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Ephrael Stern, geächtete Schwester der Adepta Sororitas, Gejagte, Jägerin und wohl eine der mächtigsten Psioniker*innen der Galaxie. Bekannt vor allem durch die vielbeachteten Graphic Novels, bekommt sie nun nach 22 Jahren auch einen eigenen Roman. Wir haben die heilige Ketzerin in ihrem Krieg im Imperium Nihilus begleitet.

Manchmal meint man, Warhammer will sich mit jedem seiner Charaktere selbst überbieten. Eine ganz besondere Vertreterin ist Ephrael Stern. Sie ist nicht nur die einzige, offiziell bekannte, Psionikerin der Adepta Sororitas, sondern auch noch eine der mächtigsten Psioniker*innen, die dieses Universum kennt und trägt ihre Kämpfe gemeinsam mit dem Harlekin Mensha Luyet-Kyganil aus. Eine gute Basis für einen spannenden Roman.

Handlung & Charaktere

Cadia ist gefallen und der Große Riss hat das Imperium gespalten. Das Imperium Nihilus ist vom großen Rest des Imperiums getrennt und steht nahezu allein gegen die marodierenden Mächte des Chaos. Mitten in diesen Wirren ist Ephrael Stern in ihrem eigenen Kampf. Seit der Ächtung durch viele imperiale Institutionen und ihre Fähigkeiten für einen Makel haltend, war das Licht des Imperators das Einzige, was ihr Kraft gab, das Chaos zu jagen. Doch mit dem Großen Riss verschwand auch das Licht des Imperators und Stern wusste fortan an nicht, ob sie für ein Imperium kämpft, das vielleicht nicht mehr existierte. In dieser schweren Zeit trifft sie auf Lord Inquisitor Otto Dagover, der hofft, mit ihr eine Waffe zu finden, mit der er das Imperium retten und das Chaos vernichten kann. Doch beide geraten in einen Kampf gegen einen mächtigen Chaos Space Marine der Word Bearers, Varak Ghar, dem es gelungen war, die Bevölkerung eines ganzen Planeten psionisch zu versklaven. Gegen einen Gegner, der Dämonen beherrscht und Kraft aus Millionen Seelen zieht, scheint der Kampf fast aussichtslos.

Im Mittelpunkt steht natürlich Ephrael Stern, die einerseits verzweifelt, andererseits mit letzter Hoffnung ihre Schlachten schlägt und Planet um Planet vom Chaos befreit. Man spürt förmlich mit jeder Seite ihr Leiden und fast schon Selbsthass sowie ihre Sehnsucht nach einer Rückkehr in den Orden. Im Vergleich zu St. Celestine ist der Charakter deutlich tiefer und nachvollziehbarer. Zwar ist auch hier tiefer Glaube das Leitmotiv, aber eben wesentlich greifbarer geschrieben.

Neben Stern widmet sich das Buch auch intensiv dem Radikalen Lord Inquisitor Otto Dagover, der als Rekongregator hofft, mit Stern eine Waffe zu finden, um das Imperium neu zu erschaffen. Das Buch gibt tolle Einblicke in die Gedankenwelt eines Radikalen Inquisitors, der nicht ganz so am Wahnsinn kratzt wie Gregor Eisenhorn.

Daneben spielen der Harlekin Kyganil und einige Sororitas Schwestern nur eine untergeordnete Nebenrolle, um Stern in Pose zu setzen. Besonders bei Kyganil ist das schade, ist er als Harlekin im Grunde ein spannender Charakter.

Wirklich schade ist, dass man sich ganz ohne Vorwissen mit dem Roman und besonders Stern schwertut. Es bleibt vollkommen offen, warum sie ein Harlekin begleitet, es bleibt offen, wie sie zu dem wurde, was sie ist, es bleibt offen, was sie eigentlich so tut.

Schreibstil

Die Kapitel wechseln sich mit den Blickwinkeln und Geschichten ab. Dabei fokussiert sich der Roman auf den Blick von Stern und Dagover, aber auch die anderen skeptischen Sororitas bekommen ihre Momente. Besonders der Einblick in die Gedanken der beiden Hauptcharaktere macht Spaß und Annandale zeigt ein Händchen für großartige Actionsequenzen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Black Library
  • Autor: David Annandale (aus dem englischen von Christine Aharon)
  • Erscheinungsdatum: November 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch/eBook
  • Seitenanzahl: 272
  • ISBN: 978-1-781935-7-50
  • Preis: 17,00 EUR (Print)/11,99 EUR (eBook)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Das Buch macht wirklich Spaß zu lesen. Ephrael Stern und Otto Dagover sind spannende Charaktere, die Annandale gekonnt erzählt. Die Geschichte an sich ist solide und eine Schlachtgeschichte, wie viele andere auch, wobei hier der Bolterporno wirklich viel Freude beim Lesen bereitet. Trotzdem wird der Daumen nur gelb, denn für sich selbst ist der Roman kaum lesbar. Wer die Vorgeschichte von Stern nicht kennt und auch mit dem Imperium Nihilus nichts anfangen kann, wird vollkommen alleine gelassen.

Die vielen Fragen, die beim Lesen auftauchen, lenken von der eigentlichen Geschichte ab. Hier hätten ein paar Seiten mehr dem Roman gutgetan, um Stern als Charakter besser darzustellen und auch das Grundsetting zugänglich zu machen. Auch der Antagonist hätte, gerade als Word Bearer, soviel mehr hergegeben, als nur der Bösewicht™ zu sein. So bleibt der Roman nur etwas für eingefleischte Warhammer-Fans oder Leser*innen, die sich mit Stern schon mal vertraut gemacht haben.

  • Zwei tolle Hauptcharaktere
  • Sehr gute Actionsequenzen
  • Interessante Charakterentwicklung
 

  • Eindimensionaler Antagonist
  • Ohne Vorkenntnis kaum zu lesen
  • Generische Grundgeschichte

 

Artikelbilder: © Black Library
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Denise Hollas
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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