Spieltest: Total War: WARHAMMER III – Champions of Chaos (Sega / Creative Assembly)

Mit Champions of Chaos schickt Creative Assembly den ersten DLC seit Launch für Total War: WARHAMMER III ins Rennen. Endlich erhalten die seit Release sträflich vernachlässigten Krieger des Chaos eine grundlegende Überarbeitung und vier neue Legendäre Kommandanten: Einen für jeden Chaosgott.

Als SEGA 2016 mit Total War: WARHAMMER den erste Teil der Trilogie veröffentlichte, wurde das Release vom Vorbesteller-DLC Chaos Warriors begleitet, die uns die gleichnamigen Krieger des Chaos als Fraktion eröffneten. Seitdem ist viel passiert. Mit beispielsweise Waldelfen und Bretonen sind andere Klassiker des Warhammer-Universums an den Start gegangen, bevor im zweiten Teil 2017 viele weitere Völker ihren Weg ins Spiel fanden. Die Einzigartigkeit der Fraktionen wurde immer mehr zum Markenkern der Trilogie, sogar Exoten wie die Vampirküste haben ihren Platz gefunden. Mehrfach wurden daher gerade die Völker des ersten Teils in Patches und im Zuge neuer DLC überarbeitet, damit etwa die Zwerge, das Imperium oder die Tiermenschen interessant blieben. Aber ausgerechnet die Chaoskrieger, die uns seit Release begleiteten, mussten immerzu in die Röhre schauen, bis sie innerhalb der Community als mit Abstand langweiligste Option unter den spielbaren Völkern galten. Bis jetzt.

Die Warhammer-Welt

Wir befinden uns in der Welt des Warhammer-Universums. Eine Vielzahl von unterschiedlichen, fantastischen Reichen ringt in unterschiedlichen Konstellationen um die Vorherrschaft und das nackte Überleben. Die Welt ist in den gröbsten Zügen unserer eigenen nachempfunden, aber ganz eindeutig magisch. So sind die ritterlichen Bretonen vom hoch- und spätmittelalterlichen Frankreich inspiriert, während das östlich davon liegende Imperium eine Hommage an das Heilige Römische Reich der Renaissance ist. Im Norden stellen die düsteren Stämme Norscas bösartige Klischee-Wikinger dar, die um die ganze Welt segeln und Krieg mit den präkolumbianisch-mesoamerikanischen Echsenmenschen Lustrias führen.

Eine dunkelgraue Welt

Die wenigsten Protagonist*innen in dieser Welt sind rein heldenhaft, Grautöne bestimmen das Setting. So sind Bretonia und das Imperium beinahe comichaft tyrannisch, während Zwerge und Hochelfen sich abgrundtief hassen. Die Waldelfen hingegen hassen alles und jede*n, der*die es wagt, ihre Wälder zu betreten, während die untoten Gruftkönige von Khemri einfach in Ruhe gelassen werden wollen. Natürlich gibt es hierbei Völker, die etwas bösartiger sind als andere. Die Orcs folgen zwar nur ihrer Natur, setzen dabei aber ganze Landstriche in Brand und entvölkern diese. Die Vampirfürsten zwingen ihre unwilligen Diener mit schwarzer Magie zu ewiger Gefolgschaft und die Dunkelelfen vertreiben sich ihre Zeit mit Dekadenz und Gewaltexzessen. Und doch gibt es einen großen Bösewicht des Settings: Das Chaos.

Die vier Chaosgötter

Das Chaos wird durch vier große Mächte verkörpert: Khorne, den blutrünstigen Gott des Krieges, Nurgle, den väterlichen Gott der Seuchen, Tzeentch, den intriganten Gott der Magie und Slaanesh, den pervertierten Gott der Exzesse. Diese vier Mächte führen so viel Krieg gegeneinander wie miteinander und wir dürfen uns entscheiden, wessen Champion wir in die Schlacht führen. Der Todesschrei Ursuns in der Kampagne von Total War: WARHAMMER III hat das Siegel des Altars von Zanbaijin gebrochen, eines uralten Ortes der Macht. Eine große Macht wurde dabei freigesetzt, um die die vier Champions des Chaos nun im Namen ihrer dunklen Götter ringen. Für Khorne steigt dabei Valkia die Blutige in den Ring, während Nurgle durch Doktor Festus, Tzeentch durch Vilitch den Verfluchten und Slaanesh durch Azazel vertreten wird. Jeder der Champions kann auf alle Features der Chaoskrieger zugreifen und zusätzlich noch auf die Spezialfertigkeiten der jeweiligen Fraktion der Chaosdämonen. So kann Festus in seinem Kessel Seuchen zusammenbrauen und Vilitch Einfluss auf andere Fraktionen nehmen.

Endlich eine Überarbeitung

Hierfür gibt uns das Spiel eine neue Mechanik an die Hand: Seelen. Nicht etwa die vier Seelen der Dämonenprinzen, die wir im Grundspiel sammeln mussten, sondern die Seelen von Sterblichen, die wir sammeln, um unsere Macht zu vermehren. Vorbei ist die Zeit von wild auf der Kampagnenkarte auftauchenden Portalen, die wir mühsam wieder schließen müssen, denn die Seelen sammeln sich denkbar einfach: Jede gewonnene Schlacht und jede gebrandschatzte Stadt liefern uns die neue, wertvolle Ressource. Das heißt allerdings keinesfalls, dass die Portalmechanik völlig verschwunden ist: Ähnlich wie bei den Tiermenschen gibt es bestimmte, zu erreichende Schwellenwerte an gesammelten Seelen, bei denen wir Portalrunen erhalten. Mit diesen aktivieren wir die ruhenden Portale aus dem Hauptspiel und können damit schnell über die Kampagnenkarte manövrieren. Haben wir schließlich die Leiste gefüllt, wartet auf uns eine epische Endschlacht. Es ist eine angenehm offene Kampagne, die weniger starr als die des Grundspiels wirkt.

