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Mister Sinister hat alles erreicht, was er sich jemals gewünscht hat. Seine Genexperimente haben die Welt bösartiger gemacht, doch nun entgleitet ihm das Experiment. Mit der zweiteiligen Serie Sinisters Sünden bekommt Mister Sinister ein erinnerungswürdiges Event, das zu ihm passt. Doch ist diese Saga ein Feuerwerk oder nur heiße Luft?

Die Ära der X-Men auf Krakoa erreicht ihr nächstes Horrorszenario: Sinister hat es geschafft, die mächtigsten Telepathen zu manipulieren und sie zu bösartigen Versionen ihrer selbst zu machen. Die zweibändige Reihe Sinisters Sünden zeigt nun eine Zeitlinie von 1000 Jahren, die sich auf Grund dieser Ereignisse aufspannt. Ganz wie beim großen Vorbild Age of Apocalypse zeigen sich hier nun ganz andere Versionen bekannter Held*innen, sowie neue Kreationen des Genwissenschaftlers. Minister Sinister ist einer der bekanntesten Gegner der X-Men und wurde bei der Gründung von Krakoa in den Kreis des Stillen Konzils einberufen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das in einer Katastrophe endet. Sein Debüt hatte er während des Mutanten- Massakers, bei dem er als geheimnisvolle Figur im Hintergrund agierte. Danach folgten immer wieder Rückschläge, aber auch unzählige Genexperimente, für die er bekannt ist. Da war es nur logisch, dass er die Wiederbelebung der Mutanten manipulierte. Aber musste es so böse enden?

Triggerwarnungen

Gedankenkontrolle, Genexperimente, Gewalt

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X-Men – Sinisters Sünden #1

Der Comic schließt direkt an die Ereignisse aus Die Unsterblichen X-Men #2 an. Durch mehrere Versuche mit Hilfe seiner Moira-Maschine konnte Mister Sinister eine alternative Zeitlinie erschaffen, in der er Hope, Charles Xavier, Exodus und Emma Frost ausschalten konnte. Seit der folgenden Wiederbelebung hat jede dieser vier Figuren ein rotes Karo auf der Stirn und ist von sinistren Gedanken beeinflusst. Zusammen verändern sie nun die ganze Nation nach ihren boshaften Vorstellungen. Zugleich kommt Ben Urich dahinter, dass mit den Mutanten etwas nicht stimmt. Doch er kommt zu spät.

Der Prolog setzt gleich den richtigen Ton für dieses Szenario: Charaktere, die man als die Guten kennt, tuen jetzt böse Dinge. Einzig Storm, Mystique und Destiny stellen sich mit ihren Verbündeten den neuen Unmoralischen X-Men entgegen. Danach gibt es einige Zeitsprünge und wir folgen drei unterschiedlichen Handlungssträngen. Die Mutanten von Krakoa erobern langsam die Welt, während sie sich in Intrigen verlieren. Die Rebellion um Storm entwickelt sich zu einer Weltraum-Oper, während der sie langsam die Wahrheit hinter Mister Sinisters Herkunft aufdeckt. Die dritte parallele Erzählung beschäftigt sich mit den Nightcrawlers. Das sind Hybrid-Klone von Nightcrawler und anderen Charakteren wie Spider-Man oder X-23. Auch sie wurden durch Sinister manipuliert, doch treffen sie auf Banshee, der zu einer Art Ghost Rider wurde. Banshee schafft es, den sinistren Einfluss abzuschmettern und die Nightcrawler auf die Seite von Mother Righteous zu ziehen. Diese noch recht neue Schurkin ist eine magische Gegenthese zu Mister Sinister.

Drei Geschichten in einem

In diesem ersten Sammelband folgen wir also unterschiedlichen Protagonisten: Die Unmoralischen X-Men, Storms Bruderschaft und Mother Righteous‘ Nightcrawlers. Die Unmoralischen X-Men-Geschichten erzählen logisch die Handlung aus den Unsterblichen X-Men fort. Hier ist die Erzählung gespickt mit Intrigen und Verrat sowie interessanten Wendungen. Storms Bruderschaft erinnert nicht nur optisch an Star Wars und besteht aus viel Action und heldenhaften Missionen. Die Nightcrawlers-Geschichten versuchen neue Charaktere einzuführen, gehen dabei aber sehr schnell vor. So ist es schwierig, die ganzen unbekannten Figuren ins Herz zu schließen. Daher muss ich sagen, dass mir diese Kapitel am wenigsten zugesagt haben.

Der Rest überzeugt aber durch immer neue Wendungen, die die Lesenden überraschen und in jede mögliche Richtung gehen können. Optisch wird hier auch viel geboten, wenn auch keiner der Zeichner groß aus der Masse heraussticht. Der Stil orientiert sich an anderen Marvel-Comics und unterstützt die Handlung mit dem richtigen Pacing.

© Panini Comics

Insgesamt kann ich diesen Comic empfehlen, wenn man sich für ein Superhelden-Epos interessiert, bei dem alles so scheint, als ob das Böse obsiegt hat. Wer den aktuellen Geschehnissen auf Krakoa folgen möchte, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren, selbst wenn klar sein sollte, dass diese alternative Zeitlinie im nächsten Band wieder zusammenbrechen wird.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Al Ewing, Kieron Gillen, Simon Spurrier
  • Zeichner*innen: David Baldeon, Juan José Ryp, Marco Checchetto, Paco Medina, Stefano Caselli
  • Seitenanzahl: 156
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

X-Men – Sinisters Sünden #2

Zu Beginn des Comics sind 100 Jahre vergangen, seit die bösartigen Mutanten die Macht über das Universum übernommen haben. Mister Sinister wurde inzwischen von seinen eigenen Geschöpfen abgesäbelt, die keinen Nutzen mehr in ihm sehen. Seine letzte Kreation Rasputin IV ist die perfekte Kampfmaschine: eine Chimäre aus insgesamt fünf verschiedenen Mutanten. Gemeinsam mit ihr macht er sich auf die Reise, die Kontrolle zurück zu gewinnen.

Derweil kämpft Ororos Bruderschaft gleichzeitig gegen die Herrschaft des Roten Karos und die Weltraum-Allianz von Orbis Stellaris. Sie werden aber auch von Mother Righteous manipuliert, ebenso wie die Nightcrawlers, welche langsam erkennen, dass der Weg ihrer Mutter nicht zur spirituellen Erlösung führt. Diese hat aber ihren eigenen Plan, der sich nach einem weiteren Zeitsprung von 1000 Jahren unter der Herrschaft des Roten Karos langsam zu entfaltet beginnt und auch Auswirkungen auf die natürliche Zeitlinie im Marvel-Universum haben könnte.

Des Epos verliert sich in Nebenschauplätzen

Am Ende des Comics wird die Zeitlinie zurückgesetzt. Das ist kein sonderlich großer Spoiler, da jedem klar sein sollte, dass Marvel keinen riesigen Zeitsprung in ihr Universum einbauen wird und die Entwicklung aller anderer Reihen ignoriert. Die Spannung besteht also hauptsächlich darin: Wie wird diese Zeitlinie zerstört? Und schafft es etwas aus dem Szenario in die ursprüngliche Zeitlinie?

Leider will der Comic dann auch noch die Geschichte von Ironfire erzählen, einem Mutanten aus Storms Gefolge, sowie die von Mother Righteous und Destiny. Keine der Figuren macht aber eine spannende Entwicklung durch und die Ziele der Figuren sind spätestens am Ende nichtig. Es folgt kein Augenblick der Auflösung, den so ein Szenario wirklich gebraucht hätte. Auch das Ende bereitet nur das nächste Event vor, und es scheint, dass wir von Mother Righteous noch einiges hören werden.

Optisch gibt es mit den von Alessandro Vitti gezeichneten Kapiteln einen Ausrutscher, der mir leider nicht sehr zugesagt hat. Er arbeitet gerne mit großen schwarzen Flächen und im Schatten liegenden Gesichtern. Dieser Zeichenstil würde in schwarz/weiß viel mehr Eindruck machen. Die Kolorierung gibt den Bildern zu viel Unruhe.

Dazu hat Panini mit diesem Comic die Produktionsqualität merklich verschlechtert. Der Einband ist wesentlich dünner als beim Vorgänger und lässt sich nun ebenso knicken wie die Seiten im Buch. Haben die Einbände der bisherigen Softcover das Buch halbwegs zusammengehalten, fühlt es sich nun fast so an, wie ein sehr dickes Heft zu lesen.

© Panini Comics

Dennoch hat dieser Comic seine Daseinsberechtigung. Er führt die Saga zu einem konsequenten Ende und lässt keine großen Fragen offen. Ich bin trotzdem enttäuscht davon, wie die Reihe ausgegangen ist, auch weil ich mir gerade nach dem ersten Band mehr versprochen hatte. Am Ende scheitern für mich Sinisters Sünden an den zu großen Ambitionen und viel zu großen Zeitsprüngen, die es schwer machen, einen konstanten Spannungsbogen aufrecht zu halten.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Al Ewing, Kieron Gillen, Simon Spurrier
  • Zeichner*innen: Alessandro Vitti, Andrea di Vito, Lucas Werneck, Paco Medina
  • Seitenanzahl: 180
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Artikelbilder: © Panini Comics, Marvel
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt

Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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