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In Paninis Shazam: Im Reich der Verdammnis leidet Shazam unter Aussetzern seiner Superkräfte. Doch braucht Shazam seine Kräfte nicht nur, um das Böse zu bekämpfen, sie sind auch das Einzige, was seinen besten Freund am Leben erhält. Kann er mit seinem Teen-Titans-Kollegen in die Hölle reisen und alle retten?

In der echten Welt sieht für Shazam alles super aus. Der Kinofilm zum Helden vor einigen Jahren war so erfolgreich, dass die Fortsetzung diesen Dezember in den Kinos startet, und davor bekommt im Herbst sein Erzfeind, Black Adam, seinen eigenen Kinofilm mit Dwayne Johnson in der Titelrolle. Im Comic sieht es aber ganz anders aus: Von seiner Familie entfremdet, von seinem Mentor im Stich gelassen und von Problemen mit seinen Kräften geplagt, liegt seine letzte Chance darin, in die Hölle zu reisen. Kann ein so düsterer Ansatz für den sonst so fröhlichen Helden funktionieren?

Handlung

Seit einiger Zeit leidet Billy Batson unter Aussetzern seiner Superkräfte. Er kann sein Zauberwort „Shazam“ sooft wie er will sprechen, ohne sich in sein Super-Alter Ego Shazam zu verwandeln. Und selbst wenn es mal klappt, verlassen ihn an den ungünstigsten Stellen seine Kräfte. Und seit Neustem plagen ihn auch noch Visionen, wie der Zauberer, der eigentlich im magischen Fels der Ewigkeit im Mittelpunkt des Universums wacht und Billy seine Kräfte verleiht, in der Hölle landet. Eigentlich ist Billy deswegen der Teen-Titans-Akademie beigetreten, in der Hoffnung, dass die erfahrenen Helden bei seinen Problemen helfen könnten. Nightwing, Starfire und Raven wissen jedoch auch keinen Rat, und an einer Superheldenschule keine Superkräfte zu haben führt Billy von einer Blamage zur nächsten.

Billy muss sich also beeilen, seine Kräfte wiederzuerlangen[..]

Dann erfährt er jedoch zwei Dinge: Zum einen hatte Billy seine Superkräfte mit seinen Adoptivgeschwistern geteilt, die zur Shazam-Familie wurden. Seitdem Billys Kräfte schwanken, sind seine Geschwister aber komplett von den Superkräften abgeschlossen – und die waren das einzige, was die tödliche Knochenkrankheit seines Adoptivbruders und besten Freundes Freddy Freeman aufhielt. Und dazu erfährt er noch, dass der Fels der Ewigkeit tatsächlich in die Hölle gestürzt ist. Billy muss sich also beeilen, seine Kräfte wiederzuerlangen, und dazu muss er ohne Superkräfte in die Hölle wandern. Sein Klassenkamerad, der Zauberlehrling Dane ist bereit ihm zu helfen – aber ist Dane nicht vielleicht zu begeistert von der Idee, in die Hölle zu reisen?

Die Grundidee von Shazam: Im Reich der Verdammnis ist nicht schlecht. Shazam ist bekannt dafür, der unschuldigste Superheld mit dem reinsten Herzen zu sein, und den Verlust seiner Kräfte mit der Bedrohung für Freddys Leben zu kombinieren war eine gute Idee. So will Billy seine Kräfte nicht aus egoistischer Machtgier wiederhaben, sondern um seinen besten Freund zu retten. Und gleichzeitig liefert es auch noch ein Zeitlimit, das verständlich macht, warum Billy übereilt handelt.

Eine gewisse Dringlichkeit besteht also in der Geschichte, allzu düster oder stressig wird es aber nicht. Die Gegend der Hölle, in die Shazam und Dane reisen, ähnelt einer verzerrten Mischung aus Las Vegas und einem Zirkus. Manche Dämonen versuchen zwar, Sterbliche im Glücksspiel zu betrügen um ihre Seelen zu gewinnen, andere wie die Teufelin Amoreena helfen ihnen aber auch. Auch Shazams alter Feind Neron, einstmals Herrscher der Hölle, erklärt zwar dass er Hintergedanken hat, gibt sich aber verdächtig hilfsbereit.

Ohne Vorwissen kann ein bestimmtes Handlungs-Ereignis im Comic sehr aus dem Nichts kommen.

An sich ist Shazam: Im Reich der Verdammnis eine nette Abenteuergeschichte mit Action, einigen Überraschungen und lustigen Sprüchen. In der zweiten Hälfte ergibt sich allerdings ein Problem durch die Verknüpfungen mit anderen DC-Stories. Zum einen könnten manchen Leser*innen Teile der Geschichte bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass das Comic die Fortsetzung zum Future-State-Event ist. Um genau zu sein, zum Future-State-Sonderband Shazam!. In diesem lief Shazams Reise in die Hölle mit fatalen Folgen schief, die dazu führten, dass ein geläuterter Black Adam in die Vergangenheit reiste, um das schlimmste zu verhindern. Unabsichtlich löste er damit aber auch die Ereignisse aus, die zu Shazam: Im Reich der Verdammnis führten. Ohne dieses Vorwissen kann ein bestimmtes Handlungs-Ereignis sehr aus dem Nichts kommen. Zum anderen erzählt das Comic seine Geschichte zwar zu Ende, liefert aber einen Ansatz für die nächste Geschichte, die in der amerikanischen Teen Titans Academy Reihe erscheint. Panini veröffentlicht diese momentan aber leider nicht auf Deutsch.

