Geschätzte Lesezeit: 9 Minuten

Die Mutanten feiern eine Gala und laden das ganze Marvel Universum ein. Wir haben natürlich auch Tickets ergattert und berichten von den besten Kostümen, den größten Skandalen und warum der Mars von nun an einen neuen Namen tragen wird. Lohnt sich das große Comic-Ereignis?

Der Hellfire Club war früher einer der Gegner der X-Men, der durch die Dark Phoenix-Saga bekannt geworden ist. Seit alle Mutanten zusammen auf Krakoa eine Nation bilden, wurde dieser Hellfire Club in eine Handelsorganisation umgewandelt, die für die Wohlstand der Mutantengemeinschaft sorgen soll. Emma Frost nutzt diesen Wohlstand nun, um als Gastgeberin die größte High-Society-Veranstaltung des Marvel-Universums durchzuführen. Diese Gala hat sich durch sämtliche Mutantenserien gezogen. Panini hat das ganze Ereignis in zwei Paperbacks und zwei Ausgaben der regulären X-Men-Serie auf Deutsch herausgebracht. Somit haben wir hier ein großes Crossover-Event, bei dem aber nicht die ganze Welt bedroht wird, doch trotzdem einige Geschichten beginnen, die sich auf das ganze Universum auswirken könnten.

X-Men #28 – Die Eröffnung der Gala

Dieser Band zeigt, wie Emma Frost die Gala eröffnet und sich die Crème de la Crème der Marvel-Welt die Klinke in die Hand gibt. Außerdem enthüllen Cyclops und Jean Grey, wer im neuen X-Men-Team sein werden. Daneben passiert in diesem Band nicht sonderlich viel.

Der letzte Platz für eine Position bei den X-Men wurde in einer Online-Umfrage vergeben. Offiziell wurden sämtliche Plätze von der Mutantengesellschaft vergeben. Die Zusammenstellung sieht interessant aus, auch wenn man sich bei einem Kandidaten fragen muss, welche Mutanten für ihn stimmen sollten.

Optisch macht dieser Comic einiges her. Dafür sorgen auch die originellen Kostüme, welche für die einzelnen Figuren entworfen wurden. Darüber hinaus ist der Comic schnell gelesen und kurzweilig geschrieben. Konflikte werden hier aber keine aufgeworfen. Es liest sich viel mehr wie ein Prolog.

Nach dem Lesen des Heftes fragt man sich aber auch, warum Jonathan Hickmans X-Men Run, der mit House of X & Powers of X so vielversprechend begann, mit einer Gala beendet wird, bei der das spannendste die Kleider der Figuren und das Ergebnis einer Umfrage ist.

Wer kein*e Komplettist*in ist, kann dieses Heft gerne auslassen, da auch in den Paperbacks alles Wichtige erklärt wird.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Al Ewing, Gerry Duggan, Jonathan Hickman
  • Zeichner*innen: Lucas Werneck, Matteo Lolli, Nick Dragotta, Pepe Larraz, Russell Dauterman, Sara Pichelli, Valerio Schiti
  • Seitenanzahl: 60
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

 

X-Men Hellfire Gala #1 – Die X-Force räumt auf

Hier starten die Konflikte dieser Gala, denn die X-Force ist als Sicherheitstruppe auf der Feier unterwegs. Dabei geraten sie an Iron Man, der etwas gegen ihre Überwachungsmethoden hat und Deadpool, der uneingeladen auf der Feier erscheint. Neben Deadpool schleichen sich auch die Hellions auf die Party und sorgen für Unruhe. Dazu eskalieren die Konflikte mit Großbritannien und Terra Verde. In der ersten Hälfte des Bandes passiert einiges, das sich aus den Reihen X-Force, Hellions und Excalibur ergeben hat.

Da zumindest Hellions und Excalibur in Deutschland keine regulären Reihen sind, wirken die hier platzierten Geschichten seltsam losgelöst. Gerade auf die Handlung des Hellions-Kapitels hätte ich auch locker verzichten können, da sich mir der Humor dieser Chaostruppe nicht vollends erschließt. Im Excalibur-Kapitel treffen sich dafür endlich Rictor und Shatterstar wieder.

Zusätzlich zu den besprochenen Geschichten enthält dieser Comic noch 24 Seiten, die nur aus Artworks der Mode aller gezeigten Mutanten besteht. Dieser offizielle Guide strahlt eine gewisse Faszination aus und unterstreicht den Celebrity-Charakter des ganzen Events. Eine wirklich spannende Geschichte ergibt sich daraus aber nicht.

Am Ende ist noch ein Klassiker von Chris Claremont abgedruckt, der meines Wissens in Deutschland bisher noch nicht erschienen ist und eine Hellfire Gala beschreibt, die vor den Ereignissen der Dark Phoenix-Saga geschah. Auch wenn hier auf nur wenig Seiten eine Handlung gesponnen wird, freut man sich doch über diesen kleinen Sprung in die Vergangenheit.

Ein wechselhaftes Erlebnis

Von den Geschehnissen der aktuellen Hellfire Gala gefällt die Episode der X-Force am besten, da sie die meisten Konflikte hervorruft. Auch optisch ist das, was Joshua Cassara hier präsentiert, auf der Höhe der Zeit. Er nutzt Farbkontraste, um für Atmosphäre zu sorgen und schafft es auch, die Hintergründe so interessant zu halten, dass man einen Augenblick in den Bildern verharrt. Die grellen bunten Zeichnungen der anderen Künstler*innen können hier leider nicht mithalten.

Wahre Begeisterungssprünge hält dieser Comic aber auch nicht bereit. Wer eine zusammenhängende Handlung erwartet hat, wird sehr enttäuscht. Man sieht hauptsächlich nebeneinanderstehende Episoden, die zwar ein vielfältiges Bild der unterschiedlichsten Charaktere zeichnet, aber zu viel gleichzeitig erzählen, um wirklich fesseln zu können.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Ben Percy, Chris Claremont, Tini Howard, Zeb Wells
  • Zeichner*innen: John Bolton, Joshua Cassara, Marcus To, Stephen Segovia
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 14 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

X-Men #29 – Die Mutanten besiedeln den Mars

In einem epischen Aufbau beschreibt dieser Band, wie die Mutanten mit ihrer Vielzahl an Fähigkeiten in der Lage sind, Terraforming auf dem Mars zu betreiben und aus ihm eine neue Heimat für die Mutanten von Krakoas Schwesterninsel Arrako machen. Auf der Hellfire Gala verkünden sie dann ganz unverblümt, dass der Planet nun den Namen Arrako tragen wird. Auch die Weltraumstation S.W.O.R.D. wird in dessen Umlaufbahn verlegt.

Wirkte die ganze Gala soweit ein wenig gemächlich, kommt hier ein großer Paukenschlag. Der Wechsel von Autor Jonathan Hickman zu Gerry Duggan wirkt sehr erfrischend. Duggan hatte bisher mit Marauders ohnehin die beste aktuelle Mutanten-Reihe geschrieben, so war es nur konsequent, ihm auch die Verantwortung für das Flaggschiff X-Men zu übertragen. Der offizielle Neustart wird auch von Panini in einem Monat mit einer neuen Nummer #1 begangen.

Dieses Heft strahlt für sich wieder eine ähnliche Faszination aus, wie der Neustart von Hickman vor über zwei Jahren. Er scheitert aber daran, diese mit einer spannenden Geschichte zu verbinden. Die Besiedlung des Mars überrascht, doch wären die Reaktionen der Menschen das eigentlich Interessante gewesen, die hier zumindest noch ausgelassen werden. Gab es in den 1960ern das Rennen um die Reise zum Mond, wird hier in Comicform eine Reise zum Mars von den Mutanten entschieden, die damit ihre Überlegenheit gegenüber den Menschen beweisen konnten. Welche Ereignisse sich daraus ergeben werden, wird vermutlich die Zukunft zeigen.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Al Ewing, Gerry Duggan, Jonathan Hickman
  • Zeichner*innen: Lucas Werneck, Matteo Lolli, Nick Dragotta, Pepe Larraz, Russell Dauterman, Sara Pichelli, Valerio Schiti
  • Seitenanzahl: 76
  • Preis: 7,99 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini Shop

X-Men Hellfire Gala #2 – Der letzte Tanz

Im zweiten Paperback erleben wir die Party noch aus einigen anderen Perspektiven: Warpath hat Probleme mit dem Kostüm, Karma mit einem Gast und Laura vermisst Gabby. Die neu gegründete X-Corp sucht auf der Party nach weiteren Vorstandsmitgliedern neben Angel und Penance. In der Fortsetzung der X-Force-Geschichte müssen sie sich den Konsequenzen von Beasts Entscheidungen herumschlagen: die terrafolonische Pflanze, mit welcher Beast alle Bewohner Terra Verdes kontrolliert, wurde gehackt. Nightcrawler betrinkt sich, da er nicht ausplaudern will, dass es Indizien dafür gibt, dass Onslaught zurück ist. Dann bemerkt er, dass Stacy X ein Bordell auf Krakoa errichtet hat, um dem ersten Gesetz „Erschafft mehr Mutanten“ zu dienen. Prodigy erforscht unabhängig von seinen Kollegen von X-Factor seinen eigenen Tod, nur Eye-Boy kommt ihm zur Hilfe.

Auch in diesem zweiten Band kann die X-Force-Geschichte am meisten überzeugen. Die New Mutants haben nur ein loses Geplänkel, dass dann aber mit einer erschreckenden Enthüllung endet. Dies gilt auch für das X-Factor-Kapitel, welches den Abschluss des Bandes darstellt. Das Kapitel um Nightcrawlers und Legions Truppe ist von daher interessant, dass die Rückkehr von Onslaught zum ersten Mal in einer deutschen Veröffentlichung erwähnt wird. Doch auch das Bordell von Stacy X sorgt für einige interessante Fragestellungen. Ich würde mich freuen, in Zukunft mehr von der dazugehörigen Reihe Way of X zu lesen.

Ein Kaleidoskop der Mutantengeschichten

Die Suche nach einem Vorstandsmitglied der X-Corp dagegen erweist sich als Buzzword-Bingo ohne eine wirklich interessante Geschichte. Würde dieser Band nicht unzählige neue Geschichten anteasern, wäre er nicht erwähnenswert.

Optisch sind die Zeichnungen nicht sehr interessant. Besonders im X-Factor-Kapitel fällt auf, dass viele Panels viel zu klein geraten sind. Trotz der originellen Idee, Eye-Boys Facettenblick durch unzählige kleine Kreise darzustellen, bleiben uns viele Details verborgen.

Wer einmal in viele unterschiedliche Mutantengeschichten hineinblicken will, findet hier einen interessanten Überblick. Dadurch, dass die meisten Reihen in Deutschland nicht vertrieben werden, entsteht aber das unangenehme Gefühl, dass es bei diesem kurzen Einblick bleiben könnte.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Benjamin Percy, Leah Williams, Simon Spurrier, Tini Howard, Vita Ayala
  • Zeichner*innen: Alberto Foche, Alex Lins, Bob Quinn, David Baldeon, Scott Eaton
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Die Hellfire Gala bietet als großes Crossover-Projekt einen Überblick über alle aktuellen Mutanten-Reihen. Als zusammenhängende Geschickte kann man es nicht beschreiben. Die Gala ist nur ein Aufhänger für viele kleine Episoden aus dem Leben der unzähligen Mutanten-Charaktere. Wer einen Einblick in das Leben dieser Figuren sucht, kann hier locker zugreifen. Wer aber mehr erwartet als hübsche Mode und persönliche Momente, wird mit den Bänden wenig anfangen können.

Ein Wort muss noch verloren werden zum Ende von Jonathan Hickmans Run. Er hat mit House of X & Powers of X die Mutanten vollkommen umgekrempelt und dabei einen höchst interessanten Weltenbau betrieben, den ich auch gerne in einem Rollenspiel erkunden würde. Sein Gesamtwerk umfasst das Ereignis X of Swords, das mich auch kalt gelassen hat. Im Grunde ist die Reihe nach dem grandiosen Start verpufft und hat zu wenig aus dem interessanten Szenario gemacht. Gerry Duggan wird dieses Werk nun fortführen und ich bin gespannt, ob er es schafft, mehr aus dieser Welt herauszuholen. Hier werden die ersten Grundsteine dafür gelegt. Wollen wir nur hoffen, dass sie besser genutzt werden, als es im Run davor geschehen ist.

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Diese Produkte wurden teilweise kostenlos zur Verfügung gestellt.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein