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Faschisten, Monster und die ewige Dunkelheit der Tunnel: Die apokalyptische Welt von Metro 2033 dreht sich um das herausfordernde Leben der Bewohner in den Stationen. Dennoch entfacht dieses Szenario die Faszination vieler Leser, wie der Erfolg der Metro-Trilogie beweist. Gelingt das auch der Graphic-Novel-Adaption des ersten Romans?

Die Metro-Trilogie ist eine Erfolgsgeschichte des Internets. Bereits mit 19 Jahren verfasste Autor Dmitry Glukhovsky das Manuskript, musste aber zunächst mit der Ablehnung durch mehrere Verlage leben. Doch diese Rückschläge konnten den jungen Mann nicht davon abhalten, seine Geschichte mit der Welt zu teilen. Schlussendlich entschied sich Glukhovsky im Jahre 2002, die Geschichte zu Metro 2033 im Internet zu veröffentlichen. Rasant entwickelte sich eine leidenschaftliche Fangemeinschaft, die letztendlich maßgeblich zur Veröffentlichung durch professionelle Verlage beitrug.

Inzwischen hat sich ein ganzes Metro-Universum gebildet, das neben den drei Romanen Videospiele, ein Brettspiel und von Glukhovsky abgesegnete Geschichten anderer Autoren enthält. Eine Graphic-Novel-Adaption war somit nur eine Frage der Zeit. Metro 2033 Bd. 1: Wo die Welt endet ist nun der erste von vier Bänden, der die Handlung des Romans in Text und Bild festhält. Die Eigenproduktion aus dem Hause Splitter ist dabei ein Herzensprojekt des niederländischen Künstlers Peter Nuyten. Konnte der Medientransfer gelingen?

Handlung & Charaktere

Nach einem nuklearen Krieg ist die Oberfläche Moskaus unbewohnbar geworden. Die Überlebenden flohen in die U-Bahn-Tunnel und errichteten dort mit der Zeit verschiedene Fraktionen. Infolgedessen ist die Lage unter der Erde stets angespannt. Kommunistische und faschistische Extremisten befinden sich in einem immerwährenden Konflikt. Doch auch neutrale Parteien werden in blutige Auseinandersetzungen getrieben. Dabei geht nicht nur von den Menschen Gefahr aus. Grauenvoll mutierte Wesen suchen die Tunnel der U-Bahn heim. Die Welt von Metro 2033 ist dadurch von einem ständigen Überlebenskampf geprägt.

Auszug aus Metro 2033 Bd. 1 © Splitter
Auszug aus Metro 2033 Bd. 1 © Splitter

Protagonist Artjon nennt die unabhängige Station Wdnch sein Zuhause. Sein Stiefvater Suchoj hat es in dieser zu hohem Ansehen gebracht und ist über die Jahre zu einem Stationsführer geworden. Allerdings ist die Lage in letzter Zeit bedrohlicher geworden. Die Bewohner der Tunnel sehen sich den Angriffen von mysteriösen Wesen, den sogenannten Schwarzen, ausgesetzt.

Just in dieser Lage tritt ein Mann namens Hunter auf den Plan. Nachdem er über die Situation der Station aufgeklärt wurde, versucht er, mehr Informationen über die Schwarzen zu beschaffen. Für den Fall seines Verschwindens gibt er Artjon den Auftrag, die Polis aufzusuchen. Diese Faktion weist innerhalb der Metro die größte militärische Macht auf und verfügt über Zugang zur alten Stadtbibliothek von Moskau. Doch warum ausgerechnet Artjon? Der Grund ist, dass diesen ein persönliches Erlebnis mit der Bedrohung durch die Schwarzen verbindet. Somit macht sich der junge Mann auf eine Reise und die Suche nach Antworten.

Metro 2033 Bd. 1: Wo die Welt endet transportiert die Atmosphäre des Romans gut auf das Medium der Graphic Novel. Die Fraktionen und Ausgangslage werden schrittweise vorgestellt. Ebenso wird mit den Charakteren verfahren, im Besonderen Protagonist Artjon. Jedoch erkennt man bereits hier eine Schwachstelle der Adaption, die mit dem Medientransfer zu tun haben könnte. Schon im ersten Band wird eine Vielzahl von Nebencharakteren eingeführt, die leider auch schnell wieder irrelevant werden. Im Gegenzug zu einem Roman, in dem mit ausführlichen Beschreibungen Tiefgang aufgebaut werden kann, fehlt es an vielen Stellen an Wirkungskraft von Akteuren.

Auszug aus Metro 2033 Bd. 1 © Splitter
Auszug aus Metro 2033 Bd. 1 © Splitter

Ebenso bemerkt man eine Sprunghaftigkeit der Erzählweise. Während dies abermals in Romanen besser funktionieren kann, sorgen rasche Szenenwechsel in Graphic Novels oftmals für Verwirrung. Der erzählerische Fluss leidet, wenn die Akteure innerhalb weniger Panels ohne die entsprechende Textunterstützung an unterschiedliche Orte gelangen. Hier hätte man durch kleine, textliche Hinweise auf die neue Szenerie Abhilfe leisten können.

Zeichnungen & Kolorierung

Was Peter Nuyten vortrefflich gelingt ist die visuelle Umsetzung der tristen Atmosphäre der Welt von Metro 2033. Die Szenerie wirkt verkommen, trostlos und bedrohlich. Besonders deutlich wird das in der Gestaltung der abgehärteten (man möchte beinahe sagen: abgewrackten) Gesichter der Akteure. Das Leben im Untergrund ist gefährlich und entbehrungsreich. Zusätzlich sorgt ein bedrohliches Artdesign der mutierten Kreaturen für einen zusätzlichen Gruselfaktor. Insgesamt merkt man Nuyten seinen Hintergrund als Illustrator an, da der Stil zwar sehr skizzenhaft und zeichnerisch, aber dennoch eindrücklich erscheint.

Die Kolorierung harmoniert in ihrer monochromen Gestaltung mit den Zeichnungen. Dunkle und schmutzige Töne dominieren die Szenerien von Metro 2033 Bd. 1: Wo die Welt endet. Die spärlich eingesetzten warmen Farben dienen der Hervorhebung von speziellen Stimmungslagen. Beispiele sind dafür die vermeintliche Sicherheit der Stationen (Verwendung von warmen Farben des Lichts) oder die intensiven Kämpfe (warme Farben für das Feuer der Waffen und das Blut der Wunden).

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autoren: Dmitry Glukhovsky, Peter Nuyten
  • Zeichner: Peter Nuyten
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 64
  • Preis: 16,00 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Metro 2033 Bd. 1: Wo die Welt endet ist eine liebevolle Adaption des Ursprungsmaterials. Die Atmosphäre der Welt von Dmitry Glukhovsky wird bestmöglich eingefangen, wenngleich der Medientransfer einige Schwächen mit sich zieht. Charaktere wirken weniger eindrucksvoll, und zudem gelingen Wechsel der Szenerie nicht immer. Demgegenüber steht eine gelungene visuelle Adaption.

Der skizzenhafte Stil von Peter Nuyten versteht es, die Brutalität und Tristesse der Untergrundwelt auf Papier zu bannen. In Kombination mit einer tristen Kolorierung entsteht ein wahrhaft bedrückender, aber zeitgleich faszinierender Eindruck. Es bleibt abzuwarten, ob die weiteren Adaptionen der Reise von Protagonist Artjon die erzählerischen Makel beheben können.

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbild: © Splitter, Bearbeitung: Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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