Ansonsten ist etwas schade, dass Freddy Freeman/Shazam Jr. nicht auftaucht. Er spielt die wahrscheinlich größte Rolle für Shazams Motivation, bleibt durch seine Abwesenheit in diesem Band aber leider etwas abstrakt.

Charaktere

Shazam: Im Reich der Verdammnis beinhaltet eine gesunde Mischung aus alten und neuen Charakteren.

Billy Batson ist einer der ältesten und ungewöhnlicheren Superhelden. Der jugendliche Waisenjungen Billy Batson bekam aufgrund seines reinen Herzens von einem uralten Zauberer die Macht verliehen, sich mit einem Zauberspruch in Shazam zu verwandeln, den mächtigsten Sterblichen der Welt. Heutzutage fungiert Shazam als ein „Superman der Magie“. Shazam ist ungefähr so stark wie Superman und kann fliegen, anstatt eines Hitzeblicks kann er jedoch Blitze werfen und ist dabei Zaubersprüche zu lernen. Nachdem er adoptiert wurde, teilte er sein Zauberwort mit seinen fünf Geschwistern, die damit zur Shazam-Family, den Wächtern der Magie, wurden und sich hauptsächlich auf magische Bedrohungen durch Dämonen, böse Zauberer und Invasoren aus mystischen Dimensionen konzentrieren.

Die Lehrer an der Teen Titans Akademie sind Nightwing, der früher mal Batmans Robin war, Starfire, eine feurige Alienprinzessin, und Raven, eine Halbdämonin die mit ihrem dunklen Erbe ringt.

Billys Klassenkamerad Dane ist ein neuer Charakter, ein junger Zauberlehrling, den mehr als nur ein paar Nachhilfestunden in Meditation mit Raven verbinden.

Neron, der Billy und Dane durch die Hölle führt, ist ein alter Feind von Billy, der das erste Mal im Underworld Unleashed-Event von 1998 auftrat. Der ehemalige Herrscher der Hölle hat sich auf hinterhältigen Handel spezialisiert, in denen er Leuten für ihre Seele einen Wunsch erfüllt… aber oft mit unerwarteten Nebenwirkungen. Billys reine Seele ist für Neron besonders wertvoll, aber auch scheinbar unerreichbar.

Amoreena, die freundliche Tochter des höllischen Casinobosses Sulibak, ist eine neue Figur. Anscheinend scheinen sie und Billy einiges was füreinander übrig zu haben… vielleicht wird sie in folgenden Auftritten ja Billys erste Freundin seit 1978?

Zeichenstil

Clayton Henrys Zeichenstil passt zur Geschichte. Die eher realistisch gezeichneten, überlebensgroßen Figuren mit netter Mimik und klaren Farben sind nicht sonderlich gruselig, aber genau richtig für eine actionreiche Superheldengeschichte. Die digitale Colorierung kann mit angenehmen Farbverläufen punkten. Einziges Minus ist Shazams manchmal etwas zu kleiner Kopf.

Erscheinungsbild

Qualitativ entspricht Shazam: Im Reich der Verdammnis den üblichen guten Panini-Softcover-Standards. Das Titelbild mit Shazam in einer düsteren, feurigen Hölle verspricht vielleicht etwas mehr Horror als das Comic enthält, sieht aber cool aus.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor: Tim Sheridan
  • Zeichner: Clayton Henry
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 108
  • Preis: 13 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Comics

 

Fazit

Shazam: Im Reich der Verdammnis ist insgesamt einfach ein ganz nettes Comic. Billy Batson, beziehungsweise Shazam, ist ein netter Held, Dane ein netter neuer Charakter, und die Grundidee bietet auch spannendes Potenzial. Das Potenzial wird auch durchaus für eine solide unterhaltsame Geschichte genutzt, herausragend ist sie jedoch noch nicht. Der Einband lenkt ein wenig auf eine falsche Fährte, sonderlich düster wird das Abenteuer nämlich nicht. Klare Nachteile sind leider die Einbindung in laufende Storylines in anderen Heften, beziehungsweise dem erweiterten DC-Universum. Teile des Future-State-Events sind für das Verständnis des Endes durchaus relevant, und fortgesetzt wird die Handlung auch woanders. Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass Shazam: Im Reich der Verdammnis keine komplett eigenständige Geschichte ist, gibt es aber wenig Grund sich zu beschweren. 13 EUR sind für den Inhalt auch ein angebrachter Preis.

  • Unterhaltsam Geschrieben
  • Lustig
 

  • Zu sehr in andere Stories eingebunden

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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