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Die Bewohner der Moskauer Metro sind die letzten Überlebenden des Krieges. Doch der Protagonist Artjom ist überzeugt, dass es außerhalb der Metro Leben geben muss. Hat er recht mit seiner Vermutung? Was erwartet ihn, als er die schützenden Tunnel verlässt? Henning hat sich den dritten Teil der Shooter-Reihe einmal angesehen.

Nach Metro: 2033 und Metro: Last Light kehren wir zum dritten Mal zum Protagonisten Artjom zurück. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, die man eher als Schlauch-Shooter bezeichnen kann, erwartet diesen bei Metro: Exodus eine Mischung aus engen, linearen Tunnelanlagen und weiten Levels, welche kleineren Open-World-Spielen in nichts nachstehen. Trotzdem schaffen es auch diese Levels, die Geschichte voranzutreiben.

Genaueres Setting/Geschichte

Bei einem Atomkrieg zogen sich die Menschen in Moskau in die dortige Metro zurück. Als klar wurde, dass die Oberfläche unbewohnbar ist, richteten sich die Überlebenden in dem weitläufigen Tunnelsystem ein. Die einzelnen Stationen bildeten Gemeinschaften und trieben Handel untereinander – oder kämpften um die Vorherrschaft in der Metro.

Nachdem er die Ereignisse der Vorgänger Metro: 2033 und Metro: Last Light überstanden hat, ist Artjom, der Held der Geschichte, davon überzeugt, dass außerhalb der Metro noch Menschen überlebt haben. Grundlage dieser Überzeugung ist ein Funkspruch, den er gehört hat, als er auf Patrouille im Außenbereich war. Seitdem sucht er verzweifelt nach weiteren Lebenszeichen – bis er einen Zug entdeckt, der durch die angeblich unbewohnte Stadt fährt. Die Ereignisse überschlagen sich, und ehe er sich versieht, ist er, zusammen mit anderen Mitgliedern der Spartan Rangers, mit diesem Zug unterwegs in eine unbekannte Zukunft.

Metro: Exodus ist ein Road-Movie verkleidet als Story-Shooter.

Hier beginnt die eigentliche Geschichte von Metro: Exodus, die Artjom durch mehrere völlig unterschiedliche Gebiete und Jahreszeiten führt, bis er hoffentlich am Ende in Nowosibirsk, dem Ziel des Zuges, ankommt. Unterwegs warten natürlich unzählige Aufgaben und Herausforderungen auf den Protagonisten.

Die Haupt-Geschichte umfasst ca. 25 Stunden Spielzeit, je nach frei wählbarem Schwierigkeitsgrad. Ein schönes Detail ist hierbei der Schwierigkeitsgrad „Leser“, der für Personen ohne Shooter-Erfahrung gedacht ist, die einfach nur die Geschichte genießen wollen. Die wenigen Gefechte sind hier sehr einfach zu bewältigen, und Ressourcen sind in Hülle und Fülle vorhanden, sodass man sich auf die Story konzentrieren kann.

Natürlich fehlen auch harte Spielmodi nicht, in denen Ressourcen sehr knapp sind und der Held nicht nur mit Gegnern kämpft, sondern vermehrt auch mit der teilweise lebensfeindlichen Umgebung.

Offene Levels

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern ist Metro: Exodus wesentlich weniger linear erzählt. Die Geschichte bis zum ersten „richtigen“ Level spielt sich zwar noch wie eine Mischung aus Schlauch-Shooter und langen Videosequenzen, allerdings ändert sich das schon bald mit der ersten Erkundungsmission.

In den Hauptlevels öffnet sich das Spiel, und man kann große Areale nach eigenem Gutdünken erforschen. Neben der Haupthandlung warten zahlreiche Nebenquesten auf Artjom, die er natürlich nicht annehmen muss. Außerdem wimmeln die Levels vor Orten, die ihre eigene Geschichte erzählen. Die Zeit wurde im Moment des Angriffs quasi eingefroren. Mitunter sitzen Opfer des Krieges noch am gedeckten Mittagstisch, während Bilder und andere Objekte ihre Familiengeschichte erzählen. 4A schafft es hier, ein realistisches und damit sehr bedrückendes Bild der Endzeitwelt zu zeichnen.

Die einzelnen Level können nicht mit den großen Open Worlds anderer AAA-Titel mithalten, aber die Gestaltung der Level ist umso liebevoller gelungen.

Das gilt auch für gelegentliche Horror-Abschnitte, die wirklich gruselig gestaltet sind und deren Jump-Scares für kurzzeitige Schockmomente sorgen – vor allem, wenn man in einem abgedunkelten Raum auf einem Projektor spielt.

