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Doctor Strange ist tot. Jemand neues muss den Mantel des obersten Zauberers ergreifen. Ist es Doctor Doom? Mordo? Loki? Es ist Stranges Frau Clea und sie ist fest entschlossen, ihren Ehemann von den Toten zurückzuholen. Ob diese Neuinterpretation gelungen ist, schauen wir uns gemeinsam an.

Zum neuen Jahr beginnt eine neue Comicreihe, die direkt auf dem Tod von Doctor Strange aufbaut. Da bisher vermutlich jede bekanntere Marvel-Figur einmal das Zeitliche gesegnet hat und wieder zurückgekehrt ist, hat es niemanden verwundert, als der Tod des obersten Zauberers angekündigt wurde. Dabei ist dennoch ein ganz passabler Comicband herausgekommen und hier wird nun auch klar, wieso dies geschehen ist: Jed MacKay will eine Geschichte über eine ganz andere oberste Zauberin erzählen. Clea ist die Nichte von Dormammu und in Gestalt von Charlize Theron seit dem Abspann von Doctor Strange and the Multiverse of Madness auch ein Teil des MCU. Mit ihr hat Manhattan nun einen Warlord. Sie ist damit nicht nur die oberste Zauberin der Erde, sondern auch der dunklen Dimension. Kann das gutgehen?

Strange #1 – Die oberste Zauberin

Clea hat sowohl das Sanctum Sanctorum, den Schwebeumhang, das Auge des Agamotto als auch den Titel des obersten Zauberers geerbt. Ein Gesuch von Doctor Doom, den Titel an ihrer statt zu übernehmen, schmettert sie sofort ab. Sie sieht hauptsächlich eine Aufgabe: Stephen Strange von den Toten zurückzuholen. Doch bei einem Besuch des verborgenen Bazars, greift plötzlich eine paramilitärische Einheit namens Blasphemy Cartel an und schafft sich mit ihr eine erbitterte Feindin. Zusätzlich kommen Gestalten wie Thunderstrike oder Shadowknight von den Toten zurück und greifen sie wie Zombies an. Dazu erscheint der Harvestman, eine Bote des Todes, der mit dem Ganzen in Verbindung steht.

Clea im Duell mit Doctor Doom
Clea im Duell mit Doctor Doom

Das World Building funktioniert wunderbar. Neue Orte wie der Bazar werden ebenso gelungen eingeführt, wie die Vielzahl der neuen Charaktere. Der Comic ist einsteigerfreundlich geschrieben und bringt uns durch das Editorial von Panini auch Clea und den Tod von Doctor Strange näher.

Clea selbst tritt hier als Figur auf, in der viel Wut steckt. Sie schreckt auch nicht vor Gewalt zurück und verbündet sich schnell mit beispielsweise Moon Knight, der besonders daran interessiert ist, dass mit dem Shadowknight sein Bruder von den Toten zurückkehrt. Allein dadurch unterscheidet sie sich schon von ihrem Vorgänger, der lieber alleine arbeitete und nie wirkte, als ob ihm daran gelegen war, sich die Finger schmutzig zu machen.

Viel Action, teilweise brutal

Clea im Kampf gegen Shadowking
Clea im Kampf gegen Shadowknight

In der Geschichte entlädt sich diese Situation in vielen direkten Konflikten, die oft in brutalen Kämpfen enden. Dass Clea es hauptsächlich mit einer militärischen Einheit zu tun bekommt, wirkt etwas ungewöhnlich, so dass hier für einen Strange-Comic sehr viele Schusswaffen zu sehen sind. Die Actionszenen sind gut inszeniert, aber teilweise stark überladen. Sie legen mehr Wert auf Stil, als auf Spannung. Auch fällt die starke Nutzung von Geräuschwörtern auf, die uns noch mehr an klassische Comics aus den 90ern erinnert.

Der Comic kommt gefühlt niemals wirklich zur Ruhe und selbst in Momenten, die eher still sind, wie ein Gespräch von Clea mit ihrer Mutter Umar, wird die nächste Bedrohung direkt vorbereitet. Dies sorgt leider auch dafür, dass ich die vorhandenen Mystery-Aspekte, wie die Frage, wer hinter dem Harvestman steckt, nicht wirklich genießen konnte.

Die harten Fakten:

Strange

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*innen: Jed MacKay
  • Zeichner*in: Marcelo Ferreira
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 132
  • Preis: 16 EUR

 

Fazit

In der Summe ist ein unterhaltsamer Band herausgekommen, der sich aber hauptsächlich an Fans von Actioncomics mit leichtem Trashfaktor richten sollte. Der Stil der Zeichnungen, der Einsatz der Geräuschwörter und der Einsatz von Untoten erinnern stark an einen Comic der 90er. Inhaltlich passiert noch nicht viel. Es gibt Mystery-Elemente, die aber nicht stark bespielt werden und zugunsten des nächsten Kampfes zurückstecken, der wiederum mehr Wert auf Stil als auf Spannung legt. Das Leben der Heldin ist nie wirklich bedroht, dafür wird den untoten Gegnern schnell der Kopf abgeschlagen. Die Hauptfigur bekommt genug Charakterisierung, dass man sich mit ihr identifizieren kann, aber nicht so viel, dass die Erzählung dabei in die Tiefe gehen kann. Doch das will dieser Comic vermutlich auch nicht. Er soll Spaß machen und stark inszenierte Kämpfe präsentieren. Die Rahmenhandlung ist da eher ein Gerüst, das diese Szenen zusammenhält. Wer genau so etwas sucht, sollte hier zuschlagen.

  • Viel Action
  • Eine knallharte Heldin
  • Gelungene Inszenierung von Kämpfen
 

  • Stil über Substanz
  • Die Mystery-Elemente kommen zu kurz
  • Eine Actionszene folgt der nächsten, so dass kaum Spannung aufkommen kann

 

Artikelbilder: © Marvel / © Panini Comics
Layout und Satz: Kai Frederic Engelmann
Lektorat:  Katrin Holst

Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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