Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Auf ins mittelalterliche Schottland, eine Gegend voll von Mysterien, Konflikten und Möglichkeiten. All das und noch mehr findet ihr in Macbeth – König von Schottland vom Splitter Verlag Die Graphic Novel kombiniert die berühmte Tragödie von William Shakespeare und historische Ereignisse rund um Macbeth zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis.

Hexen, Prophezeiungen und Schottland: Was kommt hierbei als erstes in den Sinn? Wer sich mit den Werken von Shakespeare auskennt wird nicht lange benötigt haben, um darin wichtige Elemente dessen bekannter Tragödie Macbeth erkannt zu haben. In dieser kombinierte der bekannte Autor historische Fakten über den Schottenkönig Macbeth mit übernatürlichen Elementen.

Mit Macbeth – König von Schottland greift Autor Thomas Day die bekannte Schöpfung von William Shakespeare auf und verwebt sie noch stärker mit den historischen Hintergründen. Das Ergebnis ist eine stimmungsvolle Graphic Novel, welche die Elemente von Fiktion und Geschichte harmonisch kombiniert.

Handlung & Charaktere

Macbeth und sein treuer Wegbegleiter Cuilén befinden sich mit ihren Männern auf dem Heimweg nach einem Waffenzug. Inmitten der stürmischen Nacht kreuzen sie den Weg mit drei seltsamen Frauen, welche sich aufgrund ihrer Gabe des Prophezeiens als Hexen entpuppen. Sie sagen Macbeth eine glorreiche Zukunft voraus, die ihm Titel, Gattin und später die Königswürde verheißen soll. Als Macbeth schließlich vom König tatsächlich zum Provinzherrscher erhoben wird, beginnt der Protagonist an die Worte der Hexen zu glauben.

Innerhalb kürzester Zeit führt ihn das Schicksal mit seiner Gattin Gruoch, meist nur Lady Macbeth genannt, zusammen. Doch was Macbeth durchführen muss, um tatsächlich zum König Schottlands zu werden, kann er zu Beginn nicht einmal erahnen.

Wie das Werk von Shakespeare ist   eine stimmungsvolle Erzählung über die Machtgier und Verführbarkeit des Menschen. Im Gegensatz zur Tragödie des bekannten Briten ist Autor Thomas Day etwas gnädiger zu seinem Protagonisten, der historisch durchaus als guter Herrscher galt. Macbeth wird in seiner Adaption als komplexe Persönlichkeit dargestellt, die immer wieder mit unterschiedlichen Einflüssen ringt.

Ein bedeutsamer von diesen ist seine Gattin Gruoch, welche zweifellos der interessanteste Charakter der Graphic Novel ist. Die spätere Königin ist entschlossen, skrupellos und dürfte von vielen als wahre Schurkin der Erzählung gesehen werden. Doch bemüht sich Day, Einblicke in ihre Gefühlswelt und den Hintergrund der Machtgier zu geben, wodurch Lady Macbeth an Tiefgang gewinnt. Jedoch ist sie stets die ausschlaggebende Antreiberin für wichtige Entwicklungen der kurzweiligen Handlung.

Zeichenstil

Die künstlerische Gestaltung von Guillaume Sorel, welcher sowohl für Zeichnungen und Kolorierung verantwortlich ist, setzt auf einen atmosphärisch-düsteren Aquarellstil. Zu Beginn wechseln sich in Macbeth- König von Schottland noch düstere Szenen (Treffen mit den Hexen, Rückblick zum Kampf Macbeths gegen die Rebellen) mit freundlicheren Ereignissen (Fest zu Ehren Macbeths, Hochzeit des Protagonist*innenpaares) ab. Schnell verdeutlicht allerdings die zunehmend dunklere visuelle Umsetzung den moralischen Verfall der Charaktere ebenso wie die Handlung selbst.

Mimik und Gestik der Charaktere sind ausgezeichnet, wobei hier abermals Lady Macbeth ins Auge sticht. Besonders eine verhängnisvolle Nacht bleibt in Erinnerung, da nicht nur die Geschichte Fahrt aufnimmt, sondern auch die Zeichnungen intensiver werden. Darüber hinaus ist Guillaume Sorel überaus geschickt bei der Nutzung von stimmungsvollen Lichteffekten. Selten habe ich eine Graphic Novel gesehen, in der Fackelschein atmosphärischer gewirkt hat.

Zuletzt muss darauf hingewiesen werden, dass Macbeth – König von Schottland an einigen Stellen explizit wird. Sowohl blutige Szenen als auch sexuelle Handlungen sind keine Seltenheit während der Lektüre. Allerdings hält sich deren Einsatz in einem vernünftigen Rahmen und dient nicht zu Schockzwecken, sondern zum Fortschritt der Handlung.

Am Ende des Bandes finden sich zudem ein paar Skizzen und Coverentwürfe, wobei diese vom Umfang her äußerst geringgehalten sind.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor*in: Thomas Day
  • Zeichner*in: Guillaume Sorel
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 120
  • Preis: 25,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Macbeth – König von Schottland lässt sich deutlich von Shakespeares bekannter Tragödie inspirieren und kombiniert historische Fakten mit phantastischen Elementen. Das Ergebnis ist eine unterhaltsame Graphic Novel über die Auswirkungen von Machtgier und Skrupellosigkeit. Das Ehepaar Macbeth sorgt für interessante Protagonist*innen, wobei besonders Lady Macbeth / Gruoch ein komplexer Charakter ist.

Die Entwicklung des Lebens von Macbeth und seiner Frau über die Jahre bleibt stets spannend. Dabei wird die Handlung zunehmend düsterer, was sich auch in der visuellen Gestaltung widerspiegelt. Das wird besonders in der zweiten Hälfte der Graphic Novel deutlich.

Die künstlerische Umsetzung ist sehr gelungen. Der verantwortliche Zeichner und Kolorist Guillaume Sorel setzt auf einen atmosphärischen Aquarellstil und eine düstere Farbpalette. Exzellente Darstellungen von Mimik und Gestik lassen die Charaktere emotional wirken und verstärken die Wirkung der wichtigen Szenen.

Zusammenfassend ist Macbeth – König von Schottland eine hervorragende Graphic Novel, bei der ich keine Kritikpunkte finden kann. Sie dürfte für Freunde von Shakespeares Werk vertraut wirken und dennoch frische Aspekte beinhalten. Wer jedoch mit der Tragödie des britischen Autors nichts anfangen kann, findet durch die Graphic Novel einen leichteren Zugang zu der Erzählung von Macbeth, dem König von Schottland.

  • Gelungene und facettenreiche Darstellung von Macbeth und seiner Frau
  • Stimmungsvolle Geschichte, die historische Elemente mit Phantastik kombiniert
  • Atmosphärisch düstere Gestaltung im Aquarellfarbenstil
 

  • keine

 

Artikelbilder: © Splitter Verlag
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Rick Davids
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein