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Der Tod von Doctor Strange ist nah. Das verrät bereits der Titel des Comics. Doch wie geschieht das? Kommt dabei ein guter Comic heraus? Wir mussten direkt hineingucken und verraten euch, ob der Band gute Unterhaltung ist oder eine billige Werbemasche zum Start des zweiten Kinofilms.

Superhelden sterben bei Marvel wie die Fliegen. Doch immer wieder kommen die Figuren vom Tod zurück. Der große Verkaufsschlager ist nicht mehr zu erwarten, nur weil ein bekannter Held das Zeitliche segnet, doch die Aufmerksamkeit der Lesenden ist trotzdem geweckt. Denn oftmals kommt hier ein sehenswertes Stück Comicgeschichte heraus. Kann sich der Tod von Doctor Strange von Werken wie Der Tod von Wolverine oder Der Tod von Daredevil abheben oder schafft er es nicht, eine eigene Geschichte zu erzählen? So viel darf verraten sein: Da es sich um Magie handelt, weiß der Comic an einigen Stellen zu überraschen und Doctor Strange kehrt schon im ersten Kapitel zurück – um seinen eigenen Mord aufzuklären.

Der Tod von Doctor Strange

Auf der Welt muss immer ein oberster Zauberer existieren. Doch dieses Gefüge scheint eines Tages auseinanderzubrechen, als es im Sanctum Sanctorum an der Tür klopft. Kurz danach liegt Stephen Stranges Leiche im Eingangsbereich seines eigenen Hauses. Die Frage ist: Wer ist dafür verantwortlich? Und was haben die drei Mütter damit zu tun, die plötzlich alle Dimensionen in Aufruhr versetzen? Schnell versammeln sich alte Wegbegleiter und Gegner wie Clea, Geisterhund Bats oder Baron Mordo um das Rätsel aufzuklären. Doch Doctor Strange wäre nicht der oberste Zauberer, wenn er für diesen Fall nicht eine Absicherung geschaffen hätte: Eine zeitversetzte Variante von Stephen Strange erscheint am Tatort und versucht seinen eigenen Mord aufzuklären. Doch dabei gibt es ein Problem: Er hat keinerlei Ahnung, was in den letzten Jahren passiert ist.

Die Ausgangssituation ist so geschaffen, dass der Comic ohne Probleme von Neueinsteiger*innen gelesen werden kann. Der jüngere Doctor Strange als Hauptprotagonist erfährt mit den Lesenden zusammen, welche Personen und Situationen wichtig für den Tod sein könnten. Dabei verrennt er sich in ein paar falsche Spuren, schafft es aber am Ende eine Lösung zu finden, die auch belesene Fans überraschen könnte, die wir hier natürlich nicht verraten werden. Clea, als ehemalige Geliebte und Nichte von Dormammu, sowie Mordo, als ewigen Konkurrenten, fallen dabei ebenfalls wichtige Rollen zu. Die wichtigsten Antagonist*innen und Bedrohung im Hintergrund stellen aber die drei Mütter dar, die speziell für diesen Comic entworfen wurden. Und diese Gegner*innen sind leider mein Hauptproblem mit dem Band.

Niemand stirbt für immer

Die Antagonist*innen bei Marvel-Comics sind häufig sehr platte Gestalten, doch diese hier sind an Langeweile kaum zu überbieten. Gleich bei ihrem ersten Auftreten schaffen sie es die Avengers zu besiegen. So werden sie als Bedrohung dargestellt. Später erfährt man mehr über ihr Ziel, doch ist das weder originell noch etwas, das irgendeine Art Sympathie zu ihnen aufbauen lässt. Zum Glück geht es in diesem Comic viel mehr um die Interaktionen des zeitversetzten Stephens mit seiner zukünftigen Umgebung. Dabei macht Jed MacKay als Autor vieles richtig, denn das Lesevergnügen vergeht wie im Flug.

Auch gestalterisch kann dieser Comic überzeugen. Die Bilder von Lee Garbett haben einen sauberen, aber dicken Strich, der gerade bei der Darstellung der unterschiedlichen Figuren und Magie zeigt, was er kann. Die Hintergründe wirken dabei einfallslos und in der Farbgebung sehr eintönig. Dennoch schaffen es die Bilder stets die richtige Atmosphäre und Dynamik darzustellen.

Das alternative Cover von Skottie Young macht sich direkt darüber lustig, dass der Tod einer Marvel-Figur nur selten von Dauer ist. Doch der Tod von Stephen Strange ist originell gelöst und nimmt eher ruhige als epische Töne ein. Möglichkeiten, dass er zurückkehrt, sind natürlich dennoch gegeben, auch wenn die Erde 616 erstmal ohne ihn klarkommen muss.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*in: Jed MacKay
  • Zeichner*in: Lee Garbett
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 17 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Unabhängig davon ob Doctor Strange zurückkehren wird oder nicht, kann ich Der Tod von Doctor Strange dennoch empfehlen. Gerade Fans der Figur werden damit Spaß haben. Aber auch jemand, der oder die bisher keine Abenteuer des obersten Zauberers erlebt hat, wird gut herangeführt und unterhalten. Man sollte keinen ausgereiften Krimi oder eine epische Schlacht um das Schicksal der Welt erwarten. Wer ein (vorerst) letztes Abenteuer mit dem obersten Zauberer erwartet, bei dem er alte Freund*innen und Feind*innen wieder trifft und sich dabei mit einem Mord und einer multidimensionalen Bedrohung herumschlagen muss, bekommt hier eine gelungene Umsetzung. Einzig die Antagonist*innen könnten kaum langweiliger sein. Wen das nicht stört, der greife zu.

  • Der zeitversetzte Doctor Strange
  • Die Charakterzeichnungen und Porträts
  • Ein sensibler und ruhiger Abschied von einer beliebten Figur
 

  • Die Antagonisten sind langweilig
  • Hintergründe und Kolorierung sind eintönig
  • Es wird keine richtige Kriminalgeschichte erzählt

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Sabrina Plote
Dieses Produkt wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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