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Letztes Wochenende fand das erste Warhammer Fest Europe im Maritim-Hotel in Düsseldorf statt. Wir waren für euch vor Ort und haben uns nicht nur die Neuheiten angeschaut, sondern auch spannende Nachfragen in den Vorstellungsseminaren gestellt.

Das Warhammer Fest ist inzwischen ein klares Standbein des Repräsentationskonzeptes von Games Workshop (GW) geworden. In regelmäßigen Abständen wird auf einer Mischung aus Verkaufsveranstaltung, Turnier, Malwettbewerb und Präsentation von Neuheiten das Hobby gezeigt. Am letzten Wochenende fand das Event zum ersten Mal in Deutschland, genau genommen in den Räumlichkeiten des Maritim-Hotels nahe des düsseldorfer Flughafens, statt.

Im Folgenden soll es nicht nur um unsere Eindrücke vor Ort gehen, sondern insbesondere um die Ankündigungen der unterschiedlichen Spielsysteme. Dabei stützen wir uns nicht nur auf die vorgestellten Produkte, sondern auch darauf, was die Designer auf Nachfragen aus dem Publikum antworteten.

Alles neu in Düsseldorf?

Lange bevor es das Warhammer Fest gab, hieß die Veranstaltung noch Games Day und fand in Köln statt. Das neue Warhammer Fest Europe ist deutlich kleiner ausgefallen als der alte große Bruder. Ungefähr 1.000 Teilnehmer besuchten das Event am Samstag und Sonntag. Auffällig war das, trotz des erstmaligen Stattfindens der Veranstaltung in Deutschland, sehr internationale Publikum. Die Stimmung war im allgemeinen sehr freundlich, sei es bei den Mitarbeitern vor Ort oder den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zentraler Dreh- und Angelpunkt des Hauptraums waren neben dem großen Verkaufsbereich die Glaskästen mit den grandios bemalten Modellen für den Golden Demon, den Malwettbewerb von GW. In unserer Galerie findet ihr eine ganze Reihe der teilnehmenden Miniaturen und natürlich auch den Gewinner.

Die Turniere wurden konzentriert, aber freundlich geführt. Auffällig war die hohe Dichte an Imperial Knights in den anwesenden imperialen Listen. Der Turnierraum war recht eng gefüllt, wer den Spielen zuschauen wollte, musste aufpassen, dass er den Kombattanten nicht im Weg stand. Am heißesten erwartet wurden aber die Vorstellungsseminare für die unterschiedlichen Spielsysteme, die entsprechenden Konferenzräume waren bis zum letzten Platz gefüllt. Im Folgenden soll es um die Neuerungen und Ankündigungen der unterschiedlichen Spielsysteme gehen.

Adeptus Titanicus

Adeptus Titanicus startete ebenfalls auf dem Warhammer Fest

Games Workshops aktuellstes Spielsystem erhielt überraschend wenig Neuankündigungen. Erste Bilder des Warhound-Titans wurden gezeigt, aber keine Ankündigung der dringend nötigen zusätzlichen Waffenoptionen, die sowohl Reaver als auch Warlord fehlen. Hier müssen innerhalb der nächsten Wochen und Monate dringend neue Inhalte nachgeliefert werden, wenn das System nicht seinen Reiz und damit seine Spielerschaft verlieren soll, bevor es überhaupt richtig begonnen hat.

Auf Nachfrage wurde zumindest angekündigt, dass irgendwann ein Imperator-Titan kommen würde, die größte Titanenklasse. Ein Zeitpunkt wurde aber nicht mal angedeutet.

Age of Sigmar

Die Vorstellungen für Age of Sigmar fielen ebenfalls überraschend dürftig aus. Tatsächlich wurde nur ein einzelner neuer Zauber gezeigt, eine Art brennender Bulle. Potentiell deutet dieser Zauber auf eine neue Destruktion-Fraktion hin, die Gerüchte besagen aber immer noch, dass die Nachtgoblins ihre Wiederkehr feiern könnten. Auch auf unsere gezielten Nachfragen hielt man sich dazu bei GW leider merklich bedeckt.

Black Library

Im Februar 2019 wird die The Horus Heresy-Reihe ihren Abschluss finden, und zwar mit dem Roman The Buried Dagger. Dieser wird von dort aus dann die Belagerung Terras einleiten, die mit einer eigenen Bücherreihe aufgearbeitet wird. The Horus Heresy ist die erfolgreichste Buchreihe von Black Library, haben es doch einige Titel sogar in die Bestsellerlisten der New York Times geschafft. Es ist davon auszugehen, dass man dem gewohnten Konzept, wechselnde Autoren ins Boot zu holen, treu bleiben wird.

Blood Bowl

Blood Bowl erhält mit den Nurgle‘s Rotters sein erstes Nurgle-Team. Die Miniaturen sind in gewohnter Form, nämlich irgendwo zwischen eklig und amüsant anzusehen, gestaltet. Die Regeln für die Miniaturen erscheinen im Blood Bowl-Magazin Spike, hier dann in der dritten Ausgabe. Die Anhänger Nurgles erhalten auch ein eigenes Spielfeld, das im gewohnten Grün des Seuchengottes gehalten ist. Zusätzlich hat Forge World eine ganze Reihe neuer Miniaturen angekündigt, beispielsweise neue Cheerleader und sowohl Elfen- als auch Dunkelelfen-Starspieler.

Hinzu kommt ein weiteres Modell für einen gepanzerten Troll, damit man in einer reinen Goblinmannschaft, so man zwei Trolle spielt, auch zwei unterschiedliche Modelle aufs Feld stellen kann. Blood Bowl scheint somit weiterhin auf eine Mischung aus Plastikmodellen und Resinergänzungen von Forgeworld zu setzen.

Warhammer Champions wurde intensiv ausprobiert

Der Herr der Ringe

Das Der Herr der Ringe-Tabletopspiel von GW erhält in Kürze eine neue Grundbox, die als Ausgangslage die Schlacht auf den Pelennor-Feldern wählt. Neben neuen Miniaturen gibt es eine komplette Überarbeitung der Regeln und ein Armeebuch, das die aktuellen Werte aller bisher erschienenen Modelle aller Fraktionen beinhaltet. Somit möchte man wohl wie schon bei den Indizes für Warhammer 40k dafür sorgen, dass die Spielerinnen und Spieler einen möglichst reibungslosen Übergang von einer Edition in die nächste erleben. Das Material der Grundbox machte einen guten Eindruck, bot sie doch mehr als 80 Modelle und selbst unterschiedliche Kopfoptionen für Charaktermodelle wie Théoden.

Interessant sind die Entfernungsmesser, die mit der neuen Edition erscheinen. Diese sind unterschiedlichen berühmten Waffen aus dem Der Herr der Ringe-Hintergrund nachgeformt und entsprechen der Bewegungsweite des jeweiligen Trägers. Stich ist beispielsweise vier Zoll lang, was die Bewegungsweite eines Hobbits ist, Gimlis Axt fünf Zoll, was der Bewegungsweite eines Zwerges entspricht. Wie sinnvoll diese Entfernungsmesser anzuwenden sind, wird sich zeigen. Unterhaltsam ist die Idee jedoch ohne Frage. Mit dem neuen Regelcodex führt man auch die Einheiten und Werte des Der Hobbit-Tabletops mit denen des Der Herr der Ringe-Hintergrundes zusammen. Eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung, ist eine Koexistenz von zwei Systemen nebeneinander meist kaum sinnvoll.

Insgesamt stehen den Anhängern des Der Herr der Ringe-Strategiespiels wohl spannende Monate bevor, die weiterhin mit Inhalten gefüllt sein sollen. Forge World hat bekräftigt, dass sie mindestens einmal im Monat neue Inhalte für dieses Spielsystem herausbringen werden.

Die Modelle von The Horus Heresy

Es gab keine größeren Ankündigungen zur Modellreihe der Horus Heresy, allerdings wurden einzelne Modelle vorgestellt. Die Blood Angels erhalten neben einem Praetor, sowohl in normaler Ausführung als auch in Terminator-Rüstung, ein eigenes Contemptor– und ein Leviathan-Chassis. Interessant ist dabei vor allem Letztgenanntes, haben die alten Orden doch bisher keine individualisierten Leviathane. Da diese Cybot-Variante sich aber großer Beliebtheit erfreut, ist es durchaus möglich, dass noch mehr unterschiedliche Chassis folgen werden.

Für alle Orden besteht die Möglichkeit, zwei neue Spezialisten zu nutzen: Vigilators und Praevians. Letztgenannte ermöglichen den Einsatz von Robotern der Mechanicus Taghmata in Space Marine-Listen, wobei diese dann auch die Vorteile der jeweiligen Legion erhalten. Es wurden noch einige weitere Modelle gezeigt, diese waren, wie die Alpha Legion Praetors, jedoch schon bekannt. Die Beliebtheit von 30k-Plastikminiaturen sei den Designstudios abschließend bekannt, im Augenblick seien aber keine neuen Plastiksets geplant.

Ein Chaosknight marschiert vorwärts

Killteam

Killteam ist noch nicht lange erschienen, erfreut sich aber schon großer Beliebtheit. Der stete Strom an unterschiedlichen Kill Teams erhält bald schon weitere Truppen durch eine Box mit Drukhari und eine mit Deathwatch Marines. Gleichzeitig erscheint mit dem Death World Forest Board ein neues Spielbrett mit Regeln für den Einsatz in tödlichen Xenowäldern.

Interessant ist vor allem die bald anstehende Erweiterung Rogue Trader, die schon vor einiger Zeit angeteasert wurde. Diese erscheint im September und enthält mit den Rogue Tradern und den Gallowpogs Infected, ein Nurgle, den Seuchengott, anbetender Kultistenkult, zwei neue Gruppen. Gleichzeitig bekommt Killteam mit der Erweiterung Regeln für den Kampf in Räumen mit Türen und Schotts. Viele aufhorchen ließ die Anmerkung, dass beide Fraktionen auch in normalen 40k-Spielen genutzt werden können. Auf die Nachfrage einer Spielerin aus dem Publikum wurde erklärt, dass die beiden Gruppierungen nicht bestehenden Imperiums- oder Chaos-Fraktionen zugeordnet werden, sondern in der Box jeweils einen Minicodex erhalten, wie dies auch schon die Adeptus Custodes in ihrer Box erhielten, bevor sie deutlich später einen richtigen Codex bekamen.

Die Hoffnung ist somit gegeben, dass hier schon die Erscheinungen für das späte nächste Jahr gezeigt werden. Forge World-Mitarbeiter erklärten noch auf die Frage nach ihrer Unterstützung des Systems, dass von Forge World keine Inhalte für Killteam kommen würden, Killteam-Regeln für Forge World-Modelle jedoch möglich seien.

Necromunda

Für Necromunda ist mit Cawdor gerade die nächste Gang erschienen, so dass sich die Neuerscheinungen auf Einzelartikel von Forge World begrenzten: neue Waffenoptionen für Van Saar, ein Krokodilhaustier für Haus Goliath und eine Heldin für Haus Eshin. An sich nichts Weltbewegendes, aber seit seinem Erscheinen wird Necromunda konstant mit neuen Inhalten versorgt und dabei sind Publikumslieblinge wie Redemptionisten oder Adeptus Arbites noch gar nicht erschienen.

Warhammer Champions

Mit Warhammer Champions bekommt Age of Sigmar ein eigenes Trading Card Game. Die Mechanismen werden wir wohl in einem gesonderten Artikel näher beleuchten. Interessant sind zwei Mechaniken, die uns vorgestellt wurden und das Kartenspiel angenehm abheben könnten. Zum einen gibt es eine Augmented Reality-Unterstützung der Karten, die wohl über Mobiltelefone genutzt werden kann und dann während des Spiels die Karten in Bewegung zeigt.

Weiterhin soll es möglich sein, die Karten einzuscannen. Damit lässt sich nicht nur nachvollziehen, wem die Karten gehören oder an welchen Turnieren diese teilgenommen haben, sondern auch ein digitaler Einsatz ist möglich. Dabei soll die Karte mehr als einmal eingescannt werden können, womit man sich mit einem Mitspielenden Booster teilt, dann aber beide die virtuellen Karten nutzen können. Ob diese Mechanik auch im Praxistext funktioniert, werden wir ausprobieren müssen.

Warhammer Underworlds Shadespire

GW ist mit der Entwicklung von Shadespire wohl hochzufrieden und verlängert das Spiel um eine zweite Season mit dem Namen Nightvault. Diese wird nochmal den gleichen Umfang haben wie die bisherigen Erscheinungen für das kompakte Spielsystem. Auch der Hintergrund findet in dieser zweiten Season seine Fortsetzung und ist auch schon in einem ersten Video angeteasert worden. Interessant war die Antwort auf die Frage, ob es auch Dämonen und Elfen dort geben würde.

Dies wurde nicht eindeutig bestätigt, stattdessen aber erklärt, dass man bei Shadespire noch Völker sehen würde, die noch gar nicht bei Age of Sigmar aufgetreten sind. Man darf gespannt sein, welche Völker dies noch sein könnten und ob diese auch einen Armeeableger im normalen Tabletop bekommen.

Shadespire wurde auch im Turnier viel gespielt.

Warhammer 40k

Als größter und letzter Punkt wurde in den Ankündigungen über Neuerscheinungen für 40k gesprochen, ist dies doch immer noch das am besten laufende Segment von Games Workshop. Mit Speed Freeks bekommen die Orks im Oktober eine Stand Alone-Box, in der sich neben zwei neuen Warbuggys auch neue Bikes befinden. Damit sind nach den Ausführungen vor Ort die Neuerscheinungen für die Orks noch nicht abgeschlossen, neben einem neuen Codex wird es auch weitere neue Miniaturen geben.

Gleichzeitig wurde bestätigt, dass der Codex Genestealer Cults erst nach dem Ork-Codex erscheinen wird, potenziell im November. In der nachfolgenden Fragerunde wurden sowohl Hoffnungen geschürt als auch andere zerstört. So wurde die Möglichkeit in den Raum gestellt, dass Regeln für individuell modifizierte Orkfahrzeuge über In Nomine Imperatoris am Ende des Jahres erfolgen könnte. Gleichzeitig wurde klar gesagt, dass Gorkamorka keine Neuauflage erfahren wird. Speed Freeks sei die Alternative dazu und in den Augen der Designer auch deutlich besser als das alte Gorkamorka.

Zum Ende der Präsentation wurden noch einige neue Einblicke zu den Adeptus Sororitas vermittelt. Neue Modelle waren noch nicht zu sehen, dafür jedoch neu designte Waffen, die das klerikale Aussehen der Armee gut einfingen, sei es durch mit Bannzeichen besetzte Munition oder Flammenwerfer, die wie Fackeln geformt sind. Auf gezielte Nachfragen wurde hierbei erklärt, dass wohl auch die alten Fahrzeuge eine Überarbeitung erfahren würden. Weiterhin könne man sich, für die Größe der Miniaturen, an Celestine und ihren Seraphine orientieren. Diese seien den neuen Sororitas in ihrer Größe sehr ähnlich. Schade war, dass von Seiten Forge Worlds nichts zu neuen 40k-Kampagnenbändern berichtet wurde, vor allem nichts zum immer noch heiß erwarteten Fires of Cyraxus-Band, der schon mehr als ein Jahr Verzögerung hat.

Custodes treffen beim Turnier auf viel zu viele Talos-Maschinen

Warhammer Fest Europe – Ein lohnender Besuch?

Zugegebenermaßen waren einige Ankündigungen nicht so umfassend, wie man sie sich vielleicht gewünscht hätte. Vor allem die sehr kurze Vorstellung im Age of Sigmar-Bereich erzeugte das eine oder andere Raunen. Man muss dabei jedoch betrachten, dass einerseits diese Veranstaltung relativ klein war und gleichzeitig in zwei Wochen die Novacon in den USA folgt, bei der es noch einige Großankündigungen geben wird.

So oder so blieb das Warhammer Fest Europe ein interessanter Treffpunkt für Hobbyfreunde in netter Atmosphäre. Man kann nur hoffen, dass dieses Ereignis auch im nächsten Jahr von GW wiederholt wird.

Fotografien: Markus Kastell, Michael Engelhardt
Logo und gezeigte Miniaturen: © Games Workshop

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