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Der englischsprachige Rollenspielmarkt ist der größte der Welt, denn seine Produkte werden nicht nur in England und Amerika gekauft, sondern beinahe überall. Aus diesem Grund sind die erfolgreichsten Rollenspiele auch englischsprachig. D&D und Pathfinder sind mit Sicherheit die bekanntesten Vertreter. Es ist deshalb kein Wunder, dass Rollenspiele aus Ländern, in denen Englisch nicht die Landessprache ist, im Moment häufiger als früher übersetzt werden. Ein anderer Grund ist sicher die Möglichkeit eben diese Übersetzungen vorab finanzieren zu lassen – Kickstarter lässt grüßen.

Das Schwarze Auge als deutsches Rollenspielgut

Vor mehr als dreißig Jahren erblickte Das Schwarze Auge das Licht der Welt und kann sich, nach einigen Wechseln der Herausgeber, mittlerweile seit einem Jahr in der 5. Edition von Ulisses Spiele sehen lassen. Aus dem deutschsprachigen Raum ist das Rollenspiel nicht mehr wegzudenken, obwohl es, wie könnte es anders sein, immer gegen die Übersetzungen und die Originalausgaben der großen ausländischen Rollenspiele anzukämpfen hatte. Das fing bereits mit der 1. Ausgabe an und setzte sich jahrelang fort. Trotz dieser Kämpfe konnte und kann sich das Rollenspiel auf dem Markt behaupten.

The Dark Eye – Kickstarter

Bereits im Jahr 2003 versuchte der damalige Herausgeber, Fantasy Productions, den englischsprachigen Markt zu erobern. Drei Bücher, ein Grundregelwerk, eine Weltbeschreibung und ein Abenteuer, wurden übersetzt und veröffentlicht. Zur Unterstützung wurden dann noch drei Romane in englischer Sprache herausgegeben. Der internationale Erfolg blieb aus und die Bücher landeten als Ramschware in den Rollenspielläden in aller Welt. Die Eroberung war gescheitert und man besann sich auf den heimischen Markt. Knappe vier Jahre später verkaufte man die Lizenz des Rollenspiels nach Waldems an Ulisses Spiele.

Nach noch einmal sechs Jahren wagten diese einen weiteren Versuch, den internationalen Markt zu erobern. Diesmal holte man sich Shane Hensley ins Boot und gründete einen US-Außenposten. Ein kluger Schachzug, denn von dort aus konnte man auf den großen Messen der Branche kräftig die Werbetrommel rühren, das Kickstarter-Projekt mit vorbereiten und den Versand in den Vereinigten Staaten planen.

Am 6. Mai 2016 ging das Projekt live und nach 12 Stunden war man bereits bei 200% der benötigten Summe. 1619 Unterstützer und 147.512 USD später war The Dark Eye nach viel Lob für die Kampagne und das angedachte Versenden finanziert. Ein blaues Auge haben sie sich damit definitiv nicht abgeholt.

Mittlerweile sind nur noch Spezialprodukte verspätet bei den Unterstützern offen und auch auf Messen konnten einige bereits ihr Lob ausdrücken. Andere wiederum meckerten zwischenzeitlich, weil sie noch warten mussten und mit der Kommunikation unzufrieden waren. Das Echo war also von Unterstützerseite gemischt, wobei die positiven Eindrücke überwogen, denn gerade das Layout, die Illustrationen und die Welt schien es den Unterstützern, allen voran den amerikanischen, angetan zu haben. Um so mehr schmerzt es, dass die Bücher noch nicht bei allen Endhändlern angekommen sind, was aber dem Zoll geschuldet ist.

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The Dark Eye – Das Schwarze Auge erobert die Welt?

Es ist sicher noch zu früh, um sagen zu können, ob das deutsche Rollenspiel im englischsprachigen Raum Fuß fassen kann. Die ersten Rückmeldungen und natürlich der vorherige Erfolg der Finanzierung scheinen aber eine positive Sprache zu sprechen und zumindest Ulisses Spiele wird aus dem Projekt wohl mit Gewinn herausgehen, insbesondere, weil kein Versandkostendebakel droht. Die mehr als 1600 Unterstützer, die meisten wohl aus Amerika, müssen aber noch bei Bekannten und Freunden Überzeugungsarbeit leisten, wenn Ulisses Spiele den Markt tatsächlich erobern will.

Bis dahin bleibt wohl nur die Werbung auf Messen, der Verkauf der zusätzlich produzierten Bücher und vielleicht weitere Kickstarter-Projekte in der Zukunft, um noch mehr englischsprachige Käufer anzusprechen. Und die gibt es, denn im Vergleich zu den beiden großen amerikanischen Systemen und anderen Projekten, sind die Zahl 1600 und die Summe geradezu mickrig, was auch nicht unbedingt für einen allzu großen Erfolg aber gleichzeitig für ein deutliches Potential spricht. Dieses Potential muss Ulisses Spiele mit dem Fuß in der Tür nun irgendwie ausschöpfen. Ob und wie das gelingt, das ist eine Frage für das amerikanische und das deutsche Team.

