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Lust auf eine Prise Sword and Sorcery? Die neue Edition von Fafhrd und der Graue Mausling ist als Sammelband bei Cross Cult erschienen und beinhaltet sieben Adaptionen der ikonischen Charaktere von Fritz Leiber. Welchen Eindruck hinterlassen die Abenteuer der beiden Gauner in der düsteren Stadt Lankhmar und deren Umgebung?

Fritz Leiber mag nicht die gleiche Bekanntheit wie andere Phantastik-Autor*innen haben, doch seine Bedeutung für das Genre ist unbestritten. Im Laufe seiner Karriere verfasste er eine Vielzahl an Science-Fiction-, Fantasy– und Horror-Geschichten und -Romanen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Erzählungen um das Duo Fafhrd und der Graue Mausling, das Leiber gemeinsam mit seinem Studienkollegen Harry Fischer ins Leben rief. Heutzutage werden diese Geschichten als Meilenstein für das Sword-and-Sorcery-Genre gesehen.

Bereits 1991 wurden einige Geschichten von Howard Chaykin, Mike Mignola und Al Williamson als Graphic Novel adaptiert. Der erste Sammelband der Umsetzungen ist mittlerweile vergriffen. Glücklicherweise ist bei Cross Cult eine neue Edition erschienen, die diese Klassiker abermals in einem Band versammelt. Wir haben einen genauen Blick auf die Abenteuer von Fafhrd und dem Grauen Mausling geworfen.

Handlung & Charaktere

Der Sammelband enthält sieben Geschichten rund um Fafhrd, einen kräftigen und hünenhaften Krieger aus dem Norden, und seinen Begleiter, den mit dem Schwert gewandten Dieb und ehemaligen Magielehrling Grauer Mausling. Die Abenteuer der beiden tragen sich in der Welt Nehwon zu, wobei besonders deren größte Stadt Lankhmar der Schauplatz vieler Ereignisse ist.

In jener Stadt treffen die beiden Helden in Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar das erste Mal aufeinander. Gemeinsam nehmen sie es mit den üblen Mächten der Unterwelt auf, müssen dafür aber einen hohen Preis bezahlen. Verbittert verlassen Fafhrd und der Graue Mausling die Unglück bringende Stadt, nur um in Der Fluch der Wiederkehr nach einigen Abenteuern wieder zurückzukehren.

Die meiner Meinung nach stärkste Geschichte des Sammelbandes ist Der heulende Turm, in dem es die beiden Helden mit einem unheimlichen Bauwerk und dessen Bewohner*innen zu tun bekommen. Die Atmosphäre dieser Erzählung ist spannend, geheimnisvoll und sorgt auch beim Lesen für Gänsehaut. Der Preis des Vergessens und Basar des Bizarren zeigen die gefährlichen Mächte der Magie, während Schwere Zeiten in Lankhmar die beiden Helden als Kontrahenten etabliert. Den Abschluss des Sammelbandes bildet In Abwesenheit des Königs der Meere, in dem Unterwassergestalten den beiden Recken Probleme bereiten.

Die Geschichten um Fafhrd und den Grauen Mausling leben vom rauen Charme der Welt und der Interaktionen der beiden Helden. Fafhrd ist trotz seiner körperlichen Kraft der romantischere des Duos, während der Graue Mausling einen zynischen Blick auf die Welt hat. Die Geschicke in Nehwon und besonders Lankhmar werden von den Skrupellosen dominiert, wodurch die Welt in einem erbarmungswürdigen Zustand ist, in dem nur die Starken überleben. Die beiden Protagonisten versuchen sich ebenfalls lediglich als Gauner durchzuschlagen, behalten dabei aber ihre Prinzipien und Wertvorstellungen.

In Folge dessen gibt es in keiner der Handlungen klare Schwarz-Weiß-Bilder, da die Welt dafür zu komplex ist. Das wird bereits in der ersten Geschichte Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar deutlich, die unmissverständlich den rauen Ton der Welt etabliert. Die Auswahl der adaptierten Kurzgeschichten von Fritz Leiber zeigt die Vielfalt seiner Werke hinsichtlich Motiven, Schauplätzen und Handlungssträngen. Magie wird im Laufe der Handlungen äußerst spärlich einsetzt und erhält damit einen machtvollen Eindruck. Den Geschichten gemein ist jedoch der schwarze Humor, den besonders die beiden Helden geschickt einsetzen.

Einige der Kurzgeschichten funktionieren alleinstehend jedoch besser als andere. Besonders Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar, Der heulende Turm und Basar des Bizarren sind exzellente, in sich abgeschlossene Abenteuergeschichten. Bei den anderen Kurzgeschichten hat man stellenweise den Eindruck, wichtige Informationen zur Welt und ihrer Vergangenheit zu vermissen. Besonders deutlich zeigt sich das in Der Fluch der Wiederkehr, da die Geschichte eine Vielzahl von Andeutungen enthält, ohne in die Tiefe zu gehen.

