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Black Panther, Thor und Captain Marvel stehen alle vor Problemen, die ihre Existenz gefährden: T’Challas Geheimnis scheint aufgeflogen zu sein, Thor muss sich dem Gott der Hämmer stellen und Captain Marvel wird von etwas bedroht, das sämtliche Marvels sammelt. Welche der Marvel-Comics ihr sammeln sollt, erfahrt ihr hier.

John Ridley hat für das Drehbuch von 12 Years a Slave einen Oscar bekommen. Nun wurde er von Marvel als neuer Autor für eine neue Black Panther-Serie gewonnen. Ein Grund mehr, einen Blick in den Comic zu werfen. Sogleich zeigt er uns, dass T’Challa weltweit ein Schläfer*innen-Programm gestartet hat, das aber nun aufgedeckt scheint, wodurch seine politische Position gefährdet ist. Doch auch Thor und Captain Marvel müssen sich Feind*innen stellen, die es auf sie ganz persönlich abgesehen haben. Beim Donnergott gilt Mjölnir als vermisst und alte Prophezeiungen sprechen von einem Konflikt mit dem Gott der Hämmer. Captain Marvel wird derweil von einer Macht angegriffen, die es speziell auf Held*innen, wie sie, Ms Marvel oder die ehemalige Captain Marvel Monica Rambeau abgesehen hat. Was hinter den ganzen Bedrohungen steckt, werdet ihr in diesem Monthly nicht erfahren. Wohl aber, ob es sich lohnt, sich mit den Mysterien zu beschäftigen.

Black Panther #1 – Schattenkrieger

Nachdem in Wakanda eine demokratische Regierung ihre Arbeit aufgenommen hat, hadert T’Challa immer noch damit, Verantwortung abzugeben. So versucht er, mehr Anstrengung in seine Rolle als Anführer der Avengers zu stecken. Auch die romantische Beziehung mit Storm scheint wieder Früchte zu tragen. Doch dann wird plötzlich ein Bürger Wakandas namens Jhai in Santiago de Chile ermordet. Es stellt sich heraus, dass Jhai ein Mitglied eines geheimen Programms T’Challas war, das er vor Jahren ins Leben gerufen hat, um Agent*innen in allen wichtigen Nationen der Welt zu haben. Omolola, die Geliebte von Jhai, und eine andere Agentin des Programms verbündet sich mit ihrem König, um den Mord aufzuklären und die anderen Schläfer*innen zu warnen. Doch damit gerät der Black Panther plötzlich selbst in der Schusslinie.

Der Neustart weiß mit einer spannenden Handlung zu gefallen. Weder ist klar, wie sich der Kriminalplot entwickelt, noch ob T’Challas Schläfer*innen-Programm seine Position selbst gefährdet. Indirekt geht es hier auch um einen König, der stets die Kontrolle behalten will, während sie ihm langsam entgleitet. Dabei wird John Ridley aber nicht so staatsphilosophisch, wie es sein Vorgänger Ta-Nehisi Coates war. Die Geschichte ist sehr viel bodenständiger und wird mit vielen Kämpfen begleitet. Dazu kommen viele spannende Figuren, die stets glaubwürdige Gründe für ihr Handeln offenbaren. Neben Omolola und Storm sind das auch Shuri, Akili, der Anführer der Geheimpolizei und die Premierministerin Wakandas Folasade. Doch auch der aus Wakanda stammende Mutant Gentle bekommt einen interessanten Auftritt.

Ein vielversprechender Neuanfang

Unterbrochen wird der Comic von zwei Kurzgeschichten, die sich stilistisch vom Rest des Comics abheben. In der ersten wird eine Legende erzählt, die davon berichtet, wie Black Panther für einen boshaften Geist etwas von einem anderen Geist stahl. Sie ist sehr viel abstrakter und cartoonhafter als der Rest des Comics, was aber zur märchenhaften Erzählung passt. Die zweite Geschichte ist die Einführung einer neuen Figur, die für die aktuelle Handlung von Bedeutung ist. Sie ist herzhaft erzählt und man versteht die Motivation dieser Figur. Leider kommt diese Geschichte etwas zu früh. Hier macht die Erzählung einen Sprung und deutet einen Konflikt an, der bisher noch nicht stattgefunden hat. Dies könnte Spannung erzeugen, führte bei mir aber zuerst zu Verwirrung und später zu Enttäuschung, dass der Konflikt selbst gar nicht mehr den Effekt bekam, den er in einem überraschenden Moment gehabt hätte.

Dennoch kann man mit diesem Neuanfang zufrieden sein. Der Comic unterhält und weiß auch optisch zu gefallen. Durch geschicktes Paneldesign werden Enge und Weite erzeugt, um die vielen Dialoge interessant zu gestalten. Die Kriminalgeschichte ist kein Meisterwerk, da die Protagonist*innen die meiste Zeit im Dunkeln tappen, bis die Handlung plötzlich an Geschwindigkeit aufnimmt. Fans von Spionageabenteuern sind spannenderes gewohnt. Was der Band auf jeden Fall geschafft hat, ist mein Interesse an der Fortsetzung zu wecken, denn natürlich ist die Handlung mit diesem Comic nicht abgeschlossen. Am Ende der Geschichte öffnet sich ein vielversprechender Handlungsbogen. Man darf gespannt sein und als Fan des Black Panther sollte man hier in jedem Fall zugreifen.

Die harten Fakten

  • Autor*in: John Ridley
  • Zeichner*in: Juan Cabal
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Thor – König von Asgard #4 – Der Gott der Hämmer

Am Ende des letzten Bandes ist Thors Hammer Mjölnir verschwunden. Zuvor fiel es Thor immer schwerer, seinen Hammer zu heben. Eine alte Legende erzählt von einem Gott der Hämmer, der den goldenen König von Asgard töten wird. So begibt sich Thor auf die Suche nach seinem Vater Odin, der einst dabei half, den Hammer zu schmieden. Zusammen erleben sie eine Vater-Sohn-Geschichte, die beide auf ewig prägen wird und ein Geheimnis über Mjölnir offenbart, das bisher unentdeckt blieb.

Dieser Comic stellt zum einen die Rückkehr des Zeichners Nic Klein dar, der diesen Band optisch auf ein vollkommen neues Level hebt, zum anderen beinhaltet er die 750. Jubiläumsausgabe eines Thor-Comics. Zur Feier des Augenblicks wurden ein paar der wichtigsten Kreativteams zurückgeholt, die jemals für Thor täten waren. So erzählt Walter Simonson von der Erschaffung von Beta Ray Bill, Dan Jurgens und Klaus Janson erzählen vom Kampf mit den Mangog und J. Michael Straczynski und Oliver Coipel davon, wie Thor sein Testament in Broxton aufgibt. Al Ewing und Lee Garbett schildern eine unerzählte Geschichte von Loki und Jason Aaron und Das Pastoras, wie Odin selbst nicht fähig ist, Mjölnir zu heben. Diese Kurzgeschichten lassen das Herz jedes Thor-Fans höherschlagen. Doch sie unterbrechen auch die eigentliche Handlung und wirken darin eher wie Fremdkörper.

Wie baue ich eine Legende?

Dieser Comic versucht, etwas ganz Besonderes zu sein. Es passieren Dinge, die den Status Quo langfristig verändern. Natürlich ist es möglich, dass Marvel alles rückgängig machen kann, sobald ein* neue*r Autor*in übernimmt, doch hier wirken diese Änderungen rund. So sollte Fortschritt funktionieren. Leider schwingt mit, dass ein Status erreicht wird, der stärker an den im MCU erinnert. Dadurch wirkt alles weniger originell, als es sein könnte. Dennoch wird man sich an diesen Comic auch in Zukunft erinnern. Gerade deshalb sollte niemand, der*die tief im Thor-Mythos drin ist, diesen Comic verpassen. War der letzte Band ein Übergangsband, den man auch auslassen könnte, sollte man hier wieder zugreifen.

Wer Thor nur vereinzelt liest, muss diesen Band nicht unbedingt lesen. Die Kurzgeschichten sind nur vereinzelte Episoden mit wenig Mehrwert. Der Konflikt mit dem Gott der Hämmer wird zeitweise etwas in die Länge gezogen und der*die Antagonist*in ist eher schwach geschrieben. Man merkt dem Comic an, dass es sehr gewollt ist, etwas Bemerkenswertes zu erzeugen.

