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Ein neuer Terminator-Film läuft im Kino. Seit 1984 werden wir als Zuschauer immer wieder mit Fortsetzungen und Neustarts dieser Filmreihe bombardiert. Davon scheiterten bisher alle Fortführungen der Geschichte nach dem zweiten Teil von 1991. Wie sieht es mit Dark Fate aus? Ist hier der Name der Kultfilme Programm? 

SPOILER AHEAD! Du wurdest gewarnt!

Seit dem ersten Terminator-Film Mitte der 1980er-Jahre hat diese Geschichte Fans und Gelegenheits-Kinobesucher gleichermaßen nicht mehr losgelassen. Denn egal welche Fortsetzung auch gedreht wurde, sie wurde gesehen. Doch leider mit gemischten bis hin zu vernichtenden Kritiken und Einnahmen. Bislang konnte nur die Originalfortsetzung von 1991 – Terminator 2: Tag der Abrechnung – wirklich überzeugen. Sowohl der erste Terminator als auch T2 setzten bahnbrechende Maßstäbe in puncto visuelle und praktische Effekte.

Auch die Fortführung der Geschichte um Sarah Connor und ihren Sohn John war im zweiten Teil noch frisch und etwas anderes. Ab diesem Zeitpunkt wiederholten die Produzenten einfach immer wieder diese „Erfolgsformel“. Doch diese ist ab der zweiten Wiederholung einfach zu abgedroschen und niemand wollte es mehr sehen. Auch Terminator: Dark Fate durchbricht diesen Kreislauf nicht und verliert sich in maximaler Belanglosigkeit.

Das Problem mit der Handlung

Sie wiederholt sich zum fünften Mal. In Terminator: Salvation fand die Handlung ausschließlich in der Zukunft statt und zeigte dem Zuschauer endlich einmal etwas Neues: die postapokalyptische Welt, in der Skynet herrscht.

Nun stelle man sich vor, dass alle drei Zurück in die Zukunft-Filme die gleiche Handlung mit den gleichen Bedingungen hätten – die Trilogie wäre bei weitem nicht so erfolgreich geworden. Jeder Film bringt etwas anderes ein, greift dennoch in die Handlungsstränge des vorigen ein, ohne ihn blind zu kopieren. Gerade Zurück in die Zukunft III ist trotz desselben Themas eine ganz andere Art von Film als seine Vorgänger. So bleibt die Serie frisch und innovativ. Etwas, das bei den Terminator-Filmen und besonders Dark Fate einfach völlig fehlt.

Es wird wieder die identische Handlung wie in allen anderen Fort-Fortsetzungen abgespult. Man fragt sich auch, warum die generische Super-KI der Zukunft immer nur einen Terminator in der Zeit zurücksendet, und nicht Hunderte. Doch was am allerschlimmsten ist, der Film wird als direkte Fortsetzung von Terminator 2 beworben. Die Macher erklärten mehrfach, dass die anderen Filme alle nicht so gut seien und dieser es jetzt zum Thema Kontinuität wieder richten wird – und dann sieht der Zuschauer, wie in den ersten Minuten alles von Terminator 1 und 2 über den Haufen geworfen wird.

John Connor kommt im Film vor – ganze 5 Sekunden lang! Er wird völlig willkürlich von einem T-800 Modell 101, also einem Schwarzenegger-Terminator, umgebracht. Aber wie kann das sein, wenn doch der Terminator, der ihn vernichten sollte, selbst terminiert wurde? Also bekommt man in einer Szene von 30 Sekunden völlig unspektakulär gezeigt, woran zwei Terminatoren in zwei ganzen Filmen vorher scheiterten. Nach Ausführen der Mission erhält dieser T-800 keine Befehle mehr und ist in der Gegenwart gestrandet.

Was macht eine Maschine, die zum Töten eines einzigen Menschen geschaffen wurde nun? Richtig! Sie lebt ihr Leben, eröffnet einen Gardinenvertrieb und verdingt sich als asexueller Familienvater. Das ist kein Witz! Sarah erfährt durch den Gardininator übrigens auch immer, wenn wieder neue Terminatoren aus der Zukunft kommen. Per SMS informiert er sie über Zeitpunkt und GPS-Koordinaten der Ankunft. Damit sie diese dann alleine (!) und völlig Offscreen erledigen kann. Dabei weiß Sarah nicht, wer ihr die Nachrichten schickt. Bisher kämpfte man doch einen ganzen Film lang mit mehreren Personen gegen einen einzigen Todesroboter. Jetzt scheint das mit den unterlegenen Waffen gar nicht mehr so schwer zu sein.

Wer bis hierher noch geistig auf Sendung ist, fragt sich wahrscheinlich, wie es eigentlich sein kann, dass der in der Gegenwart lebende T-800 weiß, wann andere Terminatoren aus der Zukunft in die jeweilige Gegenwart eindringen? Vor allem, da er ein Skynet-Produkt ist und im Film eine völlig andere KI namens Legion herrscht. Das ist so, als wüsste Bill Gates einfach so, wann Tim Cook welches Programm bei sich auf dem MacBook öffnet. Die hanebüchene Begründung des T-800, der sich mit dem Namen Carl als Mensch tarnt, lautet, dass er die allgemeine Änderung vor der Änderung der Zeit messen kann. Oder so ähnlich. Ab diesem Zeitpunkt ist es schon zu absurd.

