Der Mond ist nicht nur eine Lichtquelle in der Nacht, das wissen alle Ratten auf dem alten Schrottlatz seit der Kinderstube. Er besteht komplett aus leckerem und unerschöpflichem Käse. Weswegen wäre er sonst gelb? Also los, baut eine Rakete und fliegt uns hoch! Sonst essen die Großen noch alles auf!
Ich habe sie gesehen, die Bilder der großen Zweibeiner mit ihren Maschinen. Sie sind wirklich hochgeflogen zum Käsemond. Unvorstellbar, ich dachte, ich träume. Doch hier halte ich es in meinen Pfoten, Bunt auf Weiß. Wie eine Anleitung, die extra für mich auf diesem Schrottplatz platziert wurde. Die anderen Rattenkinder haben diese Darstellungen auch gesehen. Ich träume demnach nicht. Ich muss mich beeilen und mit meiner Familie genau so eine fliegende Rakete bauen, sonst essen uns diese Riesen alles weg. Das Material, das für so einen Bau benötigt wird, liegt hier auf dem Schrottplatz einfach so herum. Die Krähe wird sicher dabei helfen, sie weiß schließlich, wie das mit dem Fliegen geht. Doch meine Familie und ich müssen achtgeben, die anderen Ratten haben auch lange Zeit vor den Papieren verbracht und planen sicher ebenfalls, Mitglieder ihrer Familien hochzubringen. Unfair ist das! Meine Freund*innen und ich haben diese Bilder gefunden. Wir sollten die einzigen sein, die sie ansehen dürfen. Aber die Erwachsenen setzen sich ja doch immer durch. Ist bestimmt auch gut so. Meine Familie ist sowieso schneller als die anderen. Opa hat uns nämlich schon vor Jahren in den Ohren gelegen, wir müssten Dosen und Flaschen sammeln. Unser ganzer Bau ist voll mit dem Kram. Nun weiß ich, wofür das gut ist: Wir werden die meisten Baumaterialien beisteuern und bekommen so die besten und zahlreichsten Plätze im Raumschiff. Mein alter Opa war eben doch nicht so senil, wie alle gesagt haben.
Nun muss ich aber los und meine Familie zusammentrommeln. Bald schon bin ich die reichste Ratte der Galaxie und werde nie wieder Hunger leiden müssen. Auf zum Käsemond!
First Rat ist ein kompetitives Lauf- und Sammelspiel auf gehobenem Niveau mit Multiscore-Elementen. Zwei bis fünf Spielende treten mit ihren Ratten gegeneinander an, um die ersten auf dem berühmten Käsemond zu sein. Auf ihrem Weg müssen sie vielerlei nützliche Dinge vom Schrottplatz sammeln, um Raketenteile bauen oder Abkürzungen auf dem Weg zu eben dieser Rakete nutzen zu können. Ziel ist es, die meisten Siegpunkte durch verschiedene Aktionen zu erreichen und so die anderen Ratten zu übertrumpfen. Seid ihr bereit, das Rennen anzutreten und eurer Familie Ruhm und Ehre einzubringen?
Inhaltsverzeichnis
Spielablauf
In First Rat starten die Spielenden mit je zwei Ratten des eigenen Clans. Die anderen beiden Ratten, die im Verlauf des Spiels zusätzlich kontrolliert werden können, liegen noch im Rattenbau und müssen erst ausgebildet werden.
Es wir über mehrere Runden gespielt. Der aktive Rattenclan kann pro Runde bis zu vier Aktionen nacheinander durchführen, bevor der nächste an der Reihe ist. Dies läuft so lang weiter, bis eine der beiden Siegbedingungen ausgelöst wurde.
Als Aktionen stehen Ratten bewegen, Ressourcen sammeln, Einkaufen sowie Bauen und Käse spenden zur Verfügung. Sie können nur in dieser vorgegebenen Reihenfolge abgehandelt werden, wobei die ersten beiden Aktionen Pflicht sind.
Bei der Aktion Ratten bewegen dürfen wir uns aussuchen, ob wir eine Ratte bis zu fünf Felder oder mehrere Ratten bis zu drei Felder weit bewegen wollen. Keine Würfel oder sonstige Zufallsmechaniken greifen hier in unsere Strategie ein. Dies ist teilweise eine knifflige Entscheidung und erfordert ab und an etwas strategisches Geschick. Bewege ich die Ratte weiter vor, um möglichst schnell bei der Rakete zu sein oder schicke ich mehrere Kandidaten ins Rennen, die mir so mehr Ressourcen sammeln können? Alle von uns haben so die Möglichkeit, trotz des streng wirkenden Aktionsrahmens individuell zu handeln und eine eigene Strategie zu entwickeln.
So gut wie alle Aktionen bringen uns auf verschiedene Weisen Siegpunkte.
Haben wir unsere Ratten bewegt, geht es nun darum, Ressourcen zu erhalten. Jedes der insgesamt 27 Wegfelder zeigt verschiedene Beutetypen in unterschiedlichen Farben. Gelbe Felder bedeuten, dass wir hier wertvollen Käse ergattern können, der – wie könnte es anders sein – die Währung und Hauptnahrungsquelle im Spiel darstellt.
Grüne und orange Felder hingegen geben uns die nötigen Baumaterialien für unsere Rakete. Dosen, Taschenrechner, Flaschen und Backmischungen, all das lässt sich hervorragend nutzen, um Antrieb, Cockpit und Frachtraum zusammenzuzimmern.
Mit Hilfe der blauen Felder erzeugen wir Licht auf unserem Weg. Dies hilft uns, mehr Ressourcen zu finden. Zu guter Letzt gibt es noch die weißen Felder. Auf diesen erhalten wir leckere Apfelreste, welche wir nutzen können, um in unserem Rattenbau Extra-Aktionen vorzunehmen. Nur hier können wir wertvolle Informationen aus den Comics der Bibliothek erlangen, neue Ratten ausbilden oder Vorräte anlegen.
Generell zählt in diesem Spiel: Alles kann, nichts muss. Uns wird eine Vielzahl von Möglichkeiten aufgezeigt, Siegpunkte zu bekommen. Wir können individuelle Strategien entwickeln und einen Plan schmieden oder einfach von Runde zu Runde sehen, was passiert und entsprechend reagieren. Dies ist sehr erfrischend, vor allem wenn Kinder oder unerfahrenere Spieler*innen dabei sind. Alle erhalten die gleichen Chancen, unabhängig von der Spielerfahrung und das, obwohl Pegasus Spiele es auf der Box als ein „Kennerspiel“ deklariert.
Wenn wir nun all unsere Ressourcen erbeutet haben, stehen uns noch zwei Aktionen optional offen. Im Spiel gibt es drei Felder, auf denen uns die anderen Tiere des Schrottplatzes erwarten und ihre Waren zum Kauf anbieten. Hamster, Frosch und Krähe verticken hier ihre wertvollen Energydrinks, Kronkorken und Rucksäcke und wollen dafür Käse sehen.
Doch auch hier gibt es eine interessante Mechanik, die das Spiel wieder spannender macht. Wir können entweder wie brave Ratten für unseren Einkauf bezahlen oder aber die Gegenstände stehlen. Hierbei bekommen wir die Waren, die wir wünschen, werden mit unserer Ratte aber direkt zurück auf das Startfeld am Rattenbau geworfen und müssen den Weg von vorn beschreiten. Dies kann in manchen Situationen aber durchaus einen strategischen Sinn ergeben oder die Mitspielenden verwirren. Zudem ist es eine Mechanik, die es erlaubt, von vorn zu beginnen und die eigene Strategie gegebenenfalls zu überdenken.
