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Nach Wolverines Tod, seiner Rückkehr und dem allgemeinen Neustart des X-Men Franchises, gibt es nun eine neue Wolverine Comicreihe. Dort bekommt er es mit Dracula und dem Blumenkartell zu tun. Daneben müssen die Marauders mit Kate Prydes Tod umgehen und die X-Force erlebt, was mit Dominos DNA noch angestellt wird.

Von den unzähligen X-Men-Veröffentlichungen haben es bisher (neben der Hauptreihe) nur die Marauders und X-Force auf den deutschen Markt geschafft. Nun kommt mit Wolverine – Der Beste ein weiterer Comic in die Geschäfte. Logan war schon seit jeher die beliebteste Figur des Franchises und war gefühlt in jeder Reihe wenigstens als Nebenfigur dabei. In dem wirklich dicken Band gibt es gleich zwei sehr unterschiedliche Geschichten, die uns in seine Soloabenteuer führen. Darüber hinaus ist er als Teil der X-Force ein weiteres Mal auf Terra Verde, da die Handlung des ersten Bandes Konsequenzen hat. Dieser Band legt seinen Fokus aber wesentlich stärker auf die Figuren Domino und Colossus, die beide mit inneren Dämonen zu kämpfen haben. Ähnlich geht es auch dem Marauders-Team, die mit Kate Pryde ihre Anführerin verloren haben. Noch wissen sie nicht, in wieweit Sebastian Shaw in ihren Tod verwickelt ist und ob es möglich ist, sie durch die Fünf wiederzubeleben.

Haupthandlung/Metaplot

Der Neustart der Mutanten schlug verdammt große Wellen: Die Mutant*innen leben nun vereint auf der Insel Krakoa, die über Portale mit vielen Orten der Welt verbunden ist. Dazu hat die Mutantengemeinde mit den Fünf eine Gruppe junger Mutant*innen zusammengestellt, die in der Lage ist, jeden, dessen Erinnerungen von Cerebro erfasst wurden, wiederzubeleben. Nachdem Domino von der Organisation XENO gefangengenommen wurde, wurde ihre DNA benutzt, damit Angreifer auf die Insel gelangten und dabei Charles Xavier töteten. Er konnte wiederbelebt werden, doch das führte zur Gründung einer neuen X-Force, die als Geheimdienst Krakoas agiert. In einer ihrer ersten Missionen griffen sie im mittelamerikanischen Staat Terra Verde ein, um die Erschaffung von biologischen Sentinels zu verhindern.

Derweil wurde der Hellfire Club in die Hellfire Trading Company umgewandelt, die weltweit Handel mit krakoischen Waren führt. Ihre Vorsitzenden sind der Black King Sebastian Shaw, sowie die White Queen Emma Frost. Durch einen geschickten Coup von Emma wurde als dritte Vorsitzende Kate Pryde als Red Queen eingesetzt. So kam sie Shaw zuvor, der seinen Sohn Shinobi für diesen Posten eingeplant hatte. Kate, die den Spitznamen Kitty abgelegt hat, kann aus unerklärlichen Gründen die Krakoa Portale nicht nutzen und segelt mit einem Schiff und ihrem Team über die Weltmeere. Doch Shaw trickste sie aus und ließ sie durch eine von Krakoa stammende Weinranke fesseln und im Meer ertrinken.

Marauders #2: Volle Breitseite

Yellowjacket hat sich im Auftrag von Homines Virendi in Pyros Körper Zugang nach Krakoa verschafft. Dort liegt es an Emma, den Spion rechtzeitig zu enttarnen. Derweil versuchen Bishop und Iceman mehr über Kates Tod herauszufinden und ihre Leiche zu finden. Dabei stoßen sie an ihre Grenzen und müssen erkennen, dass das Mutanten-Paradies nicht jedes Problem lösen kann.

© Panini Comics

Der letzte Band war ein super Einstieg in ein Szenario, dass sich sehr nach X-Men angefühlt hat und die neue Szenerie um eine spannende Facette erweitert. Der zweite Band macht da weiter, wo der alte aufgehört hat. Doch durch den Wegfall von Kate, verkommt die Geschichte zu einer One-Woman-Show von Emma Frost. Sie hält die Fäden beieinander und kümmert sich um die meisten Probleme. Einzig Storm sticht durch ihre würdevolle und gleichzeitig warmherzige Art heraus. Die anderen Nebenfiguren bleiben eher schwach.

Die Handlung selbst springt durch mehrere Schauplätze und scheint sich nicht entscheiden zu wollen, was genau erzählt werden soll. Zum Glück ist jeder Handlungsfaden interessant genug, dass man ihn mit Spannung verfolgt. Ein wenig mehr Fokus hätte aber gut getan.

Zu viele Friseure…

Die Zeichnungen sind von zwei guten Marvel-Zeichnern angefertigt, deren Stil sich so ähnlich ist, dass die Unterschiede kaum auffallen. Doch Matteo Lolli zeichnet weibliche Gesichter stets puppengleich. So sieht jede Frau wie ein kleines Mädchen aus. Was umso seltsamer ist, wenn die Figuren sexy dargestellt werden. Dazu gibt es über beide Zeichner hinweg einige gravierende Unterschiede in den Zeichnungen einzelner Figuren. Gerade die Frisuren scheinen sich von Kapitel zu Kapitel immer wieder zu ändern. Hier wäre ein besseres Konzept nötig gewesen, um die Charaktere auf Anhieb zu erkennen.

Der neue Marauders-Band macht Spaß, doch die Qualität ist sehr durchwachsen. Die Handlung lässt keinen roten Faden erkennen, die Figuren bekommen wenig Raum zur Entfaltung und über allem steht eine omnipräsente Emma Frost. Der Konflikt mit Sebastian Shaw gibt den übergeordneten Faden vor, doch gerade hier passiert in diesem Band zu wenig. 

Damit ergibt sich das typische Problem fortlaufender Serien: Es muss stets etwas Neues passieren, um spannend zu bleiben – dabei muss sich die zusammenhängende Handlung dennoch weiterentwickeln. Dieser Band strotzt vor Wendungen, dreht sich aber hauptsächlich um sich selbst. In Zukunft hat die Reihe mich wieder an Bord, wenn es eine wirkliche Weiterentwicklung der Charaktere geben würde.

Die harten Fakten

  • Autor: Gerry Duggan
  • Zeichner: Matteo Lolli, Stefano Caselli
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 18 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

X-Force #2 – Die Glücksritter

Während Domino augenscheinlich ihr Glück verlassen hat, werden immer mehr Menschen ermordet, die mit den Mutanten zusammenarbeiten. Dabei ist jeder dieser Morde so unwahrscheinlich, dass dies nur mit übernatürlichem Glück zu erklären ist. Zugleich geschehen seltsame Dinge in den mutantenfeindlichen Nationen Terra Verde und Russland. Als russischer X-Men ist Colossus erpicht darauf, die Hintergründe zu erfahren.

© Panini Comics

Beast ist als Anführer der X-Force im letzten Band über das hinaus gegangen, was moralisch vertretbar ist. Das bleibt hier nicht unerwähnt und wird von den Figuren diskutiert. Das fühlt sich organisch und natürlich an. Auch die Figuren Domino und Colossus werden stimmig weiterentwickelt. Dazu gibt es einige schöne Cliffhanger, welche die Spannung aufrecht erhalten.

Leider nicht so gut funktionieren die Actionszenen. Hier passiert zwar immer recht viel, doch sie überraschen nicht. Die meisten sind ebenso schnell beendet, wie sie begonnen haben. Und außer Explosionen, Waffen und harten Fäusten scheint dem Autor nicht viel einzufallen. Zusätzlich nimmt er die Wiederbelebungsfähigkeiten der X-Men zum Anlass, diese immer wieder draufgehen zu lassen. Das nimmt diesen Szenen jegliche Spannung und Dramaturgie.

Sex, Blut und Wimmelbilder

Optisch hat der Comic etwas wildes, geladenes, das auch zur Geschichte passt. Dabei haben es mir vor allem die beiden von Joshua Cassara gezeichneten Kapitel angetan. Diese drehen sich um den Einsatz in Terra Verde. Überall sind hier Pflanzen und Wurzeln zu sehen, aber nicht auf eine schöne natürliche Weise, wie in House of X & Powers of X, nein: Die Pflanzen hier haben etwas aggressives, einnehmendes, fast wie ein Krebsgeschwür. Dazu steuert er noch ein wunderbares Wimmelbild der Tiki-Bar auf Krakoa bei, das viele bekannte Mutanten zeigt. Leider kann man auf Grund des doppelseitigen Drucks in der Mitte nicht alle Details erkennen.

Neben brutal zugrunde gerichteten Körpern bietet der Band auch Sexszenen und buchstäbliche Blutbäder. Dies mag für eine bestimmte Zielgruppe sicher ansprechend wirken, auf andere wirkt es effekthascherisch und unnötig. Zum Glück ist aber die Handlung interessant genug, dass der Band nicht nur oberflächlich unterhält. Moralische Fragen dürfen hier gerne weiter in den Vordergrund rücken, da sie einer Geheimdienst-Geschichte die richtige Würze verleihen.

Wem der erste Band gut gefallen hat, bekommt hier eine gute Fortsetzung. Mir persönlich hat er sogar besser gefallen, da die fragwürdigen Entscheidungen nicht mehr unkommentiert bleiben und der Fokus stärker auf den Charakteren liegt. Für eine Höchstwertung sind mir die Actionszenen zu plump und die Grenzüberschreitung der brutalen Tötung von Hauptfiguren wird mir zu oft bedient. Man muss gucken, ob der Reiz bleibt oder sich die Reihe zu schnell abnutzt.