Zeichnungen & Kolorierung

Für die visuelle Gestaltung zeigen sich gleich drei Personen verantwortlich: Hellboy-Schöpfer Mike Mignola für die Bleistiftzeichnungen, Al Williamson (unter anderem bekannt für seine Arbeit an Flash Gordon) für die Tusche und Sherilyn Van Valkenburgh für die Farbe. Besonders Mignolas individueller, kantiger Stil ist im Laufe der Geschichten unverkennbar, wobei speziell Basar des Bizarren mit ungewohnt vielen Details glänzt. Wem Mignolas sonstige Werke zusagen, wird auch mit Fafhrd und der Graue Mausling seine Freude haben.

Besonderes Lob muss für die Kolorierung ausgesprochen werden. Die Atmosphäre der düsteren Welt wird durch die schmutzigen Farbtöne exzellent vermittelt. Gerade in Lankhmar stellt man als Leser*in überrascht fest, wie viele unterschiedliche Braun- und Grautöne existieren. Die Highlights der Kolorierung finden sich in Basar des Bizarren und Der heulende Turm, deren übernatürliche Handlungen imposante Szenen zur Folge haben.

Fafhrd und der Graue Mausling © Cross CultDie harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor*in: Fritz Leiber, Howard Chaykin
  • Zeichner*in: Mike Mignola, Al Williamson, Sherilyn Van Valkenburg
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 200
  • Preis: 35,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Fafhrd und der Graue Mausling erlaubt einen Einblick in die Werke von Fritz Leiber rund um das ikonische Duo. Die Adaptionen der sieben Kurzgeschichten überzeugen durch Vielfalt, einen schwarzen Humor und den düsteren Charme der Welt. Das Zusammenspiel der beiden Protagonisten trägt die Erzählungen und sorgt für die besten Charakterinteraktionen. Das kommt besonders bei den längeren Geschichten, wie Schicksalhafte Begegnung in Lankhmar, Der heulende Turm und Basar des Bizarren zum Tragen.

Wenngleich die Auswahl der adaptierten Kurzgeschichten insgesamt gelungen ist, sind qualitative Unterschiede zu erkennen. Bei einigen der Erzählungen ist man auf Hintergrundwissen zu Welt und Charakteren angewiesen, da ansonsten Verständnisprobleme auftauchen können. Außerdem hinterlassen gerade die kürzeren Geschichten weniger Eindruck und wirken teilweise sogar gehetzt.

Die visuelle Gestaltung hingegen ist von hoher Qualität, wenn man kein Problem mit Mignolas individuellem und kantigem Zeichenstil hat. Dessen Bleistiftzeichnungen, die Tuschearbeit von Al Williamson und die Kolorierung von Sherilyn Van Valkenburg harmonieren im Allgemeinen jedoch sehr gut. Besonders die Farbgebung ist äußerst stimmungsvoll und vermittelt die triste Atmosphäre der Welt von Fafhrd und dem Grauen Mausling.

Insgesamt ist dieser Sammelband eine hervorragende Gelegenheit, einige der einflussreichsten Geschichten des Sword-and-Sorcery-Genres als Graphic-Novel-Adaption zu erleben. Trotz des Alters der Werke von Fritz Leiber haben die Erzählungen um die beiden Helden nichts von ihrem Charme verloren und ziehen in ihren Bann. Die Graphic Novel erlaubt mit gewissen Einschränkungen einen guten ersten Blick für Neueinsteiger*innen in die Welt von Nehwon. Wer Leibers Geschichten bereits kennt, kann sich an der visuellen Inszenierung erfreuen.

Artikelbilder: ©Cross Cult
Layout und Satz:  Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

1 Kommentar

  1. Ah! Wie schön, dass Cross Cult den Band wieder aufgelegt haben. Ich hab eine ganze Weile gesucht, bevor ich den vor ein paar Jahren dann zu einem akzeptablen Preis gebraucht fand. Trotz der hohen graphischen Qualität (Mike Mignola!) empfinde ich den Band aber in der Tat auch als guten Einsteig aber traurigen Schatten der eigentlichen Geschichten. Oder um die Gelegenheit zu nutzen hier für Faffhrd und den Grauen Mausling eine Lanze zu brechen: Ich bereue es sehr, sie erst so spät entdeckt zu haben und geniesse es jetzt sehr, mich langsam durch das Œuvre zu lesen und es ist mir zwar kein Rätsel warum Fritz Leiber und J.R.R. Tolkien nicht stets in einem Atemzug genannt werden, werde das aber künftig für mir stets so handhaben. Götter, was für wundervolle Geschichten! Was für grossartige nicht-ganz-so-heldenhafte Helden!

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