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In der neuen Reihe Der Krieg der Horusianer von John French buhlt mit Covenant ein weiterer Inquisitor um die Gunst der Warhammer-LeserInnen. Der dritte Teil der Reihe widmet sich jedoch nicht der Jagd nach einer ultraradikalen Sekte innerhalb der Inquisition, sondern erzählt die Geschichten Covenants mehr oder minder freiwilligen Getreuen.

Covenant, puritanischer Inquisitor des Ordo Malleus, verfolgt seit nunmehr zwei Bänden das sogenannte Triumvirat, eine Sekte aus Horusianern. Horusianer sind eine ultraradikale Fraktion innerhalb der Inquisition, die nicht nur die Mächte des Chaos sich untertan machen wollen, sondern gar versuchen, Horus selbst, den Verräter am Imperium, zurückzuholen, um mit ihm ein neues, unbesiegbares Imperium zu schaffen.

Während French mit dem ersten Teil der neuen Saga einen vielversprechenden Auftakt zu einer spannungsgeladenen Inquisitions-Reihe gelang, blieb der zweite Teil hinter den geweckten Erwartungen zurück. Wirre Erzählstränge, zu viele Perspektiven mit zu wenig Raum und ein Inquisitor, der blasser als jeder generische Gardist wirkte. Die Erwartungen an den dritten Teil Divination waren also entsprechend gedämpft.

Handlung & Charaktere

Beschrieben die ersten beiden Romane die Aufdeckung der Kabale und die Verfolgung der verräterischen Inquisitoren, widmet sich nun Divination intensiv den Agenten und Handlangern, die Inquisitor Covenant in seiner Arbeit unterstützen. Dabei wird die eigentliche Geschichte nicht weitererzählt. Stattdessen beleuchtet John French in elf Kurzgeschichten wichtige Nebencharaktere und wiederkehrende Begleiter. Es ist grade in Warhammer-Romanen nicht ungewöhnlich, dass Nebencharaktere fast so interessant sind wie Protagonisten, hier ist das jedoch noch viel ausgeprägter. Covenant wirkt manchmal wie ein junger Inquisitor Gideon Ravenor: Blass, langweilig, ohne jegliche Tiefe. Fast durch die Bank werden damit alle seine Agenten interessanter als er selbst. Fairerweise muss man anmerken, dass viele von ihnen nicht erst durch Covenants Blässe interessant werden.

Herausragend ist die Kurzgeschichte von Mylasa Yaygus, der gefürchteten und unfassbar mächtigen Primaris-Psykerin. Ihre Episode gibt einen Einblick in eine Untersuchung durch die Scholastica Psykana, der sicherstellen soll, dass sie weder dem Chaos verfallen ist, noch sich an ihre eigene Herkunft erinnert. Bereits in den anderen Romanen waren die Abschnitte, die sich im Geist von Mylasa oder ihren Opfern abspielten, die interessantesten. Hier beschreibt French die Psyche einer Psionikerin und vor allem das, was die die Konditionierung durch das Imperium mit ihr macht, eindrücklich bedrückend.

Ähnlich brillant geschrieben ist die Geschichte der Offizierin der Inquisitionsgardisten Leutnant Ianthe. Nichtwissen ist im Imperium ein großer Segen und so dreht sich diese Charaktergeschichte um genau diese Frage: Welchen Preis ist man bereit, für Wissen zu zahlen?

Die dritte herausstechende Geschichte dreht sich um den Attentäter und Infiltrations-Spezialisten Koleg. Koleg wurde jegliche Emotion abtrainiert, damit er zu den abscheulichsten Grausamkeiten fähig ist. Obwohl ein klassischer Attentäter eigentlich heimlich arbeitet und Wert darauf legt, nicht aufzufallen, nutzt Covenant Koleg regelmäßig, um weithin sichtbare Exempel zu statuieren, um Angst und Furcht zu sehen. Stellenweise fühlt man sich dabei an die Nightlords vor der Häresie des Horus erinnert: Terror, um mit wenigen Opfern viel zu erreichen.

Schreibstil

John French ist ein routinierter Autor, der einen ausgeprägten Hang zu verschiedenen Perspektiven hat. In Divination kann er diesen Hang voll ausleben und man merkt ihm den Schreibspaß sichtlich an. Da es keine zusammenhängende Geschichte gibt, verliert man hier jedoch nicht so schnell den Überblick bei den Figuren und der Geschichte. Die Kurzgeschichten sind allesamt gut lesbar und entweder aus Sicht der jeweiligen Figur oder mit einem Außenerzähler mit Fokus auf die Figur verfasst. Damit bekommt man einen guten Eindruck der Charaktere, die dadurch nochmals an Tiefe gewinnen. Die Kapitel sind klar gegliedert und werden immer mit einem Zitat bekannter oder unbekannter Warhammer-Charaktere eingeleitet. Die Übersetzung von Christine Aharon ist tadellos und greift die jeweilige Stimmung gut auf.

Über den Autor

John French zählt zu den altgedienten Autoren der Black Library. Aus seiner Feder stammen zahlreiche herausragende Romane wie die Ahriman-Trilogie und fünf Romane sowie zahlreiche Kurzgeschichten der Horus Häresie. French ist begeisterter Rollenspieler, so wundert es nicht, dass er an diversen Rollenspielsystemen mitgewirkt hat, darunter Dark Heresy, Rogue Trader und Deathwatch. John French lebt heute in Nottingham und damit fast in Nachbarschaft zu seinem Verlag.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: John French
  • Erscheinungsdatum: Januar 2020
  • Sprache: Deutsch (aus dem Englischen übersetzt von Christine Aharon)
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 381
  • ISBN: 978-1781934418
  • Preis: 12,99 EUR (Taschenbuch)/ 9,99 EUR (eBook)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Nach einem nicht anders als katastrophal zu bezeichnenden zweiten Band Inkarnation findet French hier zu alter Stärke zurück. Die Geschichten sind in sich strukturiert, spannend zu lesen und er beweist, dass er sehr wohl Charaktere mit Tiefe schreiben kann, von denen man sich mehr wünscht. Man könnte ihm auch Absicht unterstellen, einen farblosen flachen Protagonisten zu schaffen, um so den Agenten der Inquisition mehr Bühne zu bieten, als das sonst üblich ist.

Divination lässt sich jedenfalls auch lesen, ohne die beiden ersten Romane gelesen zu haben, im Gegenzug ist es, zum heutigen Stand, wohl nicht nötig, das Buch zum Verständnis der Reihe zu lesen. Man sollte es aber nicht auslassen, denn es bietet noch einmal einen ganz besonderen Zugang zu den Charakteren um Covenant. Auch Einsteiger dürften durchaus mit dem Roman ihre Freude haben, da er einen interessanten Einblick in die Inquisition jenseits der Inquisitoren bietet. Die Charaktere sind interessant und French gelingt eine sehr solide Mischung aus Action und Momenten charakterliche Tiefe.

 

Artikelbild: Black Library, Bearbeitet von Verena Bach
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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