Wermutstropfen

Leider ist Artjom ein stummer Held, und selbst, wenn eine Aufgabe eigentlich ein Reden seinerseits erfordert hätte, bringt er im Spiel kein Wort über die Lippen. Stattdessen spricht er nur als Off-Stimme in den Ladebildschirmen, um Zusammenhänge zu erläutern oder seine Gedanken darzulegen.

Features

Artjom ist nicht nur alleine unterwegs. Meist hat man irgendeinen Partner dabei, wenn nicht sogar mehrere, und muss teilweise auch auf diese aufpassen.

Die Missionen lassen sich auf verschiedene Arten und Weisen spielen. Es obliegt dem Spieler, zu entscheiden, ob er lieber heimlich und unbemerkt vorankommen möchte oder den offenen Kampf sucht. Beide Methoden sind möglich. Es hat Auswirkungen auf die Geschichte und vor allem die Enden, ob die Gegner reihenweise niedergeschossen werden oder ob der Spieler versucht, möglichst leise voranzukommen, und Gegner dabei zu betäuben oder ganz zu umgehen.

Schön ist dabei, dass Metro: Exodus den Spieler, genau wie seinerzeit S.T.A.L.K.E.R., nicht mit Spielelementen überfrachtet ist. Die Welt ist zum größten Teil tot, und dieser Zustand wird sehr lebendig erzählt.

Sammelquests oder generell in der Welt verteilte Sammelobjekte hat das Spiel nicht nötig, stattdessen sind die verfügbaren Nebenquests gut dosiert und vor allem sinnvoll gestaltet.

Wir brauchen Waffen. Viele Waffen.

Artjom verfügt über ein umfangreiches Arsenal an möglicher Bewaffnung. Zwar hat er in der Regel nur 3 Waffen und einige Ausrüstungsgegenstände gleichzeitig im Einsatz, allerdings kann er diese austauschen oder nach Herzenslust modifizieren. Eine Werkstatt dafür wurde ihm in Form eines Rucksackes praktischerweise direkt mitgegeben, sodass er eigentlich nur Ruhe und Ressourcen braucht, um seine Waffen umzubauen. Dabei sind auch starke Veränderungen möglich, beispielsweise ist es möglich, mit der Pistole Schrot zu verschießen, wenn man ein Präzisionsgewehr tragen möchte und keine Schrotflinte. Leise Waffen wie eine Armbrust runden das Arsenal ab, sodass auch Anhänger der Schleicherzunft auf ihre Kosten kommen.

Umwelteinflüsse

Die Umwelt in Metro spielt eine entscheidende Rolle für den Realismus des Endzeit-Settings. Beispielsweise wird es nach einiger Zeit zur Normalität, gelegentlich das Maskenvisier sauber zu wischen, wenn dieses wieder mal verdreckt oder von Schnee bedeckt ist. Die Armbanduhr zeigt an, wie lange der aktuelle Luftfilter noch reicht, bevor man ihn wechseln muss. Da dies teilweise nur wenige Minuten sind, muss man für längere Erkundungsreisen wahlweise ausreichend Filter mitnehmen oder unterwegs finden.

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Grafik und Sound

Technisch weiß das Spiel zu überzeugen. Nachdem eine langwierige initiale Prüfung der verfügbaren Hardware die optimalen Grafikeinstellungen berechnet hat, wird der Spieler schon durch die Gestaltung des Hauptmenüs in die richtige Stimmung versetzt.

Metro: Exodus besticht mit grandioser und detailreicher Grafik. Sowohl die Modelle als auch die Texturen sind extrem realistisch; die Lichtsetzung ist gelungen und unterstreicht jederzeit die Stimmung.

Dabei kommt dem Spiel auch die Gestaltung als Road-Movie zugute, denn dadurch war es möglich, vier komplett verschiedene Gegenden Russlands zu gestalten, die sich neben den vorherrschenden Bedingungen auch durch die Jahreszeit deutlich voneinander unterscheiden.

Die richtige Hardware vorausgesetzt, lässt sich Metro: Exodus auch im Raytracing-Modus betreiben, was beinahe fotorealistische Bilder auf den Monitor zaubert. Anders ausgedrückt: Die Grafik kann mit den CGI-Effekten vieler aktueller Kinofilme mithalten und diese teilweise sogar übertrumpfen.

Leider dürften nicht alle Spieler in den Genuss der fotorealistischen Grafik kommen, denn die höchste Detailstufe mit zugeschaltetem Raytracing erfordert eine immense Rechenleistung.

Die Entwickler sind dabei so überzeugt von ihrer Grafik, dass sie Metro: Exodus einen jederzeit erreichbaren Fotomodus spendiert haben, mit dem sich Erinnerungsbilder vom Ausflug in die Endzeit für die Nachwelt erhalten lassen.

