Jahreswechsel! Ein Rückblick auf das Spielejahr 2018 und worauf man 2019 gespannt sein darf

Das Spielejahr 2018 ist vorbei. Wir wagen einen Rück- und einen Ausblick: Welche Spiele lohnen? Was ist uns Teilzeithelden leider entgangen? 2019 steht außerdem vor der Türe. Worauf darf man sich freuen? Neben den großen Blockbustern sollen hierbei auch kleinere Titel keineswegs zu kurz kommen.

Um direkt mit einer ausgelutschten Totschlag-Phrase einzusteigen: 2018 hatte es in sich! In dem Fall dürfen wir das aber getrost sagen. Alte, fast totgeglaubte Spieleserien feierten ihr Comeback, kleine Indie-Titel haben es geschafft aus dem Nichts unser Herz im Sturm zu erobern und große Namen schrieben weitere Kapitel ihrer Geschichte. Hierbei wollen wir exemplarisch einige hervorstechende Spiele aus 2018 abermals besuchen, um diese mit einigen Monaten Nachlaufzeit erneut zu evaluieren. Außerdem nutzen wir die Chance, auf Games hinzuweisen, die es leider nicht in unser Magazin geschafft haben. Ferner wollen wir einen Blick ins kommende Jahr werfen: Womit dürfen wir hoffentlich rechnen und welche Releases sind 2019 fest geplant?

Rückkehrer und Wiedersehen

Was für ein Ruck durch das Publikum der E3 2016 ging, als während einer Vorstellung plötzlich Kratos‘ rot tätowiertes Gesicht auf den Monitoren, die die Welt bedeuten, auftauchte, kann man sich ohne Weiteres vorstellen. Ein ungewohntes Setting, ein deutlich bärtigerer Kriegsgott und ein junger Sohn? Das bietet Potential für Sieg und Niederlage. 2018 war es dann so weit und neue wie alte Fans der Serie durften beruhigt durchatmen: God of War ist ein Sieg auf ganzer Linie. Eine spannende Story, verpackt in handwerklich astreines Gameplay mit einer unnachahmlich nahtlosen Erzählweise. Der Durchmarsch auf den Game Awards 2018 war mehr als verdient. Einziges Manko: Wer keine Playstation 4 besitzt, geht leider leer aus. Eine Portierung auf andere Konsolen oder den PC scheint derzeit eher unwahrscheinlich. Das für mich beste Spiel des Jahres bleibt vorerst ein Exklusivtitel.

Remasters und Neuauflagen

Neben dem zweiten großen und ebenso empfehlenswerten Konsolen-Rückkehrer Red Dead Redemption II durften wir außerdem zahlreiche Neuauflagen alter Spieleklassiker erleben! Nach dem Erfolg der SNES Classic Mini im Jahr 2017 hat auch Sony mit der Playstation Classic nachgelegt, aber eher durchwachsene Kritiken geerntet. Ansonsten scheinen vor allem Neuauflagen von Strategiespielen in Mode zu sein, denn nach dem Erfolg von Age of Empires II HD überarbeitete Microsoft auch den ersten Teil der Serie, die Kritiken landeten dabei leider eher im mittleren Bereich. 2019 warten weitere Remasters auf uns. EA hat eine Neuauflage des klassischen Command & Conquer angekündigt, ein Releasedatum haben wir allerdings noch nicht. Blizzard hingegen hat auf der Hausmesse Blizzcon das Release seines Warcraft-III-Reworks auf „früher als der 31. Dezember 2019“ festgenagelt. Auch der Start von World of Warcrafts Classic-Servern steht für Sommer 2019 an.