Die Seelenfresser

Die Seelen können wir außerdem für Geschenke des Chaos ausgeben, die jede Runde eine gewisse Menge der wertvollen Währung verbrauchen. Diese geben uns mächtige Buffs für die laufende Kampagne und sind der einzige Weg, auf dem wir einige der Chaosdämonen erhalten können, die seit Launch Teil des Spiels sind. Wir können diese rasch beschwören und damit unsere Ränge wieder füllen oder strategisch diversifizieren, allerdings können von den zwanzig Einheiten, die in eine Armee passen maximal sechs Stück auf diesem Weg zu uns kommen. Den Rest unserer Truppen rekrutieren wir aus Sterblichen. Das tun wir allerdings nicht auf dem gewohnten Weg, sondern über ein neues System. Da wir eine mobile Kriegsbande sind, halten wir uns nicht damit auf uns in den Städten zu verschanzen, sondern überlassen das den Stämmen, die wir zu unseren Vasallen machen. Wir konzentrieren uns auf Chaosfestungen, die an festgelegten Punkten errichtet werden können.

Kriegsbanden und Chaosfestungen

Diese Chaosfestungen allerdings geben uns keinen festen Zugriff auf bestimmte Einheitentypen, die wir am Ende der Runde rekrutieren. Sie erhöhen lediglich die Chance, dass bestimmte Einheiten ihren Weg in unseren Rekrutierungspool finden. Hierbei nehmen allerdings auch andere Faktoren einen Einfluss. Die mächtigen Drachenoger etwa finden wir in bergigen Regionen mit hohem Maß an Chaoskorrumpierung, während Marodeure überall auftauchen können, aber im höheren Maß in den Regionen Norscas und der Chaoswüste. Unsere Chaosfestungen erhöhen die Chance und Menge gerade seltener Einheiten. Und dann liegt es an uns aus dieser Grundlage etwas Vernünftiges zu machen. Berittene Chaosmarodeure können irgendwann zu Chaosrittern aufsteigen, Fußtruppen zu Chaoskriegern und schließlich Auserkorenen. Wir können ihnen außerdem Male des Chaos geben und sie einem Chaosgott zuweisen, wobei hier die vier neuen Champions lediglich auf die Male ihres jeweiligen Gottes zugreifen können.

Reiche der Unsterblichen

Nur am Rande: Mit Patch 2.0, der das DLC begleitet hat, findet endlich auch die Großkampagne „Reiche der Unsterblichen“ ihren Weg ins Spiel, womit die Kampagnenkarten aller drei Spiele vereint werden. Hier finden sich auch die ungeteilten Champions Archaon, Kholek und auch der neu hinzugekommene Be’lakor. Diese können Male aller vier Chaosgötter verteilen und auch alle Geschenke des Chaos nutzen, aber haben keinen Zugriff auf die speziellen Fähigkeiten der Chaosgötter. Letzterer ist zusätzlich auch der einzige Kommandant, der auch in der Riesenkampagne auf die Portalfunktion zugreifen kann. Seit Patch 2.1 können Archaon und Be’lakor als einzige Chaoschampions ihre Konkurrenten in Konföderationen zwingen und damit potenziell alle acht Legendären Kommandanten aufs Feld führen.

Die harten Fakten:

• Entwicklerstudio: Creative Assembly
• Publisher: Sega
• Plattform: PC
• Sprache:
  • Sprachausgabe: Englisch
  • Text: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Tschechisch, Koreanisch, Polnisch, Brasilianisches Portugiesisch, Russisch, Chinesisch (vereinfacht und traditionell), Türkisch
• Mindestanforderungen: Windows 7 64-bit, Intel i3/Ryzen 3 series, 6 GB RAM, Nvidia GTX 900/AMD RX 400 series | Intel Iris Xe Graphics, 120 GB verfügbarer Speicherplatz
• Genre: Strategie
• Releasedatum: 23.08.2022
• Spielstunden: 50+
• Spieler*innen-Anzahl: 1 bis 8
• Altersfreigabe: USK 12
• Preis: 15,99 EUR
• Bezugsquelle: Fachhandel, idealo, MMOGA

Fazit

Champions of Chaos hat lange auf sich warten lassen, aber es hat sich gelohnt. Ähnlich wie bei den Tiermenschen, die ihre Überarbeitung im Zuge von The Silence & The Fury erhalten haben, sehen wir hier eine Verwandlung vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan. Die Mechanik rund um die Seelen und Geschenke der Chaosgötter erlauben uns, schnell und flexibel zu agieren und uns unsere ganz eigene Spielweise anzueignen, während die Konzentration auf wenige Chaosfestungen dafür sorgt, dass wir uns weiterhin wie eine Kriegsbande brandschatzend über die Alte Welt herzufallen. Auch die Rekrutierung und Aufrüstung erfahrener Truppen fühlt sich richtig an. Dass wir gleich vier neue Kommandanten erhalten, die sich zwar alle grundlegend ähnlich spielen, aber deutliche Eigenheiten haben, ist ebenfalls ein gewaltiger Pluspunkt. Für jeden Fan des Genres und Warhammers sei an dieser Stelle eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen, denn das DLC überstrahlt sogar fast den lang ersehnten Release der Reiche der Unsterblichen.

• Vier neue, unterschiedliche Kommandanten
• Grandiose neue Mechaniken
• Endlich das Gefühl einer Chaos-Kriegerbande

 

• Überarbeitung hätte früher stattfinden dürfen

Artikelbilder: © Creative Assembly
Layout und Satz: Yola Tödt
Lektorat: Nina Horbelt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.