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Wenn eine Vielzahl von Kindern innerhalb einer Gemeinde verschwindet, kommen eine Menge möglicher Ursachen in Frage. Monster im Wald dürften ziemlich weit unten auf der Liste stehen. Doch in Something is killing the Children sind genau solche Wesen dafür verantwortlich und müssen aufgehalten werden.

Monster in allen Formen und Ausprägungen sind ein fester Bestandteil der Phantastik. Doch trotz ihrer allgemein unfreundlichen Natur, werden solche Wesen besonders abscheulich, wenn sie sich gezielt gegen Kinder richten. Die Jagd nach unserem Nachwuchs und den jüngsten und wehrlosesten Mitgliedern der Gesellschaft sorgt automatisch für Entrüstung und Hass. Zugegeben: In manchen Fällen wissen sich Kinder ausreichend zu wehren, wie beispielsweise in der Netflix-Eigenproduktion Stranger Things.

Doch was passiert, wenn eine ganze Ortschaft Opfer von Monsterattacken wird, ohne es wirklich zu realisieren? Die Antwort auf diese Frage liefert die Graphic Novel Something is killing the Children aus der Feder des US-Amerikaners James Tynion IV. Wir prüfen in unserem Kurzcheck, ob die Lektüre ein grauenvolles Erlebnis ist oder mörderisches Vergnügen bereitet.

Something is killing the Children 1

James konnte nicht ahnen, dass eine Partie „Wahrheit oder Pflicht“ zu der schlimmsten Nacht seines Lebens führen würde. Jetzt sitzt er einem Mann in Anzug gegenüber und muss versuchen zu erklären, was er in der Schlucht im Wald gesehen hat. Etwas, wovon er weiß, dass es eigentlich nicht existieren sollte. Doch dummerweise kann er nicht vergessen, dass er mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein Monster seine Freunde zerriss.

Allerdings ist das nicht das erste Unglück dieser Art im eigentlich ruhigen Archer‘s Peak. Seit einiger Zeit verschwinden Kinder, doch die Leichenfunde von James‘ Freunden setzen den Ereignissen die Krone auf. Eine große Nervosität erfasst die Stadt und James ist das Ziel von Anfeindungen. Wer sollte ihm auch die Geschichte mit den Monstern glauben?

Da erscheint eines Tages eine junge Frau namens Erica Slaughter auf der Bildfläche. Sie gibt vor, zu wissen, was in der Gemeinde vor sich geht und was noch wichtiger ist: Wie man es besiegen kann.

Something is killing the Children liefert eine Mischung aus Splatter und Psychoterror, gepaart mit einer ordentlichen Portion Rätselhaftigkeit. Autor James Tynion IV hält sich nicht lange mit Einleitungen auf, sondern entführt Leser*innen direkt in das Grauen um Archer‘s Peak. Erst danach wird sich etwas Zeit genommen, um die wichtigsten Akteure vorzustellen und das Gesamtbild zu präsentieren. Dabei gelingt es dem Autor ausgesprochen gut, die blank liegenden Nerven und die verzweifelte Lage in dem Städtchen zu präsentieren.

Das Erscheinen von Erica bringt eine zusätzliche Dynamik ins Spiel, da sie augenscheinlich Teil einer größeren Institution ist und selbst ein Geheimnis verbirgt. Andeutungen hierzu finden sich über die gesamte Graphic Novel hinweg, wobei man auf Antworten vergeblich wartet. Das erzeugt eine Aura des Mysteriösen um die junge Frau, wobei man sich gleichzeitig mehr Hintergrundinformationen über sie wünscht.

Der Spannungsbogen ist exzellent gestaltet. Nachdem man unmittelbar in den Horror geworfen wird und die Prämisse etabliert ist, geht die Handlung ohne Umwege auf den unvermeidlichen Höhepunkt zu. Dieser ist zugegeben zum Großteil Standardkost, doch sorgen Details für interessante Wendungen. Das Finale ist schließlich ein actionreicher Nervenkitzel, dessen Ausgang ungewiss ist.

Die visuelle Gestaltung von Künstler Werter Dell‘edera und Kolorist Miquel Muerto erinnert vom Stil an die Graphic Novel zu American Gods. Die Zeichnungen sind simpel, aber dennoch ausdrucksstark gestaltet. Besonders geizt die Graphic Novel nicht mit expliziten Szenen bei den Angriffen der Monstern. Die tödlichen Wunden und Verletzungen an den Opfern sind deutlich sichtbar, wenngleich das Team glücklicherweise den Splatter nicht zu effekthaschend einsetzt.

Die Kolorierung ist allgemein trüb und düster gehalten und verstärkt damit die Atmosphäre der Handlung. Szenen bei Nacht stechen besonders hervor, da sie nochmals bedrohlicher wirken und besonders in den gewalttätigen Szenen stark auf die Kontrastwirkung der Farbe Rot setzen.

