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Anders als Marvel hat DC mit seinen Kinofilmen lange wenig Glück gehabt. Aber spätestens seit dem Erfolg von Aquaman hoffen viele Fans auf weitere erfolgreiche und gute Filme. Im ersten DCEU-Film nach Aquaman geht es um einen heutzutage unbekannten Helden mit stolzer Vergangenheit.

Shazam, oder vielmehr damals noch unter dem Namen Captain Marvel bekannt, war einst der meistverkaufte Superheld in den USA. Nicht nur das: Es war auch der erste Superheldencomic überhaupt, der verfilmt wurde. Damals, in der goldenen Zeit der Superheldencomics, den 1940er Jahren. Doch all das endete 1953, kurz nachdem der Herausgeber Fawcett Comics einen Rechtsstreit verlor, in dem er bezichtigt wurde, dass der Charakter ein Plagiat von Superman sei.

Erst Jahrzehnte später gab es weitere Geschichten über die Figur zu lesen, und zwar dieses Mal von DC Comics selbst, die die Rechte erworben hatten. Wohl auch, um einen Charakter mit dem Namen „Captain Marvel“ zu haben, den sie als Dorn im Auge des größten Konkurrenten Marvel Comics platzieren konnten. Dieser Streit ist mittlerweile zu einer freundlicheren Konkurrenz geworden, und so wurde irgendwann der Name des Charakters offiziell zu Shazam, dem Titel, den zuvor schon seine Comics trugen.

So ist vielleicht die zeitliche Nähe zum Erscheinen des Kinofilms Captain Marvel aus dem Hause Marvel ein kleiner Seitenhieb auf diesen alten Konflikt, aber sicherlich in keiner Weise ein Angriff auf den derzeitigen Platzhirschen der Superhelden-Kinofilme.

Nach diesem kurzen Ausflug in die Geschichte des titelgebenden Charakters werfen wir doch einen Blick auf die Geschichte des Films selbst:

Story

Shazam, der letzte der sieben Magier, die den Stein der Ewigkeit bewachen, der Quell aller Magie ist, sucht verzweifelt nach einem neuen Champion. Denn seine Kräfte schwinden, und die sieben Todsünden versuchen, aus ihrem Gefängnis zu entkommen.

Also holt der alte Magier sich mittels Magie Kandidaten heran und prüft diese. Doch keiner der Kandidaten erfüllt die strengen Regeln. Niemand scheint rein genug. Irgendwann läuft ihm jedoch die Zeit davon, und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als den aktuellsten Kandidaten, Billy Batson, zum Champion zu ernennen. Doch so knapp war seine Zeit bereits, dass Billy nicht einmal mehr gesagt bekommt, was eigentlich seine Fähigkeiten sind oder welche Aufgabe er so richtig hat.

Dazu ist es nicht so, als hätte Billy nicht ohnehin schon genug Probleme. Denn der Vierzehnjährige ist schon aus unzähligen Pflegefamilien geflohen und sucht nach seiner Mutter, die er viele Jahre zuvor verloren hat. Doch in seiner aktuellsten Pflegefamilie findet sich mit Freddy Freeman auch ein Nerd, der sich bestens mit Superhelden auskennt. Was läge also näher, als diesen zu fragen, ob er ihm nicht dabei helfen kann, seine neuen Kräfte zu entdecken?

Natürlich braucht ein Superheldenfilm einen entsprechenden Superschurken. Diesen findet Billy in Doktor Thaddeus Sivana, den die sieben Todsünden zu ihrem eigenen Champion ernannt haben und der nun versucht, seinen neuen Widersacher auszuschalten, bevor dieser seine Kräfte vollständig erkannt und gemeistert hat.

Mehr will ich an dieser Stelle über die Geschichte auch nicht erzählen. Denn auch wenn es nicht viele überraschende Wendungen gibt, so solltet ihr die Geschichte doch lieber auf der Leinwand erleben als hier zu lesen.

Insgesamt ist die Geschichte das, was man von einem Origin Movie eines Superhelden mittlerweile gewohnt ist. Held und Schurke haben quasi die gleichen Kräfte, und zwar aus sehr ähnlichen Quellen. Am Ende ist es aber die überlegene Moral oder das bessere Herz des Helden, das den Ausschlag gibt und ihm zum Sieg verhilft. An dieser Stelle gibt es wenig Überraschungen.

