Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Spider-Man gehört zu den beliebtesten Helden von Marvels Doch der Erfolg auf Papier und der großen Leinwand konnte bisher noch nicht im Bereich der digitalen Unterhaltung reproduziert werden – die meisten Ausflüge von Spider-Man in die Welt der Videospiele enttäuschten Fans. Insomniac Games neuestes Produkt will das ändern. Mit Erfolg?

Würde die Anzahl verkaufter Exemplaren als Anzeichen für die Qualität eines Spieles gelten, so wäre das neue Spider-Man-Spiel für die Playstation 4 mit Sicherheit eines der besten aller Zeiten. Laut offizieller Angabe wurde der Titel in den ersten drei Tagen bereits über 3,3 Millionen Mal verkauft und übertrifft damit sogar Giganten wie das aktuelle God of War. Doch wird das neueste Abenteuer von Peter Parker all diesen Lorbeeren gerecht? Wir haben uns Spider-Man von Insomniac Games genauer angesehen.

Setting und Story

Wie es sich für Spider-Man gehört, findet das Spiel in New York City statt, das seit mittlerweile acht Jahren von der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft beschützt wird. Man folgt also einem deutlich reiferen Peter Parker bzw. seinem Alter Ego. Dennoch müssen Fans des rotgekleideten Helden nicht befürchten, dass sich das negativ auf die Handlung auswirkt.

Denn die eigens für das Videospiel entwickelte Story weiß zu überzeugen. Zwar gibt es, besonders für Kenner der Serien, keine wirklich großen Überraschungen. Doch dies ist auch nicht nötig, da die Regie eine glaubwürdige und angenehm zu verfolgende Handlung aufbaut. Behutsam werden verschiedene Bestandteile von Peters Privat- und Heldenleben nach und nach eingeführt. Dadurch entsteht nicht nur hinsichtlich des Gameplays, sondern auch hinsichtlich des Handlungsstrangs eine beständige Lernkurve.

Alte Freunde und Feinde

Die nette Spinne aus der Nachbarschaft hat sicher ihren Spaß - wir hatten unseren im Spiel sicherlich
Die nette Spinne aus der Nachbarschaft hat sicher ihren Spaß – wir hatten unseren im Spiel sicherlich

Die Ausgangslage sieht dabei Spider-Man inmitten eines finalen Schlags gegen seinen alten Feind Wilson Fisk/Kingpin. Als Boss des organisierten Verbrechens ist er unserem Helden schon lange ein Dorn im Auge, und der Niedergang des Ganoven sorgt zunächst für große Erleichterung. Doch diese hält nicht lange an. Denn das entstandene Machtvakuum will gefüllt werden, und schon bald sieht sich Peter einer Vielzahl an alten und neuen Feinden gegenüber.

Spider-Man für die PS4 unterstützt seine Handlung durch eine sorgfältige Auswahl an Superschurken und Nebencharakteren. Bei den Bösewichtern sind sowohl altbekannte Gegenspieler dabei als auch Antagonisten aus der zweiten Reihe. Das Privatleben von Peter wird durch Figuren wie Tante May oder die ewige Liebe Mary Jane geprägt. Und für Fans aktueller Geschichten von Marvels Spinne hat auch Miles Morales einen Auftritt.

Features und Gameplay – Batman in Manhattan?

Die Inspiration für Spider-Man ist klar die Arkham-Reihe, besonders die beiden letzten Einträge Arkham City und Arkham Knight. Ähnlich wie in diesen bietet New York ein gigantisches Gebiet voller Aufgaben und Sammelobjekte abseits der Hauptmission. Und zumindest zu Beginn kann man sich in diesen Nebenaufgaben verlieren. Es macht einfach Spaß, sich durch die Wolkenkratzer Manhattans zu schwingen und Drogendeals zu verhindern, Verfolgungsjagden zu stoppen oder Einbrecher zur Strecke zu bringen. Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft lässt grüßen. Und wer keine Lust auf den Kampf gegen das Verbrechen hat, kann beispielsweise auch Forschungsstationen aufsuchen oder berühmte Wahrzeichen fotografieren. Die offene Welt bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, die mit der zunehmenden Reparatur von Polizeitürmen (die quasi als Scanner der Umgebung dienen) offengelegt werden.

Gerade zu Beginn sorgt die Vielzahl von Aktivitäten für Abwechslungsreichtum, auch wenn der Reiz mit der Zeit nachlässt. Zwar erhält man für beinahe jede erledigte Aufgabe eine Belohnung in Form von Marken, die man beispielsweise in neue Anzüge, Upgrades oder Ausrüstung investieren kann. Doch nach dem gefühlt hundertsten Ladenüberfall frägt man sich zweimal, ob diese Belohnung den Aufwand noch wert ist.

Spider-Man im Wandel der Zeit

Dabei sorgt besonders das Anzugsystem für die Motivation, sich als Sammler zu betätigen. Im Laufe der Zeit werden immer mehr Kostüme für den Helden freigeschaltet, die ihre Inspiration aus den Comics und den Filmen beziehen. Diese sorgen nicht nur für optische Freuden, sondern haben auch im Gameplay ihre Auswirkungen. So verfügt jeder Anzug über eine Spezialkraft, wie beispielsweise erhöhte Verteidigung gegen Schusswaffen oder eine ständige Generierung von Fokus.

Fokus dient hierbei als Ressource für den Einsatz von Finishern oder die Regeneration von Lebensenergie. Hauptsächliche Quelle für die Generierung von Fokus sind hierbei möglichst lange Kombos im Kampf. Anschließend muss der Spieler je nach seiner aktuellen Lage entscheiden, ob er diese gewonnene Ressource lieber zur Heilung oder zum schnelleren Überwältigen seiner Gegner nutzen möchte.

Gerade den Punkt der Regeneration sollte man nicht unterschätzen. Besonders zu Beginn ist die Schwierigkeit der Gefechte, selbst gegen gewöhnliche Gegner, nicht zu unterschätzen. Im Gegensatz zu Batmans brachialem Kampfstil setzt Spider-Man auf Geschwindigkeit und Mobilität im Kampf. Im Vergleich zum dunklen Ritter hält er auch weniger Treffer aus, denen er aber analog zu den Arkham-Spielen dank eines Frühwarnsystems (dem Spinnensinn) ausweichen kann. Zum Überwinden von Feinden stehen dabei neben Schlägen und Tritten auch allerlei Spielzeuge wie die Netzkanone oder kleine Drohnen zur Verfügung. Doch bis man sich an die Vielzahl an Angriffsmöglichkeiten gewöhnt, wird man mehrmals im Kampf gegen das Verbrechen das Zeitliche segnen.

Kein Frust dank kluger Speicherpunkte

Dass Spider-Man trotz alledem nicht frustriert, liegt hauptsächlich an zwei Punkten. Zum einen ist hierbei die steile Lernkurve zu nennen. Gerade zu Beginn ist man von den Möglichkeiten und Spider-Mans schnellem Kampfstil stellenweise überfordert. Doch auch hier macht Übung den Meister und sorgt dafür, dass die Kombination von Ausweichen, Angriff, der Nutzung von Gadgets und dem Lesen der gegnerischen Aktionen mit der Zeit leichter fällt. Zum anderen haben die Entwickler von Insomniac Games ein sehr faires System von Speicherpunkten entwickelt, sodass man in der Regel nur kurz vor dem letzten Game Over wieder in das Spiel einsteigen kann.

Dies kommt einem nicht nur bei den Kämpfen zugute, sondern auch, falls eine der eingebauten Schleichpassagen schiefgehen sollte. Im Anzug von Spider-Man sind diese in der Regel gut und einfallsreich zu meistern. Doch stellenweise schlüpft man auch gezwungenermaßen in die Haut eines anderen Charakters, der nicht über die Fertigkeiten einer Spinne verfügt. So übernimmt man beispielsweise bereits früh im Spiel die Kontrolle über Mary Jane und muss durch eine Auktionshalle schleichen. Wenngleich nur von kurzer Dauer, wirken diese Abschnitte nicht organisch in das Spiel integriert und sind deswegen einer der wenigen Negativpunkte.

Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft in vollem Glanz

Denn ansonsten kann man Spider-Man wirklich nur wenig vorwerfen. Neben der unterhaltsamen Storyline und dem fordernden, aber fairen Gameplay, weist dieses Spiel nämlich auch eine gute optische und akustische Umsetzung auf.

Sowohl die Stadt als auch deren Bewohner wirken authentisch und vermitteln das Gefühl des Big Apple und seiner ständigen Aktivität ausgezeichnet. Animationen und Mimik in den Zwischensequenzen sind von hoher Qualität, und bis auf einzelne Clipping-Fehler gab es bei mir auch keinerlei Bugs. Die deutschen Synchronsprecher leisten gute Arbeit, auch wenn man stellenweise Unstimmigkeiten in den Lippenbewegungen feststellen kann. Dafür weiß der Soundtrack umso mehr zu überzeugen und kann je nach Situation episch, melancholisch oder ruhig sein. Am besten fühlt es sich aber immer noch an, wenn man zu typischen Heldenklängen durch die Häuserschluchten New Yorks schwingt.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: Insomniac Games
  • Publisher: Sony Interactive Entertainment
  • Plattform: Playstation 4
  • Genre: Action-Adventure
  • Releasedatum: Bereits erschienen
  • Spielstunden: 20 Stunden (Hauptstory)
  • Spieleranzahl: Einzelspieler
  • Altersfreigabe: USK 12
  • Preis: 79,90 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Viel Kritik lässt sich an diesem exklusiven Spider-Man-Titel für die PS4 nicht üben. Die Story, wenngleich zugegeben nicht die Neuerfindung des Rades im Superheldengenre, weiß zu fesseln und treibt den Spieler gezielt in Richtung Finale. Wer für eine Weile aus dieser Rahmenhandlung ausbrechen möchte, findet eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft zu betätigen. Diese weisen mit der Zeit zwar eine gewisse Monotonie auf, werten aber die gesamte Spielerfahrung im Zusammenspiel mit der etwa 20 Stunden dauernden Haupthandlung auf.

Zu Beginn wird das an die Arkham-Spiele erinnernde Kampfsystem zwar für einige Frustrationen sorgen, da die Lernkurve zur Kontrolle von Spider-Man am Anfang steil ist. Im Laufe der Spielstunden wird man jedoch immer mehr Freude an der Kombination der verschiedenen Fertigkeiten, Gadgets und Anzüge finden. Und sollten dennoch einmal die Gegner die Oberhand behalten, sorgt ein faires Checkpoint-System für einen geringen Frustfaktor.

Somit bleibt nur zu sagen: Kaufen, Spider-Man-Maske überziehen und New York ein Stück sicherer machen.

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbilder: Sony Entertainment Group
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein