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Auf den Feldern ist der August 2018 von der großen Dürre geprägt. In den Comic-Regalen versucht Panini die Dürre mit neuen Marvel Comics zu beenden: Wie schlägt sich Viv Vision in ihrem neuen Körper? Kann Peter Parker seinen Verfolgern entkommen? Und schafft es Deadpool Stryfe auszutricksen?

Die Geschichten, die im letzten Monat erzählt wurden, werden hier fortgesetzt und die Cliffhanger werden aufgelöst. Spider-Man wurde vom FBI gejagt, nachdem er J.J. Jameson seine Identität offenbarte, Viv Vision hat von High Evolutionary einen menschlichen Körper bekommen, und Deadpool versucht Stryfe dadurch zu besänftigen, indem er ihm das Herz des zukünftigen Cable bringt. Dabei landet mancher Held im Knast und andere im Grab. Aber wie wir alle wissen, bedeutet das bei Marvel nur wenig. Also schnappt euch die Comic-Hefte und ab in die Sonne damit.

Deadpool #25

Stryfe hat Deadpool an der Angel. Das Leben von dessen Tochter Ellie hängt davon ab, ob Wade ihm hilft oder nicht. Im letzten Heft heckte dieser mit Cable zusammen den Plan aus, ihm das zu geben, was er verlangt hat: Cables Herz. Aber wer mit Zeitreisenden arbeitet, bekommt nicht unbedingt das, was er erwartet. So hat Wade zwar Cables Herz, aber Cable ist noch längst nicht tot. Das Heft beginnt also mit einem großen Showdown zwischen den drei Kontrahenten. Und es endet mit einem Aufeinandertreffen von Deadpool und dem bösen Steve Rogers aus der alternativen Zeitlinie von Secret Empire.

Ohne zu viel zu verraten: Aus beiden Begegnungen hätte man wesentlich mehr machen können. Die Geschichte plätschert ohne große Höhepunkte ziemlich vor sich hin. Deadpool ist wechselhaft wie immer und es scheint, als ob ihm eigentlich alles egal ist. Das ist gut für Gags, funktioniert aber nicht, wenn man versucht eine emotionale Bindung hinzubekommen. Und bis auf ein paar Ausnahmen („Stryfe!“, „Cable!“, „Deadpool!“) will der Humor auch nicht wirklich zünden.

Die Zeichnungen dagegen passen gut, fangen die Stimmung gut ein. Die dünne Linienführung und die kontrastreiche Kolorierung sind in Actionszenen dynamisch und in ruhigen Szenen atmosphärisch. Da fällt auch der Zeichnerwechsel zwischen den beiden Geschichten nicht ins Gewicht. Das Treffen mit Steve Rogers ist in Grautönen gehalten und nur ganz wenige Farbspritzer stechen heraus. Ich finde das Stilmittel gut gewählt, auch wenn es mich nicht sonderlich begeistern will.

Der alternative Steve Rogers wird hier als skrupelloser Strippenzieher präsentiert und ich bin gespannt, ob seine Geschichte noch weitergeschrieben wird. Er scheint sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Ob dies zum Antagonisten des Secret Empire Events passen will, darf jeder selbst entscheiden.

Nachdem das letzte Heft vor originellen Ideen nur so strotzte, stellt sich hier wieder eine Flaute ein, und ich habe das Gefühl der Plot würde sich im Kreis drehen. Mir ist das alles ein wenig zu wankelmütig und nicht mutig genug. Fast scheint es, als ob auch Gerry Duggan nicht wüsste, was er mit den offenen Fäden anfangen sollte, die er in den letzten Ausgaben gesponnen hat. Zu Deadpool mag es passen, aber um mehr zu sein als eine souveräne Leistung, ist das einfach zu wenig.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Scott Koblish, Matteo Lolli
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers #26

Die Champions und die Avengers haben im letzten Heft High Evolutionary bekämpft. Doch dieser opferte sich, bevor die Gefahr der kollidierenden Erden gebannt werden konnte. Die Helden dringen also ins Innere der Gegenerde vor und versuchen dort die Apparatur auszuschalten, die das alles verursacht. Dabei treffen sie auf die Schöpfungen des besiegten Antagonisten. Für Viv Vision scheint der Einsatz aber hier schon beendet zu sein, da sie in ihrem neuen Körper keinerlei Superkräfte mehr vorzuweisen hat. Wie geht sie mit der neuen Situation um?

