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Im Bereich der Sammelbände ist der März wohl der Monat der ungewöhnlichen Helden und Konzepte aus der zweiten Reihe. Superboy und Robin tun sich zusammen als die Supersons, Batgirl sammelt Black Canary und Huntress als Birds of Prey um sich und Deathstroke nimmt es diesmal mit den Teen Titans auf.

Der März präsentiert sich diesmal als bestenfalls durchwachsen. Mutig liefert uns Panini eine Sammlung von Geschichten über Helden, die eben nicht dauerhaft im Rampenlicht stehen und eher zur B-Liga der DC-Figuren zählen. Dabei gehen Zeichner und Autoren in diesen Heften leicht abseits des Mainstreams ungewöhnliche Wege und präsentieren eigenständiges Artwork sowie interessante und spannende Konzepte. Wenn Robin und Superboy sich zu den Supersons zusammenschließen, ist jede Menge Teenager-Gezanke vorprogrammiert. Batgirl stellt mit den Birds of Prey ein starkes weibliches Team zusammen und in Der Tod von Hawkman wird laut Verlag die Vorgeschichte zu Batman Metal erzählt. Der neue, fünfte Deathstroke-Band bietet schließlich eine in sich geschlossene, große Geschichte um den Kampf von Deathstroke gegen die Teen Titans. Ob die gewagten Ideen aufgehen und die Zeichenkunst überzeugen kann?

Haupthandlung/Metaplot

Diesem Monat ein großes Thema geben zu wollen, wäre sehr gewagt und künstlich. Es ist der Monat der ungewöhnlichen Team-Ups, der Monat der unerwarteten Helden. Die Teen Titans hatte ich so schnell nicht auf dem deutschen Comic-Markt erwartet, ebenso wenig wie Black Canary und Huntress. Aber den Vogel schießt wahrscheinlich das Duett aus Hawkman und Adam Strange ab, zwei Figuren, die seit einigen Jahren fast in Vergessenheit geraten waren.

Supersons 1 – Jungs unter sich

Mit Supersons schickt DC Entertainment zwei seiner beliebtesten Jung-Helden gemeinsam in den Ring. Robin und Superboy hatten bereits in einigen anderen Heften bewiesen, dass zwischen ihnen eine besondere Dynamik und das Potenzial für eine ungewöhnliche Freundschaft besteht, ganz wie bei ihren Vätern. In ihrem ersten Solo-Abenteuer bekommen sie es mit mächtigen Gegnern zu tun. Neben ihren Vätern, die ihnen ungewöhnlich gewalttätig entgegentreten (das hat seinen Grund, den wir hier nicht spoilern wollen), müssen die Kids sich gegen Lex Luthor durchsetzen und schließlich gegen einen gleichaltrigen Schurken, Kid Amazo, antreten. Und dieser junge Mann leidet unter einer ziemlich kranken Psyche und einem gewaltig aufgeblähten Ego. Der Band ist rasant erzählt, mit einer Menge Humor und einer großen Ladung Teenie-Gezicke. Man spürt das Testosteron, das sich bei den jungen Helden zu bilden beginnt und ihr Kinderleben langsam, aber sicher auf den Kopf stellt. 

Der Wunsch, Regeln zu durchbrechen, und der Drang nach Abenteuer und Rebellion sind fast greifbar. Die beiden Figuren sind sehr unterschiedlich und sprechen jeweils eigene Leser an. Während Jon sich schwer damit tut, die Anweisungen seines Vaters in Frage zu stellen, ist Damian bereits der personifizierte Zwergenaufstand. Insgesamt ist der Band gut gelungen, richtet sich aber überwiegend an die sehr jungen DC-Leser. Für erwachsene Leser gibt es dann doch zu viele Zähneknirsch- und Fremdschäm-Momente.

