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Captain Marvel begeistert nun schon seit fünf Bänden mit Humor, Zeitreisen und Weltraumabenteuern. Doch nun stellt sie sich ihrer größten Schwäche: Sie will bei Doctor Strange lernen, wie man eine Zauberin wird. Kann auch diese Prämisse wieder überzeugen? Bei uns findet ihr die Antwort.

Am Ende des letzten Bandes kam Carol aus einer düsteren Zukunft zurück, in der ein Mann namens Ove die Herrschaft an sich gerissen hat. Ove entkam in ihre Zeit und plant nun, seine Schreckensherrschaft schon früher zu beginnen. Captain Marvel weiß, dass Ove als Sohn von Namor und der Enchantress einen Vorteil ihr gegenüber hat: die Magie. Gleichzeitig sah sie, wie sich auch in der Zukunft wieder Helden finden, die gegen Ungerechtigkeit antreten. Vor allem eine Frau hat sie begeistert: Carol Rhodes, die Tochter von Warmachine. Da Danvers sieht, dass diese jüngere Carol nicht ihre Tochter ist, trennt sie sich von James, direkt nachdem sie in ihre Zeit zurückgekehrt ist. Ihr seht: Es gibt viele offene Fäden aus dem letzten Band, der bei uns die Höchstwertung bekommen hat. Schafft es der neue Comic, ebenso zu überzeugen?

Captain Marvel #6 – Gefährliche Magie

Carol ist am Ende. Die Trennung von James Rhodes macht sie fertig. Zum Glück hat sie in Jessica Drew eine gute Freundin, die genau weiß, was Carol jetzt braucht: Action. Ein paar fliegende, säurespeiende Katzenschlangen und einen One-Night-Stand später muss sie sich um das Problem kümmern, das sie aus der Zukunft mitgebracht hat: Ove. Jessica schlägt vor, dass Doctor Strange eine gute Ansprechperson sein könnte, und so fragt Carol, ob Stephen ihr die dunklen Künste beibringen kann. Doch schon bald merkt sie, dass sie die Hilfe von dunkleren Mächten benötigt. (Anmerkung: dieser Comic spielt vor Der Tod von Doctor Strange)

Es ist faszinierend, mit welcher Leichtigkeit Kelly Thompson zwischen den verschiedenen Emotionen hin- und herspringen kann, ohne dass es sich anorganisch anfühlt. Das erste Kapitel ist eine waschechte Komödie, doch schon bald wechselt die Geschichte in ein spannendes Action-Abenteuer. Dabei vergisst sie aber nicht, auch ruhige und nachdenkliche Töne anzuschlagen. Gerade in diesem Band kann ich wunderbar mit der Protagonistin mitfühlen, die zwischen Liebeskummer und der Verpflichtung, die Welt zu retten, hin- und hergetrieben ist. Ove als Antagonist hat nur wenig Anteil am Fortlauf der Geschichte – ein viel größerer Fokus wird auf dessen zukünftige Mutter Amora gelegt. Dies ist ein Segen für die Handlung, denn sie ist eine wesentlich interessantere Figur als der Prinz mit Weltherrschaftsfantasien.

Eine gesunde Mischung von Allem

Wie schon der letzte Band, ragt dieser Comic weit über den durchschnittlichen Marvel-Comic hinaus. Er bleibt stets ein typischer Superhelden-Band, ohne literarische Tiefe oder besonderen künstlerischen Wert zu erreichen. Doch das sollte bei einem Marvel-Comic nicht das Kriterium sein. Mir hat die gute Mischung gefallen. Die ganze Reihe besticht durch überraschenden Humor, viel Spannung und einige gelungene Wendungen. Grafisch kann der Comic ebenfalls überzeugen, auch wenn ich vermute, dass der an Disney-Cartoons erinnernde Zeichenstil nicht jedem zusagt. Dieser sorgt aber für ausdrucksstarke Gesichter und erzeugt durch die digitale Kolorierung für eine passende Atmosphäre. Auch die Actionszenen funktionieren gut, sodass man über den allzu glatten Anblick hinwegsehen kann.

Als Bonus gibt es am Ende noch eine Kurzgeschichte, die von Jamie McKelvie geschrieben wurde, in der Ms. Marvel ihrem großen Vorbild erklären darf, was sie einst an ihr so fasziniert hat. Auch diese kann überzeugen und ist dabei zutiefst menschlich.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor*innen: Kelly Thompson, Jamie McKelvie
  • Zeichner*innen: David Lopez, Jacopo Camagni, Jamie McKelvie
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 108
  • Preis: 13 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Panini Shop

 

Fazit

Nur wenige Reihen schaffen es, über einen längeren Zeitraum so zu überzeugen, wie es diese Captain Marvel Serie schafft. Aktuell kann ich das sonst nur über die Hulk-Serie von Al Ewing behaupten. Doch im Gegensatz zu Hulk ist Captain Marvel weder besonders originell noch ist eine übergeordnete Handlung zu erkennen. Trotzdem macht dieser Comic einfach Spaß: Er ist wirklich gute Unterhaltung und schafft es durch gutes Timing und interessant geschriebene Charaktere zu überzeugen. Wer durch den Film oder andere Vorbehalte immer noch nicht in diese Reihe hingeblickt hat, aber sonst für Superheld*innen und ein schönes Gesamtpaket zu begeistern ist, sollte einen Blick riskieren. Gerade bei diesem Comic empfiehlt sich aber, den Vorgängerband gelesen zu haben, um die Anfangssituation besser verstehen zu können.

  • Charakterentwicklung von Carol Danvers
  • Einfach viel Humor, Action und gute Unterhaltung
  • Abwechslungsreiche Geschichten
 

  • Man sollte den Vorgängerband gelesen haben
  • Eher seichte Unterhaltung

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Alexa Kasparek
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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