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Der beliebteste Klempner mit Schnauzbart ist zurück – und dieses Mal auf der großen Leinwand! Illumination entführt uns gemeinsam mit Nintendo in die Welt der erfolgreichsten Spielereihe aller Zeiten. Wir haben uns ohne Erwartungen ins Kino zum neuen Super Mario Bros.-Film gewagt und sind überrascht worden.

Super Mario und seine Freund*innen begeistern Videospielfreund*innen schon seit langem. 1981 erblickte der kleine Klempner mit dem ikonischen Schnurrbart erstmals das Licht der Welt. Als Jump-‘n‘-Run-Spiel vertrieb die Kult-Spieleschmiede Nintendo Super Mario Bros. – zunächst exklusiv in Japan und dann zwei Jahre später in Europa – das zum Meilenstein der Videospielgeschichte wurde. Es folgten mehr und mehr Spiele, die eine ganze Reihe bildeten: von weiteren Super Mario Bros.-Teilen bis zu Super Mario 64, Super Mario Galaxy und Super Mario Odyssey. Auch zahlreiche Ableger entwickelten sich aus dem Erfolg der Super Mario-Reihe heraus: Seien es beispielsweise Luigis Mansion, in welchem wir Marios tollpatschigen Bruder Luigi in eine Geistervilla begleiten, die rasanten Mario Kart-Rennspiele oder Super Smash Bros., in dem sich Nintendo-Figuren in einem gemeinsamen Universum in Kämpfen begegnen. Bis heute verkauften sich dabei allein die Super Mario-Spiele insgesamt über 387 Millionen Mal und machten es zur meistverkauften Spielereihe der Welt.

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Nach großem Flop ein neuer Versuch

Mit dem Erfolg auf den Konsolen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Mario und seine Freund*innen eine Eroberung der großen Leinwand starten würden. Tatsächlich ist der Super Mario Bros.-Film aus diesem Jahr nicht der erste Versuch, die Geschichte um den rot-bekleideten Klempner zu erzählen. Zuletzt versuchte man sich im Jahre 1993 in Amerika an einem gleichnamigen Film mit echten Schauspieler*innen. Mit Bob Hoskins als Mario, John Leguizamo als Luigi und dem bekannten Schauspieler Dennis Hopper als König Koopa aka Bowser wurde die 50 Millionen teure Achterbahnfahrt gestartet, die jedoch am Ende zum großen Flop wurde – nicht zuletzt durch die flache und klamaukige Handlung, sowie den sehr bizarren Kostümen und Designentscheidungen für die bekannten Schildkrötenfeinde, die sogenannten Koopas. Seit diesem Vorfall hatte Nintendo sich zurückgehalten, sein geistiges Eigentum für Filme zu lizensieren.

Was damals aber mit echten Schauspieler*innen nicht geklappt hat, versucht nun 30 Jahre später das Filmstudio Illumination Entertainment mit einem computeranimierten Streifen, der sogar gemeinsam mit Nintendo produziert wurde – Der Super Mario Bros.-Film soll junge und alte Super Mario-Fans in die Kinos locken.

Er ist eine der ganz großen Kult-Videospielfiguren: Mario!
Er ist eine der ganz großen Kult-Videospielfiguren: Mario!

Story

Die beiden Brüder Mario und Luigi haben es nicht leicht. Ihr Traum vom Klempnerservice Mario Bros. wird immer wieder durch fehlende Aufträge oder Pechsträhnen zurückgeworfen. Selbst ihre eigene Familie glaubt nicht wirklich daran, dass die beiden mit ihrer Idee Erfolg haben können. Ausgerechnet beim Versuch, einen Rohrbruch in Brooklyn zu reparieren, fallen die beiden durch eine Röhre in ein Paralleluniversum aus verschiedensten Welten. Unglücklicherweise werden sie dabei getrennt, und während Mario im friedlichen Pilzkönigreich der Toads und ihrer Prinzessin Peach landet, hat sein tollpatschiger Bruder Luigi weniger Glück und fällt in die Hände von Koopakönig Bowser. Die diabolische Schildkröte möchte mit seiner Armee die ganze Welt erobern – einschließlich dem Pilzkönigreich. Um die Welt vor der Unterjochung zu bewahren und seinen Bruder Luigi zurückzuholen, macht sich Mario gemeinsam mit Prinzessin Peach und Begleiter Toad auf, um den Herrscher des Dschungelkönigreichs um Hilfe zu bitten. Doch die Zeit rennt…

Auch, wenn der Anfang des Films Ähnlichkeiten mit der Echtverfilmung von 1993 aufweist, so kreierte Illumination mit der Geschichte um Mario und seine Freund*innen etwas vollkommen Neues. Sympathisch und mit viel pointiertem Humor nimmt uns der Film gemeinsam mit Mario auf eine Abenteuerreise voll mit actiongeladenen Momenten. Die Zuschauer*innen merken, dass sich Super Mario Bros. selbst nicht zu ernst nimmt, und genau das ist der große Vorteil, den der Film hat. Er versucht in den 93 Minuten Laufzeit nicht, zu dramatisch oder bewusst undurchschaubar zu sein. Und das ist auch nicht schlimm, denn am Ende handelt es sich hier um eine Verfilmung basierend auf einem Unterhaltungsspiel! Zu viel Drama, Rätsel und Philosophie hätte sich schlichtweg fehl am Platz gefühlt. Die Geschichte soll allen voran Spaß machen, Menschen zum Lachen bringen und uns jene Held*innen näherbringen, die wir schon so lange eher ohne tiefere Geschichte dahinter kennen.

Darsteller*innen

Um den Figuren Stimmen einzuhauchen, wurde im englischen Original eine breite Starbesetzung herangezogen, die sich sehen lassen kann. Publikumsliebling Jack Black stiehlt als König Bowser mit seinen Weltherrschaftsfantasien und den Schnulzensongs selbst dem Titelhelden Mario die Show. Man kann sagen, dass er das große Argument dafür ist, den Film in Originalsprache zu schauen. Anya Taylor-Joy gibt Prinzessin Peach mit ihrem selbstbewusst- mutigen Auftreten eine große Portion Frauenpower – Stimme und Charakter passen wirklich absolut perfekt. Charlie Day erschafft durch sein liebevoll-tollpatschiges Auftreten Marios Bruder Luigi, während der bekannte Comedian Seth Rogen dem Gorilla Donkey Kong als aufgedrehter, kraftprotzender Königssohn die Krone aufsetzt.

Viel Diskussion gab es zu Anfang allerdings um Chris Pratt, den man vor allem durch seine Rolle als Starlord in Marvels Guardians of the Galaxy kennt. Er sollte Mario seine Stimme leihen, wobei viele Fans im Vorfeld darüber diskutierten, wieso es in diesem Fall nicht der Originalsprecher Charles Martinet hätte sein können. Seitdem Mario seine berühmten Worte „Mamma Mia“ oder „It´s a me, Mario!“ sprechen kann, steckt Martinet hinter dem braunen Schnurrbart des Charakters und wurde als Synchronsprecher für Fans der Spielereihe auf der ganzen Welt zur Ikone. Dementsprechend groß war die Enttäuschung, als angekündigt wurde, dass Chris Pratt Marios Stimme übernehmen wird. Die Sorge: Er könnte dem Klempner mit italienischem Akzent niemals gerecht werden. Hier kann man jedoch Entwarnung geben! Chris Pratt hat es trotz aller Zweifel geschafft, Mario mit seiner Stimme zu bereichern. Manchmal lohnt es sich, Schauspieler*innen eine Chance zu geben. Ohne einen Spoiler einzubauen: Charles Martinet wurde keineswegs im Film vergessen! Denn auch er bekam einen kleinen, aber liebevollen Gastauftritt, den Kinobesucher*innen in der englischen Originalfassung erleben können.

Dieses Mal ist es keine Prinzessin, sondern Marios Bruder Luigi, der auf seine Rettung vor Fiesling Bowser hoffen muss
Dieses Mal ist es keine Prinzessin, sondern Marios Bruder Luigi, der auf seine Rettung vor Fiesling Bowser hoffen muss

Inszenierung

Illumination Entertainment weiß, wie man farbenfrohe und effektstarke Welten erschafft. Man kennt das Studio vor allem durch Filmtitel wie Ich – Einfach unverbesserlich, Sing oder Der Lorax. Um die Welt von „Super Mario“ zum Leben zu erwecken, arbeiteten sie eng mit dem Videospielhersteller Nintendo zusammen. Was dabei herauskam, kann sich sehen lassen. Die Zuschauer*innen springen förmlich zwischen den Welten umher, sei es das pulsierende Brooklyn, das Pilzkönigreich, das Dschungelkönigreich oder das düstere Dunkelland, in dem Bowser regiert. Jeder Ort unterstreicht die verschiedenen Figuren, denen Mario und seine Freund*innen dort begegnen, und das Ganze wirkt wie ein zusammenhängendes Multiversum aus riesigen Welten.

Beim Design der Figuren wurde sich sehr stark an den eigentlichen Modellen der Spiele orientiert. Natürlich setzte das Animationsteam vor allem in Sachen Details noch einen drauf, seien es Stoffstrukturen, Haaranimationen und natürlich die Gesichtsmimik. Wer die neueren Nintendo-Spiele aus dem Franchise gespielt hat, wird sich im Film nicht nur wie zuhause fühlen, man merkt auch klar, wie viel Mühe sich bei der Gestaltung gemacht wurde. Trotz des gewohnten comichaften Stils gibt es auch eine Portion Realismus, ohne dabei den Look der Spiele viel verändern zu müssen.

