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Im vierten Band von Oblivion Song schickt Walking Dead-Autor Robert Kirkman die Protagonist*innen seiner Science-Fiction-Reihe in den Konflikt mit einer neuen Bedrohung. Diesmal stellt sich den Menschen nicht die feindselige Natur Oblivions entgegen, sondern fortschrittliche Außerirdische mit unklaren Motiven, unbekannten Taktiken und geringer Wertschätzung für Menschenleben.

Auch Dank des Erfolgs von The Walking Dead und der zugehörigen TV-Serie ist Kirkmans Comicschmiede Skybound mittlerweile Geburtsstätte unterschiedlichster Graphic Novels. Dazu gehört die Reihe Oblivion Song. Die Entdeckung einer parallelen Dimension hat das Leben der Menschheit für immer verändert. Das Endzeit-Szenario mit besonderem Twist konnte im ersten, zweiten und dritten Band Eindruck hinterlassen.

Im Letztgenannten wurde eine neue Gefahr angedeutet, die in Oblivion Song 4 endgültig ins Rampenlicht tritt. Welchen Plan hecken die mysteriösen Gesichtslosen aus? Die Antwort darauf wird der Menschheit nicht gefallen.

Handlung & Charaktere

In den Vorgängern wurde viel Fokus auf die Etablierung der Ausgangssituation gelegt. Leser*innen erfahren die Hintergründe zu dem Ereignis, das Teile von Philadelphia vor einigen Jahren mit Teilen eines Ortes namens Oblivion austauschte. Infolgedessen drangen nicht nur fremdartige Wesen zur Erde vor, sondern es gingen auch unzählige Menschen in Oblivion verloren. Zu Beginn des ersten Bandes hat die Gesellschaft das traumatische Ereignis überwunden, doch schon bald reißen alte Wunden abermals auf.

Im dritten Band von Oblivion Song gelingt der Beginn eines neuen Handlungsstrangs, der gleichzeitig harmonisch mit der Vorgeschichte zusammenpasst. Dies setzt sich im vierten Band nahtlos fort. Leser*innen erfahren mehr über die Hintergründe der neuen Bedrohung und begleiten die Protagonist*innen bei der Planung einer Mission zur Rettung von Entführungsopfern der Gesichtslosen. Dabei handelt es sich um intelligente Bewohner Oblivions, deren Existenz lange nur als Mythos galt.

In Oblivion Song 4 wird stets offen gelassen, wer sich besser auf die Konfrontation vorbereitet. Auf der einen Seite stehen die Menschen, die mit sorgfältiger Strategieausarbeitung die Oberhand gewinnen wollen. Die Gesichtslosen dagegen sind ständig für neue Überraschungen gut und scheinen die Welt von Oblivion besser zu kennen. Darüber hinaus liegen ihre Ziele im Dunkeln, was sie zu einer noch mysteriöseren Bedrohung macht. Dieses Katz-und-Maus-Spiel sorgt für Spannung, besonders aufgrund der Verfeinerung mit Action-Szenen und glaubhaften Charaktermomenten.

Gerade die Charaktere waren in den Vorgängern der größte Schwachpunkt der Handlung. Dieses Manko ist auch in Oblivion Song 4 nicht vollständig ausgeräumt, doch wirken die Aktionen der Figuren glaubhafter. Die Verzweiflung ist in vielen Szenen greifbar, während Gewissensbisse einiger Akteur*innen interessante interne Konflikte aufzeigen.

Die besondere Leistung von Oblivion Song ist es, auch im vierten Band mit überraschenden Wendungen und frischen Ideen aufzukommen. Dabei bleibt die Serie ihrem ursprünglichen Geist treu und entwickelt sich organisch und stimmungsvoll weiter.

Zeichnungen & Kolorierung

Zur visuellen Gestaltung kann ich nur meine Beobachtungen aus den letzten Bänden wiederholen. Besonders die Präsentation von Oblivion in all seiner Fremdartigkeit weiß zu überzeugen. Flora und Fauna wirken fremdartig, bedrohlich und gleichzeitig faszinierend. Das Design der Gesichtslosen fügt sich nahtlos in diese Welt ein. Der tiefere Einblick in ihre Kultur und Gesellschaft verstärkt das Gefühl einer unangenehmen Vertrautheit, wenngleich sie auf den ersten Blick so andersartig wirken.

Speziell dank des Einsatzes satter und kräftiger Farben erweckt Oblivion Song einen cartoonhaften Eindruck. Im vierten Band tritt die fremdartige Flora und Fauna der Paralleldimension in den Hintergrund und weicht den fremdartigen Konstruktionen der Gesichtslosen. Das letzte Drittel des Bandes ist das optische Highlight von Oblivion Song 4. Die Vorbereitungen zur Rettungsmission sind abgeschlossen und die Einsatzkräfte dringen in feindliches Terrain vor. Dabei wechseln sich Spannung und gnadenlose Actionszenen ab. Wie schon im Vorgänger finden die optischen Highlights dieses Bandes allesamt in der Parallelwelt im Kampf gegen die Gesichtslosen statt.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Cross Cult
  • Autor: Robert Kirkman
  • Zeichner: Lorenzo De Felici, Annalisa Leoni
  • Sprache: Deutsch
  • Seitenanzahl: 144
  • Preis: 22,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Fazit

Oblivion Song ist ein Paradebeispiel konstanter Qualität. Auch im vierten Band kann die Reihe von Robert Kirkman einen guten Eindruck hinterlassen. Gemeinsam mit dem Piloten ist Oblivion Song 4 der bisher stärkste Band der Reihe. Die neue Bedrohung weckt Interesse und entwickelt den mysteriösen Flair der Paralleldimension weiter. Die Handlung weist darüber hinaus interessante Charaktermomente auf, bis im Finale eine actionreiche und spektakuläre Rettungsmission startet, deren Ausgang unvorhersehbar ist.

Die visuelle Gestaltung verbleibt auf exzellentem Niveau. Das Team Lorenzo De Felici und Annalisa Leoni gestaltet faszinierende Wesen, Landschaften und Actionszenen. Gerade im letzten Drittel gelingt ihnen die Schaffung eines dynamischen Schlagabtausches, der Leser*innen an die Lektüre fesseln wird.

Den größten Respekt verdient die Tatsache, dass Oblivion Song auch nach vier Bänden immer noch überraschen kann und zugleich das Vermächtnis seiner Vorgänger ehrt. Charaktere sind geprägt durch die vergangenen Ereignisse und die Handlung wirkt organisch gewachsen anstelle von künstlich erzwungen. Das weckt Vorfreude auf den fünften Band.

Artikelbilder: ©Cross Cult
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Simon Burandt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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