Geschätzte Lesezeit: 12 Minuten

Ein weiteres Jahr geht zu Ende, und wieder sind eine Menge Spieleneuheiten herausgekommen. Zeit für einen Rückblick auf ein Jahr voller großartiger Games und einen Blick voraus auf ein Jahr spannender Neuankündigungen. Unsere Highlights des letzten Jahres und potenzielle Weihnachtsgeschenke für geliebte Gamer*innen findet ihr hier.


Alle Weihnachtsartikel 2022:


Schon wieder neigt sich das Jahr dem Ende zu: Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter, und die hektische Suche nach Weihnachtsgeschenken steht bereits am Horizont. Wir wollen uns hingegen entspannt des vergangenen Jahres besinnen und uns noch einmal in Erinnerung rufen, was uns das Jahr über besonders viel Freude bereitet hat, denn 2022 hatte eine Menge neue Games zu bieten. In diesem Artikel erfahrt ihr, bei welchen davon unsere Herzen am höchsten geschlagen haben und auf welche Neuerscheinungen im nächsten Jahr wir uns besonders vorfreuen. Da die Geschmäcker unserer Autor*innen unterschiedlich sind, findet ihr darüber hinaus vielleicht auch noch die eine oder andere Inspiration, die euer Vorweihnachts-Shopping entspannter macht.

Stephan: Warhammer, WoW und zeitlose Klassiker

Für mich hat das Jahr 2022 sehr vielversprechend angefangen. Gleich zu Beginn konnte Creative Assembly mit Total War: Warhammer III aufwarten, dem abschließenden Teil der Serie. Zwar war das sehr, sehr solide Strategiekost, hatte aber mit dem allseits beliebten Vorgänger große Fußstapfen zu füllen. In Anbetracht der Fülle an DLC, die den zweiten Teil nach und nach zu einem wahren Strategiegiganten gemacht haben, ist es kaum verwunderlich, dass das Trilogiefinale seine Startschwierigkeiten hatte. Rigides Kampagnendesign mit unbeliebten Mechaniken sorgte dafür, dass das Glück nicht so ganz perfekt war. Abhilfe schuf im August das lang ersehnte DLC-Update, das die veralteten Krieger des Chaos runderneuerte und mit ,,Unsterbliche Reiche“ die Kampagnenkarten aus allen drei Trilogieteilen vereinte. Am Ende des Jahres lässt sich sagen: Die Zukunft für Total War: Warhammer sieht rosig aus.

WARHAMMER III – Champions of Chaos © Creative Assembly
WARHAMMER III – Champions of Chaos © Creative Assembly

Jährlich grüßt das Sommerloch

In der Jahresmitte indes tat sich zumindest auf meinem Desktop eine gähnende Leere auf. Bis auf das im besten Sinne an Warhammer 40.000: Mechanicus erinnernde Warhammer 40.000: Chaos Gate – Daemonhunters können meine verschiedenen Spielebibliotheken keine größeren Neukäufe verzeichnen. Auch der charmante, aber ausbaufähige Early-Access-Titel Traveller’s Rest konnte hier nur zeitweise Abhilfe schaffen.

Star Wars Jedi: Fallen Order © Respawn Entertainment
Star Wars Jedi: Fallen Order © Respawn Entertainment

Erwähnt werden sollte hier aber positiv, dass seit dem Testartikel ein großes Weltupdate und ein Halloween-Event stattgefunden haben: bisher keine Abandonware in Sicht! Dennoch habe ich mich lieber in vergangene, vielgeliebte Spiele gestürzt. Ich habe nochmal alleine Abenteuer in God of War, Witcher III und Star Wars Jedi: Fallen Order erlebt und mit Freunden großangelegte Projekte in Crusader Kings III, Minecraft und Stardew Valley gestartet.

Vielversprechende Fortsetzungen

Außerdem hat Ende des Jahres ein weiterer meiner Dauerbrenner endlich ein Update erhalten. Zur Vorbereitung auf das am 27. November erscheinende World of Warcraft: Dragonflight hat Blizzard am 2. November den Prepatch veröffentlicht. Die neuen Talentbäume und Mechaniken sehen vielversprechend aus und spielen sich hervorragend.

Der seit dem 16. November spielbare Rufer scheint ebenfalls eine spannende Option. Aber selbst als Fan traut man sich kaum mehr kompromisslosen Optimismus zu. In Kombination mit den durchaus nicht unbeliebten Änderungen in Patch 9.2.5, und der neuen Marketing- und Kommunikationsstrategie des Teams um Ion Hazzikostas, ergibt sich ein vorsichtig vielversprechender Blick in die Zukunft. Man darf gespannt warten, wie sich die nächste Erweiterung entwickeln wird.