Besonders muss jedoch auch die Musik hervorgehoben werden, denn hier können sich gerade Fans auf viele bekannte Melodien aus den Spielen freuen, die für den Film abgeändert wurden. Der Kern blieb, doch sie wurden für verschiedene Szenen musikalisch abgestimmt und untermalen damit die Handlung.

Die Animation des Films lässt nicht nur das Pilzkönigreich in ganz neuem Licht erstrahlen!
Die Animation des Films lässt nicht nur das Pilzkönigreich in ganz neuem Licht erstrahlen!

Erzählstil

Mit einer Sache geizt der Super Mario Bros.-Film nicht: Fans werden sich in einem Feuerwerk aus nostalgischen Momenten wiederfinden, und entdecken, wohin das Auge reicht, überall Anspielungen auf die verschiedensten Spiele der Reihe. Sogar mehrere Mario Kart-Momente konnte sich das Filmteam nicht verkneifen – und diese sorgen für massig gute Action. Allgemein wechselt der Film viel zwischen humorvollen Momenten, passenden Dialogen und rasanten Actionszenarien.

Wir erleben den Film vor allem aus der Sicht von Mario, springen aber immer wieder auch zu Luigi oder sogar Bowser, sodass die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Auf diese Weise lernt das Publikum die Kernbesetzung jener bekannten Figuren aus den Spielen näher kennen und erfährt sogar, was den Koopakönig Bowser in Wirklichkeit zu seinen Schandtaten treibt. Dank ihm bekommt man sogar das eine oder andere Lied geboten, das im englischen Original natürlich von Jack Black selbst gesungen wird. Langeweile kommt in den 93 Minuten Film nicht auf, man hat das Gefühl, dass jede Minute perfekt genutzt wurde. Es ist wohl meckern auf hohem Niveau, aber hätte sich der Film ein wenig mehr Zeit genommen, dann hätte das Drehbuch mit Sicherheit noch hier und da mehr Hintergrundwissen zu den einzelnen Figuren und dem Bösewicht Bowser ein wenig mehr Tiefe geben können. Wo er wirklich herkommt und wie er zum Koopakönig geworden ist, wird beispielsweise auf der Strecke gelassen. Am Ende tut aber dieses Fehlen dem ganzen Film keinen Abbruch. Im Gegenteil, es ist sogar erfrischend, einen Film zu sehen, der Zeit optimal nutzt und sich nicht in unnötigen Seitenhandlungen verliert, um den Streifen auf fast zwei Stunden zu strecken.

Nostalgie ahoi! Wer die Videospielreihe kennt, findet viele Elemente im Film wieder.
Nostalgie ahoi! Wer die Videospielreihe kennt, findet viele Elemente im Film wieder.

Die harten Fakten:

  • Regie: Aaron Horvath, Michael Jelenic
  • Darsteller*in(nen): Chris Pratt (Mario), Charlie Day (Luigi), Anya Taylor-Joy (Prinzessin Peach), Jack Black (Bowser), Seth Rogen (Donkey Kong)
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Laufzeit: 93 Minuten
  • Musik: Brian Tyler, Kōji Kondō

 

Fazit

Der Super Mario Bros.-Film kann guten Gewissens als eine tolle Umsetzung des Spiels als Film gewertet werden. Hier wird nichts unnötig in die Länge gezogen, sondern die Laufzeit optimal genutzt. Besonders Fans der Spielereihe kommen voll auf ihre Kosten und können mit viel Humor und actiongeladenen Animationen in die Welt von Mario und Kompanie eintauchen. Dabei versucht der Film, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und spielt ganz bewusst mit den witzigen Seiten des Franchise. Der Film besticht nicht nur mit sympathischen Held*innenfiguren, sondern auch mit einem Animationsstil, welcher sich stark am Charme der Videospiele orientiert und diesen sogar noch erweitert. Wenn man nach einem kurzweiligen Film oder einem Nostalgietrip in das beliebteste Nintendo-Spieleuniversum sucht, der einfach Spaß macht und die Lachmuskeln anregt, dann ist man bei Super Mario Bros an der richtigen Adresse.

 

  • Farbenfrohe Animation, die sich an den Spielen orientiert.
  • Guter und pointierter Humor
  • Stimmungsvolle Musik
 

  • Die Story und Figuren hätten mehr Tiefe erhalten können

 

Artikelbilder: © Illumination
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Rick Davids
Der Kinobesuch wurde privat finanziert.

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