Die harten Fakten

  • Autor: Benjamin Percy
  • Zeichner: Joshua Cassara, Oscar Bazaldua
  • Seitenanzahl: 148
  • Preis: 18 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Wolverine: Der Beste #1 – Blutgericht

Omega Red ist einer der schlimmsten Mutanten, die jemals gelebt haben. Nun sucht er Asyl auf Krakoa. Wolverine traut ihm nicht. Einige Zeit später wacht er neben den Leichen seiner X-Force-Kameraden auf. Was ist passiert?

Schon in der aktuellen Heftreihe war Wolverine wieder ganz der Alte. Ein einsamer Wolf, der aber ganz klar ein Team um sich braucht, um zu funktionieren. Hier ist er sowohl mit seiner X-Force Truppe, als auch mit den Marauders unterwegs. Ganz am Anfang ist auch Kate Pryde (vor ihrem Ableben) bei ihm und unterhält sich bei einem Schluck Whisky über seine Gefühle. Das aber auf seine Weise, was bedeutet, dass Kate redet und er schweigt. Das passt.

© Panini Comics

Zusätzlich wird ihm mit dem CIA Agenten Jeff Bannister eine Figur an die Seite gestellt, die ein wenig wie ein verzerrter Spiegel von ihm wirkt und dieselbe nüchterne Art besitzt. Der Grund, warum diese Figur eingeführt werden musste, ist nicht ganz klar, doch ergeben sich im Verlauf ein paar interessante Unterhaltungen.

Bei seiner Rückkehr war Wolverine hinter einer weiteren Organisation her, die ihm Unrecht getan hat. Diese Story wurde nun wieder fallen gelassen. Seine Suche nach dem Blumenkartell ist ein wesentlich besserer Aufhänger für eine Geschichte. Der Konflikt mit Omega Red und Dracula dagegen ist etwas zu platt.

Ein Neustart der mit allem verknüpft ist

Die Tatsache, dass Wolverine von demselben Autor geschrieben wird, wie die aktuelle X-Force-Reihe hat Vorteile. So ist alles in einer Hand und es ergeben sich keine größeren Logikfehler in der Handlung. Die Verknüpfungen sind vorhanden und sorgen für zusätzliche Spannung. Sie sind aber nicht so aufgebaut, dass man beide Reihen lesen muss, um die Handlung zu verstehen. Es wirkt sogar so, dass Percy es schafft beiden Reihen einen ganz eigenen Ton zu geben. Wolverine beschreibt die Abenteuer eines Jägers, X-Force die wilden Missionen eines Geheimdienstes.

Die Zeichnungen des Bandes ergänzen ganz wunderbar die Handlung. Dabei ist die Suche nach dem Blumenkartell von Adam Kubert in Szene gesetzt, während Viktor Bogdanovic den Konflikt mit Omega Red visualisiert. Beide haben einen sehr unterschiedlichen Stil, zeigen aber dennoch beide Kante und eine dreckige Welt in die Wolverine nur zu gerne hinein spaziert. Besonders die starke Kolorierung weiß zu gefallen.

Der Comic ist auch für Neueinsteiger in Wolverine-Comics geeignet, sofern man eine ungefähre Ahnung hat, was momentan bei den Mutanten abgeht. Für das Geld bekommt man einen wirklich dicken Band geboten, der einiges zu bieten hat. Die erste Hälfte ist eine guter Thriller, während die Vampirstory einen leicht trashigen Anklang hat. So etwas muss man mögen. Mir persönlich hat der erste Teil wesentlich mehr zugesagt, als der zweite. Hier gab es mehr zu entdecken. Vampirgeschichten sind mir etwas über, so dass dieser Teil den Band knapp an der Höchstwertung vorbeifahren lässt. Ich bin aber gespannt auf alles, was noch folgen mag.

Die harten Fakten

  • Autor: Benjamin Percy
  • Zeichner: Adam Kubert, Viktor Bogdanovic
  • Seitenanzahl: 172
  • Preis: 19 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Panini-Comics, Amazon, idealo

 

Fazit des Monats und Ausblick

Seit dem Neustart der Mutanten haben die Comics eine ganz neue Qualität erreicht. Alles, was erscheint, ist auf seine eigene Weise spannend. Auch wenn mich der Marauders-Band nicht ganz abholen konnte, konnte ich mich über den Wolverine-Neustart freuen, den ich jedem Fan nur ans Herz legen kann. Mit diesen 3 Bänden haben alle Reihen auch einen Zeitpunkt erreicht, dass es nun mit dem ersten Crossover weitergehen wird. Dieses wird in der regulären X-Men-Heftreihe ab Ausgabe 12 erscheinen und den Titel X of Swords tragen. Dort wird man auch in all die Mutanten-Comics hineinschnuppern können, die es nicht nach Deutschland geschafft haben. Man darf gespannt sein.

 

Artikelbilder: © Panini Comics
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Katrin Holst
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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