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Sayonara Tokyo, Hallo Berlin begleitet die Fotografin Aki nach einem Schicksalsschlag auf ihrer Reise in ein anderes Land, Deutschland, und den Erfahrungen, die sie dort macht. Die Geschichte umfasst diese beiden Bände, in denen die Mangaka Nugiko Kutsushita viele Erfahrungen ihres eigenen Europaaufenthaltes miteinfließen lässt.

Triggerwarnungen

keine üblichen Trigger

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Handlung

Die junge Fotografin Aki hat ihr ganzes bisheriges Leben in Tokyo verbracht. Doch dann brennt ihre Wohnung ab und sie kann nur ihre Kameraausrüstung daraus retten. Als sie von einer ehemaligen Kollegin erfährt, dass ihr neuer Arbeitgeber Leute in Europa sucht, die dort vor allem Landschaftsbilder aufnehmen, ist das für Aki die Gelegenheit. Sie beschließt, zumindest vorübergehend, nach Deutschland zu ziehen – denn von dort stammt ihr Kameraobjektiv.

Band 1 © Crunchyroll SA

Eine Freundin kann ihr einen WG-Platz bei einer anderen Japanerin vermitteln, die bereits in Deutschland lebt. Und so trifft Aki in ihrer neuen Wahlheimat Berlin auf die Klangkünstlerin Rika.

Schnell stellt die Fotografin fest, dass in Deutschland einiges anders ist: Heiße Sommer ohne Klimaanlage, Weihnachtsmärkte, Pfand, Behördengänge, die besonders mit Sprachbarriere zur Herausforderung werden, und nicht zuletzt das Essen. Unterwegs lernt sie dabei weitere Menschen kennen, die ihren Teil zu Akis Weiterentwicklung beitragen.

Während beide Frauen sich immer wieder nach Gerichten aus ihrer Heimat sehnen und versuchen, diese mit den in Deutschland zur Verfügung stehenden Zutaten zu kochen, sind sie der hiesigen Küche dennoch aufgeschlossen gegenüber. So lernen sie Currywurst, Christstollen und Gänsebraten mit Knödeln kennen. Und Akis kulinarische Erfahrungen in Berlin beginnen mit, wie sollte es anders sein, dem Döner.

Ein paar Monate später treffen sie auf Takako, eine Studienfreundin von Aki, die nun ebenfalls in Deutschland arbeitet. Die drei werden zu Freundinnen und als Rika ein Jobangebot aus einem anderen europäischen Land bekommt, stürzen sie sich in ein neues Abenteuer.

Charaktere

Band 2 © Crunchyroll SA

Der Hauptcharakter Aki ist eine ruhige Person, die unangenehme Situationen schon fast stoisch hinnimmt. Nur wenn es um Kontakt und Interaktion mit fremden Menschen geht, verliert sie schnell ihre Gelassenheit und wird unsicher. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und fragt sich, was dazu führt, dass man sich mit einem Ort verbunden fühlt. Denn zu ihrer ursprünglichen Heimat Tokyo hat sie keine große Verbindung. Im Laufe der beiden Bücher ist, ausgelöst durch die Menschen, die ihr begegnen, eine deutliche Charakterentwicklung zu erkennen. Etwas schade ist einzig, dass Aki keinerlei Interesse zeigt, Deutsch zu lernen und sich stattdessen mit ihrem eher dürftigen Englisch durchschlägt.

Rika stellt den Gegenpol zu Aki dar: Sie ist chaotisch, laut und sozial. Immer wieder holt sie Aki aus ihrer Komfortzone und schafft es stets, selbst wenn die Zutaten mal nicht optimal sind, ein leckeres japanisches oder deutsches Gericht zu zaubern. Die Zubereitung wird dabei immer gezeigt, beschrieben und mit nützlichen Informationen versehen.

Takako ist der dritte, größere Charakter. Sie baut alles auf Logik auf und stellt die Mitte zwischen den beiden Extremen Aki und Rika dar. Wenn man etwas über die Vergangenheit der drei Charaktere erfährt, hat es meist etwas mit ihrem Beruf zu tun. Mehr Informationen sind für die Geschichte nicht notwendig und auch nicht wirklich relevant.

Insgesamt sind alle auftauchenden Charaktere auf ihre Weise liebenswert und einzigartig und man kann sich mal mit diesem, mal mit jenem identifizieren.

Zeichenstil und Erscheinungsbild

Der Zeichenstil ist angenehm und reicht, je nach Situation, von realistisch bis niedlich-comichaft. Dabei wird auch mal auf Details in Gesichtern verzichtet, wenn es im entsprechenden Panel nicht darauf ankommt. Besonderer Wert wird auf die Zeichnungen gelegt, die eines der beiden wichtigsten Themen des Manga behandeln: Landschaften, beziehungsweise Architektur und Essen. So werden verschiedenste Gebäude und gekochte Gerichte realistisch und sehr detailliert gezeichnet.

Ein Kapitel ist besonders interessant, denn es beschäftigt sich mit einem Arbeitstag der Klangkünstlerin Rika. Während des gesamten Kapitels gibt es weder Mono- noch Dialoge, sondern der Fokus liegt einzig auf den Geräuschen, die Rika umgeben und die sie selbst für ihre Arbeit produziert. Diese werden mit passenden lautmalerischen Wörtern charakterisiert und dargestellt.

Wie bei Mangas üblich, werden die Bücher von rechts nach links gelesen. Neulingen wird diese Umgewöhnung jedoch durch die eingängige Geschichte und die meist eindeutig platzierten Sprechblasen erleichtert. Zudem sind Abschnitte, welche die Vergangenheit zeigen, deutlich durch einen schwarzen Hintergrund zu erkennen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Crunchyroll SA
  • Autor*in(nen): Nugiko Kutsushita
  • Zeichner*in(nen): Nugiko Kutsushita
  • Erscheinungsjahr: 2023
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 192 (jeweils)
  • Preis: 8,00 EUR (jeweils)
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon (Band 1), Amazon (Band 2), idealo

 

Fazit

Sayonara Tokyo, Hallo Berlin erzählt eine Geschichte zum Wohlfühlen. Es zeigt Deutschland und vor allem Berlin aus den Augen einer Japanerin, die fast schon unbedarft ein neues Land kennen lernt. Dabei begegnen ihr Menschen, die sie zum Denken, auch über sich selbst, anregen, was nach und nach ihre Einstellung zu manchen Dingen ändert. Wer Drama oder Action erwartet, wird bei diesem Manga nicht fündig werden. Dafür erhält man eine angenehm zu lesende Geschichte, die tiefgründiger ist, als man es zunächst erwarten würde. So laden bewusst offen gelassene Gedankengänge am Ende mancher Kapitel auch die Lesenden zum Nachdenken ein. Typisches für sowohl Japan als auch Deutschland wird behandelt und gezeigt, driftet jedoch selten ins Klischeehafte ab.

Insgesamt ist Sayonara Tokyo, Hallo Berlin ein lohnender Manga, wenn man etwas leichtes, unbeschwertes Lesen möchte, das aber dennoch Tiefgang hat. Zusätzlich beginnt man damit kein großes Projekt, da die Geschichte mit zwei Bänden abgeschlossen ist.

  • Kurzweilige Geschichte
  • Liebenswerte Charaktere
  • Ansprechende Zeichnungen von Landschaft, Architektur und Essen

 

  • Bier wird klischeehaft häufig konsumiert

 

Artikelbilder: © Crunchyroll SA, Nugiko Kutsushita
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Saskia Harendt
Fotografien: Ayleen Schmidt

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