Zum Thema Nachfolger außerdem: ENDLICH ist God of War: Ragnarök erschienen, auf dessen Vorgänger ich schon im Jahresrückblick 2018 Lobeshymnen gesungen habe. So viel vorweg: Ganz durch bin ich noch nicht. Aber bisher sieht alles ziemlich gut aus, die Perspektivverschiebung auf Atreus ist spannend, auch wenn man hier immer mal wieder mit Längen zu kämpfen hat. Ansonsten: Charmante Charaktere, brutale Action, bombastische Inszenierung, Emotionen und tolles Gameplay.

Ausblick: Heiß ersehnte Updates und Sequels

Als hoffnungsloser Optimist gibt es einen ganz großen Kandidaten für 2023: Vampire The Masquerade – Bloodlines 2. Publisher Paradox wollte zumindest einen Release nächstes Jahr nicht per se ausschließen, was nach den chaotischen letzten Jahren und dem Rauswurf von Entwickler-Studio Hardsuit Labs etwas irritierend ist. Am Ende des Tages warten hier die meisten Fans vermutlich lieber länger und bekommen dafür einen würdigen Nachfolger des Kultklassikers aus 2004.

Eine geduldige Kehrtwende hat hingegen das Ende 2020 von massiver Kritik begleitete Cyberpunk 2077 hingelegt und das Spiel nach und nach unentgeltlich verbessert. 2023 soll mit Phantom Liberty der erste und vermutlich einzige kostenpflichtige Story-DLC erscheinen. Darauf warte ich ähnlich gespannt wie auf den für 2023 angekündigten Nachfolger von Fallen Order, der den klanghaften Namen Star Wars Jedi: Survivor trägt!

Simon: Aufbaustrategie, taktischer Kampf und Schaurig-Schönes

Die erste Jahreshälfte von 2022 war bei mir klar im Genre der Aufbau-Strategie gefärbt. Ich habe dem Dauerbrenner Anno 1800 wieder zahlreiche Stunden gewidmet, auch, um aus der dritten und später im Jahr erschienenen vierten Season an DLCs alles herausholen zu können. Dieser Titel ist und bleibt ein gigantisches, komplexes Monster, das einen packt und nicht mehr loslässt. Wenn ich von zahlreichen Inseln und mehreren Weltkarten genug hatte, habe ich mich in das frische Setting Timberborns gestürzt und meine Aufbaukünste in einem Biberbau versucht. Obwohl noch im Early Access, tut sich hier fast im Wochentakt etwas. Der Titel ist quicklebendig – und wie ich in meinem Test beschrieben habe in seiner jetzigen Fassung schon verdammt frisch und motivierend.

Timberborn © Mechanistry
Timberborn © Mechanistry

Abseits der zeitfressenden Strategie-Monster war dann Zeit für Kleinigkeiten: der täglichen Herausforderung in Monster Train konnte ich mich konstant über das Jahr hinweg wieder nicht entziehen. Dazu gekommen sind weitere Indie-Kleinode wie Stacklands oder Necrosmith. Ersteres ist eine Dorfbausimulation in Kartenform, die mit freischaltbaren Kombinationen zum Experimentieren einlädt.

Nicht das nächste Stardew Valley, aber für unter fünf Euro einen Blick wert. Necrosmith fordert ebenfalls Experimente, und zwar die der Frankensteinschen Sorte. Als Totenbeschwörer mit flauschiger Hauskatze müsst ihr aus einem breiten Sortiment an Körperteilen eine möglichst schlagkräftige Armee an Untoten zusammenzaubern, die eure Nekropolis gegen angreifende Monsterwellen verteidigen. Das wilde Kombinieren hält bei Laune, dazu kommt die Möglichkeit, eure Festung über mehrere Partien hinweg aufzuleveln.

Aufwind im zweiten Halbjahr

In Multiplayer-Runden habe ich mich kaum gestürzt, das Jahr gehörte fast vollkommen den Solo-Titeln. Eine willkommene Abwechslung war allerdings, dass Fall Guys dieses Jahr den Weg zu Free-to-Play angetreten ist – und damit bei mir und meinen Leuten als bravöser Langeweilekiller für die ein oder andere Discord-Session eingeschlagen ist. Nach einer spielearmen Sommerpause beherrschten die zweite Jahreshälfte zwei Titel, die ich vorher nicht auf dem Schirm gehabt hätte. Die knalligen Taktikgefechte in Hard West 2 habe ich für die Teilzeithelden ja ausführlich beleuchtet, doch Marvels Spider-Man: Remastered konnte mich aus dem Nichts völlig überraschen.