Werbung geschieht maßgeblich auch durch den amerikanischen Partner Paizo LLC (Pathfinder), auch wurde das System für den amerikanischen Markt, was Nacktheit in Illustrationen oder zum Beispiel die Profession der Prostituierten angeht, angepasst.

Schlussendlich wird nur die Zukunft zeigen, ob Ulisses Spiele sich in Amerika etablieren kann oder ob man mit dem Kickstarter nur ein kurzes Strohfeuer entfachen konnte und andere Systeme aus dem Portfolio dort erfolgreicher sein werden. Weitere Kickstarter werden zumindest folgen.

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Artikelbild: Ulisses North America

 

 

5 Kommentare

  1. Sorry, kann den Artikel mal jemand überarbeiten?

    1) „Mittlerweile haben die ersten Unterstützer, die meisten in Deutschland und Europa, ihre Produkte erhalten und auch auf Messen konnten einige bereits ihr Lob ausdrücken.“
    „As far as I know only replacement items and late surveys from North America are still delayed.

    -Eric for Ulisses Spiele“
    Das waren u.a. die Super-Duper-Lederluxus-Dinger, auf das die Backer länger warten mussten. Als Ausgleich aber für Umme die Pocket-Ausgabe im Paket hatten, eben weil die Dinger nicht so schnell hergestellt und verschickt werden konnten.

    2) „Noch mehr Werbung machen und noch mehr Verlage und Größen des amerikanischen Rollenspielmarkts ins Boot holen? “
    Neben Paizo als Partner für den US Raum??? Öhmmm…..

    3) Weitere Kickstarter: Es wurde schon öffentlich gesagt, das man gerade auch über diesen Kickstarter nur hauptsächlich das Grundbuch machen möchte, um nicht die Händler zu verprellen.
    Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=efc4XDd5Qxc

    4) Es gibt tatsächlich Anpassungen an den US Markt, das wurde sogar öffentlich gemacht.
    Die meisten Amerikaner sehen halt nicht so gerne nackte Brüste in Rollenspiel-Büchern (warum auch immer…), weshalb da manche Bilder entschäft wurden. Ebenso wurde z.b. die Prostituierte als Profession für den US Markt herausgenommen. Solche Anpassungen sind halt notwendig, wenn man da Bücher verkaufen will.

    • Vielen Dank für deine Hinweise. Tatsächlich war der Artikel bereits einige Wochen fertig und blieb dann für die Nachbearbeitung im Rahmen der Vorbereitung der kommenden SPIEL liegen. Wir haben nun deine Hinweise eingearbeitet.

  2. Danke fürs Überarbeiten, aber eines stimmt immer noch nicht:
    „Weitere Kickstarter werden zumindest folgen.“

    Es gibt das Kickstarter für Aventuria, weiter TDE Kickstarter sind aber nicht geplant.
    Siehe auch den Hinweis im obigen Beitrag: im Kickstarter wurde explizit nur das GRW als Buch an die Backer gefundet, der Rest soll aber über die amerikanischen Händler gehen. (PDFs ausgenommen)

    Und der größte Kritik-Punkt in den englischen Foren ist auch nicht die Auslieferung, sondern eher das die Bücher noch nicht bei Händlern verfügbar sind (Was eher angedacht war, aber durch den amerikanischen Zoll verzögert wurde), damit man es Freunden und Verwandten endlich nochmals in die Hände drücken kann.
    (Wobei der Verkauf jetzt langsam losgehen sollte, die Zollgeschichte hatte man so nicht auf dem Schirm und hat dementsprechend auch die VÖ-Daten angepasst. (siehe hier: http://www.ulisses-us.com/forum/viewtopic.php?f=4&t=650&sid=f37284207d9e516acc00a6381d91399e#p2843)

    • Das ist so nicht ganz korrekt. Es werden weitere Kickstarter folgen, die aber eher als Vorbesteller-Aktionen für limitierte Ausgaben dienen (und natürlich auch entsprechende Stretch Goals haben werden)

  3. Hi!

    Auf dieser Seite kann man sehen, aus welchen Ländern und Städten die meisten Unterstützer gekommen sind:

    https://www.kickstarter.com/projects/1216685848/the-dark-eye-rpgenglish-edition/community

    Aus englischsprachigen Ländern inkl. Kanada waren es damit gut 1.200 Personen.

    Gut 1.500 Exemplare (ohne Deutschland) verkauft zu haben finde ich allerdings schon beachtlich. Ein Teil der Käufer hat, wenn man sich die Kommentare anschaut (auch auf der französischen Site zu DSA), noch Erinnerungen an die erste übersetzte Edition, nicht zu unterschätzen ist vermutlich auch der Einfluss der PC-Spiele, allen voran Drakensang. Aber im Kern ist DSA neu in den Ländern außerhalb DACH.

    Ich hoffe, dass sich DSA im Englischen (und Französischen, sobald es soweit ist) erfolgreich behaupten wird, und sei es nur die Weltenbeschreibung.

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