Auch wenig überraschend sind die vorhandenen Löcher in der Logik des Ganzen. Fallen niemandem die Löcher in den Dächern diverser Gebäude bzw. Räume auf? Warum war der erste Kandidat überhaupt jemals im Rennen um das Amt des Champions? Diese und weitere Punkte halten einer kritischen Betrachtung kaum stand. Aber es ist auch gar nicht Ziel des Films, eine überraschende oder komplexe Story zu erzählen. Vielmehr will er erheitern. Das gelingt an vielen Stellen auch. Doch beileibe nicht an allen. Zu oft wirkt der Humor albern und Witze verpuffen einfach.

Wo der Film zur Höchstform aufläuft ist, wenn er das Superheldengenre und dessen Konventionen gezielt demontiert. Insbesondere eine Szene aus der großen Konfrontation gegen Ende des Films ist mir dabei im Gedächtnis geblieben. Der Monolog des Schurken wird hier auf so charmante und unerwartete Weise konterkariert, dass es sogleich absolut logisch wirkt, zum anderen aber auch unglaublich lustig ist. Zumindest für einen Moment, denn danach wird der gleiche Witz leider zu lange aufrechterhalten und dadurch zu Tode geritten.

Darsteller

Die vier Hauptdarsteller des Films sind Zachary Levi als Superheld mit vielen Namen (denn den Namen Shazam verwendet er in dem Film nicht), Asher Angel als dessen Alter Ego Billy Batson, Mark Strong als Widersacher Dr. Thaddeus Sivana sowie Jack Dylan Grazer als Freddy Freeman, dem neuen besten Freund von Billy Batson. In wichtigen Nebenrollen sind Djimon Hounsou als alternder Magier Shazam sowie Cooper Andrews und Marta Milans als Victor und Maria Vasquez, die neuen Pflegeeltern von Billy und Freddy, eine Erwähnung wert.

Levi und Grazer gelingt es dabei hervorragend, nervige Teenager darzustellen. Das macht die Figuren nicht gerade sympathischer, aber durchaus glaubhafter. Angels Rolle als Billy Batson hat dabei interessanterweise die deutlich erwachseneren Themen zu bewältigen als Levis Superheld.

Mark Strongs Dr. Sivana ist gut dargestellt, aber aus meiner Sicht stiehlt er mit seinem natürlichen Charisma zu sehr die Show. Sollte es nicht so sein, dass die Helden die sympathischeren Figuren sind?

Wo wir gerade bei sympathisch sind: Das Ehepaar Vasquez, sowie in Teilen auch deren andere Pflegekinder, schafft es hervorragend, Wärme, Sympathie und Menschlichkeit in einen Film zu bringen, der ohnehin schon genug verschiedene Tonarten hat. Zwischen der Gewalt, dem Humor und den angedeuteten Horror-Elementen bilden sie einen Ruhepol der Menschlichkeit und Normalität und bringen den Film das eine oder andere Mal wieder auf den Boden zurück, wodurch die darauf folgenden phantastischeren Elemente wieder deutlich an Effekt gewinnen.

Inszenierung

Wie so ziemlich alle Superheldenfilme ist Shazam! In 3D im Kino zu sehen. Wie so oft ist dies eigentlich unnötig. An keiner Stelle verleiht die dritte Dimension dem Film mehr Tiefe oder wird für interessante Effekte verwendet.

Abgesehen davon ist effekttechnisch an dem Film nichts auszusetzen. Das knallbunte Kostüm passt zum Stil des Films, die Actionsequenzen sind ordentlich und die Todsünden sehen hinreichend widerlich aus.

Überraschenderweise war die Action stellenweise deutlich brutaler als aus anderen Filmen gewohnt. Hier zeigt sich die Horrorfilm-Vergangenheit des Regisseurs.

Gut gelungen ist Shazam! die Verortung innerhalb des DCEU. Dies geschieht vor allem durch Freddy und seine Obsession mit Superhelden, aber auch an anderen Stellen werden zumindest Batman und Superman mehrfach erwähnt, und Aquamans Logo ist mehr als einmal zu sehen. Auch ein Baterang hat im Verlauf des Films eine entscheidende Bedeutung.

Ebenso gelungen ist die Verwendung der Stadt Philadelphia, die Schauplatz des Films ist. Insbesondere die Rocky-Filme werden sowohl erwähnt als auch musikalisch verwendet.

Was natürlich in einem Superheldenfilm auch nicht fehlen darf, sind Easter Eggs. So heißt die High School, zu der die Kinder gehen, Fawcett High (nach dem ursprünglichen Comic-Verlag), mehrfach spielen Tiger eine Rolle in dem Film (in den Comics hat Shazam einen Tiger als Gefährten), und auch der Ähnlichkeit der Story zum Film Big mit Tom Hanks wird in mindestens einer Szene Rechnung getragen, in der dann ein begehbares Klavier vorkommt.

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Fazit

Shazam! ist ein unterhaltsamer Film. Er schafft es gekonnt, sich im DCEU-Filmuniversum zu platzieren, ohne jedoch in die Finsternis abzudriften, die die frühen Werke dieses Universum gemein hatten. Wo Aquaman bereits eine gehörige Portion Humor beinhaltete, geht Shazam! noch ein gutes Stück weiter. Doch der Humor will nicht immer so recht zünden und viele Witze sind einfach nur infantil und albern. Vielleicht auch dadurch schafft es der Film selten, die eigentlichen Helden als sympathisch darzustellen. Wenn die Witze aber zünden und gezielt und gekonnt Konventionen des Genres genommen und zerstört werden, läuft Shazam! zur Höchstform auf.

Wer Deadpool mochte, aber gerne einen Film hätte, den man auch mit der Familie schauen kann, der wird wahrscheinlich auch Shazam! mögen. Denn trotz definitiv vorhandener Schwächen macht der Film auf jeden Fall Spaß und ist an vielen Stellen derart Meta, dass es einiges zu entdecken gibt. Wäre er weniger albern, hätte ich ihn wahrscheinlich wirklich gemocht. So hatte ich zwar Spaß, aber am Ende blieb doch zu viel Negatives, um eine eindeutig positive Wertung zu vergeben.

Artikelbilder: © Warner Bros
Der Besuch dieser Vorstellung wurde durch Patreon ermöglicht.

5 Kommentare

  1. Die Kritik kann ich voll und ganz unterschreiben. Bis auf den Punkt dass man den Film mit der ganzen Familie sehen kann. Dazu ist vor allem eine Szene viel zu brutal und düster. Mit Kindern unter 12 sollte man den Film besser nicht schauen und auch zwischen 12 und 16 hätte ich meine Zweifel.

    Und auch, wenn nicht mehr alle Szenen düster gehalten sind, DC wird wohl nie von schrägen Farbfiltern wegkommen.

  2. Aquaman war der erste DCEU-Film, der mich wirklich gut unterhalten hat. Der hat aber auch die Balance zwischen Komödie und ernsthaftem Superheldenfilm gekonnt gehalten.

    Shazam liest sich ja eher so, als würde die Waagschale da zu sehr in Richtung Komödie ausschlagen. Vielleicht sehe ich mir den dann mal auf DVD an.

  3. Ich hatte nicht den Eindruck, das Billy „nur“ gewählt wurde, weil dem Magier die Zeit davon lief. Schließlich hat der Magier doch eine Weile nach dem Ausbruch noch gewartet, Billy ähnlich getestet und er hat ihm auch gesagt (Geschwindigkeit des Perseus etc.) was für Kräfte Billy hat. Wo dieser nur verständlich verwirrt nicht recht zuhörte ^^;

    Ich persönlich mag den Film sehr. Der Humor ist stimmig, auf dem Niveau das ich nach den Trailer erwartete, man hatte nicht alles im Trailer gesehen und auch der Geschichtstwist kam klasse. Das man sich zu 98% dem BIG-Genre hingibt funktioniert imho prächtig. Die 2% Horror-Ausflug gingen, zumal es half das kein Tropfen Blut viel.

    Würde es durchaus bedenkenlos Familien mit Kindern ab 12 empfehlen ^^

    @Logiklöcher:
    Die Dachschäden fallen den Personen durchaus auf. Zumal doch gezeigt wurde, wie da eindrucksvoll der Blitz einschlägt. Wobei die Magierhöhle wohl hinreichend weit weg vom Schuss ist. Wenn den überhaupt in der gleichen Dimension wie die Erde.

    Es wurde explizit erklärt, dass man halt den ersten Kandidat nicht so gründlich geprüft hat wie Billy und all die anderen. Weshalb nicht auffiel das dieser von Rache gelenkt zum Problem für die Welt wird. Erst danach hat sich der Magier der Sirvana abweist, überlegt das der Held einen ausführlicheren Test braucht.

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