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All hands on deck! Mit Curse of the Vampire Coast bringt Creative Assembly den zweiten großen Story-DLC für Total War: Warhammer II heraus. Schafft es der Entwickler die beiden Themen Untod und Seefahrt erfolgreich miteinander zu verknüpfen? Und wie genau soll die mittlerweile dritte Untotenfraktion dem Spiel noch Neues bringen?

Creative Assembly hat sich zu Beginn der Total War: Warhammer– Reihe dafür entschieden, die verschiedenen Völker des Warhammer-Fantasy-Universums auf drei Hauptspiele mit diversen DLC zu verteilen. Von den klassischen Völkern des Tabletop-Games blieben nach Release von Rise of the Tomb Kings nur noch die Ogerkönigreiche, Dämonen und Chaoszwerge übrig. Es verwunderte bei Ankündigung des neuen DLC für Teil zwei der Reihe nur wenige, dass man das Spiel nicht um eine weitere klassische Tabletop-Fraktion erweitern würde, sondern auf eine der zahlreichen Fraktionen zurückgreifen, die mit eher dürftigen Informationen im Hintergrund der Fantasy-Welt herumschwirren. Gleiches war bereits im Norsca-DLC für den ersten Teil der Reihe passiert. Und so machen nun die untoten Piraten der Vampirküste die Meere der Alten Welt unsicher.

Erstaunlich starke Story

„Sich der Bestie entgegenzustellen heißt, sich dem Meer selbst entgegenzustellen,“ warnt uns der sartosianische Ladenbesitzer, bevor er uns die Karte überreicht, die den Auftakt unserer Kampagne markiert. Während die Gruftkönige ihrem vergangenen Ruhm nachjagen und die restlichen Völker dem mysteriösen zweigeschweiften Kometen nachgehen, ist unsere Motivation eine andere: Den Merwyrm Amanar jagen, töten und wiederzubeleben, um mit dem mächtigen Leviathan unter unserer Kontrolle die Meere zu beherrschen. Erzählt wird uns diese Geschichte in charmanten Zwischensequenzen, die an animierte Comics erinnern.

Das Ziel unserer Kampagne. Amanar der Meerwyrm.

Creative Assembly bleibt also bei dem Kurs, den sie am Auftakt ihrer Warhammer-Reihe eingeschlagen haben und in Teil zwei perfektionierten, treu. Anstatt uns – typisch für Globalstrategiespiele – unkommentiert auf die Welt loszulassen, stricken die Macher der Total-War-Spiele eine Geschichte um unsere Fraktion, geben uns Motivation und Ziele. Das macht die Welt, in der wir uns bewegen, deutlich plastischer und erlebbarer.

Die Geschichte wird durch animierte Zwischensequenzen erzählt. Charmant, obwohl die Sprachausgabe nur auf Englisch verfügbar ist.

Der Auftakt und die Grundlage der Geschichte sind rundheraus großartig. Der Beweggrund der untoten Piraten ist absolut glaubwürdig. Okkult genug, um dem Vampirthema genüge zu tun, aber egoistisch genug, damit das richtige Piratenflair aufkommt. Im Vergleich zur großartigen Khemri-Kampagne allerdings flacht die Story nach und nach etwas ab. Unter dem Strich sehr schade.

Die vier Kapitäne

Segeln dürfen wir über die Weltmeere als einer von vier Piraten. Der wohl bekannteste ist der berüchtigte Luthor Harkon, Piratenkönig der namensgebenden Vampirküste. Auch der mächtige Carstein-Vampir Graf Noctilus und die erstaunlich lebendige Aranessa Saltspite kennt man bereits aus dem Hintergrund der Warhammer-Welt, waren sie doch einst Teil einer White-Dwarf-Serie über die untoten Piraten der Alten Welt. Mit dem Gespenst Cylostra Direfin steuert Creative Assembly zum ersten Mal einen selbst erdachten legendären Helden bei. Die Geschichte, die die Kampagne spinnt, gleicht sich bei jedem der vier Kapitäne.

Luthor Harkon ist Anführer der Vampirküste und einer der vier neuen legendären Lords.

Und täglich grüßt das untote Murmeltier?

Wie die Vampirfürsten, können auch die Piraten der Vampirküste ohne Rekrutierungszeit untote Diener auferstehen lassen.

Um den im Raum stehenden Elefanten direkt zu erschießen: Nein, die Vampirküste ist nicht einfach nur die bekannte Fraktion der Vampirfürsten im neuen Gewand. Natürlich sehen wir einige bekannte Mechaniken wieder: Wir dürfen zum Beispiel wieder ohne Wartezeit Untote erwecken. Je größer das Schlachtfeld, auf dem wir stehen, umso mächtiger sind die neuen Diener. Auch sind unsere Helden erneut mit starken regenerativen und nekromantischen Fähigkeiten ausgestattet und erneut ist Moral nicht gerade das größte Problem der heftig zombielastigen Truppe. Unsere Einheiten allerdings unterscheiden sich völlig von den modrigen Landratten, die in Teil eins ihr Unwesen trieben.