Dieser Handlungsbogen bedeutet nichts weiter als, dass die legendären ersten beiden Terminator-Filme hier völlig negiert werden. Denn jetzt hat man es mit einer ganz anderen KI, einer identischen Zukunft und ganz anderen Terminatoren zu tun. Übrigens fällt die Bezeichnung so auch gar nicht im Film. Bisher wurde dem Zuschauer die Mordmaschine aus der Zukunft noch in jedem Film vorgestellt. Diesmal fällt die Vorstellung durch Grace sehr knapp aus: „Das ist ein Rev9.“ Wozu er imstande ist, müssen wir durch mäßige und sich wiederholende Effekte schon selbst herausfinden.

Die Effekte

Gerade die Terminator-Filme eins und zwei standen für bahnbrechende Effekte. Diese wurden aber nicht übertrieben eingesetzt. Der recht inflationäre Einsatz von generischer Action, die teils noch sehr unfertig aussieht, erdrückt hier oft andere Handlungen. Diese Filmzeit hätte Tim Miller besser für Charakterentwicklung oder Erklärungen seiner Terminator-Welt nutzen sollen. Vor allem wiederholen sich Effekte so oft, dass sie selbst, wenn sie beim ersten Mal gut aussahen, in der Wiederholung nur noch langweilen. Die Dunkelheit bei Nacht verschleiert so viel, dass man in manchen Sequenzen wenig sehen kann. Auch hier haben die ersten beiden Filme der Reihe vorgemacht, wie es geht.

Die Action-Szenarien wirken als solche überladen. Die Terminatoren und Grace werfen einander meterweit hoch in die Luft, krachen in Gegenstände hinein als wären diese nur Papier und hieven mühelos schwere Objekte einarmig als Waffe. All das mag ja für eine Maschine und einen verbesserten Menschen möglich sein, doch fliegt nichts zehn Meter weit durch den Raum, wenn es von einem Vorschlaghammer getroffen wird. Hier wäre weniger realistischer gewesen. In Terminator 2 wollte Schwarzenegger den T-1000 bei der ersten Konfrontation durch die Luft werfen. James Cameron erklärte ihm, dass dies nicht für ihn möglich sei, da der T-1000 zu schwer wäre. Cameron wollte damals solche übertriebenen Aufnahmen nicht. Die Terminatoren schlugen sich und stießen sich durch Wände, doch keiner flog quer durch eine Halle und drehte dabei eine Schraube in der Luft.

Eine verschenkte Chance

In einem Interview mit James Cameron und Tim Miller erzählte Cameron, warum er die Filmreihe fortsetzen möchte. Als er in den 80er-Jahren die Ursprungshandlung erdachte, passte es gut als Ausblick auf das Wettrüsten der Supermächte. So wollte er unter anderem vor den Konsequenzen warnen. Dieses Thema ist für ihn immer noch sehr aktuell, und betrachtet man, dass er quasi mit den Hunter Killers (HK) – in der deutschen Fassung Jäger-Killer (JKs) – bewaffnete Drohnen erfunden hat, wie es sie heute gibt, so hat er damit durchaus recht.

Doch die gesamte Handlung des Films ist gleichermaßen ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan der Terminator-Filme. Denn die Figur und die gesamte Geschichte der Sarah Connor sind obsolet geworden. Sie schaffte es. Sie und John verhinderten erfolgreich die Machtergreifung Skynets! Und dennoch findet eine solche Zukunft statt, eine künstliche KI aus der Zukunft schickt Terminatoren zurück in der Zeit, um ihre Feinde in unserer Gegenwart zu vernichten, bevor diese zu mächtig werden. Dafür, dass der Film eine direkte Fortsetzung zu Teil 2 sein soll, beschmutzt er dieses Erbe lediglich und tritt es mit Füßen in die Belanglosigkeit, wohin gerade T2 definitiv nicht gehört! Es wäre bedeutend ehrlicher gewesen, wenn die Grundhandlung einfach ohne Sarah Connor und den alten T-800 stattgefunden hätte. Das hätte dem Film gut getan. Hier haben wir es nun lediglich mit einem „Soft-Reboot“ zu tun. Mal wieder …

Besonders schade ist, dass die Macher doch etwas anderes erschaffen wollten als die beliebig gewordenen Vorgänger. Cameron und die anderen Drehbuchautoren sahen sich alle Fortsetzungen nach T2 an und wollten bewusst alles besser machen, was dort ihrer Meinung nach schiefging. Doch wir erhalten die identische Geschichte von Terminator 1 und 2 in einem einzigen Film. Mehr nicht. Im Prinzip also den gleichen Film wie Terminator: Rise of the Machines. Dafür hätte man weder Linda Hamilton noch Arnold Schwarzenegger gebraucht. Sie mit in diese Handlung einzuflechten ist der Versuch, Leute mit dem Nostalgie-Faktor zu ködern. Die Geschichte hätte auch ohne Sarah und T-800 funktioniert, siehe Terminator.

Die harten Fakten:

  • Regie: Tim Miller
  • Darsteller: MacKenzie Davis, Natalia Reyes, Linda Hamilton, Gabriel Luna, Arnold Schwarzenegger
  • Erscheinungsjahr: 2019
  • Format: 2D
  • Preis: 9,50–12 EUR

Fazit

Terminator: Dark Fate ist ein Action-Film, den man nicht unbedingt gesehen haben muss und der keine großen technischen Neuerungen für die Zuschauer bereithält. Wer noch nie einen Terminator-Film gesehen hat, fühlt sich wahrscheinlich (gut) unterhalten.

Doch wer die ersten beiden Filme kennt und vor allem auch die qualitativ schlechteren Fortsetzungen der Reihe, der braucht sich diese hier nicht anzutun. Leider eine verschenkte Chance und weitere Einreihung in die Belanglosigkeit von schlechtem Popcorn-Kino der Terminator-Reihe, die nach dem zweiten Film einfach zu Ende hätte sein sollen.

Artikelbilder: 20th Century Fox

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