Haben wir gehandelt, gestohlen oder uns gegen diese Aktion entschieden, dürfen wir nun Käse spenden und die Rakete bauen. Um zu bauen, benötigen wir die entsprechenden Ressourcen. Haben wir diese, können wir sie ablegen, um Teile der Rakete herzustellen. Alternativ oder zusätzlich können wir entscheiden, Käse für den Flug nach oben zu spenden und so unsere Verwandten zu versorgen.
Eine Sache fällt uns bei allen Aktionen aber auf: Es gibt keine Möglichkeit, die anderen Spielenden aufzuhalten. Liegt jemand auf dem Spielbrett vorn, können die anderen nur versuchen, insgesamt mehr Siegpunkte zu generieren. Wir können aber niemanden daran hindern, die letzte Ratte ins Ziel zu bringen oder den letzten Wertungsstein zu setzen. Die einzige Möglichkeit, die Siegchancen der anderen zu beeinflussen, ist, schneller an Ressourcen zu kommen, Felder zu besetzen oder die Waren der Tiere schneller abzustauben als andere. Es erfordert demnach Köpfchen, sich zu überlegen, wie man selbst noch das Ruder herumreißen kann, selbst wenn andere Ratten auf dem Spielbrett vorn liegen.
Sind alle Aktionen durchgeführt, beginnt der nächste Rattenclan in der Reihe seine Runde. Dies geht so lange weiter, bis jemand entweder die vierte Ratte ins Raumschiff gebracht oder seinen achten Wertungsstein gesetzt hat.
Wurde so das Ende des Spiels eingeleitet, haben wir noch die laufende Runde Zeit, unseren letzten Zug durchzuführen. Danach geht es ans Siegpunktezählen. Hierbei spielen nicht nur die gesetzten Wertungssteine eine Rolle, sondern auch nicht ausgegebene Ressourcen und gekaufte Waren.
Wie heutzutage fast jedes Spiel, kann First Rat ebenfalls solo gespielt werden. Hierbei fordert uns die Roboter-Ratte Greg heraus, die sich jedoch schon früh abgewöhnt hat, nach den Regeln zu spielen. Ihn interessiert nur der Sieg, weswegen er die meisten Regeln, die für uns gelten, ignoriert. Für uns läuft das Spiel mit Ausnahme von ein paar Änderungen wie die normale Variante.
Ausstattung
Damit das Spiel auch langfristig nicht an Spielspaß einbüßt, bietet die Rückseite des Spielbretts die Möglichkeit eines alternativen Aufbaus. Im Grundspiel sind die verschieden Felder in einer fest vorgegebenen Reihenfolge angelegt, die es jeder Ratte ermöglicht, zeitnah an die gewünschten Ressourcen zu kommen. Mit dem variablen Aufbau verändern wir allerdings diese Felder, in dem wir sie zufällig aufdecken und platzieren. Dies ergibt ein völlig anderes Spielgefühl und bisher gut funktionierende Strategien müssen auf einmal überdacht werden. Eine schöne integrierte Mini-Erweiterung, die das Spiel komplexer und stellenweise schwerer macht.
Neben diesem schönen Zusatz ist das gesamte Material von First Rat bunt, detailliert und hochwertig. Die Darstellungen erinnern an fröhliche Comics und farbenfrohe Zeichentrickfiguren, die Marker und Tokens sind alle aus hochwertiger, dicker Pappe und die Rattenfiguren sogar aus Holz.
Die Spielhilfen sind in Form eines Comics dargestellt und greifen so das übergeordnete Thema wieder auf. Schließlich sind die Ratten nur auf die Idee einer Mondlandung gekommen, nachdem sie auf dem Schrottplatz menschliche Comics fanden, in welchen die Mondlandung grafisch dargestellt war. Diesen roten Faden finden wir überall auf den Materialien und in der Anleitung.
Das Regelheft
Eine Besonderheit des Spiels stellt sicher das Regelheft dar. Sehr gefallen hat mir hier, dass dies sowohl in der deutschen als auch in der englischen Fassung mit allen Einzelheiten und Zusatzbögen enthalten war. In Hinblick auf das sonst ebenfalls multilinguale Spielmaterial ein schöner Zusatz, um es mit nicht deutschsprachigen Personen spielen zu können.