Zwar wie viele Open-World-Titel sehr überladen mit Symbolen auf der Landkarte und Nebenaufgaben zum Abwinken, machte mir das schiere Schwingen durch die New Yorker Häuserschluchten so viel Spaß wie das letzte Mal vielleicht die nächtlichen Streifzüge durch Arkham City. Es scheint, dass bei mir alle Jahre ein Titel davon profitieren kann, dass ich die großen Open-Worlds der AAA-Welt meist links liegen lasse und mir Überfrachtung und Innovationsarmut für ein paar Spielstunden schlichtweg nichts ausmachen – und dieses Jahr errang scheinbar die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft meine Gunst.

Hard West II © Ice Code Games
Hard West II © Ice Code Games

Ausblick: Helden und Horror

Mit wohliger Nostalgie für Batman: Arkham City schaue ich auch auf das kommende Spielejahr 2023, denn Suicide Squad: Kill the Justice League der Rocksteady Studios steht ganz oben auf meiner Liste! Es braucht keine Trailer, keine Vorberichterstattung, keine Entwickler-Interviews, mein Interesse trägt sich allein über die Rocksteady Studios. Auch wenn ich grundsätzlich als DC-Fan (und mit ,,Secret Six“ als einem meiner Comic-Favoriten) auch mit dem Setting gut bedient werden dürfte. Ebenso nostalgisch dürfte der Trip in das Resident Evil 4-Remake werden. Die Horror-Revolution war einer meiner spielerischen Erweckungsmomente, die Remakes der letzten Resident Evils haben eine gute Figur gemacht, und damit stehen die Sterne gut.

Terror erwartet mich auch im Frühjahr, denn Calisto Protocol als inoffizieller Dead Space-Nachfolger erscheint zwar noch diesen Dezember, wirklich dazu kommen, mich in die monsterverseuchten Korridore zu begeben, werde ich wohl aber erst im Januar. Nicht ganz so gruselig, eher schaurig-schön würde es bei dem lang erwarteten Nachfolger von Stardew Valley, Concerned Apes Haunted Chocolatier zugehen. Monster verprügeln, Zutaten sammeln, Schokolade gießen – käme dies auch nur ungefähr an die Putzigkeit des Vorgängers, freue ich mich darauf, hier wieder zig Spielstunden zu versenken.

Hierfür braucht es aber eine ordentliche Portion Optimismus und eine Prise Glück, wie für das ganze kommende Jahr 2023 vielleicht selbst, denn noch ist der Titel ohne Releasedatum.

Milanko: Gewaltige RPGs und Indies in Snacksize

Pokémon Legenden: Arceus © Game Freak
Pokémon Legenden: Arceus © Game Freak

2022 ging stark los auf meiner Nintendo Switch, als Ende Januar Pokémon Legenden: Arceus veröffentlicht wurde – eines der wenigen Spiele, die von mir einen Daumen nach oben erhalten haben. Endlich durften wir Pokémon so erleben, als gäbe es sie in der echten Welt: durchs hohe Gras kriechen und sich an die wilden Monster heranschleichen, um sie mit einem Pokéball zu fangen.

Nie zuvor hat ein Pokémon-Spiel so viel Spaß gemacht – hier hat Game Freak einen ordentlichen Satz nach vorn gemacht, auch wenn das Spiel grafisch und in Sachen Story noch eine Menge zu wünschen übriglässt. Endes des Jahres kam zudem bereits die nächste Generation der Hauptreihe mit den Spielen Pokémon Karmesin und Purpur heraus, die den einen oder anderen Puls beschleunigt, sei es aus Liebe oder Ärger.

Kaum einen Monat später kam mit Elden Ring der nächste große Hit heraus, auch wenn ich mich erst einige Wochen später an das neuste Spiel von From Software getraut habe, dessen Souls-Spiele für ihren hohen Schwierigkeitsgrad berüchtigt sind. Gelohnt hat es sich jedoch allemal: Das Spiel entführt uns in eine riesige, phantastische Welt voller grotesker Monster und lebensbedrohlicher Gefahren.

Aufgrund des Open-World-Designs ist die Schwierigkeit im Vergleich zu den Souls-Spielen überschaubar, da wir jederzeit umkehren und stärker wiederkommen können, wenn ein Boss sich mal querstellt. Es gibt Unmengen an Geheimnissen zu entdecken, und die Erkundung der Welt macht einen Heidenspaß – mir hat das Spiel durch zwei Corona-Infektionen hindurch die nötige Ablenkung geliefert und mich jegliche Leiden vergessen lassen.

Triangle Strategy © Artdink, Square Enix
Triangle Strategy © Artdink, Square Enix

Wenige Tage nach Elden Ring kam mit Triangle Strategy auch schon mein dritter Höhepunkt des Jahres raus. Das taktische Fantasy-RPG mit Storyfokus glänzt nicht nur mit seiner hübschen HD2D-Grafik. Die Geschichte über die politischen Ereignisse rund um das Adelshaus Wolffort verändert sich mit unseren Entscheidungen und läuft auf eines von vier Enden hinaus.

Ein großes Repertoire an Charakteren ermöglicht darüber hinaus verschiedene Spielstile im rundenbasierten Kampf, der sich spannend und vielseitig gestaltet.

Abgestaubt: Von ungespielt zum Lieblingsspiel

Nach dem großartigen Start gab es den Rest des Jahres über hingegen weniger Releases, die meinem Geschmack entsprachen. Dafür hatte ich endlich mal Zeit, mich älteren Titeln zu widmen, die noch ungespielt in meiner Bibliothek warteten. Die sowohl kurzen als auch kurzweiligen Titel A Short Hike von Adam Robinson-Yu, Inside von Playdead und Little Nightmares II von Tarsier Games haben mir in der Zeit ein paar schöne Stunden beschert und waren dabei eine willkommene Abwechslung von Spielen mit 50+ Spielstunden.

Ausblick: Open World und Schneelandschaften

Im kommenden Jahr freue ich mich besonders auf The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Zu lange ist es her, dass ich die Berge von Hyrule erklommen und jeden Winkel nach antiken Schreinen durchsucht habe – und dabei habe ich Breath of the Wild erst vor zwei Jahren gespielt. Der Reiz des Erkundens, der hohe Grad an Flexibilität und zahlreiche Möglichkeiten kreativer Problemlösungen seitens der Spielenden fügen sich zu einem großartigen Erlebnis zusammen. Nichts weniger erwarte ich im Mai kommenden Jahres, wenn Tears of the Kingdom erscheint.

Zuvor freue ich mich jedoch, im Februar zusammen mit meinem Mann Blanc vom Entwickler Casus Laudi zu spielen. In diesem kooperativen Plattformer spielen wir mit einem lieben Menschen zusammen ein Wolfsjunges und ein Rehkitz, die jeweils auf der Suche nach ihrer Familie sind. Dabei schlagen wir uns in schwarzweißer Grafik durch schneebedeckte Landschaften und müssen zusammenarbeiten, um ans Ziel zu kommen.

Ob wir schon nächstes Jahr in Silksong, den Nachfolger zu Hollow Knight abtauchen dürfen, steht noch in den Sternen. In meinem Portemonnaie ist allerdings bereits ein Hornet-förmiges Loch reserviert, und ich bin gewillt, so lange zu warten wie nötig, um wieder ein Team Cherry-Game spielen zu dürfen.

Yola: Epische Science-Fiction

Yola hat sich dieses Jahr ganz besonders an Horizon Forbidden West von Guerilla Games erfreut. Das Spiel begeisterte wie sein Vorgänger bereits mit vielfältigen Charakteren und deren spannenden Geschichten. Darüber hinaus sieht es auf der PlayStation 5 auch einfach verdammt gut aus.

Horizon Forbidden West © Guerilla Games
Horizon Forbidden West © Guerilla Games

Im kommenden Jahr freut sich Yola auf Starfield von Bethesda, ein Science-Fiction-Action-RPG. Open World war gestern – jetzt ist Open Galaxy angesagt: Die Spielwelt soll eine vierstellige Anzahl an ansteuerbaren Planeten umfassen.

2023 kann kommen!

Im Rückblick erscheint 2022 als ein gutes Spielejahr für die unterschiedlichsten Geschmäcker. Gleich zu Beginn des Jahres sind mehrere großartige Spiele herausgekommen: Pokémon Legenden: Arceus, Horizon Forbidden West und Total War: Warhammer III sind nur einige davon.

In der Jahresmitte gab es für einige von uns hingegen eine Flaute. Dafür war endlich mal wieder Zeit, großartige Evergreens wie Anno 1800 und Stardew Valley auszupacken oder die Liste an noch ungespielten Titeln zu dezimieren.

Was das nächste Jahr angeht, freuen uns schon auf eine Vielzahl an Neuerscheinungen, darunter ganz originäre Titel wie Starfield und Calisto Protocol, aber auch Fortsetzungen bestehender Reihen wie The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom und Star Wars Jedi: Survivor. So oder so: 2023 verspricht, ein gutes Jahr für Gamer*innen zu werden.

 

Artikelbilder: © Titelbild: Collage aus verschiedenen Spielen aus dem Artikel (© Creative Assembly, © Artdink und Square Enix, © Ice Code Games und © Guerilla Games), andere Bilder wie angegeben
Layout und Satz: Norbert Schlüter
Lektorat: Rick Davids

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein