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Für Modellsüchtige wie unseren Redakteur Geoffrey hat der Hachette Verlag in Kooperation mit Games Workshop eine neue Zeitschrift herausgebracht. In über achtzig wöchentlichen Ausgaben versorgt das Stormbringer-Magazin zukünftige und aktuelle Age of Sigmar-Fans mit jeder Menge Figuren, Farben und Hintergrundgeschichten. Wir haben in die ersten Ausgaben hereingeschnuppert.

Rabatte ohne Ende? In der Tat lockt das Magazin mit Miniaturpreisen, wie man sie bei Games Workshop recht selten zu Gesicht bekommen wird. Im Vergleich zum Einzelpreis aller Modelle, Geländestücke und Farben kommt man schnell auf vierzig bis fünfzig Prozent Preisersparnis. Trotzdem ist die Serie weitaus mehr als ein Sammelbecken günstiger Miniaturen. Jedoch ist die Zeitschrift nicht unbedingt für alle Hobby-Begeisterten das Richtige, um die eigene Sammlung aufzubauen, bzw. zu erweitern.

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Lesen, Basteln, Malen, Spielen – Das Rundum-Wohlfühlpaket für Hobbyist*innen

Die Stormbringer-Reihe bedient tatsächlich alle Bereiche des wunderschönen Hobbys. Fesselnde Geschichten, Sammeln und Bauen der Modelle, das kunstvolle Bemalen und nicht zuletzt das Austragen spannender Schlachten. Die mitgelieferte Zeitschrift ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern ein wichtiger Bestandteil der Reihe.

Erhältlich ist das Magazin entweder in ausgewählten Zeitschriftenläden oder in Form eines Abonnements bei Hachette direkt. Das Abonnement bringt einem je sechs Ausgaben auf einmal ins Haus und ist mit einigen kleinen Geschenken ausgestattet. Auch geht man so sicher, bei besonders begehrten Ausgaben nicht vor einem leeren Verkaufsregal zu stehen. Natürlich heißt das auch, Ausgaben mitzunehmen, die man sonst eventuell nicht gekauft hätte. Für einen kleinen Aufpreis gibt es eine Premiumversion, die in vier über das Jahr verteilten Lieferungen besondere Figuren wie „Gordrakk, Faust des Gork“ nach Hause bringt. Die Premiumversion ist allerdings nur über das Abonnement beim Verlag zu beziehen und nicht im freien Handel erhältlich.

 

Stück für Stück in die Faszination der Mortal Realms

Nicht nur die wunderschönen Modelle, sondern vor allem auch die Hintergrundgeschichten dazu ziehen Fans der Warhammer-Systeme besonders in den Bann. Mit der Historie, den Welten und all deren Verstrickungen kann man sicherlich Bibliotheken füllen. Das kann sich erschlagend anfühlen.

Mit der Zeitschrift bekommt man die Mannigfaltigkeit dieses Universums in kleinen Auszügen nähergebracht. Dabei wird sowohl die ganz große Geschichte erzählt, aber auch auf die individuellen Einheiten eingegangen. Überblicksartikel und kleine Kurzgeschichten lassen das Universum von Age of Sigmar lebendig werden. Die hochwertigen Games Workshop-Illustrationen runden die kleinen Einblicke in die Welt ab. Als langjähriger Fan ist einem ein Großteil mit Sicherheit schon einmal über den Weg gelaufen, was den Lesespaß jedoch nicht mindert.

Neben der Spielwelt werden auch die beiliegenden Modelle zum Leben erweckt. Hintergründe, Charakter und Eigenschaften werden für jeden Trupp ausgestaltet. Dazu enthält jede Einheitenbeschreibung kleine Ziele zum Abhaken, wie zum Beispiel das Besiegen einer bestimmten Anzahl von Feind*innen in einem Spiel oder das Halten von Missionszielen. Das motiviert dazu, die Einheiten auch über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, auch wenn es bei einer gewissen Anzahl von Truppen wahrscheinlich auch etwas unübersichtlich werden könnte.

Auf jeden Fall motiviert die Reihe auf vielen Ebenen dazu, nicht reine Pöppel hin- und herzuschieben, sondern jedes Spiel mit einer Geschichte zu versehen.

 

Ich hab‘ da mal was vorbereitet – Malen und Basteln im Stormbringer Magazin

Neben dem unabdingbaren Fluff dürfen natürlich nicht die künstlerischen Seiten des Hobbys fehlen. Für jede Ausgabe ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Zusammenbau beigelegt, die auch auf Anfänger*innen ausgelegt ist und die auf Schwierigkeiten hinweist. Zudem liegen der Reihe immer wieder Farben bei. In kleinschrittigen Anleitungen wird das Auftragen der Farben angeleitet. Das bringt natürlich noch lange keinen Golden Demon ein, aber man bekommt schrittweise die wichtigsten Grundtechniken erklärt und beigebracht.

Hobbyist*innen, die schon länger am Malen und Basteln sind, werden mit Farben und Anleitungen wahrscheinlich eher weniger anfangen können. Auch fehlen Basics, wie das Entfernen von Gussgraten oder die Nutzung eines Grundiersprays. Nachvollziehbar ist das natürlich, wer möchte bei einem Magazin die Leser*innen dazu auffordern, noch große weitere Anschaffungen zu tätigen. Für Anfänger*innen ist die Einführung aber allemal ein guter Einstieg in die Welt der Miniaturenbemalung.

 

Mit kleinen Schritten zur großen Schlacht – Spielen und Spielregeln

Wer schon einmal eine Runde Age of Sigmar gespielt hat, dem wird der Spielteil zumindest in den ersten Ausgaben sehr unterkomplex erscheinen. Die Regelbeschreibungen und Schlachten sind auf blutige Anfänger*innen ausgelegt. Aber auch für diese können die ersten Szenarien recht langweilig sein, da äußerst kleinschrittig an die Regeln herangeführt wird.

Zunächst beschränkt sich das Geschehen auf Trefferwürfe. Das Schlachtgeschehen wird dann immer wieder erweitert. So kommen Verwundungswürfe und Schutzwürfe hinzu. Schließlich tauchen erste Teile der tatsächlichen Spielwerte auf. Da sich das Magazin insbesondere auf Einsteiger*innen ausrichtet, ist das kein großer Beinbruch. Witzigerweise fragt man sich als Spieler*in mit etwas Erfahrung irgendwann, warum man eigentlich überhaupt dreimal würfeln muss, um festzustellen, ob der Gegner jetzt eine Verwundung erleidet oder nicht. Der eine Trefferwurf reicht eigentlich aus, wie Freunde des Skirmishers Warcry zu schätzen wissen.

Natürlich ist davon auszugehen, dass sowohl Regelcorpus als auch Szenarios in den späteren Ausgaben wieder komplexer werden. Und bis dahin wendet man sich einfach den anderen schönen Seiten des Hobbys zu.

 

80 Wochen, 6 Fraktionen, 199 Modelle

Fasst man nur die Modelle der Serie zusammen, so kommt man auf 122 Figuren der Truppen der Zerstörung und 77 Figuren der Truppen der Ordnung. Hinzu kommen einige Geländeteile und, abonniert man die Premium-Version der Reihe, noch einige größere Modelle aus der Age of Sigmar-Reihe. Die Zusammensetzung besteht aus unterschiedlichen Fraktionen, was einige Abwechslung ins Spiel bringt. So tummeln sich auf der einen Seite Eisenkiefer, Moorpirscha und Mondwahn-Gits. Ihnen gegenüber stehen die Truppen der Sturmgeschmiedeten Ewigen, Sylvaneth und der Himmelsherrscher Kharadom.

So günstig wie in dieser Reihe wird man wahrscheinlich selten an Games Workshop-Figuren geraten. Gerade im Abonnement kauft man allerdings eine Reihe an Modellen, die sonst vielleicht gar nicht erst den Weg in den Hobbyschrank gefunden hätten.

Übersicht Ersparnisse

UVP-Preise der enthaltenen Modelle

Moorpirscha (insgesamt 350 EUR)

Sumpfboss Skumdrekk (50 EUR), Killaboss mit Pieksgrot (ca. 30 EUR), Sumpfrufa-Schamane mit Topfgrot (ca. 30 EUR), Wanstreissa (45 EUR), Hobgrot Schlitza (45 EUR), drei Bolz’nschiessa (42,5 EUR), Bestienkillabogen (30 EUR), Matschkriecha-Sloggoth (45 EUR), Die Listig’n Lumpen (32,5 EUR)

Eisenkiefa (insgesamt 107 EUR)

Megaboss (35 EUR), Kriegstrommla (27 EUR), fünf Platt’nhelme (alt) (25 EUR), Eisenschädels Jungz (20 EUR)

 Mondwahn-Gits (insgesamt 391,50 EUR)

Skragrott der Wahnkönig (32,5 EUR), Wahnboss (24 EUR), Wahnboss auf großem Squig (32,5 EUR), Pilzhöhlen-Schamane (32,5 EUR), zwanzig Schütz’n (35 EUR), Boingrot-Hüpfa (22,5 EUR), Squigherde (42,5 EUR), Schnüffelschleicha (35 EUR), Kugelwahn-Fanatics (35 EUR), Biersäufer Gargant (55 EUR), Zarbags Gits (22,5 EUR), Mollogs Mob (22,5 EUR)

Sturmgeschmiedete Ewige (insgesamt 550,60 EUR)

Bastian Carthalos (35 EUR), Gardus Stahlseel (32,5 EUR), Fürst Imperatant mit Gryphhund (ca. 32,5 EUR), Fürst Aquilor (35 EUR), Ritter Judicator mit Gryphhunden (30 EUR), Ritterin Arcanum (ca. 30 EUR), Vindictoren (45 EUR), fünf Vigiloren (27,5 EUR), fünf Bezwinger (27,5 EUR), Sturmschlag-Streitwagen (42,5 EUR), Sturmdrachengarde (100 EUR), Praetoren (drei plus neue Erste Praetorin) (56,6 EUR), Gryphhunde (24 EUR), Xandir Wahrsucher (32,5 EUR)

Sylvaneth (insgesamt 230 EUR)

Höherer Waldgeist (32,5 EUR), Zweighexe (ca. 30 EUR), Geist Durthus (60 EUR), Wehrhafte Waldgeister (42,5 EUR), Boshafte Waldgeister (42,5 EUR), Yltharis Wächter (22,5 EUR)

Himmelsherrscher der Kharadon (insgesamt 121,50 EUR)

Arkanauten Admiral (24 EUR), Endrinenmeister mit Luftschiffrüstung (32,5 EUR), Grundstok-Donnerschützen (42,5 EUR), Thundriks Profitjäger (22,5 EUR)

Gesamtkosten (UVP): 1750 EUR, Kosten des gesamten Magazins: 867,20 EUR

Gesamtersparnis: 883,40 EUR (=ca. 50 %)

 

Würde man die Einzelmodelle über Drittanbieter kaufen, die meist günstiger als Games Workshop sind, läge die Ersparnis immer noch bei ca. 35%.

Die in der Serie enthaltenen Farben, Geländestücke, Pinsel und Prämien wurden dabei nicht einmal berücksichtigt. Einige Preise sind allerdings Schätzungen, da die Modelle nicht einzeln erhältlich sind (wie z.B. der Sumpfrufa-Schamane). Einige Einheiten, wie beispielsweise Zarbags Gits sind eingestellte Warhammer Underworlds-Sets.

Zudem hat die schiere Masse der Figuren auch ihr Gewicht. Auf die Woche heruntergerechnet kommen zweieinhalb Figuren ins Haus, die zu bauen und zu bemalen sind. Das mag sich zunächst wenig anhören. Wer jedoch schon einmal tatsächlich versucht hat, auch nur eine Figur die Woche kontinuierlich zu bauen und bemalen, wird mit Sicherheit irgendwann einmal an die Grenzen gekommen sein. Über kurz oder lang wird sich bei den allermeisten also ein kleiner „Pile of shame“ ansammeln. Aber natürlich gehört auch dieser irgendwie zum Erlebnis dieses Hobbys dazu.

 

In Reih und Glied – Taktische Einschätzung der Reihe

Bei all der Masse an schönen Figuren werden am Ende wohl trotzdem nicht die ausgewogensten Armeen zustande kommen. Jedoch hat man am Ende eine solide Basis für eine kompetitive Armee, sowohl für die Fraktion der Orruk-Warclans als auch für die Sturmgeschiedeten Ewigen. Die weiteren Fraktionen lassen sich regeltechnisch gut als Alliierte verwenden, sodass man fast jede der enthaltenen Figuren verwenden kann. Für spaßige Zusammensetzungen und bunte Schlachten bietet die Sammlung auf jeden Fall eine Menge Potenzial.

Dunkle Wolken am Horizont – die Stormbringer Reihe und die vierte Edition

Ein Phänomen, was auch schon bei der Warhammer Imperium-Reihe auftrat, ist, dass das Geschäftsmodell von Games Workshop und die Zeitschriftenreihe mit Erscheinen einer neuen Edition (in jenem Fall von Warhammer40k) irgendwann kollidierten. Games Workshop legt in regelmäßigen Abständen eine neue Version ihrer Grundspiele auf, die durchaus auch mit einer Überarbeitung der Regeln einhergehen. Es kann also auch bei der Stormbringer-Zeitschrift gut passieren, dass die schrittweise erlernten Regeln und Spielwerte auf einmal nicht mehr aktuell sind. Das Grundprinzip mit unterschiedlichen Angriffswürfen und Bewegungen wird mit Sicherheit erhalten bleiben. Aber trotzdem kann es etwas irritierend werden, wenn man für die Spiele der Zeitschrift plötzlich andere Regeln hat, als für Spiele im Hobbyladen oder im Freundeskreis. Das ist natürlich etwas spekulativ, da weder Datum noch Inhalt der neuen Edition bisher feststehen (Stand 02/2024). Aber es schadet mit Sicherheit nicht, sich dessen bewusst zu sein.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Hachette Collections SNC
  • Erscheinungsjahr: 2024 bis 2025
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Spieler*innen-Anzahl: 2
  • Alter: ab 12
  • Preis: Regulär: 10,99 EUR, Premium: 12,99 EUR (UVP)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Hachette

 

Fazit

Insgesamt bietet die Reihe eine Menge Spaß und Figuren für verhältnismäßig wenig Geld. Die Zeitschrift ist liebevoll gestaltet und führt kleinschrittig in alle Bereiche des Hobbys ein. Diese Kleinschrittigkeit macht jedoch den Regelbereich für erfahrene Spieler*innen und Erwachsene in Teilen etwas eintönig. Für junge Hobbyeinsteiger*innen ist das jedoch wieder eine Stärke. Begeisterte Väter und Mütter, die ihr Lieblingshobby an die Kinder weitergeben wollen, haben mit dem Magazin also eine großartige Möglichkeit dazu.

Man sollte sich bewusst machen, dass für die nächsten eineinhalb Jahre jede Woche neue Figuren ins Haus kommen. Und das läppert sich. Starter-Sets erfüllen hier einen ähnlichen Einstieg, ohne Regale zu füllen und die Hobbystation zu überladen.

Auf der anderen Seite bietet das Magazin jedoch wie kein Zweites wöchentlichen Warhammer-Spaß und schönen Lesestoff, mit dem man sich für die nächste Zeit jedes Wochenende versüßen kann. Sollte die Motivation oder das Interesse doch sinken, ist ein Ausstieg problemlos möglich. Insbesondere mit Freund*innen oder Familie geteilt, bietet das Magazin eine Menge schöner Unterhaltung.

  • Liebevoll gestaltete Hobby-Einführung
  • Unschlagbarer Preis
  • Gut portionierter Lesespaß
 

  • Regeln und Szenarios zunächst etwas eintönig
  • Einige Figuren, die man sonst nicht kaufen würde

 

 

Artikelbilder: © Hachette Collections SNC
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Giovanna Pirillo
Fotografien: Geoffrey Förste
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