Durch die gesamte Anleitung zieht sich das kindliche Thema hindurch. Auch der Comicaspekt kommt immer wieder zum Vorschein. Mit gerade einmal zwölf Seiten und vielen Bildern ist die Anleitung kurz und bündig, ohne dabei unverständlich zu werden. Sie schafft es sogar, dass kein Glossar benötigt wird, da sie schön gegliedert und verständlich aufgebaut ist.
Immer wieder gibt es ein lustiges kleines Zitat aus der Rattenwelt, welches uns bereits beim Lesen der Regeln ins Spielthema holt und uns in die Perspektive der Ratten einlädt.
Viele Beispiele verdeutlichen kniffligere Passagen und auf der letzten Seite gibt es eine kleine Tabelle, welche verschiedene Herausforderungen aufgreift, mit denen wir uns das Spiel erschweren können, ohne die Regeln zu verändern.
Für die optionalen Elemente einiger Comics aus dem Rattenbau sowie die Erklärung der verschiedenen Waren der anderen Tiere bietet das Spiel einen separaten Bogen, welcher beim Spielen zur Übersicht an die Seite gelegt werden kann. So können wir im Spiel schnell nachlesen und müssen nicht in der Anleitung suchen.
Die harten Fakten:
- Verlag: Pegasus Spiele
- Autor*in(nen): Gabriele Ausiello und Virginio Gigli
- Erscheinungsjahr: 2022 (deutsche und englische Ausgabe)
- Sprache: Deutsch und Englisch
- Spieldauer: ab 30 Minuten
- Spieler*innen-Anzahl: 1 (2) 3 4 5
- Alter: 10+
- Preis: 35 EUR
- Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo
Fazit
First Rat ist ein solides und leicht zu erlernendes Spiel, welches sich, obwohl es sich eher an fortgeschrittenen Spielrunden orientiert, gut für ältere Kinder, Familien und unerfahrenere Spieler*innen eignet. Die Regeln sind gut und leicht verständlich, die ganze Aufmachung ist ansprechend und eine Partie dauert nicht allzu lang.
Für 35 Euro bekommen wir ein gut funktionierendes kleines Spiel, das trotz der Einfachheit nicht unterschätzt werden sollte. Es bleibt durchgehend spannend, hat Wendepunkte und interessanten Mechaniken, die es von anderen Renn- und Sammelspielen unterscheidet und bietet Raum für komplexe Strategien, wenn man dies möchte. Es geht nicht mehr nur darum, irgendwie ins Ziel zu kommen, wir müssen auch unsere Siegpunkte im Auge behalten und gegebenenfalls reagieren, um mehr davon zu ergattern. Dies erfordert durchaus etwas Planung, überfordert dabei aber nicht.
Es eignet sich gut für kleine Runden, für zwischendurch oder um einen Abend abzuschließen.
Erfahrenere Spieler*innen, die eine echte Herausforderung am Spieltisch suchen, kommen hiermit aber eher nicht auf ihre Kosten.
Eine Kleinigkeit gibt es jedoch, die nicht allen gefallen könnte: Es gibt keine Möglichkeit, die anderen Spielenden aufzuhalten.
Für uns ist dies aber gerade in Hinblick auf unsere jüngsten Teilzeitheld*innen eine schöne Mechanik, um Frust zu verhindern und Player Elimination entgegenzuwirken. Es gibt schließlich andere Wege zum Sieg, als Jagd auf andere Spieler*innen zu machen.
Von uns bekommt dieses niedliche, schöne Spiel vier von fünf Käsestückchen.
- Leicht zu verstehen
- Für Kinder geeignet
- kurzweilig
- Wenig Interaktion zwischen den Spielenden
Artikelbilder: © Pegasus Spiele
Layout und Satz: Verena Bach
Fotografien: Mareike Rathmann
Das Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt
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