Die Zeichnungen von Jorge Jimenez treffen den jugendlichen Geist der Geschichte genau. Sein Spiel mit Proportionen und Konturen, seine teilweise dem Manga-Stil entliehenen Verzerrungen und Gesichtsausdrücke wirken jung, frisch und ungewöhnlich.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Peter J. Tomasi
  • Zeichner(in): Jorge Jimenez
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 13,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini

 

Batgirl und die Birds of Prey 1 – Großes Staraufgebot

Einige der ungewöhnlichsten Damen im DC Universum tun sich als Team zusammen – das war schon immer das Konzept der Birds of Prey. Ihre jüngste Manifestation liegt uns jetzt als Megaband vor und enthält gleich zwei volle Geschichten des neuen Teams. Im ersten Teil des Bandes müssen sich Batgirl, Huntress und Black Canary zusammenraufen, um gemeinsam herauszufinden, wer Barbara Gordons Identität als Oracle gestohlen hat und sich nun durch geheime Informationen über die Heldinnen hackt. Oracle war eine Identität, die Barbara nach den Ereignissen im folgenreichen Band The Killing Joke angenommen hatte, als der Joker sie mit einem Schuss in den Rollstuhl beförderte. Lange Jahre hatte sie danach Batman als Hackerin unterstützt, doch nach dem Neustart des DC-Universums konnte sie endlich in das Leben als Batgirl zurückkehren. Mit Black Canary, die sich kurzzeitig als Rockstar durchschlug, und Huntress, zuletzt Geheimagentin und nie ganz durchschaubar, macht sie sich nun auf, das Geheimnis hinter einem neuen Oracle zu lüften. 

Im zweiten Teil des Bandes bekommt die Truppe es dann mit der mysteriösen und übernatürlich begabten Black Byrd zu tun, und diese Amsel hat einen harten Schnabel. In diesem Band geben sich einige Größen des DC-Universums die Ehre. Neben Catwoman und Poision Ivy (in der Vergangenheit selbst Teil der Birds of Prey) trifft der Leser auf Nightwing, Batman und sogar Deathstroke.

Leider büßt der Band für mich einiges an Lesevergnügen ein, da die Zeichnungen hier gar nicht funktionieren. Da kann Julie Benson noch so gut erzählen, die Illustrationen von Claire Roe und Roge Antonio entstellen leider in meinen Augen die Figuren so stark, dass das Lesen nur wenig Freude bringt. Die Figuren wirken einfach hässlich, was besonders bei der einstmals so attraktiven Huntress ins Gewicht fällt. Kantig, konturlos und klotzig sind die Worte, die sich zwangsläufig aufdrängen. Schade, das hat die gute Handlung nicht verdient.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Julie Benson
  • Zeichner(in): Claire Roe, Roge Antonio
  • Seitenanzahl: 308
  • Preis: 28,00 EUR
  • Bezugsquelle: Panini

 

Der Tod von Hawkman – Das angebliche Vorspiel zu Batman Metal

Es erfordert schon eine Menge Mut, ungewöhnliche Charaktere wie den unsterblichen und sich ständig reinkarnierenden Hawkman und den Wissenschaftler Adam Strange in einer Geschichte miteinander zu verweben. Beide gehören zum Urgestein der DC-Figuren, doch beide haben es nie in die erste Reihe geschafft. Das werden sie in Der Tod von Hawkman leider auch nicht. Zunächst einmal muss eine Werbestrategie gleich zu Anfang aufgelöst werden: Dieser Band ist nur sehr entfernt ein Vorspiel zu Batman Metal, weil hier erstmalig das ungewöhnliche Metall vorkommt, das in dem großen Mega-Event eine Rolle spielen wird. Mehr hat dieser Band aber mit Batman Metal kaum zu tun. Es handelt sich viel eher um eine Science-Fiction-Geschichte, die dem Hawkman einen neuen Ursprung verleiht. Es geht um Genozid, um den Untergang von Welten und den Tod von Helden. 

Das klingt zunächst spannend, und die Ideen dahinter mögen auch wirklich gut gewesen sein. Leider gehen sie aber nicht auf. Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten stimmt überhaupt nicht, es kommt kein Gefühl beim Leser an. Und es wurde mit Humor nicht gegeizt, was sehr unpassend erscheint, wenn es um tragische Schlachtfeldszenen und eben Völkermord geht. Diesem Thema werden auch die sehr sauberen, fast schon klinischen Zeichnungen nicht gerecht. Krieg besitzt hier keinen Schrecken und kann die Leser somit nicht erreichen. Da helfen auch Cameos von Green Lanterns und Cyborg nicht.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Marc Andreyko
  • Zeichner(in): Aaron Lopresti, Rodney Buchemi
  • Seitenanzahl: 164
  • Preis: 17,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini

 

Deathstroke 5 – Kampf der Titanen? 