Die ganz Großen

Apropros Blizzard. Neben den üblichen Hearthstone-Erweiterungen gab es auch einen handfesten Fehlgriff beim alteingesessenen Entwicklerstudio. Nachdem man zuvor die Gaming-Community mit Leaks heiß gemacht hatte, lauerte hinter dem Marketing-Gag dann nicht das erhoffte Diablo IV. Begnügen mussten sich die Fans mit einem an ein Zweitstudio ausgelagerten Mobile-Game. Selbst eingefleischte Blizzard-Fans wie ich waren an dieser Stelle gelinde gesagt irritiert. Selbst die eilig nach der Blizzcon nachgeschobene Versicherung, man arbeite schon länger an Diablo IV, konnte dabei den entstandenen PR-Schaden nicht wieder kitten.

World of Warcraft am Ende?

Ebenfalls mau scheint es derzeit um World of Warcraft zu stehen. Seit 2015 veröffentlicht Blizzard die Abonnentenzahlen des MMORPGs nicht mehr, wer sich allerdings mit Google Analytics zu helfen weiß, kriegt dennoch einige Hinweise. Diese Zahlen legen nahe, dass nach einer zwischenzeitlichen Erholung der Benutzeranzahl während der jüngst ausgelaufenen Erweiterung World of Warcraft: Legion mit Battle for Azeroth die Zahlen wieder im Keller angelangt sind. Auch unsere zunächst positive Bewertung der Erweiterung muss ich etwas revidieren. Zwar bleibt das Spiel handwerklich absolut solide, aber man merkt dem Spiel viele fehlende Mechanismen an. Die Klassenorden und die damit einhergehende Vielfalt fehlen einfach, das Azeritsystem gibt einem weder das Gefühl der mächtigen legendären Gegenstände, noch kann es die markigen Artefaktwaffen wirklich ersetzen. Außerdem macht sich das Fehlen von richtigen Gegenstands-Sets in den Schlachtzügen durchaus bemerkbar. Schade.

Viele Fortsetzungen!

Auf der Playstation durften wir mit Marvel’s Spider-Man endlich mal wieder einen sehr ordentlichen Superheldentitel genießen und mit Monster Hunter: World hat es zum ersten mal ein Titel der Hauptreihe auf den PC geschafft. Der Strom guter Action-Rollenspiele wird mit Kingdom Hearts III und Devil May Cry 5 auch 2019 nicht abreißen, so viel ist sicher. Deutlich negativer endet das Jahr für Bethesda, die Fallout 76 mit Anlauf in den Sand gesetzt haben. Prädikat: Gute Anlagen, schlechte Umsetzung. Für das vielerwartete Cyberpunk 2077, zu dem wir 2018 ein sehr vielversprechendes Stück Gameplay sehen durften, erhoffen wir uns dann eher eine Umsetzung á la Witcher III, falls es denn 2019 erscheint! Natürlich hat auch Creative Assembly seinen Fantasyableger Total War: Warhammer II mit neuem Material versorgt. Sowohl Rise of the Tomb Kings, als auch Curse of the Vampire Coast konnten dabei auf ganzer Linie überzeugen! Ob wir 2019 dann endlich den dritten Teil der Serie begrüßen dürfen, bleibt abzuwarten!

Und die Kleineren

Im Allgemeinen scheint es für Warhammer-Lizenztitel dieses Jahr recht positiv zu laufen. Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr ist zwar weit davon entfernt ein ernstzunehmender Diablo-III-Konkurrent zu sein, aber für Fans durchaus spaßig, und liefert konstant neuen Content nach. Schauen wir in das Fantasy-Pendant der Spielwelt, dann war Warhammer: Vermintide II ein für Multiplayer-Fans äußerst gelungenes Spiel. Warhammer: Chaosbane verspricht im nächsten Jahr das Fantasy-Universum um einen Hack&Slay-Titel zu erweitern. Endpunkt von 2018 war das durchaus gelungene Mechanicus, welches gerade für XCOM-Fans ein Muss ist, während 2019 schon im Januar durch das vielversprechende Battlefleet Gothic: Armada II eingeläutet wird.