Die Truppen der Vampirküste sind richtig eingesetzt enorm stark. Gerade die Artillerie ist schlichtweg überlegen.

Unsere Einheitenliste hat nicht nur eine unüberblickbare Masse verschiedenster Schützeneinheiten, mit denen man jede Situation gut beantworten kann. Auch begeistert die ungemein starke Artillerie, bei der sogar Imperium und Zwerge vor Neid grüner als jeder Goblin werden dürften. Einige Monster mit innovativen Mechaniken runden die Liste ab.

Starke Monster runden eine ansonsten schwarzpulverintensive Einheitenliste ab.

Unseren Helden und Generälen fehlt dabei die Vielfalt der Vampirfürsten, die mit diesem Patch durch die Einführung der Blutkuss-Mechanik noch mal vergrößert wurde. Ärgerlich ist, dass wir wie bereits bei den Gruftkönigen nicht mehr konföderieren können. Ob wir das Spiel mit Luthor Harkon oder einem der anderen Piraten spielen wollen, muss am Anfang feststehen. Die anderen werden ihre Kräfte nicht mit uns vereinen. Dafür hat man uns mit der Lehre der Tiefe einen neuen Satz interessanter Zaubersprüche geschenkt.

Die vier legendären Lords können die sie begleitenden Schiffe aufrüsten und dadurch überall Truppen rekrutieren. Mächtig!

Neues und Altes

Ein Wiedersehen haben wir mit der Loyalitätsmechanik, die wir etwa von Dunkelelfen und Skaven bereits kennen. Die Mechanik ist zwar nicht gerade neu, passt aber ausnehmend gut zum Thema des Spiels. Lassen wir einen Admiral nicht Aktionen vollführen, die dieser mag oder verweigern wir ihm Teile unserer Beute, dann steigt die Chance, dass er Verrat üben wird. Aber Vorsicht! Gerade das Teilen von Beute kostet Infamie. Infamie beschreibt hierbei, wie berüchtigt unser Pirat ist und ist eine wichtige Wertung, die unser Weiterkommen in der Kampagne umschreibt.

Fans dürften sich freuen! Endlich ist das legendäre Sartosa spielbar!

Ein weiteres Feature der Vampirküste ist die Schatzsuche. Zwar ist seit Beginn des zweiten Teils das Ausheben von Schätzen und das Plündern von Ruinen ein Bestandteil des Spiels, jedoch haben die Piraten sinnvollerweise eigene Mechaniken rund um das Finden von Beute. Wir dürfen nämlich rätselhaften Schatzkarten folgen, die dafür deutlich mächtigere und größere Schätze versprechen. Die klassische Ruinensuche wurde zudem mit einer Rätselmechanik verbessert und auf See müssen wir nun kämpfen, um die großen Goldhaufen abzusahnen.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Creative Assembly
  • Publisher: Sega
  • Plattform: PC
  • Mindestanforderungen: Windows 7 64Bit, Intel® Core™ 2 Duo 3.0Ghz, 5 GB RAM, NVIDIA GTX 460 1GB | AMD Radeon HD 5770 1GB | Intel HD4000 @720p
  • Genre: Strategiespiel
  • Releasedatum: 8. November 2018
  • Spielstunden: 20 Stunden
  • Spieleranzahl: Zwei in der Mehrspielerkampagne, vier in Gefechten
  • Altersfreigabe: USK 12
  • Preis: 15,99 EUR
  • Bezugsquelle: Steam

 

Fazit

Man muss kein Freund der kleinteiligen DLC-Politik sein, die Globalstrategiespiele derzeit zu umgeben scheinen. Für jedes Kleinstvolk eine eigene Erweiterung, für jeden Einheitenskin und jede Mechanik ein eigener DLC – das schlägt schnell aufs Geld. Creative Assembly liefert mit Curse of the Vampire Coast aber durchaus eine solide Ergänzung des Spiels ab. Das Thema ist stimmungsvoll gewählt und umgesetzt, die neue Fraktion kein Aufguss der Vampirfürsten oder Gruftkönige, denn sie spielt sich eindeutig anders als die beiden anderen Untotenfraktionen. Die Mechaniken sind sinnvoll und machen Spaß, die erzählte Geschichte kann – trotz Schwächen am Ende – durchaus überzeugen. Für knappe 16 Euro macht man als Fan der Serie dabei definitiv nichts falsch, am Ende fehlt es aber an wirklich bahnbrechenden Neuerungen.

mit Tendenz nach oben

 

Artikelbilder: © Games Workshop Limited, Screenshots: Stephan Köhli, © Creative Assembly, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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