Das soll aber nicht zu negativ klingen, denn hier wird aktiv an einer Legende gebaut. Allein für die Zeichnungen lohnt sich ein Blick in den Band. Fans von epischen Handlungen sind mit diesem Comic gut bedient.

Die harten Fakten

  • Autor*innen: Donny Cates, Al Ewing, Dan Jurgens, J.M. Straczynski, Jason Aaron, Tom DeFalco, Walt Simonson
  • Zeichner*innen: Nic Klein, Das Pastoras, Lee Garbett, Olivier Coipel, Ron Frenz, Walt Simonson
  • Seitenanzahl: 188
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Captain Marvel #7 – Jagd auf die Marvels

Die aktuelle Captain Marvel-Reihe ist vermutlich das Unterhaltsamste, was man momentan bei Marvel im Programm findet. Im dritten Band der Serie traf Carol auf Vox Supreme, einen Super-Inhuman, der Fragmente der obersten Intelligenz der Kree in sich vereint. Der darauf folgende vierten Band führte Carols Kree Schwester Lauri-Ell ein. Und im letzten Band musste sie sich ihrer größten Schwäche stellen. Nun ist es endlich an der Zeit, in den Urlaub zu fahren. Doch als Carol mit Jim Rhodes (alias War Machine) in einen Urlaubsflieger steigen will, taucht plötzlich Lauri-Ell auf. Sie braucht Hilfe in einem Genlabor auf der neuen Thronwelt der Kree. Nur wenig später greift eine Frau an, die denselben Anzug trägt, den Vox Supreme einst für Carol schuf. Und dann wird auch noch Jagd auf Ms. Marvel und andere Held*innen gemacht, die in Verbindung zu Carol oder Mar-Vell stehen. Und alles ist mit allem verbunden.

Langsam merkt man, dass die Reihe inzwischen genug Charaktere aufgebaut hat, dass man alles über einen Haufen werfen kann und dabei tolle Interaktionen erzeugt. Klar ist aber auch, dass dies kein Band mehr ist, mit dem man in die Reihe einsteigen kann. Zu viele Verweise auf bisherige Episoden machen diesen Comic ein wenig sperrig. Dazu kommen noch Figuren wie Phyla-Vell oder Noh-Varr, die man aus anderen Reihen kennt. Dies ist ein Comic für Kenner, die sich daran erfreuen, wenn es viele Querverweise gibt und man spürt, dass alles in einer größeren Welt spielt.

Captain Marvel trifft Captain Marvel

Einer dieser Querverweise ist der Tod vom Mar-Vell, dem ersten Captain Marvel, der damals während des Events Avengers vs X-Men zurück ins Leben kam, nur um noch ein weiteres Mal zu sterben. Dies war der Startschuss dafür, dass Carol die Identität von ihrem Schwarm annahm. Die Erwähnung von Mar-Vell sorgt für ein paar der emotionalsten Momente des Comics, die nur noch von etwas getoppt werden, das mit Carols Zeit unter dem Alias Binary zu tun hat.

Das alles mag in der Zusammenfassung sehr konfus und verwirrend wirken, liest sich aber sehr locker herunter. Durch Kelly Thompsons Schreibstil sollte auch bei Leser*innen, die nicht so tief im Marvel-Kosmos stecken, keine Verwirrung aufkommen. Dennoch muss ich sagen, dass mir zu viele Elemente auf einmal in einen Band gesteckt wurden. Lesende kommen, wie auch Carol selbst, nur selten zum Durchatmen und die meisten Nebenfiguren kommen viel zu kurz. Wer also erwartet, dass es hier auch um Ms Marvel geht, die auf dem Cover zu sehen ist, wird vermutlich enttäuscht werden.

In einer Reihe, bei der es bisher noch keinen Totalausfall gab, ist dieser Band keiner der Besten, aber auch keiner der Schlechtesten. Mit jedem weiteren Comic, der in dieser Captain Marvel-Serie erscheint, kann ich nur noch mehr bekräftigen: Fangt mit dem ersten Band an und bleibt dabei. Ihr werdet es nicht bereuen.

Die harten Fakten

  • Autor*inn: Kelly Thompson
  • Zeichner*in: Sergio Davila
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 17 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Verena Bach
Lektorat: Jessica Albert
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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