© Splitter

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor*in: James Tynion IV
  • Zeichner*in: Werther Dell’edera, Miquel Muerto
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 144
  • Preis: 19,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Something is killing the Children 2

Nach den Ereignissen des ersten Bandes ist noch lange keine Ruhe in Archer‘s Peak eingetreten. Ganz im Gegenteil: Erica Slaughter muss gerade erst das wahre Ausmaß der Bedrohung erkennen. Gleichzeitig bahnen sich die Auswirkungen der Vorkommnisse des ersten Bandes an. Auf der einen Seite müssen die Bewohner von Archer‘s Peak mit den grauenhaften Funden umgehen. Auf der anderen Seite ist die Organisation, der Erica angehört, nicht begeistert über die erregte Aufmerksamkeit. Sie sendet einen Mitarbeiter aus, der das Chaos beseitigen und die Geschehnisse vertuschen soll. Das verkompliziert eine bereits unangenehme Lage noch weiter.

Something is killing the Children 2 lässt hinsichtlich des Spannungsbogens nicht nach. Da mittlerweile der Kontext der Handlung bekannt ist, fokussiert sich Autor James Tynion IV in diesem Band auf die Charaktere. Besonders der Hintergrund von Erica wird beleuchtet, wenngleich viel von ihrer Vergangenheit weiter im Dunkeln bleibt. Das erzeugt eine gelungene Balance aus Charakterentwicklung und Rätselhaftigkeit.

Am meisten muss man jedoch mit den Bewohnern der Gemeinde mitfühlen, die nach dem Pilotband nun mit voller Wucht mit der brutalen Realität konfrontiert werden. Besonders die Handlungsstränge des Sheriffs und des Bruders eines der verschwundenen Mädchen wirken tragisch. Natürlich spielen auch die Ereignisse um James weiterhin eine wichtige Rolle, wenngleich sie etwas in den Hintergrund treten.

Der neue Charakter aus der Organisation ist die fraglichste Ergänzung. Auf der einen Seite liefert er einen Blick in die Vorgänge dieser merkwürdigen Institution. Auf der anderen Seite ist die Figur oberflächlich gestaltet und hinterlässt wenig Eindruck. Daran ändert auch die zugegeben eindrucksvolle Szene am Ende des Bandes nichts.

Hinsichtlich der visuellen Gestaltung bleibt die hohe Qualität von Illustrationen und Kolorierungen erhalten. Darüber hinaus wirkt diese Graphic Novel brutaler als der Vorgänger, obgleich die Handlung insgesamt weniger Action und Gemetzel enthält. Sollten diese jedoch vorkommen, hinterlassen sie eine stärkere Schockwirkung. Am deutlichsten wird das anhand einer Szene vor der Turnhalle der Gemeinde und dem Schicksal eines jungen Mädchens.

© Splitter

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter
  • Autor*in: James Tynion IV
  • Zeichner*in: Werther Dell’edera, Miquel Muerto
  • Erscheinungsjahr: 2020
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 144
  • Preis: 19,80 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo

 

Gesamtfazit

Something is killing the Children ist eine spannende Lektüre, sorgt aber definitiv nicht für gute Laune. Die Handlung um eine Serie von vermissten Kindern in der Gemeinde Archer‘s Peak geht schonungslos ins Eingemachte und etabliert die Bedrohung von Seite eins an. Im Laufe der Lektüre erlebt man Nervenkitzel, Hoffnung, Enttäuschung und Grauen. Das letztgenannte wird durch die übernatürliche Bedrohung verursacht, die das Örtchen in Atem hält und von Protagonistin Erica Slaughter gejagt wird. Begleitet wird diese Reise durch menschliche Tragödien und die Neugier um jene seltsame Organisation, der Erica angehört.

Die visuelle Gestaltung passt mit ihrem simplen, eindringlichen Stil und der bedrückenden Kolorierung perfekt zur Atmosphäre der Handlung. Schwer zu verdauen könnte für einige Lesende die dargestellte Gewalt gegenüber Kindern sein, die durch die Monstren ausgeübt wird. Zwar sieht das künstlerische Team von exzessivem Splatter ab, doch einige Szenen haben es definitiv in sich.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt mit Something is killing the Children eine spannende Lektüre, die von ihren Elementen her Ähnlichkeiten mit Gideon Falls und Stranger Things aufweist. Als jemand, der diese Graphic Novel für lange Zeit nicht auf dem Schirm hatte, war die Lektüre eine überaus positive Überraschung. Die Geschichte wird im Dezember 2021 mit dem dritten Band fortgeführt.

  • Spannende und bedrückende Horror-Geschichte um verschwundene Kinder
  • Mysteriöse und interessante Charaktere
  • Atmosphärische und die Stimmung verstärkende visuelle Gestaltung
 

  • Für einige Lesende möglicherweise zu brutal, speziell aufgrund der Gewalt gegen Kinder

 

Artikelbilder: © Splitter
Layout und Satz: Melanie Maria Mazur
Lektorat: Giovanna Pirillo
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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