Spannende Rollenspiele in 2018 und 2019

Während The Bard’s Tale IV durchaus mit Schwächen zu kämpfen hatte, haben Pillars of Eternity II und Pathfinder: Kingmaker es beide geschafft hinter die noch immer ungemindert erfolgreichen CRPGs ein großes Ausrufezeichen zu setzen. Uneingeschränkte Empfehlung. inXile Entertainment – die Macher von Bard’s Tale IV – indes werden 2019 mit Wasteland 3 aufwarten, während Obsidian Entertainment – die Macher von Pillars of Eternity – auf den Game Awards 2018 Outer Worlds, ein Science-Fiction-RPG, angekündigt haben. Zurückblicken dürfen wir 2018 außerdem auf das durchaus spannende und düstere Vampyr und Call of Cthulhu, das den beklemmenden Horror seiner Vorlage durchaus einzufangen weiß. Und auch 2019 müssen wir nicht auf tentakligen Nachschub verzichten, denn mit The Sinking City erwartet uns ein Action-Adventure mit Survival-Elementen.

Paradox belässt es beim Alten

Paradox Interactive, der König der Globalstrategiespiele, hat dieses Jahr seine Zugpferde fleißig neu beschlagen. Crusader Kings II hat mit Holy Fury das bisher vermutlich größte DLC verpasst bekommen, welches Religionsmechaniken von Grund auf überarbeitet. Europa Universalis IV hat mit Rule Britannia und Golden Century zwei so genannte Immersion Packs hinzugefügt, die eher am Flair, als am Gameplay schrauben. Beide Spiele müssen sich nach wie vor ihre eher fragwürdige DLC-Politik vorwerfen lassen, in der kleine, aber durchaus entscheidende Gameplay-Veränderungen in ansonsten eher nebensächliche, aber mit 10-20 Euro durchaus happige, DLC verpackt werden. In Hearts of Iron IV und Stellaris ist man da mit den veröffentlichten DLC durchaus etwas kundenfreundlicher, aber auch nicht gerade vorbildlich vorgegangen. Wir dürfen wahrscheinlich mit weiteren Kleinerweiterungen rechnen. Neu hinzukommen wird Imperator: Rome, welches neben Mittelalter, Früher Neuzeit, dem 20. Jahrhundert und der fernen Zukunft noch die Antike abdecken wird. Das Spiel wirkt durchaus vielversprechend. Fans der Serien müssen sich allerdings weiter gedulden: Ein Victoria III ist nach wie vor nicht angekündigt.

Fazit

2018 hatte es in sich. Gerade auf den Konsolen wurden mit Spielen wie etwa God of War neue Maßstäbe für ganze Genres gesetzt. Wir durften alte Freunde, mit denen man nicht mehr gerechnet hat, wieder begrüßen und wir durften viele große Siege feiern – sei es nun bei den großen Entwicklern oder den kleinen Spieleschmieden. Die Messlatte für 2019 liegt also ziemlich hoch. Doch es gibt Vieles, auf das man sich nicht zu Unrecht freuen darf: Sei es Battlefleet: Gothic Armada II, Kingdom Hearts III oder Outer Worlds. Hoffen wir, dass uns Enttäuschungen wie Fallout 76 erspart bleiben und dass an diesem Ausrutscher nicht eine altehrwürdige Spielemarke zugrunde geht.

Meine persönlichen Wünsche für 2019: Blizzard, dass seinen Groove wiederfindet und eine WoW-Erweiterung mit guten Anlagen rettet. Eine Fortsetzung von kleinen, aber spaßigen Warhammer-Spielen. Ein Cyberpunk 2077, dass auch nur ansatzweise mit Witcher III mithalten kann. Ein Paradox-Interactive, das weiterhin fleißig Content für Globalstrategiefans wie mich produziert und vielleicht mit etwas Glück eine Ankündigung für eine God-of-War-Fortsetzung. Was sind eure Wünsche für 2019 und was waren 2018 eure Highlights?

Artikelbild / Screenshots: Stephan Köhli, CD Project Red, Capcom, Blizzard Entertainment, Kasedo Games, Sony Entertainment Group, focus home interactive, Bearbeitet von Verena Bach