Ist der erste Comic noch von einem relativ einfachen Spannungsbogen getrieben, versucht sich Mark Waid im zweiten Teil an ein wenig Charakterentwicklung. Viv steht hier im Mittelpunkt und auch ihre Beziehung zu ihrem Vater Vision. Die ganzen Dialoge gehen für mich in die richtige Richtung, aber sind mir letztendlich dann doch etwas zu flach. Er kommt nicht ansatzweise an die Genialität von Tom Kings Vision: Eine (fast) normale Familie heran. Während Vision ein moderner Klassiker ist, wird dieses Avengers-Heft bald schon vergessen sein.

Die Bilder sind gut und zeichnen sich vor allen Dingen durch eine gelungene Kolorierung und digitale Nachbearbeitung aus. Licht und Schatten kommen gut zur Geltung und tragen zur Stimmung der Geschichte bei. Als Bonus liegt dem Heft noch ein Filmplakat von Ant-Man and the Wasp bei. Das ist nettes Beiwerk, aber wertet das Produkt nicht auf.

Meine Meinung zu dem Heft ist zweigeteilt. Ist der erste Comic ein gewöhnliches Abenteuer nach dem üblichen Schema, versucht der zweite Comic emotionale und charakterliche Tiefe aufzubauen. Während der Actionteil souverän, aber vorhersehbar, funktioniert, will der ambitioniertere Teil nicht so recht fruchten. In beiden Teilen sind Entscheidungen als Grundvoraussetzung einer guten Geschichte vorhanden. Das moralische Dilemma kommt aber nur verzögert beim Leser an. In Summe gleichen sich Licht und Schatten aus und es bleibt bei einer durchschnittlichen Wertung.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Mark Waid
  • Zeichner(in): Jesus Saiz, Humberto Ramos
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Spider-Man #26

Es gibt Hefte, die eignen sich gut zum Einstieg in eine Reihe und solche, die es nicht tun. Dieses Heft gehört zur zweiten Sorte. Peter Parker wird am Anfang vom FBI verfolgt und auch Agent Mintz ist dabei und schafft es, dessen Spinnensensoren zu blockieren. Die Hintergründe dafür sind unklar, haben aber mit Peters Schwester Theresa und dem Tinkerer zu tun. Die Story dazu begann in Spider-Man 19 und ist auch mit der Kenntnis der vorherigen Comics nur schwer verständlich. Das liegt auch daran, dass die Handlung sehr oft die Richtung wechselt und dabei den roten Faden verliert.

Dabei hätte die Geschichte großes Potential. Es ist eine Agentengeschichte mit gestohlenen Daten, undurchsichtigen Regierungsbeamten und einem seltsamen Symbol auf dem Handy von Superschurken. Gleichzeitig will die Geschichte aber auch den Spider-Man-typischen Humor integrieren, viele Figuren einbinden und dabei noch überraschen. Die Nachvollziehbarkeit der Handlungen vieler Charaktere bleibt so aber auf der Strecke.

Gezeichnet und koloriert ist der Comic sehr atmosphärisch und für einen Spider-Man überraschend düster. Das Panellayout ist ziemlich gradlinig und selten originell. Beim Erscheinungsbild gibt es insgesamt wenig zu meckern, aber auch wenig, dass wirklich zu begeistern weiß.

