits aus der bisherigen Geschichte und Trailern erahnt werden, andere stellen eine ziemliche Überraschung dar. Neue Freund*innen und Feind*innen werden gefunden, wobei dieser Status nicht immer ein feststehender Wert ist (also die gleiche Person mal Freund*in und mal Feind*in sein kann). Es muss mehr über die Hintergründe des großen Konflikts zwischen Zodiark und Hydaelyn herausgefunden werden, um am Ende einen Zustand zu haben, der diesen Konflikt dauerhaft auflöst.

Features

Insgesamt 108 Questen umfasst die Hauptstory von Endwalker. Eine Spielzeit von mindestens 40 bis 50 Stunden (wenn man sich die Cutscenes anschaut und sie nicht überspringt). Ziel von Square Enix war und ist für jede große Erweiterung von FFXIV, dass diese in etwa den Umfang eines vollwertigen Spiels hat. Da neben der Hauptstory noch unzählige optionale Questen bereits jetzt existieren und mit den kommenden Patches weitere eingeführt werden, ist dieses Ziel hier wieder erreicht worden.

Die Questen sind dabei in den meisten Fällen interessant oder zumindest für die Story wichtig. Im späteren Verlauf gibt es auch eine Phase, die sich wie ein typischer Lückenfüller in Serien und Filmen anfühlt. Die Story gerät ein wenig ins Stocken, während man selbst zu eher belanglosen Aufgaben geschickt wird. Im Vergleich zum Rest von Endwalker eine eher langweilige Phase.

Die neuen Aufgaben führen die Krieger*innen des Lichts in neue Regionen, die großartig anzusehen sind. © Square Enix

Neben den bisher bekannten Mechaniken kommen noch ein paar neue Möglichkeiten hinzu. So ist es nun in vielen Missionen der Fall, dass bestimmte NSC den Spieler*innen folgen und an einigen Punkten auf der Karte dadurch zusätzliche Dialogoptionen entstehen. Das ist anfänglich eine interessante Sache, im späteren Verlauf irritiert es dann doch, dass diese NSC beim Gehen und Rennen mithalten können, aber sobald ein Reittier bestiegen wird, diese schnell abgehängt werden, wodurch man sie dann am Ausgangspunkt wieder abholen muss.

Ein weiterer neuer Punkt sind einige Missionen, in denen man Personen folgen muss, ohne bemerkt zu werden. Felsen, Bäume und Pfeiler müssen geschickt genutzt werden, um Sichtdeckung zu erhalten.

Diese neuen Mechaniken werden zusammen mit den alten genutzt, um viele mehr oder weniger spannende Geschichten zu erzählen. Der Großteil ist dabei irgendwo zwischen ganz in Ordnung und großartig angesiedelt. Lediglich zwei der 108 Missionen sind mir negativ im Gedächtnis geblieben. Bei einer folgt auf eine anstrengende und teilweise frustrierende Solomission, die gut und gerne 20 Minuten dauert und keine Pause erlaubt, unerwartet ein Real Time Event. Man muss also sehr schnell reagieren. Hat man Maus / Controller beiseitegelegt, um in der erwarteten Cutscene etwas zu trinken, ist das kaum noch zu schaffen und man darf die ermüdende Solomission noch einmal spielen. Im zweiten Fall muss man innerhalb eines recht großen Radius acht Dinge finden. Dabei gibt es diverse falsche Ziele und keine Hinweise darauf, wo sich die noch fehlenden befinden. Das Gelände, in dem all das stattfindet, hat mehr als eine Ebene und viele Hindernisse, so dass die Suche schnell frustrierend wird. Da sich diese Mission im oben erwähnten, relativ langweiligen Part der Story befindet, trägt sie maßgeblich dazu bei, dass die Motivationskurve hier einen deutlichen Einbruch erleidet.

Mit den Sages (Weisen) wurde Final Fantasy 14 eine vierte Heilerklasse hinzugefügt. © Square Enix

Natürlich darf es auch dieses Mal nicht an neuen Klassen fehlen. Wirklich neu sind dabei zwei Stück: Reaper (Schnitter*in), mit Sense kämpfende Nahkämpfer*innen, sowie eine neue Heiler*innenklasse: Sage (Weise*r). Die bereits bekannte Klasse Summoner (Beschwörer*in) wurde jedoch derart stark verändert, dass sie als weitere neue Klasse gezählt werden könnte. Die wirklich neuen Klassen können auf Stufe 70 begonnen werden. Um sie freizuschalten, muss man nicht in die neuen Regionen reisen, so dass es möglich ist, die komplette neue Story mit ihnen zu spielen.

Durch die Anhebung der maximalen Stufe von 80 auf 90 erhalten alle Klassen neue Fähigkeiten.

Wie sich das Ganze im Balancing auswirken wird, welche Klassen am Ende die besten sein werden, ist aktuell noch offen. Aber schon immer galt: Die normalen Dungeons und Raids waren mit jeder Klasse zu schaffen. Nur im Extreme, Savage oder Ultimate Content, von denen bisher kaum etwas zur Verfügung steht, muss über die exakte Gruppenzusammensetzung nachgedacht werden und nicht nur die richtige Menge von jeder Funktion (Heiler*in, Tank, Schaden) dabei sein, um Erfolg zu haben.

Die neuen Fähigkeiten haben auch bei bestehenden Klassen teils beeindruckende Effekte. © Square Enix

Die neuen Fähigkeiten haben teilweise eindrucksvolle Effekte, so dass das ohnehin schon beeindruckende Partikelgewitter gerade in Kämpfen mit 24 Beteiligten noch größer werden dürfte. Ebenfalls in den meisten Fällen eindrucksvoll sind die neuen Outfits, die jede Klasse wie üblich wieder erhält. Neu ist in Endwalker, dass diese Outfits eine Stufe früher, also in diesem Fall 89, verfügbar sein werden, so dass sie für die finalen Teile der Geschichte nutzbar sind.

Neben den neuen Klassen und Mechaniken gibt es mit männlichen Viera – Bunny Boys, wie sie in der Community genannt werden – auch eine halbe weitere spielbare Rasse – weibliche Viera sind schon seit einiger Zeit spielbar. Nun fehlen nur noch weibliche Hrothgar, damit alle spielbaren Rassen gleich flexibel sind. Die neuen Modelle für männliche Viera werden auch direkt für einen der neuen NSC verwendet.

Die Modelle für männliche Viera wurden direkt für einen neuen NSC genutzt. © Square Enix

Von vornherein waren sechs Dungeons für vier Personen sowie drei Trials (also besondere Bossgegner) für je acht Personen verfügbar. Mit Patch 6.01, der am 21. Dezember 2021 online ging, kam ein Raid für acht Personen dazu. Patch 6.05, welcher beim Schreiben des Artikels noch nicht online war, bei Erscheinen aber bereits live sein sollte, wird die schwierigere Savage-Version dieses Raids einführen, sowie ein Treasure Dungeon mit dem Namen Excitatron 6000. Mit den weiter folgenden Patches 6.1-6.5 werden dann wahrscheinlich, wie in den bisherigen Erweiterungen, neue Dungeons hinzukommen und die Geschichte weitergeschrieben werden. In welche Richtung es dabei in der Geschichte gehen wird, ist aktuell noch unklar, denn Square Enix hat gehalten, was sie versprochen haben: Die bisherige Geschichte wurde fulminant zu Ende gebracht!

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Square Enix
  • Publisher: Square Enix
  • Plattform: PC, PS4, PS5, Mac OS X
  • Sprache: Deutsch, Englisch, Japanisch, Französisch
  • Mindestanforderungen: Empfohlen: Core i7 3 GHz, 8 GB RAM, GeForce 970/Radeon 480 (4 GB RAM), DirectX 9
  • Genre: Fantasy MMO (Erweiterung)
  • Releasedatum: 07.12.2021 (Prerelease ab 03.12.2021 spielbar)
  • Spielstunden: 40+
  • Spieler*innen-Anzahl: MMO, also Tausende
  • Altersfreigabe: FSK 12
  • Preis: 34,99 EUR (benötigt das Grundspiel sowie weitere monatliche Zahlungen)
  • Bezugsquelle: Aktuell gilt ein Verkaufsstopp durch Überlastung der Server

 

Fazit

Final Fantasy XIV: Endwalker ist die vierte große Erweiterung von FF14. Im Gegensatz zu vielen anderen Releases ist die Zielgruppe hier sehr klar definiert und Vorlieben und Erwartungen bestens bekannt. Entsprechend überrascht es nicht, dass die Begeisterung der Spieler*innen groß ist. Groß genug um für die eingangs erwähnten, extremen Wartschlangen und einen Verkaufsstopp zu sorgen.

Sieht man von diesen Schwierigkeiten ab, fällt es wirklich schwer, echte Kritikpunkte an Endwalker zu finden. Ist man einmal im Spiel, kann man es in vollen Zügen genießen. Und wer die bisherige Story mochte, dem wird auch dieser abschließende Teil mit hoher Wahrscheinlichkeit gefallen. Wobei es in Endwalker deutlich mehr eindeutige Science-Fiction-Elemente gibt, als es bisher der Fall war.

Ein paar der neuen Regionen sind eher Science-Fiction als Fantasy. © Square Enix

Besser als je zuvor ist es gelungen, den Gefährt*innen, die den Weg der Held*innen des Lichts begleiten, Momente zu geben, in denen sie strahlen können. Jede*r einzelne von ihnen hat mindestens einen Abschnitt in der Story, wo genau diese Person unglaublich wichtig ist. Bei manchen sind es die persönlichen Verbindungen zu anderen Akteur*innen der Geschichte, bei anderen die Eigenschaften, die sie schon immer ausgezeichnet haben, oder einfach nur Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind und die nun wichtige Folgen haben. Die Storydichte ist extrem hoch, Geschehnisse meist nachvollziehbar und das Lore der Welt wird interessant weiterentwickelt. Sogar das bisher eher nervig wirkende Duo der zuvor bekannten Antagonisten nervt mich weit weniger, als ich befürchtet hatte. Und neue auftauchende Gegner*innen sowie Verbündete sind in verschiedenen Stilrichtungen zu finden. Meine persönlichen Favoriten sind auf der einen Seite ein neues Volk, dem man begegnet, und die mit ihrem animeartigen Auftreten viele lustige Szenen sorgen, sowie auf der anderen Seite die komplette Idee hinter der letzten Region und dem letzten Konflikt in dieser Geschichte. Die Mischung aus philosophischen Fragen, Emotionen und Humor ist sehr gelungen, und am Ende der Story hat man das Gefühl, dass etwas Großartiges sein verdientes Ende erreicht hat und man selbst Teil dieser Reise sein konnte.

 

  • Fulminantes Ende langjähriger Geschichte
  • Interessante neue Klassen
  • Gelungene Mischung vieler Stimmungen
 

  • Unzureichende Serverkapazitäten
  • Neue Mechaniken nicht komplett durchdacht
  • Deutlich mehr Science-Fiction-Elemente als bisher

 

Artikelbilder: © Square Enix
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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