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Eine ungesehene Armee von Wurmmonstern terrorisiert London in Der Orden: Bd. 2: Der Hof der Wurmkönigin. Glücklicherweise ist eine seit Jahrhunderten aktive Geheimgesellschaft zur Stelle, um den Wesen Einhalt zu gebieten. Mit fortschrittlichen Waffen und viel Mut müssen sie sich den Ungeheuern stellen.

Der erste Band von Der Orden liefert eine spannende Geschichte über den Zusammenhalt der alten und neuen Generation im Kampf gegen eine übermächtige Bedrohung durch interdimensionale Würmer. Dabei implementiert Autor Kek-W geschickt Elemente verschiedener Genres, wie Fantasy, Science-Fiction und Horror. Allerdings war schon am Ende des Pilotbandes ersichtlich, dass mit diesem die Geschichte nicht vollständig erzählt sein würde.

Nachdem der Vorstoß der Monstren im Mittelalter abgewehrt wurde, braut sich im elisabethanischen England eine neue Bedrohung zusammen. Werden die neuen Mitglieder des geheimen Ordens abermals erfolgreich sein, selbst wenn diesmal die Wurmkönigin selbst den Angriff führt?

Handlung & Charaktere

Wir schreiben das Jahr 1580. In London wird der einfache Arbeiter Daniel Calhoun angewiesen, die Überreste eines Folteropfers zu entfernen. Während des Prozesses befällt etwas Unbekanntes seinen Körper. Plötzlich suchen ihn Visionen von furchtbaren Wurmmonstern und deren Königin heim. Verwirrt flüchtet er in die Straßen von London. Dort macht er bald Bekanntschaft mit einer Gruppe von Leuten, die über seltsame Technologie verfügen und mehr über den Hintergrund der Würmer zu wissen scheinen. Dieser Orden ist seit Jahrhunderten für die Verteidigung gegen die Invasoren aus einer anderen Dimension verantwortlich und Daniel Calhoun ist unabsichtlich mitten in das Geschehen geraten.

Wenngleich Der Hof der Wurmkönigin der zweite Teil der Reihe ist, hat er nur wenig mit seinem Vorgänger zu tun. Zwar gibt es durchaus Anspielungen und wiederkehrende Elemente, die man als Neueinsteiger*in in Der Orden ohne Kenntnis des ersten Bandes nicht versteht. Doch wirkt die Graphic Novel weder wie eine richtige Fortsetzung, noch eine eigenständige Geschichte. Die neuen Charaktere hinterlassen kaum Eindruck, gerade im Vergleich mit den interessanten Charakteren aus dem ersten Band.

Was Autor Kek-W abermals geschickt gelingt, ist die Kombination von Elementen verschiedener Genres, wie Fantasy, Science-Fiction und Horror. Gerade zu Ende des Bandes nimmt außerdem die Action mehr und mehr Fahrt auf. Je näher die Mitglieder des Ordens an die Wurmkönigin kommen, desto mehr Gefahren stellen sich ihnen in den Weg. Das sorgsam vorbereitete Finale enttäuscht nicht.

Allerdings ist Der Orden: Bd. 2: Der Hof der Wurmkönigin ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger. Dessen interessante Charaktere mussten oberflächlichen neuen Protagonist*innen weichen, zu denen über die gesamte Handlung keine Bindung entsteht. Gleichzeitig setzen sich erzählerische Schwächen der Reihe weiter fort, beispielsweise die erzwungen wirkende Gestaltung des Spannungsbogens. Es entsteht abermals der Eindruck, dass der Autor bestimmte Meilensteine der Erzählung erreichen wollte und diese nicht immer organisch herbeigeführt hat.

Zeichnungen & Kolorierung

Im zweiten Band der Reihe ist ebenso John Burns, der legendäre britische Illustrator, für die Zeichnungen verantwortlich. So wie Autor Kek-W eine Vielzahl an Genres in die Geschichte einbringt, präsentiert Burns Abwechslungsreichtum bei der visuellen Gestaltung. Einige Panels wirken skizzenhaft, während andere fast an Ölzeichnungen erinnern oder komplett monochrom gehalten sind. Normalerweise fällt mir eine solche inkonsistente Gestaltung negativ ins Auge, doch bei Der Orden: Bd. 2: Der Hof der Wurmkönigin wirkt es wie aus einem Guss.

Die größte Stärke von Johns Burns ist die Visualisierung von Emotionen. Gestik und Mimik sind auf den Punkt gebracht und besonders am Ende merkt man den Charakteren den Stress an. Das Design der Wurmmonster, speziell der Königin, überzeugt ebenso.

Ein Ärgernis ist für mich die Gestaltung des Covers. Auf diesem sieht man die Charaktere des ersten Bandes, wie sie sich im Kampf gegen die Würmer befinden. Wie oben bereits erwähnt, stehen diese Charaktere jedoch gar nicht im Mittelpunkt des Bandes. Dadurch werden meiner Ansicht nach für Leser*innen von Der Orden: Bd. 1: Die Menschmaschine falsche Erwartungen geweckt.

Die harten Fakten

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Kek-W
  • Zeichner*in: John Burns
  • Erscheinungsjahr: 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 64
  • Preis: 17,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Comics

 

Fazit

Der Orden: Bd. 2: Der Hof der Wurmkönigin wirkt weder wie ein eigenständiges Werk noch wie eine Fortsetzung des Pilotbandes. Die Handlungen der beiden bisherigen Einträge der Reihe sind lose durch einige Elemente miteinander verbunden, schaffen aber kein Gefühl der Kontinuität. Das ist gerade in der Hinsicht schade, dass der erste Band noch durch seine interessanten Charaktere überzeugt. Leider kann man das von Der Hof der Wurmkönigin nicht sagen, das abseits des epischen Finales wenig erinnerungswürdige Momente aufweist. Dafür setzt sich mit der stellenweise erzwungen wirkenden Erzählweise eine Schwachstelle der Reihe fort.

Ein Augenschmaus dagegen sind die Zeichnungen von John Burns, die trotz der vielfältig eingesetzten Zeichenweisen harmonisch wie aus einem Guss wirken. Besonders die Mimik der Charaktere überzeugt und vermittelt beim epischen Finale die bedrohliche Lage.

Insgesamt wirkt dieser Band leider wie ein Rückschritt für eine Reihe, die mit dem Piloten noch so vielversprechend begonnen hatte.

  • Episches und actionreiches Finale
  • Stimmungsvolle Kombination von Fantasy, Science-Fiction und Horror
  • Stimmungsvolle Zeichnungen von John Burns mit klasse inszenierten Emotionen
 

  • Oberflächliche und uninteressante Charaktere
  • Ausarbeitung der Erzählung wirkt stellenweise zu erzwungen

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Maximilian Düngen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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