Vergleicht man die Situation am Anfang und am Ende des Comics, merkt man, dass hier eigentlich nichts Relevantes passiert ist. Man erfährt wenig Neues, Charaktere und die Beziehungen untereinander entwickeln sich (mit einer Ausnahme) nicht weiter und der Titel „Endstation Knast“ kann nicht ernst gemeint sein. Der Geschichte hätte es gut getan, den Fokus auf die zentralen Figuren zu richten, und nicht überall noch weitere Superhelden einzubauen, die als Deus Ex Machina einmal auftauchen und ohne weitere Erwähnung wieder verschwinden.

Insgesamt ist das Heft ganz nette Unterhaltung, die weder besonders positiv oder negativ herausragt. Wer sich für die Story um Gray Blade interessiert, kann hier zugreifen. Für alle anderen ist dies ein Spider-Man-Comic, den man sehr schnell wieder vergessen wird.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Chip Zdarsky
  • Zeichner(in): Adam Kubert
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Deadpool #26

Gerade rechtzeitig erschienen ist der neue Deadpool-Band, der nahtlos da ansetzt, wo Band #25 aufgehört hat. Aber bevor sich Wade Wilson um die Todesliste, die er von Stryfe bekommen hat, kümmert, muss er sich noch mit Rogue und Madcap auseinandersetzen. Während Anna Marie ihn wegen seiner Unterstützung des Hydra-Regimes zur Verantwortung ziehen möchte, will der verrückte Hutträger Deadpool einfach nur quälen. Madcap war ursprünglich dafür verantwortlich, dass Ellie mit dem Virus infiziert wurde und die Hilfe von Stryfe annehmen musste, und so in dessen Schuld geriet (siehe Deadpool #13 und Folgende).

Die Begegnung mit Rogue läuft ziemlich harmlos ab und würde ich als langweilig bezeichnen. Die Begegnung mit Madcap verspricht da ein größeres Potential und wartet mit einer kleinen Überraschung auf. Nach der Pointe ist die Wirkung davon aber auch schon wieder verpufft. Letztendlich wird Madcap auf ziemlich unelegante Weise aus der Geschichte gezogen und es wirkt beinahe, als ob Gerry Duggan diesen Handlungsfaden noch irgendwie beenden wollte, bevor sein Deadpool-Run endet.

Die Zeichnungen sind wieder ganz gut gelungen und sowohl Scott Koblish als auch Metteo Lolli hauchen Deadpool Leben ein. Die Begegnung mit Rogue ist recht konservativ gezeichnet und besticht durch eine sonnige Kolorierung. Das Treffen mit Madcap fokussiert sich dagegen auf die wilden Zeichnungen der beiden grenzdebilen Figuren und legt keinen Wert auf Hintergründe oder realistische Figuren. Ein Comicstil, der dazu passt.

Abgerundet wird das Comic mit einem Werbeteaser zu Deadpool vs. Old Man Logan und einem „Secret Comic“, der ohne Zusammenhang wenig Sinn ergibt.

Interessiert man sich für die Rahmenhandlung, passiert in diesem Heft nicht viel dazu. Möchte man einfach nur sehen, wie sich Deadpool mit diversen Figuren kloppt, bekommt man genau das, was man erwartet. Das ist nichts Verwerfliches, doch gerade bei solchen Begegnungen wünsche ich mir ein wenig mehr Originalität. Entweder die Plot- oder die Gagdichte müsste höher sein, um dieses Heft über den Durchschnitt zu heben.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Scott Koblish, Matteo Lolli
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Die Dürre auf den Feldern spiegelt sich auch in den Comic-Heften wider. Der heiße Sommer ist von trägen Geschichten und viel ungenutztem Potential geprägt. Keines der Hefte ist ein Highlight. Interessant sind sie ausschließlich für diejenigen, welche ohnehin in den Serien sind und wissen wollen, wie die Geschichten weitergehen. Das soll nicht heißen, dass die Comics schlecht sind. Doch mitreißen können sie leider auch nicht.

Artikelbilder: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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