Leider hält der Soundtrack nicht mit der Grafik Schritt. Die Musikuntermalung klingt teilweise zu generisch, und den Sound-Effekten fehlt teilweise das gewisse Etwas. Man könnte aber sagen, sie passen sich der Trostlosigkeit der Welt an. Für einen Shooter dürfte es aber dann doch etwas mehr „larger than life“ sein.

Die harten Fakten:

  • Entwicklerstudio: 4A
  • Publisher: Deep Silver
  • Plattform: PC (angespielt), X-Box, PS4
  • Mindestanforderungen: Intel Core I5-4440, 8GB Ram, GTX 670/GTX 1050/ Radeon HD 7870 jeweils mit 2 GB VRAM, DirectX 11+, Windows 7+
  • Genre: Story-Shooter mit Open-World-Levels.
  • Releasedatum: 15.02.2019
  • Spielstunden: 25+
  • Spieleranzahl: 1
  • Altersfreigabe: 18+
  • Preis: 54,98 EUR (PC), 59,99 EUR (PS4, XBox One),
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Die Steam/Epic-Kontroverse

Das Spiel hat schon im Vorfeld Diskussionen ausgelöst, als bekannt wurde, dass es, entgegen den ersten Angaben, nicht auf Steam veröffentlicht werden, sondern stattdessen als Exklusiv-Titel über den Epic Store vertrieben werde. Wütende Fans der Reihe haben daraufhin angefangen, die beiden noch bei Steam erhältlichen Vorgänger Metro: 2033 und Metro: Last Light negativ zu bewerten. Der Publisher reagierte darauf, meiner Meinung nach wenig erwachsen, mit der Ankündigung, einen möglichen Nachfolger nur noch für die Konsolen herauszubringen, sollten die PC-Verkäufe über den Epic Store nicht zufriedenstellend sein.

Wie diese Kontroverse enden wird, steht leider noch in den Sternen, aber die Fakten liegen auf dem Tisch: Die PC-Version von Metro: Exodus lässt sich nur über den Epic Store aktivieren.

Fazit

Metro: Exodus verknüpft geschickt zwei grundverschiedene Genres. Zum einen ist es, genau wie seine Vorgänger, oft ein storylastiger Schlauch-Shooter, der die Bewegungsmöglichkeiten einschränkt, um die Story voranzutreiben. Diese Passagen werden oft unterbrochen durch lange, teilweise auch zu lange Videosequenzen.

Dieser Spielstil wechselt sich ab mit einzelnen Levels, die sich als Open-World spielen lassen. Die Levels spielen in verschiedenen Gegenden, was sehr abwechslungsreiche Gestaltung erlaubt. Hier bieten sich dem Spieler zahlreiche Quests abseits der Haupthandlung. Außerdem warten viele Orte darauf, vom Spieler erkundet zu werden und ihm nur durch den Anblick und die gefundenen Objekte ihre Geschichte zu erzählen. Auf diese Weise wird die tote Welt von Metro: Exodus gleichzeitig als sehr lebendig dargestellt.

Die Welt reagiert auf die Handlungen des Spielers, beispielsweise darauf, ob er sich durch die Action schießt oder versucht, lautlos vorzugehen und die Gegner möglicherweise nur zu betäuben. Diese Reaktionen fallen nicht immer sehr deutlich aus, allerdings mündet die Geschichte je nach dominanter Handlungsweise in verschiedene Enden.

Es gibt auch einige Kritikpunkte. Die Steuerung reagiert je nach Auslastung der Hardware teilweise etwas langsam, aber noch im akzeptablen Rahmen. Die Videosequenzen, die die Handlung oft unterbrechen, sind teilweise etwas lang geraten. Die Ladezeiten sind ebenfalls mitunter sehr lang, die langen Ladezeiten vor den einzelnen Levels werden aber geschickt überbrückt.
Größter Kritikpunkt meinerseits ist aber die Stimme des Helden Artjom. Diese bekommt der Spieler nur in den Ladesequenzen zu hören, wenn Artjom die Geschehnisse zusammenfasst und bewertet. Im Spiel selbst ist er stumm, selbst dann, wenn die Handlung eigentlich verlangt, dass er mit jemandem reden soll. Schade, hier hat 4A Potential für Interaktionen verschenkt.

Für knapp 60 Euro bietet Metro: Exodus hervorragende Unterhaltung, viel zu entdecken und ca. 25 Stunden Spielspaß allein für die Haupthandlung. Die Nebenquests ergeben Sinn und sind keine einfachen Sammelaufgaben. Durch die Möglichkeit, Levels und Enden durch die eigenen Handlungen zu beeinflussen, ist Wiederspielwert gegeben.

mit leichten Schwächen

 

Artikelbilder und Screenshots: © Deep Silver, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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