Rebirth hat im DC-Universum einiges durcheinandergewirbelt. Das gilt auch für die Teen Titans. Die Teen Titans waren früher ein Team um Nightwing, das aus den wichtigsten Sidekicks des DC-Universums sowie einigen weiteren, eigenständigen Figuren bestand. Heute gibt es gleich zwei Teams aus jungen Titanen. Das Team um Nightwing nennt sich nun nur noch Titans, während Damian Wayne als Robin die Teen Titans um sich gesammelt hat. An seiner Seite kämpfen beliebte Figuren wie der neue Kid Flash, Raven und Beast Boy, der grüne Gestaltwandler. Was hat das alles mit Deathstroke zu tun? Ganz einfach! Dieser Band ist eine kleine Mogelpackung, denn er versammelt nicht nur Deathstroke-Hefte, sondern auch Ausgaben der Titans und der Teen Titans. 

Dem Leser wird eine geniale Geschichte um die klassische Auseinandersetzung zwischen Deathstroke und den Teen Titans im Rebirth-Stil geliefert. Die Realitäten wurden kräftig gemischt und so bekommt der alte Konflikt, den erfahrene DC-Leser schon so lange kennen, völlig neue Facetten und Elemente. Und ganz nebenbei bietet der Band zudem wichtige weitere Schritte in Deathstrokes Familiensaga und das Zusammensetzen eines neuen, ungewöhnlichen Teams.

Die Zeichnungen sind qualitativ hochwertig und dynamisch. Es macht Spaß, den Figuren beim Agieren zuzusehen, denn jede Figur ist in ihren Bewegungen und ihren Charakteristiken ausgezeichnet getroffen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Abnett u. A.
  • Zeichner(in): Brett Booth u. A.
  • Seitenanzahl: 132
  • Preis: 15,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini

 

Fazit des Monats

Der März ist ein durchwachsener Monat. Neue Ideen wurden ausprobiert, neue Konzepte getestet. Doch nicht alle diese Versuche waren erfolgreich. Der Tod von Hawkman ist ein lieblos wirkendes Machwerk, das zwei sehr ungewöhnliche Helden des DC-Universums aus ihrer Versenkung reißt, sie notdürftig zusammenschweißt und versucht, in sehr sterilen Zeichnungen und mit unpassendem Humor ein Science-Fiction-Epos zu erzählen. Leider ist dieser Band wirklich ein Schuss in den Ofen. Batgirl und die Birds of Prey bringt Frauenpower in das DC-Universum. Erzählt werden zwei spannende und atmosphärisch dichte Geschichten, die aber für mich dem mangelnden Talent der Zeichner zum Opfer fielen.

Erzählstil, Story und Zeichnungen sind qualitativ stark durchwachsen.

Und das, obwohl sehr viele aufregende Cameos und wirklich gut durchdachte Storyelemente enthalten sind. Die Supersons Robin und Superboy bieten humorige Action und eine ganze Menge jugendlichen Spaß in einer irrwitzigen und sehr frischen und jungen Geschichte. Erwachsene Leser werden gelegentlich mit den Zähnen knirschen oder versucht sein, den beiden Jung-Helden verbal die Ohren lang zu ziehen, denn die Zielgruppe sind eindeutig Kids. Schließlich bildet der Deathstroke-Band Die Lazarus-Falle eine rundum gelungene Sammlung von Heften, bei denen es nicht nur um Deathstroke und seine Familie, sondern auch um die Teen Titans und die Titans geht. Der Konflikt zwischen den jungen Helden und dem Antihelden ist seit dem Lazarus-Pakt ja eines der großen Epen des DC-Universums.

Artikelbilder: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

2 Kommentare

  1. ich bin voll gespannt auf das Crossover. Die erwachsenen Titans sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Deathstroke kenne ich aber überhaupt nicht. kann man da ins kalte Wasser springen oder muss man sich mit Deathstroke „vorbilden“?

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